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Finnisch-ugrische Forschungen : Zeitschrift für finnisch-ugrische Sprach- und Volkskunde : Band XXVI : Heft 1

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Academic year: 2023

Jaa "Finnisch-ugrische Forschungen : Zeitschrift für finnisch-ugrische Sprach- und Volkskunde : Band XXVI : Heft 1"

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(1)

FINNISCH-UGRISCHE

F O R S C H U N G E N

Z E I T S C H R I F T

FÜR

F I N N I S C H - U G R I S C H E S P R Ẫ C H - U N D V O L K S K U N D E

NEBST

ANZEIGER

UNTER MITWIRKUNG VON FACHGENOSSEN

HERAUSGEGEBEN VON

Y. H. TOIVONEN PAAVO RAVILA

UNO HARVA

HELSINKI

R E D A K T I O N D E R Z E I T S C H R I F T

(2)

І | М Н А Ь Т . Band XXVI. — Heft 1.

Seite Po s t i, La u r i. Ü b e r d e n S tu fen w e c h se l im w e p s is c h e n . . . . 1—25 Fu c h s, D. R . D as obugrische dem in u tivsu ffix - n... 26—62 Be k e, Ö. Zur geschichte eines tscherem issischen nom inal-

b ild u n g s s u f f ix e s ... 63— 75 Rầ s ä n e n, Ma r t t i. N ochm als über ung. könyv ’buch’ und

m ord . końov ’p a p ie r ’... 76—79 Liim o l a, M. E . E tym ologische bem erkungen ... 80— 89 Be k e, ö . Zur geldrechnung der w o t j a k e n ... 90

A nzeiger, heft 1.

B e s p r e c h u n g e n .

Be r o n k a, Jo h a n. L appische K asusstudien. R ez. v . P a a v o

R a v i 1 a... 1— 7 Tu n k e l o, E . A. P ääpainottom an lyh yen ja pitkän i:n vaih-

te lu ista Itä m eren -su o m a la isissa k ielissä . R ez. v. L a u ­

r i P o s t i ... 7—16 Zs ir a i, Mik l ó s. Finnugor rokonságunk. R ez. v. J a l o

K a l i m a ... 16— 18

P o l e m i k .

Ra v il a, Pa a v o. Merja und ts c h e r e m is s e n ... 19— 26

M i t t e i l u n g e n .

To iv o n e n, Y . H. E ine neue Z eitsch rift für W ortforschu ng

und das sie herausgebende in s titu t ... 26—29 To iv o n e n, Y . H. j- Bernhard M u n k á c s i... 29—32

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Die frage, ob es im wepsischen einen Stufenwechsel gegeben h a t oder nicht, gehört zu den problemen, über die u n ter den forschern auf dem gebiet der ostseefinnischen sprachen noch keine einm ütigkeit herrscht. Sie ist jedoch besonders w äh­

rend der zwei letzten jah rzeh n te mehrm als in der wissenschaft­

lichen lite ra tu r gegenständ der erörterung gewesen. Vor k u r­

zem h a t prof. E. A. Tunkelo dieses interessante them a behan­

delt x, und die arbeit dieses hervorragenden kenners des wep­

sischen bezeichnet eine entscheidende phase in der klärung dieser frage.

Im folgenden soll kurz über die Untersuchung prof. T unke­

los berichtet werden, u nd zum schluss werden gewisse gesichts- p unkte und m aterialien vorgeführt, die vielleicht auch hei der endgültigen lösung der frage von bedeutung sind.

Prof. Tunkelo gibt in seiner Untersuchung zunächst einen überblick über die ansichten, die von früheren forschern über den Stufenwechsel im wepsischen geäussert worden sind. Von den neueren forschern ist bekanntlich Setälä der meinung gewesen, dass auch das wepsische einmal einen aus dem urfin- nischen ererbten Stufenwechsel besessen h a t, der später ver­

schwunden ist. Ketttjnen anderseits h a t den stån d p u n k t vertreten, dass es im wepsischen niemals einen Stufenwechsel gegeben habe.

Prof. Tunkelo behandelt dann eingehend die frage, wie das jetzige fehlen des Stufenwechsels im wepsischen zu erklären wäre, wenn m an von der auffassung ausgeht, dass auch das wepsische einmal in den hereich des Stufenwechsels gehört h a t. Zuerst stellt er folgende frage: »Wenn die engelaute

1 E . A. Tu n k e l o V epsän kielen astevaih telu ttom u u d esta, Suom i V 2 0 und V ähäisiä kirjelm iä X C III (44 p.), H elsinki 1938.

Finn.-ugr. Forsch. X X V I.

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2 La u r i Po s t i.

y, ô, ß als schwache entsprechungen der inlautenden, kurzen k, t, p zum lau tb e sta n d des urfinnischen gehört haben, wie wäre dann ihre entw icklung zu g, d, Ъ im wepsischen zu ver­

stehen?» E r erw ähnt, dass z. b. der dentalspirant ô im gebiet des finnischen im dialekt von K aru n a und A hlainen durch den einfluss des schwedischen und im dialekt von Tornio durch den einfluss entw eder des schwedischen oder des la p ­ pischen zu dem entsprechenden m ediaverschlusslaut d gewor­

den ist. D a auf das wepsische eine frem de spräche, das ru s­

sische, wie der verf. eingehend zeigt, jahrhundertelang einge­

w irkt h at, ist es seiner ansicht nach möglich, dass die stim m ­ haften Spiranten y, Ỗ, ß, die im russischen nicht Vorkommen (ausser y selten), durch den einfluss des russischen und durch Vermittlung russisch sprechender Individuen durch die e n t­

sprechenden stim m haften m ediaverschlusslaute g, d, Ъ ersetzt worden sind. Der verf. hebt hervor, dass y, Ỏ, ß sowohl in den altnordischen lehnw örtern des russischen als in den ger­

manischen lehnw örtern des urslavischen durch g, d, Ъ substi­

tu ie rt erscheinen. So ist es nach seiner m einung angängig, den heute im wepsischen s ta tt des angenomm enen Spiranten auf tretenden m ediaverschlusslaut zu erklären. Auch dünkt ihn die annahm e nicht unmöglich, dass die Wandlung von y, Ô, ß zu Verschlusslauten ohne russische m itw irkung s ta tt­

gefunden h ä tte ; er weist auf die tatsache hin, dass z. b. im schwedischen früheres y zu g und zu d geworden sind.

Indes h ä lt er es für wahrscheinlicher, dass y )> g, ô d, ß > Ъ im wepsischen auf russischem einfluss beruhen. (Auf frem de einwirkung — seitens des lettischen — fü h rt prof.

Tunkelo auch den im livischen s ta tt des vorauszusetzenden Spiranten auftretenden Verschlusslaut zurück.) Als dann im wepsischen die tenuisverschlusslaute in stim m hafter Umge­

bung gleichfalls durch den einfluss des russischen stim m haft wurden, h a tte die entw icklung sowohl aus der schwachen als der starken stufe zu demselben ergėbnis geführt, und so w ar der Stufenwechsel zu diesem teil verschwunden.

Auf diese weise erklärt prof. Tunkelo die heutige Vertretung des wepsischen in alten stufenwechselfällen auf der grenze zwi­

schen der ersten und zweiten silbe. D er leser h a t durchgängig

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konstatieren können, dass die darstellung des verf. alle einzel- heiten berücksichtigt und sorgfältig erwägt und dass die Schlussfolgerungen so wohlbegründet und überzeugend sind, wie m an es von einer Untersuchung der in rede stehenden a rt überhaupt verlangen darf.

H iernach geht prof. Tunkelo dazu über, die Vertretung der von der Stufenwechseltheorie angenommenen Spiranten nach dem vokal einer drucklosen silbe zu betrachten. Die Vertre­

tu n g dieser Spiranten h a t in der behandlung der stufenwechsel­

frage im wepsischen eine ausserordentlich wichtige rolle ge­

spielt. D a im wepsischen solche form en begegnen wie vauk- tad, vouktad nom. pl. ’weiss’, korktad nom. pl. ’hoch’, ĩepked nom. pl. ’fittic h ’ usw., für die die stufenwechseltheorie die urform en *valkeỗat, *korkeôat, Hẽpeyet vorausseŧzŧ, h a t prof.

K ettu n en aus den heutigen form en des wepsischen geschlos­

sen, dass auf der grenze zwischen der zweiten un d d ritte n silbe zur zeit der Synkope kein stim m hafter spirant oder Ver­

schlusslaut gestanden haben könne, da die durch Synkope e n t­

standene konsonantengruppe in diesem fall regressiv zu einer stim m haften assim iliert worden wäre. Diese auffassung h a t sich prof. K ettunen auf grund gewisser assim ilationsfälle eines auslautenden Verschlusslautes gebildet, die durch einen fol­

genden anlautenden stim m haften Verschlusslaut oder Spiran­

ten (z, ễ) verursacht worden sind.

Nach Tunkelo ist es natürlich, dass, wenn zwischen den sonanten der 1 . und 2. silbe eine gem inata stand und die d ritte silbe m it einem hom organen stim m haften konsonanten begann, dieser nach der synkope seinen stim m ton verlor, z. b. *kattaöak > kattada > katta ’ decken’, *peịttäôek > peịttę Verstecke dich’, *rikkoyat(t)a ]> rikkat ’tö te t’ (im perat.). D as­

selbe ist nach Tunkelo geschehen, wenn auf der grenze zwi­

schen der 1 . und 2. silbe eine stimmlose konsonantengruppe stand und der anlautende konsonant der 3. silbe hom organ m it dem zweiten konsonanten der gruppe w ar, z. b. *käske- yäm ä > *käskegäm > käskkam, *kastaöak > kastada > kastta,

*muịstaỏak > muštta. U nd selbst wenn der anlautende kon­

sonant der d ritte n silbe ein heterorganer gewesen wäre, h ä tte die durch die synkope eingetretene Verbindung der konsonan-

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4 La u r i Po s t i.

te n nach Tunkelos ansicht nu r zu stim m losen konsonanten­

gruppen führen können, z. b. *rìkkoỗak > rikta, *vāttçyen

> vatken, *lcastayahan > kastkaha. Schliesslich bespricht der verf. fälle, in denen zwischen den sonanten der 1. und 2. silbe eine Verbindung aus stim m haftem konsonanten und stim m ­ losem tenuisverschlusslaut oder eine kurze stimmlose tenuis sta n d (z. b. *ampuỗak, *karkeôata; Hẽpeyet, *rīpiôäk). In die­

sen fällen liegt im wepsischen heute ebenso eine stimmlose konsonantengruppe (am pta, karktad, ľepked, rip(a) vor. Setälä h a t solche form en in seiner Y hteissuom alainen äännehistoria als ergebnisse einer progressiven assim ilation erklärt: nach ihm war bei der synkope der Verschlusslaut auf der grenze zwischen der 1. u nd 2. silbe entschieden noch stimmlos, denn wäre er stim m haft gewesen, so wäre eine stim m hafte konso­

nantengruppe (*pougda, *ĩebged) entstanden. E ine solche progressive assim ilation, die Setälä für das wepsische annahm , h a t wirklich in den skandinavischen sprachen stattgefunden, wie Tunkelo erw ähnt (got. sökida: an. sótti, nschw. sökte).

Aber Tunkelo h e b t hervor, dass die wepsischen form en nicht unbedingt als resultate einer progressiven assim ilation erklärt zu werden brauchen. E r weist auf die von Paasonen aus dem mordwinischen angeführten synkopierten form en piľUťä (ablat. sg. von p iīģ ẽ ’fuss’) und śempta (ablat. sg. von s'embe

’alle’) hin, neben denen nichtsynkopierŧe piīgẫda und sem- bẫdä Vorkommen. Wie Tunkelo bem erkt, m achen diese m ord­

winischen form en auch den schluss K ettunens überflüssig, dass der anlautende konsonant der d ritte n silbe zur zeit der synkope stimmlos gewesen sein m üsste. So scheint vielleicht das wichtigste der argum ente, die gegen den Stufenwechsel im wepsischen ins feld geführt worden sind, seine bedeutung zu verlieren. Nach prof. Tunkelo kann also u n ter dem hin- weis auf die vorerw ähnten m ordwinischen fälle folgende e n t­

wicklung angesetzt werden: *salpaỗan > *salpadan > sadba- dan ^> sauplav/, *korkeöat > *korkedat > korgedad > korkiad;

*sāppayat > säppagat > *sappagad > sapkad; *tiittaßat *tut- tabat *luttabad > tutpad.

Das ergebnis, zu dem verf. in dieser frage kom m t, dünkt wahrscheinlich und hinreichend begründet. In einzellieiten

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könnten die dinge vielleicht ein wenig anders m otiviert wer­

den, aber in diesem Zusammenhang ist es nicht angebracht, auf diese assim ilationsfrage einzugehen, die in ihrem ganzen um fang auch eine genauere berücksichtigung der anscheinend widersprechenden Vertretung im livischen erfordern würde.

H iernach folgt in der Untersuchung prof. Tunkelos der sil­

benauslautende tenuisverschlusslaut und seine angenommene schwache entsprechung. Wie der verf. zeigt, kann die h e u ­ tige Vertretung im wepsischen ohne Schwierigkeit vom stå n d ­ p u n k t der Stufenwechseltheorie aus erklärt werden (kl ~ *yl, kr ~ *yr usw.). Sofern die wepsischen дл, gr usw., wie Setälä v erm utet h a t, von der verallgem einerten starken stufe aus­

gehen, ist das stim m haftw erden der Verschlusslaute m it dem der silbenanlautenden Verschlusslaute zu vergleichen, das der verf. oben auf den einfluss des russischen zurückgeführt h at.

I s t hinwieder in fällen wie egỉẽ, -eị, -ăị 'gestern’, von denen keine starkstufigen formen, die sich h ä tte n verallgemeinern können, bekannt sind, von der spirantischen schwachen stufe auszugehen, so ist nach der ansicht des verf. der spirant hier wie auch zwischen vokalen und aus demselben gründe zum entsprechenden m ediaverschlusslaut geworden. Besonders werden Wörter m it dn hervorgehoben: lidn, -an ’s ta d t’, vadnịaz, -han ’pflugschar’ und vodn, -an 'lam m ', die sich nach dem verf. schwer als Vertreter der starken stufe auffassen lassen, da als V ertreter der starken stufe (in » nn im wepsischen n erscheint: wS ỉänävon « *-võnna <C *-vöỉna) 'in diesem ja h r’, wM Al. vonąịńe 'kleines lam m ’. Wie es sich nun auch m it dem urfinnischen paradigm atischen Stufenwechsel dieser kon­

sonanten Verbindungen (kl, kr, p l usw.) verhalten m ag (bin­

dende beweise für den paradigm atischen Stufenwechsel dieser lautgruppen sind, wie K ettunen hervorgehoben h a t, vorläufig nicht beigebracht worden), so ist es jedenfalls nach der dar- stellung Tunkelos klar, dass m an vom stån d p u n k t des wep­

sischen ohne Schwierigkeit auch von der Stufenwechseltheorie ausgehen kann, wenn es aus anderen gründen als notwendig angesehen wird.

Zum schluss wird in der vorliegenden Untersuchung die Ver­

tretung der wepsischen gem inaten behandelt, die vom ge­

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6 La u r i Po st i.

sichtspunkt der stufenwechselfrage aus von grossem interesse ist. Hach der auffassung des verf. kann das russische, in dem die tenuisgem inata selten ist, den q u an titativ en Wechsel der gem inaten, den das urwepsische aus dem urfinnischen ererbt zu haben scheint, ausgeglichen haben. Tunkelo sagt (p. 35):

»Bei dem jahrhundertelangen k o n tak t m it der tief einw irken­

den, aber fast gem inatenlosen spräche h a t das wepsische seine tenuisgem inaten grösstenteils eingebüsst: das südwepsische gänzlich, das m ittelwepsische beinahe vollständig u nd auch die dialekte am Onegasee zum grössten teil.» I n einem beson­

deren »nachtrag» unterzieht der verf. die tenuisgem inaten des heutigen wepsischen noch einer eingehenden betrachtung. E r fü h rt aus — um die h a u p tp u n k te zu erwähnen —, dass das wepsische am Onegasee einen paradigm atischen q u a n titä ts­

wechsel noch im präsens ind. a k tiv der verben aufw eist, wenn die erste silbe des verbum s in anderen personen als der 3. sg.

kurz ist, z. b. rikon, rikod, rikkob (inf. rikta, impf. ind. rikęị)

’ich tö te ’ usw.; dätan, dätad, dättab 'ich verlasse’ usw.; лоріп, Aopid, лорріЬ ’ich beendige’ usw. (Dagegen hẻịtan, hẻịtad, hèịtab, da die erste silbe lang ist.) — Im m ittelwepsischen ist der quantitätsw echsel nicht paradigm atisch, sondern in be­

stim m ten paradigm en kann durchgängig oder wenigstens in den m eisten form en die gem inata auftreten, an deren stelle in einem anderen oder sogar in dem gleichen dialekt in einem von demselben stam m abgeleiteten anderen paradigm a ein­

facher Verschlusslaut begegnen kann. Eine gem inata der vor­

erw ähnten a rt ist auch im wepsischen am Onegasee anzutref­

fen. Es ist zu bem erken, dass die gem inata alsdann auch s ta tt des Vertreters der anzunehm enden schwachen stufe des Wechsels erscheinen kann. Prof. Tunkelo gibt von solchen fällen für die grenze zwischen der 1. und 2. silbe eine recht charakteristische Sammlung von belegen (p. 37— 10), betreffs deren ich auf die Untersuchung selbst verweise. E r hebt ausserdem hervor, eine a rt Wechsel zwischen tenuisgem inata und kurzem Verschlusslaut liege auch darin vor, dass im w ortauslaut die gem inata a u ftritt, wenn das u n m itte lb ar fol­

gende wort m it einem vokal beginnt, aber im w ortinnern am anfang einer geschlossenen silbe kurzer Verschlusslaut steht,

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z. b. wOn. Kask. Masa śöťť i ďöťť i m äni sarail'e ’M. fü tte rte und trä n k te und ging auf den oberboden des kuhstalles’ (vgl.

wOn. K ask. präs. śötan, dotan) | wOn. P er u kk^i sanub ’der alte sagt denn auch’ (vgl. икол da акал ’bei dem alten und der alten’) | wOn. Šo. ištuťť^akan líeŕim aha ’er liess die alte niedersitzen und knäueln’ | wM Al. ала to reguit^aitha ’bringe den schlitten nicht in den Speicher’.

Prof. Tunkelo fragt: »Woher haben das wepsische am Onega­

see und gewisse mittelwepsische dialekte die tenuisgem inaten bekommen? U nd w arum tre ten sie nam entlich in den dia­

lekten am Onegasee in denselben Stellungen auf wie im fin­

nischen, karelischen, lüdischen und wotischen?» E r sagt hierzu: »Die antw ort kann sein, entw eder dass die fraglichen lau te nebst ihren wechseln der gleichen gemeinsamen herkunft (oder rudim ente) wie in den eben genannten m it dem wep­

sischen verw andten sprachen sind;' oder dass sie aus einer anderen spräche in das wepsische en tlehnt worden sind.»

Z unächst bem erkt der verf., dass das russische in diesem fall nicht als darleihende spräche in b etrach t kommen könne.

D ann zeigt er, und zwar meines erachtens recht überzeugend, dass diese gem inaten auch nicht als entlehüung aus dem karelischen erklärt werden können, wie m an auch h a t behaup­

ten wollen. E r fü h rt besonders die form wM Pe. äk kid 'plötz­

lich, unversehens’ an (ä kk id kom m t nach den aufzeichnungen des rezensenten ausserdem zum m indesten in den dialekten Vi., Al. und J ä . vor), die wegen ihres đ nicht aus dem kare- lisch-olonetzisehen entlehnt sein bann, wo die p artitiv e m it

•vokalstamm schon sehr früh ohne dental gewesen sind. E r kom m t schliesslich zu dem ergebnis, dass die heutigen gemi- natenverhältnisse des wepsischen »auf einem früheren p a ra ­ digm atischen Wechsel von kurzem Verschlusslaut und gemi­

n a ta beruhen, der sich m it der zeit so aufgelockert h a t, dass 1) die gem inata von gewissen Stellungen aus, in denen sie eine frühere tenuisgem inata m it langem anfangslaut (kk, tt, pp;

) v e rtrat, auch in dem übrigen paradigm a und den urfor­

men der etymologisch daran anschliessenden ableitungen ver­

allgemeinert wurde; und dass 2) die kurze tenuis, welche die ursprüngliche gem inata m it kurzem anfangslaut v e rtritt, von

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8 La u r i Po s t i.

einigen Stellungen aus, in denen sie der regelrechte Vertreter der schwachen stufe war, auch in den anderen verallgem einert wurde. Mit anderen worten: der ursprüngliche Wechsel kk : k, t t : t , p p : p h a t sich bald zugunsten der starken, bald zugun­

sten der schwachen stufe ausgeglichen.» Diese Schlussfolge­

rung des verf., zu der er nach sorgsam er erwägung gelangt ist, ist ohne zweifei richtig. Eine andere m öglichkeit kann w irk­

lich nicht in frage kom men. W ir werden sp äter sehen, dass zur stütze dieser auffassung noch weitere belege beigebracht werden können.

Das endergebnis, zu dem die interessante Untersuchung prof. Tunkelos fü h rt, ist, dass nichts in den lautverhältnissen des wepsischen die annahm e verhindert, dass auch das wep­

sische früher in den bereich des Stufenwechsels gehört h a t u nd dass gewisse um stände in der wepsischen Vertretung der gem inataverschlusslaute geradezu auf die existenz des Stufen­

wechsels hinweisen. Dieses resu ltat ist so interessant und wichtig und die m ethode, nach der es erreicht ist, so um sichtig und gründlich, dass diese Studie zu den w ertvollsten zu zählen ist, die auf dem gebiet der lautgeschichte der ostseefinnischen sprachen geschrieben worden sind.

Es sei schliesslich dem Unterzeichneten, der bei seiner beschäftigung m it dem wepsischen über den Stufenwechsel dieser spräche, wenn auch teilweise auf anderer grundlage, zu demselben ergebnis wie prof. Tunkelo gekommen ist, g e sta tte t, einige gesichtspunkte darzulegen, die der auffas­

sung, dass auch das wepsische einm al eine stufenwechsel- sprache war, eine stütze verleihen.

Prof. Tunkelo spricht in seiner studie (p. 8—9) von »der als richtig anerkannten und anzuerkennenden tatsache, dass aus dem wepsischen und livischen keine lau te oder lautverhältnisse b ekannt sind, die dazu zwingen würden, einen Wechsel der tenuisverschlusslaute und der m it ihnen verglichen hom organen, stim m haften Spiranten im urfin- nischen anzunehmen». H ierin könnte m an, was das livi­

sche und besonders auch was das wepsische b etrifft, m it

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gutem grund anderer m einung als prof. Tunkelo sein. Auch im wepsischen sind vielleicht lautverhältnisse zu finden, die auf einen zur Stufenwechseltheorie stim m enden Wechsel von tenuisverschlusslaut und spirant hinweisen. U nd diese la u t­

verhältnisse tre te n dabei, wie m ir scheint, auf dem gebiet hervor, das W iklund und nach ihm B apola als suffixaleu Stufenwechsel bezeichnet haben. Ich meine die lau tv e rtre - tung, die im wepsischen an stelle des in diesen fällen anzuneh­

m enden Wechsels p ~ ß anzutreffen ist. Es sei bem erkt, dass diese V ertretung auch nach der darstellung S e t ä l ä ÄH p. 108—109 auf einen alten Stufenwechsel deutet. K e ttu n e n LYHA p. 67—68 h a t diese V ertretung ohne die annahm e eines Stufenwechsels zu erklären versucht.

D er suffixale Stufenwechsel p ~ ß ist im wepsischen in fol­

genden form engruppen in b e tra ch t gekommen, von denen je einige beispiele erw ähnt seien:

1) die form en der 3. pers. sg. und pl. des präsens und infolge analogischer Verallgemeinerung auch die der 3. pers. pl. des impf, und konditionals, z. b. S, M, On. śöb ’isst’, pl. S śöbäd, M ểöbä I S, M job, M auch ģọb, On. dob ’tr in k t’, pl. S jobad, M joba I E , M, On. andab ’g ib t’, pl. S andabad, M andaba | S, M otab, On. ottab ’n im m t’, pl. S otabad, M otaba | S, M, On.

ĩevitab (<C *levittäpi) V e rb re ite rt’, pl. S īevitabad, M ĩeviỉaba S, M kirjutab, M auch kiŕģutab, On. kiŕđutab 'schreibt’, pl. S kirjųtabad, M kirjiitaba | On. mänoba ’gehen’ | On. ĩähtpa

’gehen weg’ || S andoba, M andọịba, andọịbad, andoịba ’gaben’

(urfi. *andoịt) I S oipad, oŭbad, M otìbad, oíiba, otibad 'n a h ­ m en’ II S andāšpad, M andaịễība, andạiẵiba, andęịžịba, andęi- ễịbad 'w ürden geben’ | S otāšpad, M otạịžība, otaịzịba, oteịềiba, otęịềibad 'w ürden nehm en’;

2) die form en des 1. partizips, z. b. S, M, On. ралаЪ, pl.

paAabad ’heiss’ | S, M, On. tutab, pl. tutpad 'b e k a n n t’ | M eĩä- Ъалаз 'lebend, lebendig’ | M śödab, p a rt. pl. śödabiđ ’essbar’ | M, On. mödab 'verkäuflich’ | M souvaỉaỉap^ ẩiga ’zu verschnei­

dendes schwein’, gen. sg. soųvatataban \ M noram ^pästalabat staŋkad 'g e rä t zum seilziehen’ (»nuoran päästettävät»); für partizipien von einsilbigen stam m en liegen keine belege vor;

möglicherweise ist jedoch ĩeb, pl. ĩebad : l'eb лаŋд 'schlaffes,

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10 La u r i Po s t i.

wenig gedrehtes g arn ’ (vgl. fi. lievä) ursprünglich eine form des 1. partizips;

3) die m oderativen adjektive auf -tab, z. b. M, On. mada- лаіаЬ, pl. madaAatabad 'etw as niedrig’ | M, On. vanhatab ’ä lte r’ | M muịktątấb, On. m iiktatab ’etwas sauer’; diese gruppe gehört vielleicht von haus aus zur vorhergehenden (vgl. z. b. fi.

Lönnr. minua vanhattaa ’jag tynges af åren, känner mig å ld e rströ ŧť), s. S e t ä l ã ẪH p. 109;

4) die possessivadjektive, z. b. 8 kirjā, pl. kirjạvad, M kir- jọu, kiŕģoų, k iỉģạ v, pl. kirjạvad, kiÝģạvad, On. kiŕďqu ’b u n t’

S m eĩō, pl. m eīvad, M meĩeų, m eĩū, pl. meĩvad, m eĩväd ’klug, gescheit’ ļ S vägō, pl. vägovad, M vägev, vägeu, văģũ, pl. väge- vad ’kräftig, sta rk ’ ļ S ozā, pl. ozavad, On. ozav, pl. ozavad

’glücklich’ ļ On. lihav, pl. liłıavad ’fleischig’ | S rera, pl. (era­

vad, M (erav, pl. (eravad ’scharf’, On. (erav, pl. (eravad ’schnell’ ļ On. verev ’blutvoll’;

5) das w ort S orā, pl. oravad, M orav, oroų, pl. oravad, On.

or av, pl. oravad ’eichhorn’.

Die V ertretung ist also zweierlei art: in den drei ersten gru p ­ pen erscheint im m er b, s ta tt dessen in einer nach der synkope entstandenen stim mlosen konsonantenverbindung p au ftritt;

auch in gewissen satzphonetischen Stellungen kann an stelle von b p Vorkommen. In den zwei letzten gruppen anderseits finden wir stets v oder das daraus u n te r bestim m ­ ten bedingungen entw ickelte u. Setälä h a t ÃH p. 109 diese doppelheit so erklärt, dass v der lautgesetzliche Vertreter der schwachen stufe sei; die gruppen, in denen b s ta tt des zu erw artenden Vertreters der schwachen stufe angetroffen wird, würden auf Verallgemeinerung der V ertretung der starken stufe beruhen. Nach Seŧälä stellen hier also p j > b und ß ß>v lautgesetzliche Übergänge dar. K ettunen, der zu dem ergeb- nis gekommen ist, dass es im wepsischen gar keinen Stufen­

wechsel gegeben h a t, konnte natürlich die erklärung Setäläs nicht billigen. In V irittä jä 1919 p. 44 fü h rt er seine ansicht über die V ertretung v im wepsischen zum erstenm al vor. E r m eint, dass das « in den possessiven adjektiven möglicherweise aus derartigen russischen lehnw örtern wie лика, gen. ликаѵап

’schlau’ (russ. лукавый), Aaskā ’freundlich’ (russ. ласковый)

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übernom m en sei. Das wort orä h ä tte sich dann den vorher­

gehenden angeglichen. Zum schluss hebt K ettunen hervor, es sei noch die behauptung nachzuprüfen, dass p bzw. ß in diesen Wörtern wirklich ursprünglich sind. U nd zweitens muss nach ihm auch ein eventueller einfluss der benachbarten ver­

w andten sprachen in b etracht gezogen werden. K ettunen sieht also in diesen Wörtern keine spuren eines Stufenwechsels.

In seiner arbeit LVHA (p. 67—68) ist seine auffassung im grossen und ganzen dieselbe wie vorher. J e tz t ist er nu r noch entschiedener der m einung, dass in diesen Wörtern der zwei letzten gruppen kein bilabialer Verschlusslaut (oder spirant), sondern ein ursprüngliches v gestanden habe. Dem b des livischen schreibt er dabei keine beweiskraft zu, sondern äus- sert, dass die Wörter sich im livischen leicht dem typus der ĥ-partizipien angleichen konnten, falls m an nicht von dem direkten Übergang v ]> b sprechen wolle. U nverändert scheint K ettunens Standpunkt auch geblieben zu sein in dem artikel

»Gab es Stufenwechsel im Urfinnischen?» (KyK L), in dem er sagt (p. 173): »Man muss also als sicher ansehen, dass in der wepsischen Sprache ein Stufenwechsel von k, t, p m it der schwachen Stufe wie z. b. im Finnischen niemals vorgekom ­ m en ist.» Tunkelos auffassung ist, wie aus seiner Unter­

suchung hervorgeht (p. 24, 31), dass ß im wepsischen auch nach druckloser silbe lautgesetzlich zu b geworden ist, wie zu d und y zu g. Wie in diesem fall die wepsischen form en m it v zu erklären wären, wird aus seiner Untersuchung nicht er­

sichtlich.

B etrachten wir nun zuerst den stån d p u n k t K ettunens. Die erklärung, dass das v in den hierhergehörigen Wörtern aus russischen lehnw örtern bezogen wäre, ist zu willkürlich. Die möglichkeit, dass das v in den hier in b etrach t kommenden Wörtern von karelisch-olonetzischer seite her entlehnt wäre, ist ebenfalls ganz hypothetisch und unwahrscheinlich. Auf diese deutung passt m utatis m utandis, was Tunkelo in seiner Untersuchung (p. 42) über die möglichkeiten des einflusses des karelischen ausgeführt h a t. Was dann die m öglichkeit betrifft, dass v in diesen possessiven adjektiven ursprünglich sei, muss zugegeben werden, dass vielleicht eine begrenzte möglichkeit

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12 La u r i Po s t i.

dieser a rt besteht. Nach allgemeiner auffassung h a t das suffix dieser Wörter jedoch ein fngr. elem ent p ~ en th alten , s. Szinnyei FU S2 p. 89 und zuletzt Bavila F U F X X IV p. 49 ff. Auf eine solche urform deuten ostseefinnischerseits speziell die livischen form en tierm ’frisch, flink’, гдав ’lang- weilig’, ІгеЫ ’fe tt, dick’, kểrabi ’b u n t’, i m ầ B ’süss, nicht gesal­

zen’. Eine ausgangsform m it ß ist also vom ostseefinnischen gesichtspunkt aus am wahrscheinlichsten. Es ist jedoch zu beachten, dass das lappische b-suffix (in den Wörtern aklkob

’enkel, in seinem Verhältnis zur grossm utter’, æk'keb ’neffe (od. nichte), in seinem (ihrem) Verhältnis zum älteren b ru d er des vaters’, usw.), das Xielsen MSFOu. X X p. 126 und Bavila F U F X X IV p. 55 m it dem ostseefinnischen suffix zusam m engestellt haben, wie mag. E rkki Itk o n en m ündlich hervorgehoben h a t, nach dem zeugnis des kolttalappischen u nd schwedisch-lappischen vielleicht schon im urlappischen v gehabt h a t (IpS (Lagercr.) àịjuw ę ’enkel’, ạ yk ų w e ’enkel (der grossm utter)’ | IpL aokkūp, aokkūw ’enkel einer fra u ’). W ie dies v sich erklärt, ist vorderhand ungewiss. Es sei bem erkt, dass es im lappischen eine anzahl Wörter gibt, die in allen dialekten ein suffix m it v enthalten. Zu diesen Wörtern gehört zunächst die entsprechung von fi. orava: lpX oar're, l p l ỗărrẽ, lp K vŭăfŗew, IpS uo'r'tu(w)e ’eichhörnchen’ und ausser- dem Wörter wie lpX boarlre, lp l pỏărrẽ, lpK pçăřrev ’floss’ Ị lpX goadce, l p l ìcỗãttsē, lpK kỗă'ịfşev, IpS kŭọotsıuwę ’nadel (an bäum en)’ | l p l jo D D ẽ , IpS játtuıvç ’netzreihe’. E s wäre viel­

leicht nicht ganz undenkbar, dass v im lappischen in dieser Stellung das ŋ-suffix v ertreten kann, das nach der ansicht Bavilas in dem mordwinischen adjektivtypus salov, saluv, salu, saỉoŋ ’salzig’ vorliegt, und alsdann b esteh t vielleicht auch die möglichkeit, dass das v des finnischen u nd der ande­

ren ostseefinnischen sprachen auf ŋ zurückginge. Die erklä- rung der livischen form en w ürde dabei allerdings Schwierig­

keiten bereiten. Die endgültige lösung dieser frage gehört jedoch zu den auf gaben der finnisch-ugrischen lautgeschicht­

lichen forschung.

Vorläufig ist es also doch wahrscheinlich, dass das ostsee- finnische suffix den Wechsel p ~ v e rtritt. E s em pfiehlt

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sich nachzusehen, wie dann die Vertretung im wepsischen zu erklären wäre.

Tunkelos auffassung, dass im wepsischen ß nach dem vokal einer drucklosen silbe zu b wurde, würde diesfalls m it der ta t- sache im widersprach stehen, dass im wepsischen in den pos­

sessiven adjektiven v a u ftritt. Am wenigsten Schwierigkeiten erheben sich m eines erachtens, wenn m an m it Setälä annim m t, dass nach dem vokal einer drucklosen silbe im wepsischen ß zu v wurde. D ann bedürfen die possessiven adjektive keiner weiteren aufklärung. Sie stellen völlig erwartungsmässige lautgesetzliche form en dar. Die erklärung der anderen for­

m engruppen ist dagegen nicht ganz so einfach. I n ihnen muss d e r Verschlusslaut an stelle des Vertreters von ß als Verall­

gem einerung aus den fällen gedeutet werden, in denen der tenuisverschlusslaut lautgesetzlich war, d. h. aus dem anlaut einer offenen silbe nach haupt- und nebenbetonter silbe. So h a t auch Setälä die sache aufgefasst. Zu beachten ist, dass in diesen form engruppen, in denen heute b anzutreffen ist, auch form en vorgekommen sind, in denen die starke stufe lautgesetzlich war. I n den possessiven adjektiven konnte dagegen im m er nu r die schwache stufe in frage kommen.

Man kann die frage stellen, wie die Vertretung durch Ver­

schlusslaut z. b. in einem fall wie S m inun m uštpā, M No.

m inun muštpan, Šj. m inun muštpou ’soweit ich mich entsinne’

verallgem einert worden sein könne. I s t hier das bewusstsein, dass die form zu den partizipien gehörte, nicht zu schwach gewesen, als dass sich eine Verallgemeinerung annehm en liesse?

I n der t a t h a t hier wahrscheinlich gar keine Verallgemeinerung stattgefunden, sondern die form en können lautgesetzlich sein.

Ich nehme näm lich an, dass ß > v erst n a c h der synkope e in tra t und dass in der durch die synkope entstandenen stim m ­ losen konsonantengruppe ß zu p wurde. Also *m m taßalla

> muštpan. N un finden sich m anchenorts auch form en m it v, z. b. S K ort. K e ŧŧ. mustvā, M Al. muštvcuı, K a. muštvon, und m an könnte fragen, ob nicht gerade diese in diesem fall laut- gesetzlich sind. Das sind sie, wie m ir scheint, nicht; nach m einer auffassung sind es dissimilationsform en, die aus mušt- mou (<C *muistamalla) : minun muštmou ’soweit ich mich en t­

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14 La u r i Po s t i.

sinne’ entstanden sind, ein typ u s, der z. b. in dem d ialekt M Ja. vorkom m t. Lautgesetzlich sind also meines erachtens z. b. S, M, On. tutpad « *tuttaßat), S (etpāńe, M Al. tet- paińe (: íetpaịńe, muga piđảp^ỉehta ’знамое дело, так нуж по сделать’), Ka. tetpeịńe ’wie bekannt, selbstverständlich’ | M kehpad « *kẽhußata) vet ’kochendes wasser’ usw. Solche lautgesetzliche synkopeformen haben ihrerseits natürlich der Verallgemeinerung des b in den partizipialformen vorschuh geleistet. Was die pluralformen des präsens betrifft, ist es wahrscheinlich, dass früher solche synkopierten lautgesetz­

lichen formen wie 01. Ī ähtpa ( < *lähteßät) häufig gewesen sind, und diese haben die Verallgemeinerung der präsensfor­

men m it bauch in der 3. pers. pl. erleichtert.

Dass sich ß nach dem vokal einer drucklosen silbe anders als nach dem vokal der h au p tb eto n ten silbe entw ickelt haben würde, b rau ch t nicht zu befrem den, und ebenso wenig, dass die entw icklung des spirantischen ß in der Stellung nach druckloser silbe eine andere gewesen wäre als die von y u n d Ỗ, die in entsprechender Stellung durch g und d v e rtrete n sind.

Ganz ebenso wie nach m einer annahm e im wepsischen ver­

h ä lt es sich auch in den lüdíschen dialekten, einer sprachform , die dem wepsischen am nächsten steh t. Auch in den lüdischen dialekten ist ß nach h a u p tb e to n te r silbe durch b v ertreten , z. b. ЬеЬол 1 « *heßolla) ’m it dem pferď , suạbuttada « *sä- ßuttaöak) 'erreichen’, abutan « *aßultan) ’ich helfe’, tabuoịt- іелои ’er streb t danach’; nach druckloser silbe dagegen ß v, z. b. lähtou « *lähteßi) ’er m acht sich auf’ | іилои ’er kom m t’ | kasvav ’er w ächst’ || šüödäväks ’zum essen’ | m üödäväkš ’zum verkaufen’ || (Tunkelo, handschr.) däredatlau, -vad 'ziemlich dick’ II kirdau ’b u n t’ | Set. vägövä, Genetz vägöü ’sta rk ’ | Set.

m ieĩövä ’gescheit’ || rüöstäııdüị « *röstäßüôüị) ’riss sich los’ | sporeudutt% 'gerieten in s tre it’ | (Genetz) nuužavunnuh ’arm geworden’. Im lüdischen h a t dann die Verallgemeinerung die um gekehrte richtung wie im wepsischen eingeschlagen, so dass die form en m it v überall verallgem einert wurden, z. b.

1 D ie lüdischen beispiele stam m en, w enn nich t anders bem erkt, a u s L yyd iläisiä k ielen n äytteitä. K oonneet H eikki Ojansuu, Juho K ujola, Jalo K alim a ja Lauri K ettunen. MSFOu. L X I X .

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süöu ’er isst’, suau ’er bekom m t’, ozuttau ’er zeigt’. K ur im dialekt von V iidana kommen nach Genetz neben den gewöhn­

licheren form en m it v auch solche b-formen wie süöb, astub vor (K ieletär I 4 p. 22—23). In den lüdischen dialekten ist die Verallgemeinerung des v auch leicht zu verstehen, da die for­

men m it b keine stütze in synkopeformen m it p h a tte n wie im wepsischen. Anderseits sind in den lüdischen dialekten und y nach druckloser silbe durch d u nd g v ertreten wie im wepsischen (lüd. Aấbido ( < *lapiồo) ’schaufel’ | hobedad

’silber’ p a rt. sg. | ukkod ’den greis’ p a rt. sg. | ottada ’nehm en’ | itkedäu ’m an w eint’ | matkadad ’du w anderst’ || vajag, pl.

vajagad ’unvollständig’ | lähteges ’in der wuhne’). Von der m öglichkeit, dass die V ertretung des ß in den lüdischen dia­

lekten nicht ursprünglich, sondern durch karelisch-olonetzi- schen einfluss entstanden wäre, ist zu sagen, dass sie schon darum äusserst unwahrscheinlich ist, weil es schwer hält, die r e g e l m ä s s i g e V ertretung des ß durch v in a l l e n gruppen als entlehnung zu erklären (beachte speziell *röstä- ßüỗüị ß> rüöstäudüị), während die Vertretung von und y in allen gruppen auf dem ursprünglichen Standpunkt ver­

h a rrt h a t.

Es ist also zu konstatieren, dass im lüdischen sicher der Übergang ß > v nach druckloser silbe stattgefunden h a t. Die Verallgemeinerung ist im wepsischen und lüdischen später verschiedene wege gegangen: im lüdischen ist v überall verall­

gem einert worden, und im wepsischen ist das die starke stufe vertretende b in alle form gruppen eingedrungen ausser denen, wo der labial nu r nach dem vokal einer drucklosen silbe auf­

tr a t und wo m ithin die starke stufe nie in frage kom men konnte. In diesen fällen h a t sich das lautgesetzliche v im wepsischen gehalten. Alles dies kann also auf das frühere Vorhandensein des Stufenwechsels im wepsischen hinweisen.

Viel sichrere beweise für den alten Stufenwechsel im wepsi­

schen b ietet jedoch die Vertretung der gem inataverschluss- laute.

Zu den belegen, die p rof. Tunkelo für die wepsischen tenuis- gem inaten auf der grenze zwischen der ersten und zweiten

I

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16 La u r i Po s t i.

silbe angeführt liat, kann wenigstens ein sehr interessanter fall hinzugefügt werden. Ich meine eine solche Im perativform wie On. īäkkam ( < *läkkämä) ’lasst uns gehen’, K ettunen- Siro MSFOu. L X X p. 154 läkkam sa(oi metsha ’lasst uns, sagte er, in den wald gehen’. Dieser im perativ v e rtritt eine alte urfinnische form m it gem inata, un d die gem inata h a t sich darin lautgesetzlich erhalten, da es keine entsprechenden schw achstufigen form en desselben paradigm as gegeben h at.

Tunkelo h a t in seiner Untersuchung von inlautenden gemi- nataverschlusslauten im wepsischen nur solche beispiele ange­

fü h rt, in denen die gem inata auf der grenze zwischen der 1. und 2. silbe steh t. In lau ten d e gem inaten kom men aber im wepsischen auch w eiter hinten im worte vor. Die fälle dieser a rt sind nicht sehr zahlreich, aber sie sind um so in ter­

essanter, weshalb es angebracht ist, besonders auf sie einzu­

gehen. (Solche offenbar durch synkope entstandene gemi­

n a te n wie in On. koĩetçịtíazę (<C *kōlettoịttaôa-) ’es werden die m it dem tod zusam m enhängenden riten vollzogen’, M v ù u- goịtta « * viluyoịttaôak) ’abkühlen’ bleiben hier natürlich bei­

seite.)

D er 1. infinitiv des wepsischen verbum s magadan ’ich liege, schlafe’ la u te t regelrecht magata, wenn es sich aber um das Schlafengehen oder das einschlafen handelt, werden stattdes- sen im Onega- und m ittelw epsischen eigentümliche form en m it gem inata gebraucht. In m einen auf Zeichnungen finden sich von diesen folgende gebucht:

On. P er. magatta : kodihs magatta ’nach hause zum schla­

fen ’, panem eị magatta ’ich gehe schlafen’.

M Ko., Jogents magatha, E n., Al., J ä ., La., K a., P ä., Šim., P ü u tk a śk magattaha.

Eine ähnliche form wie im Onega-wepsischen begegnet auch in den lüdischen dialekten, z. b. Genetz (K ieletär I 6 p. 16) durakke sihe m agatta uimıź ’Aschenbrödel legte sich da hin und schlum m erte ein’, ibid. p. 23 m agatta vierd'ii ’sie legten sich schlafen’; MSFOu. L X IX p. 28 pàndau magatta ’m an legt sich schlafen’, ibid. p. 187 ak se uịnoề magatta ’die alte, die versank in schlaf’, ibid. p. 237 magatta viẹŕin ’ich legte mich schlafen’.

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Diese form en m it gem inata sind also offenbar sehr alt, da sie auch in den lüdischen dialekten angetroffen werden. W or­

auf b e ru h t aber diese seltsam e gem inata? Die erklärung lie­

fern uns, wie m ir scheint, die m ittel wepsischen formen viagatha und magattaha, von denen die letztere ohne zweifei die ursprünglichere ist. Ich m öchte diese form en so erklären, dass an den stam m des 1. infinitivs in diesem fall s ta tt des lativ-fc die illativendung * -hen angefügt worden ist. D a ist die d ritte silbe offen geblieben, und das auftreten der gemi­

n a ta entspricht der erw artung. In der form des Onega- wepsischen und der lüdischen dialekte ist der Vertreter der illativendung auf irgendeine weise geschwunden, vielleicht infolge einer kontam ination der form en viagata und magattaha.

Man kann fragen, ob die annahm e begründet sei, dass an den stam m des 1. infinitivs die endung des illativs angefügt worden wäre. H ierzu ist zu bem erken, dass davon auch andere spuren im wepsischen vorhanden zu sein scheinen.

Basilier h a t bei den wepsen von Isaijeva den satz aufgezeich­

net: A ak se bohatan m äńỉ lehmile da lambhile andoltha koškud da heinad (JSFOu. V III p. 77), wo andoltha ohne zweifei ein früheres * andeltahen v e rtritt. Ferner findet m an bei Basilier (ibid. p. 76): m ina lähden pakitah ńišud, wo die entsprechung der form pakitah im m ittelwepsischen *pakit- taha lau ten könnte. Sogar in den lüdischen dialekten scheint es beispiele solcher illativform en zu geben. In seinem aufsatz

»Vepsän pohjoiset etujoukot» (K ieletär I 4) sagt Genetz ge­

legentlich des 1. infinitivs (p. 23): »Merkwürdige nebenformen, die wir nicht befriedigend zu erklären vermögen, sind ostai, ottai, läh ttä i u. a.» I n den sprachproben von Geneŧz (Kiele­

tä r I 6 p. 11) steh t der satz: Enäm b ei ruoht'inu läh ttäi m ettšät käüm äh. D a in den lüdischen dialekten an stelle von h i auf­

tre te n kann, ist es wahrscheinlich, dass auch diese lüdischen form en vom stam m des 1. infinitivs gebildete illative sind.1

1 E s wäre recht verlockend anzunehm en, dass die in finnischen dia­

lekten sta tt des illa tiv s des 3. infinitivs gebrauchten form en ottăn, antän usw. ebenfalls vom stam m des 1. in fin itivs gebildete illativform en wären (*ottaổahen, antaôahen). H ier ist jedoch keine gelegenh eit, diese erklärungsm öglichkeit eingehender zu prüfen.

Finn.-tigr. Forsch. X X V I. •2

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18 La u r i Po s t i.

Die abessive der singularischen personalpronom ina weisen im m ittelwepsischen innerhalb eines ausgedehnten gebietes gem inaten auf. Aus folgenden dialekten finden sich in m ei­

nen aufzeichnungen beispiele dieser formen:

Al. m inutta, m inuttain : śegät m inutta ’esst ohne m ich’, läk- ẳibä m inuttqịń ’sie gingen ohne mich weg’ | sinutta, sinut- t q i ề : kävuịń sinutta ’ich ging ohne dich; ходил без тебя’, m änęmaị sinuttaịầ ’wir werden ohne dich gehen; пойдем без тебя’ ļ hänętta, hänęttaz : ńeậsę rad radasę hänętta ’diese arbeit w ird ohne ihn gem acht werden; зта работа сработается без него’, magaắibä hänęttaz ’sie schliefen ohne ih n ’.

Yi. m inuttęịń \ sinuttęịề \ hänętta.

J ä . m inutta, minuttęịń \ sinutta, sinuttęịề \ hänętta.

T ukšaŕ m inuttęịń \ sinuttęịề \ hänotta.

P ä. m inuttęịń \ sinuttęịề \ hiịnęttaz.

Ŝim. m inuttęịń \ sinuttęịề \ hänęttaz.

P ü u tk a śk m inuttęịń : mäŋgatęik m inuttęịń radojıę, m ina en ģuųda ’geht ohne mich an die arbeit, ich habe keine zeit’ | sinuttęịề I hänętta.1

Auch die wepsische Schriftsprache, die auf den m ittelw ep­

sischen dialekten fusst, kennt diese form en m it gem inaten.

In M. H äm äläinens und P. Andrejevs V epskijan kelen gram ­ m atik (Leningrad 1934) werden (p. 30) die abessive m inutta, m inuttain | sinutta, sinuttaiž j h än etta angeführt, und die Yep- san kelen gram m atik derselben autoren (Leningrad 1935) bringt (p. 52) die abessive m inutta(in), sinutta(iž), hänetta(s).

Auch von dem wepsischen i (tšę, iŧỉếe ’selbst’ findet sich in m ehreren m ittelwepsischen dialekten ein abessiv m it gemi- n a ta . Ich führe aus meinen aufzeichnungen folgende belege an:

1 A uch S etälä sch ein t auf seiner ersten reise solche abessive m it gem inaten aufgezeichnet zu haben, obw ohl er in seiner Y hteissuom alai- nen äännehistoria nich t von ihnen gesprochen h at. N achdem das obige niedergeschrieben war, ersah ich aus M a r k s arbeit D ie P ossessivsu ffixe in den uralischen Sprachen I (MSFOu. LIV) p. 71— 74, dass in Setäläs w epsischen sprachproben, deren m anuskript Mark verw ertet h at, die form en m inuttain’ohne m ich’, sin u ttaiž'ohne dich ’, hänettas ’ohne ih n ’ vorgekom m en sind. D iese form en treten jedoch nich t in der abschrift der Setäläschen sprachproben auf, die dem U nterzeichneten zugänglich gew esen ist.

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J ä . i(İẳetíẹịń ’ohne mich selbst’, i(ťềettęịễ 'ohne dich selbst’.

Tukšaŕ iftắettęịń ratas ’ohne mich (selbst) arbeiten sie; без меня работают’.

Pä. iẠễetteịń : i(tễįtteịń kut-sę ī лиЦкав rat íehnus ’ohne mich selbst fiel die arbeit nicht g ut aus; без меня дело как-то не ловко вышло’ | i(tšetta : i(tšetta jıast īsa oịgeta ń i kuna ’ohne dass m an selbst m it ist, kann m an das kind nirgendwohin schicken; без себя ребёнка нельзя послать никуда’.

Ŝim. iftšę ttẹ ịễ : m ina i(tšętteịề en ỉeda ń i m ida ńetshe po īiń

’ich ohne dich weiss nichts davon; я без тебя не знаю ничего про этого’.

P ü u tk a śk i (ŧšetteịń : m ina hänt i(tšett§ịń en ịìästa ń i kuna

’ich lasse ihn nirgendwohin, ohne dass ich selbst m it bin’.

Auch in der wepsischen Schriftsprache kommen von ice solche abessive vor. Die V epskijan kelen gram m atik gibt die form icetta (p. 30), und in der arbeit L iteratu rn ij hrestom a- tij I I (Leningrad 1936) findet sich (p. 43) der abessiv icet- tas : Ded icettas ihastelese, veslas nagrab i kidastab, was fol­

genden satz des russischen originals (aus einer novelle von Tschechov) übersetzt: »Дед приходит в неописанный вос- торг, заливается веселым смехом и кричит».

Allen oben angeführten abessiven des wepsischen ist es eigentümlich, dass sie m eist m it possessivsuffixen gebraucht werden, wie auch m ehrere andere paradigm enform en der betreffenden Wörter. Die regelmässige endung des abessivs la u te t im wepsischen erwartungsgemäss -ta (akata, hebota usw.), die die vorauszusetzende endung *-ttak v e rtritt. W enn der abessiv aber auf ein possessivsuffix ausging, w ar die silbe augenscheinlich offen (s. S e t ä l ä ÃH p. 215—216). Das zei­

gen z. b. die abessivformen der lüdischen dialekte, von denen Genetz sagt (K ieletär I 4 p. 19): »In der endung des abessivs ste h t ein einfaches t, z. b. iuapkata, aber vor dem suffix ein doppeltes: händättäh.» In den lüdischen dialekten begegnen ganz ähnliche abessivformen wie die obenerw ähnten wepsi­

schen, z. b. (MSFOu. L X IX p. 14) ruada tämä ruạd(o) m inuttā 'führe diese arbeit ohne mich aus’ | (p. 9) toịńe hebo tu īi

ďälgẽ i(ťẳettā 'das andere pferd kam ohne einen fahrer h in ter­

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20 La u r i Po s t i.

h e r’, aber in den lüdischen dialekten wird beim abessiv gewöhnlich auch sonst ein possessivsuffix angew andt, z. b.

(p. 12) huk händầttã p įä śp a g ō ’der wolf entkam ohne schwänz’ | (p. 16) muẳịk đ iä ị hebottã ’der m ann blieb ohne pferd | (p. 24) jıuąđịm àttàị rođịšòu ’ungem acht e n tste h t es’.

Man kom m t also zu dem ergebnis, dass gewisse abessive der m ittelwepsischen personalpronom ina und des wortes i(tšę, i(ỉếe lautgesetzlich die in ihnen aufgetretene starkstufige gem i­

n a ta bew ahrt haben. Diese form en lassen sich n ur m it liilfe des Stufenwechsels erklären. E ntlehnung kann in derartigen fällen u n te r keinen um ständen angenomm en werden.

Ausser den oben angeführten abessivform en kom m t im m ittelwepsischen noch ein abessiv m it gem inata vor, der beim ersten blick einen ganz eigentüm lichen eindruck m acht. Der abessiv von weps. hoĭ ’sorge’ weist nämlich in sehr grösser ausdehnung auch eine gem inata auf. In m einen aufzeichnun- gen habe ich u n te r anderem folgende angaben: Al., Vi. honętta

’ohne sorge, getrost; без заботы’ | J ä . hojıẹtta : hän e ĩi igän honętta ’er lebte sein ganzes leben ohne sorge; он жил всю жизнь без заботы’ | Ka. eïäb hoīetta ’er lebt sorglos, ohne sorge’ I T ukšaŕ honotta eïàb id. | P ä. honetta | Šim. ìỉän eĩảb honotta oh живёт без заботы’ ļ P ü u ŧk a śk honotta■ Auch das entsprechende karitive ad jektiv h a t gewöhnlich eine gemi­

n a ta , z. b. Al. honęttọị, pl. honẹttomad ’sorglos’ | J ä . honęttọị : oị m iỉỉe m inęị om veĩ honęttqi ’ай какой y меня брат безза- ботный’ I Pä. honẹttoị | P ü u tk a śk honottqi, pl. honottomad.

Dagegen K a. hoĩeteị, pl. hoĭetomad, obgleich der abessiv hoīetta heisst. — Auch in der Schriftsprache kom m t von hoľ ein abessiv m it gem inata vor: L it. hrest. I I p. 4 i eläškanź holetta (2 mal) | p. 5 mužik eläškanź hoīetta i veslas.

Von anderen Wörtern des gleichen ty pus erscheint in den m ittelw epsischen dialekten im m er der erw artungsm ässige abessiv, z. b. p o ī ’seite’, abess. ponẹta, ponęta \ huĩ ’lippe’, abess. hunęta, huneta usw., und ebenso verhält es sich bei den karitiven adjektiven hunętọị, hunetoị ’lippenlos’ ịkeīetqị ’sprach- los’ usw. Dieser abessiv honętta erschien ganz rätselhaft, bis ich in der Sammlung wepsischer sprachproben von E . K.

Setälä, von der ich eine abschrift des m anuskripts verw ertet

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habe, die aus dem m ittelwepsischen gebiet vorkomm ende form honettaha fand : I sigä eläškandẹd i hojiettaha (von Setälä kontrollierte aufzeichnung von J . H. Kala; am rande zur erklärung der form колеиака bem erkt: »безъ заботы»).

Später stellte ich diese form auch selber im m ittelwepsischen fest: J ä . hoAįttaha : ỉütar m inęị eīăb hoAęttaha ’дочь живет y меня беззаботно’. H ier haben wir es offenbar gleichfalls m it einem abessiv zu tu n , der m it dem possessivsuffix ge­

b rau ch t ist. Diese form ist auch dadurch von interesse, dass darin der Vertreter des urfinnischen possessivsuffixes *-hen

~ *-hen vorzuliegen scheint, der sonst nicht aus dem wep­

sischen b ekannt ist (vgl. M ark MSFOu. LIY p. 75). — hoAįttqi verd an k t sein tt hier augenscheinlich der einw irkung der vor­

stehend behandelten abessivform.

W enn die hier gegebene erklärung von hoAętta, honęttaha richtig ist, handelt es sich auch je tz t um eine lautgesetzlich bew ahrte starkstufige gem inata.

Eine solche nach m einer auffassung lautgesetzliche gemi­

n a ta erscheint w eiter h inten im worte in noch einer form en­

gruppe, nämlich in dem m it possessivsuffix versehenen parti- tiv sg. der Wörter m it t-stam m.

H ierher gehört zunächst On. Per. råuhuttezę, das einem vor­

auszusetzenden urfinnischen *rāvahuttansęn entspricht: noŕe- tęzę varạịtíhe hänt kąịk posad, a råuhuttezę ėị varąịkẹị ’als er jung war, fürchtete sich das ganze dorf vor ihm, aber da er a lt ist, fürchten sie sich n ich t’.

Im m ittelwepsischen begegnen in der volkspoesie recht h ä u ­ fig p a rtitiv e m it gem inata von dem inutiven auf -ut, z. b. J ä . tatoịhuttęịń ’mein Väterchen’ p a rt. sg.: īĩe m inęị k a ĩïiš t kazva- tajat^tatoịhuttęịń ’ich habe nicht meinen teuren erzieher, mein Väterchen’ | mamọịhuttẹịń ’mein m ütterlein ’ p a rt. sg. | iẳiầoị- huttęịń ’mein schwesterlein’ p a rt. sg. | viịkqịhuttęịń ’mein brü- derlein’ p a rt. sg. || Šinı. tatoịhutteịń \ mamqịhuttęịń (in klage- gesängen). In der handschriftlichen textsam m lung Setäläs kommen ebenfalls derartige m ittelwepsische form en vor. In ÄH p. 334 h a t Setälä den p a rtitiv vanhambuttniỉ ’vanhem- m u u ttasi, vanhem m aksesi’.

Auch diese p artitiv e enthalten offenbar eine lautgesetzlich

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bew ahrte gem inata. Neben ihnen begegnen auch apoko- pierte form en ohne possessivsuffix, in deren auslaut in m an ­ chen dialekten ein langes t a u ftritt, das stellenweise auch in den nom inativ übertragen worden ist. In bezug auf diese form engruppe könnte auch geltend gem acht werden, dass die gem inata auf diesem im w ortauslaut vorhandenen t beruhe, dessen erhaltung andere gründe gehabt haben könnte als die der inlautenden gem inata.

Eine solche m öglichkeit ist jedoch bei dem oben besproche­

nen magattaha und den abessivformen der personalpronom ina ausgeschlossen. U nd da die gem inata in denselben lautgesetz­

lich sein muss, ist sie auch in diesen p a rtitiv en als lautgesetz­

lich bew ahrt anzusehen.

K om m t m an nu n dahin, dass die gem inata der starken stufe im Onega- und m ittelw epsischen ungekürzt erhalten und nu r die gem inata der schwachen stufe zu einem einzelver- schlusslaut gekürzt ist, so kann dieses endergebnis zu gewis­

sen fragen anlass geben. E rstens fragt m an sich, ob der kurze Verschlusslaut, der an stelle der urfinnischen starkstufigen gem inata a u ftritt, im m er befriedigend als analogisch erklärt werden kann. Dies ist, wie m ir scheint, möglich, wenn wir zunächst die Voraussetzungen genauer aufklären, u n te r denen im wepsischen die starkstufige gem inata aufgetreten sein dürfte. Beachten wir solche Verhältnisse wie in Alažagja einerseits likkida, pr. likkin, likkid, likkib, im pf, likki, likkibä

’um herwerfen, -schleudern’ und anderseits likeịta, pr. likeị- dan, im pf, likeịềiń ’ich werfe, schleudere’, so kann m an fragen, ob ü b erhaupt eine lautgeschichtliche erhaltung der s ta rk s tu ­ figen gem inata anzunehm en ist, da in dem letzteren para- digma, in dem die Voraussetzungen für ihre bew ahrung viel bessere gewesen sein sollten, gar keine gem inata anzutreffen ist. H ier ist ein wichtiger um stand in b etrach t zu ziehen, und zwar der, dass im wepsischen ebenso wie in den lüdischen dialekten (s. GenetzK ieletär I 4 p . l á1 5 ) die schwache stufe offenbar auch vor diphthong aufgetreten ist. D ann ist z. b die Vertretung in allen ajỗa-verben lautgesetzlich, desgleichen ferner die in den konditionalen otaịềiń, kataiễiń usw. L aut- gesetzlich sind dann auch die personalendung der 2. pers. pl.

Viittaukset

LIITTYVÄT TIEDOSTOT

Die natürlichste und am nächsten liegende erklärung ist wohl, dass auch diese Wörter einen sowohl in der starken als schw achen stufe ursprünglichen Spiranten,

syrj. — Dem samojedischen ist ebenfalls russ. — Samojedischen Ursprungs ist auch russ.. — Denselben Ursprung hat russ. Das syrjänische wort setzt eine

Allerdings finden sich im ostN noch etwa zehn Wörter, die den übrigen ostjakischen dialekten fremd sind, dieselben sind aber meistens und zwar in einer genau

jh., sowohl während der polowzenherr- schaft als auch nach eroberung der polowzensteppen durch die tata- ren, die alanen, assen (russ. jasy) in Südrussland und

Das alter und der Ursprung des rauchofens lassen sich bei den finnischen Völkern vorläufig nicht genau bestimmen. Als einigermassen bemerkenswerte tatsache

dieselben sich frü h er gehalten haben, h erau sg etreten sind. gebiet rep räsen tieren in dem aufsatz das syrjänische u nd w otjakische. Нѣкоторыя черты

*ľ-lautes wird jedoch durch m ehrere um stände erschw ert: die mouillierung wie auch die nicht-mouillierung kann sekundär sein; der heutige l-laut geht in gewissen

mentlich aus dem syrjänischen ins russische vorausgesetzt hat. Es ist nämlich ein bedauerlicher methodischer fehler des.. Verfassers, dass er nicht die berührungen