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Finnisch-ugrische Forschungen : Zeitschrift für finnisch-ugrische Sprach- und Volkskunde : Band VIII : Heft 1-3

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Jaa "Finnisch-ugrische Forschungen : Zeitschrift für finnisch-ugrische Sprach- und Volkskunde : Band VIII : Heft 1-3"

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(1)

B A N D V I I I 1908 H E F T 1 - 3

FINNISCH-UGRISCHE

F O R S C H U N G E N

Z E I T S C H R I F T

FÜR

F I N N I S C H - U G R I S C H E S P R I C H - U N D V O L K S K U N D E

NEBST

ANZEIGER

UNTER MITWIRKUNG VON FACHGENOSSEN

HERAUSGEGEBEN VON

E. N. S E T Ä L Ä K A A R L E K RO H N

O R D . P R O F E S S O R D E R F I N N . S P R A C H E U N D O R D . P R O F E S S O R D E R F I N N . U N D V E R G L . L I T E R A T U R I N H R S I N G F O R S V O L K S K U N D E IN H E L S I N G F O R S

Y R J Ö W IC H M A N N

A- O . P R O F E S S O R D E R F I N N I S C H - U G R I S C H E N S P R A C H W I S S E N S C H A F T I N H E L S I N G F O R S

HELSINGFORS R E D . D E R Z E I T S C H R I F T

LEIPZIG O T T O H A R R A S S O W IT Z

(2)
(3)

FIN N ISCH -U G RISCH E

F O R S C H U N G E N

Z E I T S C H R I F T

FÜR

F I N N I S C H - U G R I S C H E S P R A C H - U N D V O L K S K U N D E

UM TER MITWIRKUNG VON FACHGENOSSEN HERAUSGEGEBEN

VON

E . N. S E T Ä L Ä K A A R L E K R O H N Y R JÖ W IC H M A N N

A C H T E R B A N D

1908

HELSINGFORS RED . D E R Z E I T S C H R I F T

LEIPZIG O T T O H A R R A S S O W IT Z

(4)

H E L S IN G F O R S

DRUCKEREI DER FINNISCHEN LITTERATUR-GESELLSCHAFT 1908— 1 910

(5)

Inhal t d e s VIII. b a n d e s .

Seite K a r ja la in e n , K. F. Dem andenken Anton R egulys . . i — 7 O ja n su u , H eikk i. B eiträge zur geschichte des auslauten­

den -lc und im finnischen. (Eine dialektstudie.) 6 0 — 66 P a a so n e n , H. Z u r frage von den finnisch-ugrischen s-

lauten im w o r t a n l a u t ...6 6 — 7 1

— » — Verlorenes arisches sprachgut im mordwinischen . 7 2 — 74

— »— Ein vorarisches lehnwort im mordwinischen . . 7 5 — 77 S e t ä l ä , E . N. Ein altes arisches kulturwort im finni­

schen und l a p p i s c h e n ...7 7 — 80 S i r e l i u s , U. T . Ü ber die primitiven Wohnungen der fin­

nischen und ob-ugrischen V ö lker... 8— 59 Die zelte mit firstdach und die vierwandigen block-

häuser ...

Die zelte und blockhäuser bei den ob-ugrischen V ö l k e r n ... 8 — 27 Die zelte und die blockhäuser bei den syrj'änen . 2 8 — 39 Die zelte und die blockhäuser bei den wotj'aken . 4 0 — 47 Die zelte und die blockhäuser bei den tscheremissen 4 7 — 55 D ie blockhäuser bei den m o r d w i n e n ... 56 — 59

(6)
(7)

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D E M A N D E N K E N

A n t o n R e g u l y s .

E in h albes jahrhundert ist verstrichen, seitdem A nton R eg u ly , einer der h ervorragendsten finn isch-ugrischen forscher, au s dem leben schied, und am 13. juli 1909 kön n en w ir die W iederkehr se in e s 90. geb u rtstages feiern.

Reguly w u rd e am 13. juli 1819 zu Zirczi im kom itat V eszprém g eboren u n d erhielt seine w issenschaftliche ausbil- d u n g in der akadem ie zu Raab u n d a u f der Universität in Pest.

E r sollte ju risp ru d en z studieren, die dam als w ie auch noch sp äter in U n g arn fast fü r den einzigen w eg galt, a u f dem eine etw as h erv o rrag en d ere Stellung zu erringen w ar, und nach absolvierung seiner Studien in der heim at durfte er fü r einige m onate nach D eutschland reisen, um sein w issen zu erw eitern u n d frem de Verhältnisse k ennen zu lernen. A uf dieser reise kam R eguly auch nach H am burg, von w o er sich a u f die heim reise begeben sollte. A ber sein lerneifer führte ih n zu einem angeblich k u rzen besuch nach S tockholm , u m auch einen einblick in die sk an d in av isch en Verhältnisse zu g ew in n en .

(8)

2 K . F . K a r ja la in e n .

D er aufenthalt in Stockholm rief einen vollständigen U m schw ung in R egulys interessen hervor, die dort e m p fan g en en e in d rü ck e bestim m ten den ju n g e n rechtsgelehrten seine bisherige lauf- b ah n aufzugeben und eine g an z andere lebensaufgabe zu w ä h ­ len. E r traf hier näm lich A. I. A rw idsson und andere fin- länder, schloss sich ihnen an , u n d da w a r es seh r natürlich,, d ass die aktuelle frage der finnisch-ungarischen V erw andtschaft öfters zu r sp räch e kam und R egulys interesse w achrief. „A ls ich in Stockholm des öfteren gelegenheit hatte, m it finnen zu sam m en zu k o m m en u n d ü b er ihre spräche im m er eingehen­

der u n terrichtet zu w erd en , d a schien mir der g eg en stän d end­

lich viel anziehender, als d ass ich o h n e sicherere daten hätte W eiterreisen können. Ich b egann in S ajnovicz u n d G y arm ath i zu lesen und w a r überrasch t, besonders w a s des letzteren nicht fruchtlose b e m ü h u n g en w iesen. E r k an n te n u r die w est- finnen, u n d die n u r unvollkom m en, und üb er die ost-finnen h at er n u r einige a n g a b e n ; dennoch gibt er proben der Ver­

w an d tsch aft solchen m asses, und bew eist vorzüglich e in en solch erheblichen Z usam m enhang der ost-finnen mit u n s e re r ungarischen spräche, d ass m ir diese frage fü r u n ser V aterland von bedeutender W ichtigkeit schien u n d ich einsah, d ass G yar- m athis w erk eine fortsetzung nicht n u r verdienen w ü rd e, so n ­ dern au s nationalem interesse eine fortsetzung so g ar auch for­

d ere.“ 1 D as so erw ach te interesse erhielt neue n ah ru n g , als Reguly seinen in S tockholm gefassten beschluss F in lan d zu besuchen verw irklicht hatte u n d nach H elsingfors gekom m en w a r; hier em pfing er einen h au ch von dem n atio n alen frü h lingserw achen, das das eben erschienene K alevala h e rv o r­

gezaubert hatte, und lernte die ju n g e g elehrtengeneration k e n ­

1 D ies und die folgenden zitate aus R e g u ly s bericht an die ung. A kad., s. J o s e f P á p a y , Sam m lung ostjakischer Volksdichtun­

gen. Einleitung. (Dritte asiat. Forschungsreise des grafen E u gen Zichy. Band V.)

(9)

Dem andenken Anton Regulys. 3

nen, die sich das ziel gesteckt hatte a u f den nationalen arbeits- gebieten neue b ah n en zu eröffnen. A ugenscheinlich m achte das K alevala und die finnische volkspoesie ü b erh au p t einen stark en eindruck a u f R eguly; er nahm u n ter anderm au ch eine Übersetzung des K alevala ins u n g arisch e in angriff. Die an - reg u n g en in Stockholm und H elsingfors m achten a u s R eguly einen finnisch-ugrischen forscher, und als gebiet w ählte er sich die S prachforschung, d en n „es gibt kein m ehr sicheres und g ründlicheres verfahren die Verwandtschaft, der Völker zu be­

w eisen, als die erfo rsch u n g und Vergleichung ihrer sp ra c h e n “.

N achdem R eguly finnisch gelernt und eine Studienreise nach L appland un tern o m m en hatte, begab er sich 1841 nach St. P etersb u rg in der hoffn u n g dort m aterial fü r um fassendere ío rsch u n g en zu g ew in n en , zu deren g eg en stän d er die ostfin­

nischen Völker zu n eh m en beschlossen hatte, und sich au ch sonst fü r die reise vorzubereiten. Mit em sigem fleiss erarbei­

tete er sich dort die vorkenntnisse, die die sprachliche for- sch u n g sarb eit n o tw endigerw eise voraussetzte. Zugleich suchte er sich au s U n g arn die fü r die reise erforderliche materielle U nterstützung zu verschaffen, die ihm auch zuteil w u rd e. Alle diese V orbereitungen n a h m en zeit in an sp ru ch , sodass R eguly seine plane erst im m ärz 1843 z u r a u sfü h ru n g bringen k o n n te , R egulys reisen w äh rten u n u n terb ro ch en bis zum ja h re 1846. E r d u rch w an d erte kreuz und quer das w o g u lisch -o sţja- kisch-sam ojedische gebiet zw ischen Irtysch und Ob und dem Ural, durchstreifte den nördlichen U ral u n d die spärlich besie­

delte tu n d ra dieser gegend, und als er nach E u ro p a hin ü b er zu rü ck k eh ren m usste, sam m elte er u n erm ü d lich m aterial in verschiedenen g egenden u n ter den tscherem issen, m ordw inen und tsch u w assen und wollte so g ar das tatarische in angriff n ehm en, obw ohl h ierau s nichts g ew o rd en zu sein scheint. Am ende des som m ers 1846 kehrte er m it seiner ernte nach St.

P etersburg zurück.

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4 K. F. K a r ja la in e n ,

A ls R egu ly se in e forsch u n gen b egan n , sc h w eb ten ihm h auptsächlich z w e i ziele vor. D urch w e it au sgreifen d e, die ostfìn n isch en Völker u m fassen d e sp rachlich e, volk sku n dlich e, a rch äologisch e und geograp h isch e s o w ie h istorische Unter­

su ch u n g en w o llte er die brücke auffinden, die dem forscher

■über die lü ck en h elfen konn te, w e lc h e n och die an erk en n u n g der allgem ein giltigk eit der fin n isch -u n garisch en V erwandtschaft z u ersch w eren sch ien en , und w o llte so „die en d gü ltige ent- sc h e id u n g der frage g eb en : besteht ein e V erw andtschaft z w i­

s c h e n der u ngarisch en und der fin n isch en sp räche und in w e l­

c h e m grad e — oder besteh t k ein e?“ E r w o llte ein material zu sam m en b rin gen , au f gru n dlage d essen m an ein igerm assen e in bild von dem gesch ich tlich en W erdegang der finn ischen Völker en tw erfen und, in erster linie a u f grund der g eo g ra p h i­

s c h e n n am en , ihre alten W ohnsitze bestim m en konn te. D as z w e it e ziel R egu lys w ar die n u tzb arm ach un g d es m aterials für die u n garisch e sp räche: „ w ie k ön n en u n s d iese verw an d ten sp ra c h e n in der p flege unserer spräche behülflich und nützlich se in ? “ „V ielleicht gä b e e s unter d iesen fin n isch en sprachen

•eine, die m ö g lich erw eise ein e ältere Sch w ester unserer spräche ist, oder k ön n ten w ir aus der gesa m ten k en ntnis der fin n i­

s c h e n sp rachen — als der V erzw eigun gen ein und derselben Ursprache — zu jen er Ursprache g ela n g e n , der au ch unsere sp r ä c h e entstam m t, in der w ir die Urformen, au s d en en sic h u nsere spräche zu ihrem h eu tigen w e s e n en tw ick elt hat, au f­

finden k önn en . — W e n n w ir s o die art und w e is e ihres Ur­

sp r u n g e s, den verlau f ihrer en tw ick lu n g, w e n n w ir die Ver­

g a n g en h e it unserer sp räche s o k en n en lernen könnten, um u ns daraus für die lö su n g der zw eifelh aften fragen in der g e g e n - w art ratschlag zu erh o len !“ Mit diesen beiden zielen vor äu ­ g e n brachte er selb st und teilw e ise au s S am m lu ngen anderer ein verh ältn ism ässig u m fan greich es sp rachlich es material z u sa m ­ m en, zeich n ete n am entlich unter den w o g u len und ostjaken

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Dem andenken Anton Regulys. S

eine stattliche m enge volkspoesie auf, m achte ethno g rap h isch e notizen, sam m elte d aten ü b er die besiedlung u n d ihre aus- d eh n u n g u n d O rtsnam en und verschaffte sich Verzeichnisse ü b e r solche, sp ü rte historische dokum ente u n d archäologisches bew eism aterial auf. D och können w ir beobachten, dass das- rein sprachliche ziel vor dem an d eren , so zu sag en historischen- ziele m ehr in den h in terg ru n d treten m usste, w a s denn au ch w ohl zu verstehen ist, w e n n w ir u n s R egulys frühere Studien u n d die frage, die ihn z u n äch st fü r seine neue b ah n g ew an n , vor äug en halten. — A uch als sprachlicher beobachter m üssen- w ir Reguly a u f alle fälle hohe an e rk e n n u n g zollen, w e n n w ir ihn auch nicht in der schärfe des g eh ö rs z. b. mit C astren u n d A hlqvist in eine linie stellen können.

D as Schicksal w en ig er finnisch-ugrischer forscher ist g eeig­

net ein so tiefes mitleid zu erw ecken w ie das R egulys. S einen eigenen landsleuten, den Ungarn, gin g verhältnism ässig sp ät das volle Verständnis für seine b estrebungen u n d deren w ert auf; die P etersburger gelehrten e rk an n ten w ohl, w elchen dienst die von R eguly geplante forschung der W issenschaft leisten konnte, aber au ch von ihnen trauten ihm n u r w enige die fähigkeit zu r au sfü h ru n g dieser aufgabe zu — u n ter diesen hatte R eguly in dem akadem iker B aer einen eifrigen beistattd und freund gefunden. Die an g estren g te arbeit, die ständigen m ateriellen sorgen u n d die a u f der reise erw orbene k ran k h eit u n terg ru b en die k ö rperkräfte; die körperliche hinfälligkeit und die geistigen Strapazen k o n n ten nicht um hin die geistige schärfe u n d Spannkraft zu beeinträchtigen, u n d so sehen w ir, w ie die früher in hellen flam m en auflodernde arbeitsbegeisterung und energie nach und nach gleichsam u n te r dichter asche v erk o h ­ len, au s der n u r die an stre n g u n g e n der freunde ab und zu für einen m om ent einen leuchtenden funken hervorblinken lassen.

W ir k ö n n en ah nen, w elchen schm erz R eguly em pfand, als er sich und seinen n äch sten bekennen m usste, dass er „u nfähig sei seinen eigenen schätz zu h e b e n “ .

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6 K . F . Ka r ja l a in e n.

Infolge der körperlichen u n d geistigen erlah m u n g R egulys m usste sich seine tätigkeit fast ausschliesslich au f das m aterial­

sam m eln besch rän k en , von selbstausgeführten forschungen k ö n n en w ir fast n u r die „E th n o g rap h isch -g eo g rap h isch e K arte des nördlichen U ralgebietes, entw o rfen a u f einer Reise in den Ja h re n 1844 und 1845“ (St. P etersburg 1846) und die d a z u ­ gehörigen ziem lich au sführlichen erk läru n g en n en n en . A ber die ergebnisse seiner arbeit sind doch nicht u n au sg eb eu tet und u n genutzt geblieben. Die un g arisch en forscher, die bei R egu­

ly s hinscheiden bereits a u f den plan getreten w aren , zog en aus d en reichhaltigen Sam m lungen ein m aterial, o hne das sie g e ­ w iss nicht im stande g ew esen w ären ihre herv o rrag en d en resul- tate zu erzielen; w ir b rau ch en n u r zu bem erken, d ass H u n fa l- v y s „A vogul föld és n é p “ u n d B u d en z' tscherem issische, m o rd ­ w inische, sam ojedische u n d tschuw assische Veröffentlichungen g a n z oder grossenteils a u f dem von R eguly gesam m elten m a­

terial fussen, g an z zu geschw eigen der W irkung, die R egulys arb eit a u f die allgem eine rich tu n g der in U n g arn getriebenen finnisch-ugrischen forschung au sg eü b t hat. So z. b. änderte B udenz, der an fan g s ein Verfechter des tü rk isch en U rsprungs d er un g arisch en sp räch e gew esen w ar, bei der h erau sg ab e der R egulyschen m aterialien seinen Standpunkt von g ru n d a u s und sc h lo ss sich ebenfalls denen an , die das ungarische für eine finnisch-ugrische sp räch e hielten. U nd a u s derselben quelle hab en au ch noch die m än n er der h eute lebenden generation, z. b. M u n k ácsi bei seinen w ogulischen und P å p a y bei seinen o stjakischen forschungen, hilfe u n d anleitung geschöpft, deren g ra d nicht u n tersch ätzt w erd en darf. B esonders ist d urch R e­

gu ly s Sam m lungen w ertvolles folkloristisches m aterial der Ob- u grischen Völker gerettet w orden, das sp äter w ahrscheinlich nicht m ehr zu gew in n en gew esen w ä re u n d das d urch die entzifferung sp äterer forscher vollständig g edeutet w o rd en ist.

Mit ku rzen w o rten k ö n n en w ir sag en , dass R egulys arbeit

(13)

Dem andenken Anton Regulys. 7

ein en der grun d stein e geliefert hat, a u f denen die spätere for- sc h u n g ruht.

A nton Reguly w a r vielleicht kein genie, das der W issen­

sch aft neue w ege h ätte öffnen, neu e Perspektiven u n d problem e w eisen können. A ber er b esass ein talent, einen eifer und e in en enthusiasm us, der au ch grosse Schw ierigkeiten ü b e rw in ­ det und au ch grosse resultate zeitigt. E r scheint auch selbst em p fu n d en zu haben, d ass die arbeit, die er gew ählt, vielleicht z u gross, d ass das arbeitsgebiet zu um fangreich für ihn w ar, a b e r er h a t sich dadurch nicht vom arbeiten abschrecken las­

s e n : „Ich hatte n u r d a s ziel vor äu g e n : die arbeit zu u n te r­

n eh m en , dam it unserem vaterlande d arau s w irklicher nutzen u n d fortschritt erw a c h se “. D asselbe verpflichtende gefühl, die Vaterlandsliebe, die einen C a s t r é n v erm ocht h atte sich der besch w erlich en la u fb a h n des forschers zu w idm en, diese w a r auch in R egulys lebensw erk die erhaltende und an sp o r­

n en d e kraft.

Helsingfors. K . F. K a r ja la in e n .

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8 U. T . Si r e l iu s,

Über die primitiven Wohnungen der finnischen und ob-ugrischen Völker.

Die zelte m it firstdach und die vie rw a n d ig e n block- häuser.

D ie z e lt e u n d b lo c k h ä u se r b e i d e n o b -u g r is c h e n V ölkern.

W ir teilen die zelte ein einerseits in die seitenvvandlosen und die m it seiten w an d versehenen, andererseits in die einteili­

gen, die a u f der einen langseite vollständig offen sind, und in die zw eiteiligen, die w en ig sten s au f den langseiten gesch lo s­

sen sind.

D ie seitenw andlosen einteiligen zelte.

54. W e n n das w etter im w in ter still ist, ü b ern ach ten die jä g e r a u f ihren züg en am g ew öhnlichsten u n ter freiem him m el.

Am lagerplatz w ird der schnee fast bis a u f den n ack ten erd- boden w eggeschippt u n d w e rd en d afü r a u f der seite, w o m an zu schlafen gedenkt, tannenzw eige ausgebreitet; am g eg en ü b er­

liegenden ran d e w ird die feuerstätte aufgebaut. Zum entfernen des sch n ees bedient m an sich eines schneeschuhläuferstabes, dessen oberes ende fast regelm ässig schaufelartig zugeschnitten ist. Z w ischen dem m it den tan n en zw eig en bedeckten teil und der feuerstätte w ird oft ein balken an g eb rach t, dam it sich die schlafenden ihre dem feuer zugek eh rten füsse nicht zu seh r erhitzen und au ch das feuer nicht a u f die tan n en zw eig e ü b er­

greift (m ittlerer Ob, Iv ašk in a; K unevat). D as notfeuer, a n dem das essen gekocht (m itunter au ch brot gebacken) w ird, lässt m an ausgehen, bevor m an sich niederlegt.

55. Ist das w etter w indig, errichtet m an am lagerplatz a u f der Windseite in der regel ein W etterdach. Z w ei etw a 3 bis 4 m vo n ein an d er abstehende bäum e w erden aufgesucht (Agan, S alym ), a u f ihre äste in 1 1/ 2 bis 2 m liöhe ein h o ri­

(15)

Die p rim itiv . W ohnungen d er finn. u. ob -ugr. V ölker. 9

zontalbalken gelegt und gegen diesen entw eder ta n n e n oder Stangen gelehnt, a u f die m eistens tan n en zw eig e (auch von abies pichta), seltener m atten au s birkenrinde placiert w erd en . Die äste, die u n ter das W etterdach hinein vorragen, w erd en so­

viel als erforderlich abgehackt. Sind keine p assenden w a c h se n ­ den bäum e zu finden, so w erden stattdessen zw ei gegabelte Stäm m e eingeram m t, die den horizontalbalken tragen. In fig.

86 sehen w ir ein in aller eile aufgebautes W etterdach: Stangen sind in sch räg er Stellung in den schnee gesteckt und m it einer rindenm atte bedeckt. Als Schlafgelegenheit dienen wie so n st

Fig. 86. Vach, Larjackoe.

tannenzw eige, u n d a n dem platz für das feuer h än g t der kesselt an einem in den schnee gestem m ten stock. D er Jäger selbst steht zw isch en einem hunde u n d seinem hundeschlitten neben dem schlaflager, und seine Schneeschuhe sind beim feuer an einem baum in die h öhe gestellt. — W e tterd äch er von d er in.

rede stehenden a rt sind im g an zen ostjakisch-w ogulischen g e ­ biete gebräuchlich.

56. An der S o sv a (Rakt-jā) w ird als fun d am en t für das W etterdach ein balkenverband gezim m ert. Am rande d er dem w inde ausgesetzten seite des lagerplatzes w erden ein ungef. 3 m lan g er balken u n d an dessen enden zw'ei k ü rzere in d e r w eise in den erdboden eingelassen, d ass die enden m iteinander eine k reu zu n g bilden (fig, 87). H iernach w erd en in derselben, reihenfolge, die bei dem bau eines gebäudes beobachtet w ird,

(16)

IO U. T . SlRELIUS.

für jede w an d je zw ei w eitere balken aufgelegt. D am it die a u f diese w eise hergestellte g ru n d lag e besser zusam m enhält, w ird sie schicht für schicht a u f allen seiten verschm älert und mit drei stützpfählen versehen, die innerhalb des verb an d es je einer in den eck punkten u n d in der m itte der h in terw an d eingeschla­

gen w erden. Bei denselben pfählen w erden geg en die h in ter­

w a n d in sch räg er Stellung drei Stangen eingetrieben, a u f die -als bedeckung querüber tan n en zw eig e geschichtet w erden. F ü r

Fig. S7. Sosva, Rakt-jā.

•die Schlafplätze w erden a u f die gew öhnliche w eise tannenzw eige a u f den erdboden gelegt; d arü b er w erd en ren n tierh äu te gebreitet.

B eiderseits des platzes für das feuer w ird ein balken a n g e ­ bracht, um dem schm elzen des schnees, dem an b ren n en der zw eig e u n d dem erhitzen der füsse vorzubeugen.

57. Bei stren g er kälte g en ü g en die beschriebenen W etter­

d ä c h e r nicht als schütz, so n d ern d an n m achen sich besonders die dürftiger gekleideten jä g e r als Schlafplatz eine höhle in den sch n ee (fig. 88) ł . D er schnee w ird am lagerplatz an einer

1 Siehe auch J . B. M ü l l e r , Das Leben und die Gewohnheiten -der Ostiaken (p. 191).

(17)

D ie prim itiv. W ohnungen der finn. u. ob-ugr. Völker. 1 1

stelle zu einem häu fen aufgew orfen, der entw eder sofort oder am n ächsten tage, d. h. w enn er o b en au f gefroren ist, hohl aus- g eg rab en w ird. Die in n en w än d e sind rasch zu härten, indem m an sie, der e in w irk u n g der kälte zuhilfe kom m end, zuvor d u rc h ein in der höhle an g ezü n d etes birkenrindenfeuer etw as auftaut. Die Schlafplätze, d. h. der boden der höhle, w erd en a u c h hier m it tan n en zw eig en bedeckt, und bevor m an sich zur ruhe begibt, w ird die m iindung der h ö h lu n g m it den a u sg e ­ zogen en kleidern, mit birkenrinde oder m oos verstopft. Die höhle soll in den ersten nächten se h r w arm sein, d a n n ab er

F ig 88. Vach, Larjackoe.

u n te r dem einfluss der kälte an dichtigkeit einbüssen. Gilt es m ehrere, z. b. drei personen u n terzu b rin g en , so w ird m itten in dem S chneehaufen zu erst ein hinreichend breiter, oben offener raum g eg rab en , der d ann, u n ter V erw endung säm tlicher Schnee­

sc h u h e des trupps als unterläge, mit sch n ee bedeckt w ird (Vach, L arjackoe). Sobald die höhle auch o b en au f gefroren ist, w e r­

d e n die Schneeschuhe w eggenom m en. M itunter w ird sie so breit gem acht, d ass zw ei reihen Schneeschuhe anein an d er als u n terläg e Tür das dach erforderlich sind. A lsdann w erd en die Schneeschuhe a n ihren zusam m engestellten enden, d. h. in der m itte d er grübe, durch pfähle gestützt. O ftm als w ird die sch n eeh ö h le in Verbindung m it dem W etterdach so angeordnet, d ass ihre Öffnung der m itte der h in terw an d des W etterdaches

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U. T . Sir e l i u s.

z u g ek eh rt ist (Agan). Die sch neehöhle ist n och heutzutage all­

gem ein bei den ostjaken des kreises S u rg u t im gebrauch.

58. Ä hnliche W etterdächer, w ie w ir sie in p u n k t 55 ge­

schildert haben, w erd en auch im som m er errichtet, w en n m an bei w indigem oder regnerischem w etter im freien übernachten m uss oder n u r zw ei bis drei tag e an einem fischfangplatz bleibt (fig. 89). A uf zw ei gegabelte hölzer oder n ah e beiein­

an d er befindliche b aum äste w ird eine h o rizo n talstan g e aufge-

Fig. 89. Vas-jugan.

legt, u n d gegen diese w erd en latten gelehnt, die querü b er m it m atten aus birkenrinde bedeckt w erden. D am it die letzteren im w inde an ihrem platze bleiben, w erden als gew icht latten in derselben rich tu n g w ie die eb en erw äh n ten aufgelegt. Die feuerstätte w ird vor das W etterdach p la c ie rt: zw ei gegabelte höl­

zer, d a ra u f eine horizontalstange, an der der kessel an seinem h ak en hängt. S ind soviel fische erbeutet w orden, d ass sie zum teil g eräu ch ert w erd en kön n en , so w ird zu diesem' zw eck vor dem W etterdach ein gestell errichtet (siehe p u n k t 2, fig. 2). — W etterd äch er von der b eschriebenen beschaffenheit sind w e ­ nigstens im g a n zen südlichen u n d zentralen ostjakisch-w ogu- lischen gebiet anzutreffen (V as-jugan, m ittlerer Ob [Ivaškina],

(19)

Die primitiv. W ohnungen d er finn. u. o b -u gr, V ölker. 1 3

A gan, Ju g a n , S alym , Konđa). Beim beerensam m eln w ird an der K onda das W etterdach bisw eilen m it h eu bedeckt.

Die seitenw andlosen zw eiteiligen zelte.

59. W e n n sich ein trupp a u f den jag d zü g en längere zeit a n ein und dem selben ort au th ält (m ittlerer Ob, Ivaškina) oder w en n er aussergew öhnlich zahlreich ist (V ach, Larjackoe), baut er sich ein zw eiteiliges zeit auf, d. h. es w erd en zw ei Wetter­

dächer, w ie w ir sie in p u n k t 55 beschrieben h aben, m it den offenen seiten ein an d er zugekehrt, in d er w eise errichtet, dass zw ischen ihnen ein g a n g freibleibt (flg. 90). In diesem letzteren w ird ein holzfeuer angezündet, das also seine w ärm e nach bei-

Fig. 90. Fig. 91.

den hälften hin aussendet. Diese art obdach ist zum m indesten in m an ch en gegenden des kreises S u rg u t im gebrauch.

60. Am m ittleren Ob (Ivaškina) w ird bisw eilen im som m er für einen m ehrtägigen au fen th alt an e i n e m fischfangplatz ein geschlossenes rindenzelt (fig. 91) in der w eise aufgebaut, dass zw ei solche W etterdächer, w ie sie in fig. 89 auftreten, ein an d er gegen ü b er errichtet w erd en ; die beiden seiten sind dabei fest m iteinander verbunden, d. h. sie w erd en mit einer gem ein­

schaftlichen firststange versehen. In der einen Vorderseite w ird eine tü rö ffn u n g gelassen, in der m itte der diele findet die feuer­

stätte ihren platz und über dieser w ird im first des baues ein rauchabzugsloch angebracht.

61. In den südw estlichen teilen des ostjakisch-w ogulischen gebietes (S aly m ; K onda, L andinsk) bauen die jä g e r an ihren besten fangplätzen m ehrere ja h re ü b erdauernde bretterzelte (fig.

92). E s w erd en zw ei d ünnere, etw a 3 —4 m von einander entfernt w ach sen d e nadelbäum e aufgesucht, die in 1 '/2 bis 2

(20)

M U. T . S i r e l i u s ,

m abgebrochen w erden und deren stehenbleibender teil oben in eine gab elu n g v erw an d elt w ird. A u f diese natü rlich en pfeiler w ird ein firstbalken placiert und zw ischen ihnen a u f dem erd- boden au s vier balken ein fast quadratischer rah m en d erart ge­

zim m ert, d ass die pfeiler in die m itte der giebelbalken des rah- m ens zu stehen kom m en. Säm tliche rah m en b alk en erhalten a u f der Oberseite längslaufende einschnitte. A uf die enden der seitenbalken und gegen die des firstbalkens — also a n vier stellen — w ird je ein balken gestem m t. A n die eine w a n d ­ fläche w ird a n diese balken l fuss von dem firstbalken in tiefe

Fig. 92. Salym.

kerben ein zw eiter horizontalbalken eingesetzt. G egen diesen und in den einschnitt des au f derselben seite a u f dem erdboden ru h en d en rah m en b alk en s w erden bretter gelegt.

Die andere w'andľläche w ird auf dieselbe w eise bekleidet, w obei der firstbalken als ein S tützpunkt dient. H ierdurch en tsteh t zw ischen den beiden horizontalen balken eine lange rauchöffnung. Die giebelseiten w erd en mit au frech tsteh en ­ d en brettern v ersc h lo sse n : die u n teren d en der bretter w e r­

den in die einschnitte der rahm engiebelbalken eingelassen u n d die oberenden gegen die fertigen dachflächen gelehnt. D am it die bretter festsitzen, w erd en sie von aussen durch Stangen gestützt, die mit dem unteren ende n ah e den ecken des gebäu- des in die erde eingeram m t u n d mit dem oberen ende an den firstbalken festgem acht w erden. Die tü r w ird in der einen gie-

(21)

D ie prim itiv. W ohnungen d er finn. u. o b -u gr. Völker. 15

belw and a u f einer Seite des pfeilers angebracht. Die feuerstelle- hat ihren platz in der mitte der erddiele, die bei den Schlaf­

plätzen mit tangelzw eigen belegt wird.

D ie einteiligen zelte m it seitenw and.

62. F ü r m ehrtägigen aufenthalt an den fischfangplätzen w ä h re n d des som m ers w ird w enigstens im gan zen südlichen und zentralen gebiet der ostjaken (V as-jugan, V ach, m ittlerer Ob, A gan, Ju g an , Salym ) ein W etterdach von der form in fig.

Fig. 93. Vas-jugan.

93 errichtet. E s w erd en vier gegabelte hölzer derart in den boden eingeram m t, dass sie die eckpunkte einer rechteckigen bodenfläche bilden. F ü r die eine langseite w erden sie, ab g e­

sehen von dem in die erde eindringenden teil, ungef. 1,5 m und für die andere 0,5— 1 m hoch gem acht. In die gabelun- gen w ird in der richtung der langseiten je eine horizontal- stange gelegt. Als bedeckung dienen m atten aus birkenrinde und als stü tzen für diese d ü n n e w eidenstäm m e, die bei dem u nteren horizontalbalken knieförm ig gebogen w erden. D am it die m atten festhaften, w erden als gew ichte au sser ähnlichen gebogenen w eidenstäm m en au ch ein oder zw'ei über das dach laufende d ü n n e balken a u f sie placiert. A usserhalb der vorder­

w än d e u n d unm ittelbar a n ihnen fest w erden einige pfähle ein-

(22)

U. T . S i r e l i u s .

geschlagen. W e n n der ertrag a n dem platze den b ed arf ü b er­

steigt, w ird vor dem W etterdach ein räu ch erg erü st errichtet.

63. A n platzen, w o m an längere zeit der fischerei obliegt, b a u t m an im g an zen kreis S u rg u t u n d auch am V as-jugan ein W etterdach von der grösse, d ass es über das räu ch erg erü st hin- ausreicht. E s w ird so n st m eist g e n a u wie das in fig. 93 w iedergegebene zusam m engesetzt, aber auch a u f der Vorder­

seite mit einer sch räg en dachfiäche versehen, die von zw ei gegabelten b äu m en u n d einer horizontalstange g etrag en w ird.

B e i dem W etterdach in fig. 94 besteht die hin terw an d a u s w ei-

Fig. 94. Vach.

■ denzw eigen, die zw ischen zw ei reihen sen k rech t eingeschlagener stocke gepackt sind. D as essen w ird an dem feuer u n ter dem rä u c h e rg erü st gekocht. D aselbst w ird au ch an Stangen, die in die erde gesteckt w erden, brot gebacken.

64. Am Ju g an und A gan ist die eben behandelte räu c h e r­

zeltform schon seit langer zeit auch a u s balken aufgeführt w o r­

d e n (fig. 95). D er a u fb a u g eh t folgenderm assen vor sich: z u ­ erst w ird der dreiw andige hintere teil in der w eise hergestellt, d a ss die balken, a n den hinterecken m iteinander verbunden, v o rn (die giebelw andbalken) a n einem pfähl befestigt w erden, -der eine tiefe rin n e besitzt. Als träg er der vorderen hälfte

• des dach es dienen vier pfeiler. In die g abelungen der o b eren ­

(23)

Die prim itiv. W ohnungen der finn. u. ob-ugr. Völker. 17 d en dieser pfeiler w erden giebelbretter placiert. In diese w ie au ch in d en au s balken gezim m erten hinteren teil sind d a c h trä g e r (änse *) eingezim m ert. Die dachbekleidung liefern birkenrindenscheiben, deren n äch ste unterläge qu er a u f die änse gelegte hölzer (w eidenstäm m e) u n d deren gew ichte d ü n n e b aum stäm m e sind. A u f diese w ird schliesslich querüber so ­ w o h l dem trau fd ach als dem first en tlan g als g ew icht je ein d ü n n e r balken gelegt. A n den pfeilern w erd en a u f die au s d e r figur n ä h e r ersichtliche w eise die seitenbretter des räu ch er- g e rü sts u n d zw ischen diesen ein lattenschirm befestigt. — Diese

Fig- 95- Jugan.

a r t zelte w ird n u r bei den au s blockbauten bestehenden som - m erdörfern errichtet. Am A gan w ird das räu ch erg erü st nicht im m er u n ter ih n en angebracht.

Die zw eiteiligen zelte m it seitenw and.

65. Am V ach (L o vka-pſyol) w erden an den fangplätzen im som m er als obdach für die zeit, w o m an fische räu ch ert, bis­

w eilen zw ei zelte von der form fig. 93 ein an d er gegenübergestellt.

Z w ischen d en beiden hälften w erd en räu ch erg erü ste errichtet (fig. 96). Z w ischen den d äch ern bleibt der länge nach eine Öffnung, u n d durch diese steigt der rau ch von der feuerstätte em por, die natürlicherw eise u n te r dem g erü st liegt.

66. W e n n m an sich im som m er a n einem platz, w o m an 1 D ieses w ort ist von dem horizontalen dachbalken von K . Rh a m m in dem von uns zitierten grossen w erke gebraucht.

(24)

1 8 U. T . Si r e l i u s.

sich keine ju rte au s balken erb au t hat, län g ere zeit a u f hält, stellt m an ein geschlossenes rindenzelt von der form in fig. 97 her.

Zuerst w ird das gerippe angefertigt, dessen details in fig. 98 zu

erk en n en sind; w ir haben da fü n f p a a r gabelhölzer (a), die je eine h orizontalstange stü tzen u n d die n ach dem m ittelpunkt zu im m er h ö h er w e rd e n ; an den seiten- u n d v o rd erw än d en stehen

F ig . 97. Vach.

vertikale hölzer (b), und a u f die w ag rech ten Stangen sind q u e r­

über die dachhölzer (c) gelegt, die oft dieselben hölzer sind w ie die vertikalen hölzer (b) der seiten w än d e (vgl. fig. 93).

R indenm atten w erd en als bedeckung qu er ü b e r die d achhölzer (c) placiert u n d w ie in p u n k t 58 befestigt. Z uoberst k o m m t

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Die p rim itiv. W ohnungen der finn. u. ob-ugr. Völker. 19

zu dem selben zw eck ein firstbalken (d). Mitten a u f der diele w ird die feuerstätte an g eb rach t und dieser g eg en ü b er neben dem firstbalken oder a u f beiden seiten desselben eine rauchab- zugsöffnung. Die tü r, die in der einen vorderw and liegt, ist h eu tzu tag e oft au s brettern (fig. 23); früher bestand sie in einer rindenm atte, die m an bei schönem w etter zusam m enrollen und in die höhe heben konnte (Vach). B isw eilen errichtet m an u n ­ ter der einen w an dfläche des zeltes ein räu ch erg estell (Vach, K oleƒ-jō/on). Als diele dient der blosse erdboden. A ls Schlaf­

gelegenheit w erd en h eu und m atten d a ra u f ausgebreitet. D er besitzer u n d ü b erh au p t die m än n er schlafen im fondteil, die

w eiber in der türgegend. A n der S o sv a w ird dem frem den ein bett rech ts neben dem besitzer des zeltes bereitet; die w ei­

ber h ab en in diesem fall ihr lag er a n d er linken zeltw and. — Zelte v o n dieser a rt sind noch im grössten teil des ostjakisch- w ogulischen gebietes üblich (V as-jugan, V ach, Ju g a n , m ittlerer Ob, S alym , Sosva).

67. A n d er S o sv a stellen sich diejenigen w ogulen, die sich au s diesem oder jen em g rü n d e keine som m erjurte aus balken bauen kö n n en , ein rindenzelt von der g erade in rede steh en d en art her, so g u t sie es k ö n n e n : sie belegen den erdboden als diele mit brettern, richten die Schlafplätze aus dem selben m aterial etw as über der diele h er u n d verkleiden die w än d e der grösseren stärk e w egen statt m it birkenrinde mit fichtenrinde, die z u r zeit d es saftfiusses abgeschält w ird. Neben

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20 U. T . Si r e l iu s.

die v o rd erw än d e w erd en an die gabelhölzer (fig. 99) w ag rech te Stangen (c), je zw ei ü b e r einander, geb u n d en und a u f diese beiderseits der feuerstätte je eine ho rizo n talstan g e (b) zum trock­

n e n u n d räu ch ern der fische placiert. D er teil der diele hinter der feuerstelle w ird gew öhnlich n ich t m it b rettern versehen, u n d hier finden die w a sser- u n d kochgefässe ihren platz. Mit­

un ter w erd en in dem selben teil vier gabelhölzer errichtet, d a r­

a u f horizontalstangen gelegt u n d m it hilfe dieser eine a rt tisch (a) g ebaut, a u f dem das essen u n d das essgeschirr stehen. —

F ig. 99 Vach.

D ie in d ieser w e is e aufgefü hrten rindenzelte sin d k ein e g e le ­ gen tlich en b eh au su n gen m ehr; sie k ö n n en jah relan g (d. h. für die Som m erzeit) geb rau ch sfäh ig bleiben.

68. E in e m ischform der rindenzelte m it spitzem u n d first­

d ach ist d as in fig. 100 abgebildete w ogulenzelt v o n der Sosva.

V ier gabelhölzer sind g ew isserm assen als eckpunkte einer q u a ­ d ratisch en fläche, w elche die erddiele des zeltes bildet, aufrecht eingetrieben. A uf die gabelhölzer ist a u f allen seiten je eine verti- k alstan g e aufgelegt. Die m antelhölzer sind zuerst an den seiten in die erde gesteckt u n d d a n n a n den v ertikalstangen k ru m m ­ gebogen u n d m it den oberenden zusam m engefügt. Die rin d e n ­ m atten sind a u f die au s dem bild ersichtliche w eise ü b er die m antelhölzer gebreitet. G ew ichthölzer sind, w ie die m an tel­

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Die prim itiv. W ohnungen d e r finn. u. o b -u g r. Völker. 2 1

hölzer krum m gebogen, aufgelegt. D as rauchabzugsloch befin­

det sich in der dachspitze, u n d die feuerstelle ist m itten a u f der diele angebracht. Die tü r besteht au s brettern, deren letz­

tes sich m it seinem schm alen unterende a u f einem in d en erd ­ boden g esenkten klotz dreht, u n d ist mit ih rer oberen partie

F ig loo. Sosva.

m ittels einer seilschlinge am türpfosten befestigt. A uf derselben seite der tür ist als bedeckung eine grosse fichtenrindenscheibe aufgelegt.

Die blockhäuser.

B aut m an die vo rh er an g efü h rten gebäude fü r m eh r oder m inder gelegentliche bedürfnisse, so sollen die blockhäuser jah relan g g ebrauchsfähig bleiben.

69. D as prim itive blockhaus in fig. 101 ist im übrigen ebenso gebaut w ie die gew öhnlichen zw eiteiligen zelte, n u r sind die seitenw ände au s gespaltenen baum stäm m en a u f zw ei Stan­

g en p aaren hergestellt. W ir h a b en es im dorfe K lein-A tlym am Ob u nterhalb der m ü n d u n g des Irtyš angetroffen.

70. D as zeit in fig. 102 stam m t aus dem selben dorfe.

E s w eicht von dem vorhergehenden d arin ab, d ass alle w än d e

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22 U. T . Si r e l i u s.

bis in die h öhe d er seiten w än d e au s balken gezim m ert sind.

D as dach ist a u f Streckstangen (änsen) aus hölzern u n d birken- rinde hergestellt w ie in p u n k t 66.

Fig. i o i. Fig. 102

Ob, Klein-Atlym.

71. E b en so in teressan t w ie die vorsteh en d beschriebene w o h n u n g ist als überg an g sfo rm eine w ogulische frühjahrs-

Fig. 103. Fig. 104. Fig. 105.

ju rte, die w ir im dorfe P ētk äs a n der S o sv a gesehen haben.

A uch bei dieser w a re n die w än d e au s ru n d en stam m en gezim m ert, die giebel aber au s brettern hergestellt. Die fugen

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D ie prim itiv. Wohnungen der finn. u. ob-ugr. Völker. 2 3

zw isch en den stam m en w aren nicht m it m oos verdichtet.

Beim au fb au en w a r in die stam m e n u r je ein au ssch n itt o b e n a u f g em acht (fig. 105). U m den giebelbrettern halt zu geben, w aren a u f die giebelw ände beiderseits je zw ei pfosten

Fig. 106. Ob, Keü-lor-kor.

au fgestellt, z w isc h e n w elc h e die bretter m it w urzelban d fest- geb u n d en w a ren (vgl. die abbildung d es Speichers fig. 106).

D ie in n en steh en d en pfosten 1 stützten zu gleich je einen dach- 1 In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine opfeŋurte von eigenartiger konstruktion eingehen, von der der ungarische łinguist prof. Jo s e f Pá p a y in seiner skizze »Im Lande der Nord-Ostjaken»

(p. 13) spricht. »Ihre Breite und Länge», sagt er, »beträgt u Schritte.

Das Dach ruht auf acht Säulen. Auf die Säulen ist in Meterhöhe eine Gesichtsfratze eingeschnitten: das ist der Jiljan (ein ostjakischer Gott geringeren Ranges). Um die Stirne des Jiljan hängen farbige Bänder und Kupferringe. Dem E in gan g gegenüber stand der Lonch (Götze):

ein anderthalb Meter hoher, dicker Ballen aus Tuch und Seide, dane­

ben ausserordentlich viele Fuchspelze und 50—60 rostige Schwerter.»

— Auch hier wird also das dach von pfosten getragen; ihre zahl ist nur von den vier (inneren) der von uns gesehenen jurte bei dieser grossen jurte Pápays auf acht gestiegen. Wie üblich die frei auf der diele stehenden pfosten in früheren Zeiten an den ostjakisch-woguli- schen jurten gewesen sind, ist uns nicht bekannt. E s m ag hier er­

wähnt werden, dass die Skandinavier der sagazeit mit ihnen die dächer ihrer grossen Stuben stützten und dass an ein paar von ihnen, den sog.

öndvegissul, bilder von göttern ausgeschnitzt waren (Rh a m m, Urzeitl. I, p. 381, 662; St e p h a n i, Der ält., p. 366).

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24 U. T . Si r e l iu s.

ans. E in firstans w a r nicht vo rh an d en . Die d achlatten (d ü n n e fichtenstäm m e), die v o n der einen seiten w an d zu r anderen

— also in flachen bögen — liefen, w a re n n u r a u f die obersten seiten w an d b alk en u n d die d ach än se gelegt. A uf sie w a re n m atten von birkenrinde ausgebreitet, die von d ü n ­ nen, vom first n ach dem d ach ran d laufenden b au m stäm - m en festgehalten w u rd en . A uf diesen ihrerseits lagen a u f den dachflächen als gew ichte je zw ei balken, von denen der eine in kerben, die a n den enden des obersten giebelbalkens an g eb rach t w a re n (vgl. fig. 108), und der an d ere a u f dem einen p aar der pfosten ruhte, w elche die giebelbretter v o n au ssen

Fig. 107. Sosva.

stützten. Die in nenstehenden, die än se trag en d en pfosten (diese w a re n w ie die au ssen steh en d en an den end en o ben m it kerben versehen) dienten zugleich als pfeiler der türöffnung. Die tü r b estan d au s brettern, die an zw ei holzleisten festgenäht w aren (s. fig. 23). Die offene, m it a u f die k an te gestellten brettern u m rah m te feuerstätte (fig. 107) lag in der m itte d er diele, u n d der rau ch zog durch ein loch m itten im dache ab. Als diele dienten a u f d en erdboden gelegte bretter, doch fehlten diesel­

ben um die feuerstätte, au f deren beiden seiten die schlafprit­

sch en sich über den boden erhoben. V on der einen giebel­

w a n d zu r a n d eren liefen in verschiedener höhe zw ei p aar trockenbalken (vgl. fig. 99). —■ Diese ü b e ra u s interessante ju rte h ab en w ir leider nicht photographiert.

72. E in e in frü h erer zeit seh r häufige som m erjurte ist die in fig. 108 w iedergegebene. S ie unterscheidet sich von

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Die p rim itiv. W ohnungen d er finn. u. o b -u gr. V ölker. 2 5 der eben beschriebenen in der hauptsache n u r darin, d ass die giebel aus balken bestehen, die von den d ach än sen gehalten w erden. V on diesen k o m m en a u f die beiden dachflächen je vier o d e r* m it an d eren w orten je einer in die fugen zw ischen den giebelbalken. Die gew ichtbalken au f dem dach sind — abgesehen von dem u n tersten — m it den enden an die dach-, än se festgebunden. E in en firstans, der so n st ebenso w ie der firstbalken an den in rede steh en d en W ohnungen üblich ist, besitzt au ch diese ju rte nicht. E b en so finden w ir in ihr keine bretterdiele oder ü b e r diese sich erhebende schlafpritschen.

Fig. 108. Vach, Oxti-ũrje.

D a g eg e n ist die türöffnung fh dieser w o h n u n g sch on mit w irk ­ lichen pfeilern, d. h. mit gefalzten p fosten, versehen.

A us balken geb au te winterjurten behandeln w ir in d iesem Z usam m enhang nur z w e i (fig. 109, 111), die beide in d as ost- jakische geb iet am V ach geh ören.

73. Die in fig. 109 abgebildete b eh au su n g ist äu sserst primitiv. Sie ist ü b er einer flachen erdgrube errichtet: die sei- ten w än d e w erd en von zw ei, die giebelw ände von ach t balken- lagen gebildet, zw ischen den en sich eine rin n e fü r die m oos- füllung befindet (fig. 104). Die diele besteht in dem nackten erdboden. Gleich rech ts von der türe ist a u f S tangenpaare eine Z w ischenw and (fig. 110) gesetzt, w elche die en tsp re­

chende ecke für die Schlafplätze a b tre n n t; eine eigentliche schlafpritsche ist nicht vorhanden. A n der rechten seitenw anđ steh t ein herdofen (a), der grossenteils zum dach h erau srag t.

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20 U. Т , Si r e l iu s.

B eide dachflächen w eisen 6 d ach än se auf, die q u erü b er mit latten belegt sin d ; da der firstans fehlt, ist die m ittlere partie des daches flach; a u f den latten liegt m oos, und d a ra u f eine

Fig. 109. Vach, Oxti-urje.

dicke erdschicht, die nicht w eiter bedeckt ist. M itten in dem d ach ist eine fensteröffnung (b) angebracht, die m it einer eis- scholle verschlossen w ird. Die dim ensionen der ju rte sind im

in n ern : länge 4,15 m, breite 3,11 m und höhe (vom boden bis zum first) 1,9 m. Die tü r befindet sich in der einen giebel- w àn d , u n d d avor steh t ein a u f gegabelte hölzer placierter Vor­

b au (i), der a u f den seiten m it brettern verschlossen ist.

(33)

Die prim itiv. Wohnungen der finn. u. ob-ugr. V ö lk er. 27 74. Die ju rte fig. 111 unterscheidet sich von der zuletzt beschriebenen n u r dadurch, d ass sie keinerlei erdgrube, d ag e­

g e n ab er v erhältnism ässig hohe w än d e b esitzt: seitenw ände

F ig . i n . Vacn.

• 1,45 m und giebelw ände 2,»s m. D er herdofen (fig. 110 B, a, 1 1 2) und die fensteröffnung (b) liegen a n denselben stellen w ie in der vorherg eh en d en ju rte, ausserdem w eist diese w o h n u n g

einen tisch a u f gegabelten höl­

zern a u f (c; vgl. fig. 3, 99). 1f ì m hohe schlafpritschen au s erde sind drei v o rh an d en (d, e, f), d av o n zw ei (d, e) m it hohen Zw ischen­

w än d en (g, h) versehen. D achänse finden w ir vier an jed er dachſläche.

V or der tür ist ein b esonderer bau m it flachem dach als v orraum aufgeführt (i); seine vordere und seine hintere w a n d w erd en durch gefalzte pfosten an der ju rte ge­

stützt. — V or der ju rte sieht m an Fig. 112. Vach. einen hundeschlitten sow ie a n der

w a n d des v o rrau m es links von d e r tü r einen köcher, rechts eine schaufei u n d einen in eine schaufei auslaufenden schneeschuhläuferstab.

(34)

28 U. T . Si r e l i u s.

D ie z e lte und blockhäuser b ei den Syrjänen.

A uch bei diesem volke finden w ir n och eine b em erk en s­

w erte serie von prim itiven firstdachbauten vor.

Die zelte.

75. Der einfachste von ihnen ist der w indschirm , den w ir in fig. 113 abgebildet sehen. Die v erschiedenen teile des

Fig. 113- Lökčim, Morđinskoe.

g erü sts lässt fig. 114 erkennen. In die erde sind zw ei oben gegabelte bäum e (śu r ja M o rđ in sk o e 1, vožk a S k o ro d u m s k a ja 2, L e tk a 3) aufrecht eingeschlagen, a u f die eine streck stan g e (śor Mrd., S kr.) gelegt ist. S c h rä g a n diesen balken sind Stangen (ber, Mrd., Ltk.) gestellt; geg en beide Seitenflächen ist ausser- dem a u f gegabelte hölzer je ein holz (ťsom-bok M rd.) gestützt.

U n ter dem gerippe w ird der schnee festgestam pft u n d m it einer dicken läge nadelzw eige bedeckt, die als sch lafstätte benutzt

1 Kirchdorf am Lökòim, einem nebenfluss der Vyčegda.

2 Dorf am oberen lauf der Vyĉegda.

3 Kirchdorf auf »permjakischem» gebiet im kreis U s ť s y s o ls k .

(35)

D ie prim itiv. Wohnungen der finn. u. ob-ugr. Völker. 29

w ird. Im h erb st u n d w in ter bei d er eichhornjagđ w ird das g e rü st m it nadelzw eigen (lįs-ťǻom „nadelzw eigzelt“, Mrd.) be­

legt; w ird ab er im so m m er ein w indschirm a u f den feldern g eb au t, so erhält er eine bekleidung au s birkenrinde (śu m ę d

Ltk.) oder fichtenrinde. E ine ſeuerstätte (Ы-риг M rd., Skr.; oèag Ltk.) w ird vor dem w indschirm angelegt. D am it das feuer die füsse n ich t zu se h r erhitzt u n d den schnee u n te r den schlafenden zum schm elzen bringt, w ird u n ten a n den g e g a ­ belten hölzern z u m schütz ein balken (pod kraž Skr.) a n g e ­ bracht. Ü b er der ſeuerstätte findet die kesselstange (ęšan-śor

S k r., vak rep Mrd.) platz u n d z w a r w ird sie einerseits a u f die streck stan g e des w indschirm s, andererseits a u f ein hinter der ſeu erstätte eingetriebenes gegabeltes holz gestützt. A n der k es­

selstange h ä n g t üb er dem feuer a n einem kesselhaken (ekan M rd., Skr.) der kessel. E in en solchen w indschirm , der im all­

gem einen m it dem n am en tśo m b ezeichnet w ird, führt m an bei b ed arf auf, w e n n m an eine oder ein p a a r näch te a n einem platz verw eilt. Ist die W itterung günstig, w indstill u n d trocken, v erb rin g t m an die n a c h t auch in der kalten jah reszeit ohne w eiteres am lagerfeuer (n od ja L tk.), das nach A rse n jev 1 fol- g en d erm assen an g em ach t w ird : „m an nim m t zw ei tro ck n e bal­

k en u n d h a u t in beide der gan zen länge nach eine rinne ein.

E in balken w ird mit der rinne, die m it g lü h en d en kohlen angefüllt

1 Ф. A. А рсен ьевъ, Зыряне и и х ъ охотничьи промыслы. M o s k a u 1873, р. 42.

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30 U. T . Si r e l iu s.

w ird, nach oben in den sch n ee gelegt; d a ra u f w ird der andere balken mit der rinne nach u n te n gelegt, so d ass sich die g lü ­ h en d en koh len zw ischen den rin n en w ie in einer rö h re befin­

den. In dieser läge w erd en die beiden balken d u rch frische Stangen erhalten, die an den enden der balken tief in d en sch n ee eingeschlagen sind. D as feuer von den kohlen teilt sich den beiden balken mit, k an n sich aber w eg en m angels a n zugluft nicht zu r flam m e entfachen. D er w arm e rau ch zieht d urch die beiden enden der röhre ab u n d z irk u lie rt über d en sch lafen ­ den, die in ihre kleider eingehüllt in einer reihe n eb en ein an d er mit den füssen an der feuerstätte d alieg en “. M itunter w ird eine solche „w ärm eleitu n g “ au ch vor dem w indschirm a n g e ­ bracht. A lsdann „verbreitet der rau ch eine solche w ärm e in der hütte, d ass m an die g an ze n acht g etro st a u f dem sch n ee

schlafen k ann, o hne bei zw an zig g rad frost im freien von der kälte belästigt zu w erden. E s ist zu bem erken, d ass die jä g e r oft barfuss in solchen hü tten schlafen, w eil ihre fusslappen u n d schuhe für die n a ch t zum tro ck n en über dem heissen rauch au fg eh än g t w e rd e n “.

76. W e n n m ehrere personen a n dem selben platz ü b er­

n ach ten oder die jä g e r ein besseres obdach h ab en w ollen, w e r­

den bei den sy rjän en , ebenso w ie w ir es im O b-ugrischen g e­

biete beobachtet haben, zw ei w indschirm e ein an d er g eg en ü b er aufgeschlagen. Die feuerstätte w ird au ch in diesem fall zw i­

schen den schirm en angelegt (vgl. fig. 90).

77. A uf den w eit von den dörfern entfernt gelegenen w iesen und neugerodeten ack ern sieht m an bisw eilen einen w indschirm , der in seinem g e rü st m it dem in p u n k t 75 be­

schriebenen übereinstim m t, ab e r u n te r der dachfläche mit einer seiten w an d versehen ist, die m an z a u n artig zw ischen Stangen aufgeführt h a t (fig. 115). Die hinteren dieser Stangen laufen

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Die prim itiv. W ohnungen d er finn. u. ob -ugr. Völker, 3 1

in gabeln (a) aus, w elche eine streck stan g e (b) trag en . A uf diese w ie a u f die obere horizontale stan g e (c) sind latten (d) gelegt, die h in ter dem w indschirm bis zu r erde herabrei­

chen. Die latten sin d mit scheiben von birkenrinde bekleidet, die durch w indhölzer festgehalten w erden. Die seitėn w an d leistet als rück en leh n e und beim schlafen als stütze für das kopfkissen gute dienste. — W indschirm e, die im übrigen gleich­

artig k onstruiert sind, deren latten jedoch nicht bis zum erd-

F ig. 117 . Pečora. N ach N . Va r p a c h o v s k ij.

boden reichen, so n d ern w ie an dem ostjakischen schirm flg.

93 verlaufen, sind au ch an den fischfangplätzen z u s e h e n1 (fig. 117).

78. Als ständiges obdach w ird a u f ack ern u n d w iesen ein zeit aufgeschlagen, w ie es fig. 118 veranschaulicht. E s w ird auch in der einöde errichtet für den fall, d ass daselbst keine eigentliche w aldhütte g eb au t ist. Seine teile sind ein dach (vevt) und ein dreiw andiger balkenbau. Als w an d m aterial dienen gespaltene stam m e, die a n den ecken m iteinander ver-

1 H. Варпаховскій, Рыбный промыселъ въ среднемъ теченіи рѣки ІІечоры, р. 6. М. 3. и Г. И. департаментъ земледѣлія. St. Petersburg 1900.

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32 U. T . S ib e liu s .

bunden, ab er vorn von Stangen (t'śom-kok) zusam m en g eh alten w erd en , die m an u n terein an d er m it rutenseil (ńęralęm) befestigt.

A uf dieselben Stangen kom m t ein horizontalbalken (fśom -śor), a u f den ebenso w ie a u f die seiten w an d (fśo m -b ö s) latten ij v -ša įf) gelegt w erden. A u f diese latten w ird birkenrinde mit g ew ich t­

bäum en (batkas) gelegt. A uf den giebelw änden ru h t eine tro ck en stan g e (Įcośtíŝan-êor), und neben der seiten w an d befin-

F ig . 118. Vyčegđa, Skorodumskaja.

det sich ein W andbrett (dĮaåŞ). Die obersten giebelw and- balken w erd en nach der seiten w an d zu von einem klotz (šar) von der art, w ie er in flg. 119 erscheint, gehalten. V or dem zeit liegt eine feuerstätte, über der

eine von einem gabelholz (vožka) g etrag en e stan g e zu sehen ist. An dieser Stange h ä n g t ein hölzerner h ak en m it dem kessel (p ę rt). Z w i­

sc h en der feuerstätte u n d dem zeit Fig. 119.

ist der schirm balken (pođkraž) zu

bem erken, a u f dem m an au ch beim kochen sitzt. — Dieses zeit ist in dem dorfe S k o ro d u m sk aja aufgenom m en w orden.

79. G egenüber einteiligen zelten m it einer seitenw and,

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D ie prim itiv. Wohnungen der finn. u. ob-ugr. Völker. 3 3

a u f der an d eren seite d e r ſeuerstätte (a), w ird oft ein m ehr o d er w en ig er au frech tsteh en d er w indschirm errichtet. A lsdann en tsteh t u. a. ein zw eiteiliger, g u t schützender w indschirm (votŝa- têom ) von der art, w ie w ir ih n in fig. 116 im profil w ied er­

finden.

D ie blockhäuser.

80. N ahe v erw an d t m it dem im v o rhergehenden p u nkt a n g efü h rten zeit ist d as blockhaus fig. 120, 121 (ťśom Mrd., kola K otkeros \ P o ž e g 2), d as als w o h n u n g a u f abgelegenen

F ig. 120. Lökčim, Mordinskoe.

w iesen, ackern u n d a n den ja g d - und fischfangplätzen a n z u ­ treffen ist. E s w u rd e früher au s ru n d en (fig. 120), w ird aber heute oft au s g e s p a lte n e n3 stam m en (fig. 121) hergestellt. Der v erb an d zeigt e i n e n au ssch n itt im balken, u n d zw isch en die balken w erden keine rin n en gem acht, d a keine m oosfüllung a n g e w e n d e t w ird. Stäm m e, die nicht bis zu den ecken reichen,

1 Dorf an der Vycegda, 40 werst oberhalb Usťsysolsk.

2 Dorf an der Vyčegda, 256 werst oberhalb Usťsysolsk.

3 Obwohl die Syrjänen in einer waldreichen gegend wohnen, ha­

ben sie in der letzten zeit mit dem holzmaterial notgedrungen sorg­

fältiger zu wirtschaften begonnen, da die wälder zum grössteu teil eigentum des Staates sind und daher für das holzfälleu bei der zustän­

digen behörde um erlaubnis nachgesucht werden muss.

3

(40)

34 U. T . Si r e l i u s.

halten die verzinkten d ach än se an ihrem platz. B eiderseits der türö ffn u n g w ird die w a n d a n dem zeit fig. 1 2 1 von ein er in einen falz eingelassenen leiste, aber a n dem zeit fig. 1 2 0 von einem türpfosten m it rinne gestützt. D as dach ist zw eitei­

lig: links von der tü r sch räg , rechts fast w ag rech t. E s w ird a u s brettern oder halbgespaltenen balken gem acht, zw isch en die birkenrinde gelegt w ird. A n dem älteren zeit (fig. 120), das übrigens n ich t m ehr in gutem baulichen zu stan d ist, w e r­

den die d achbretter a u f der g rö sseren seite von einem in k e r­

ben der obersten langen giebelw andbalken ru h en d en d ach ran d -

F ig , 12 1, Lökŏim, Mordilislcoe.

balken gestützt. A n dem n eu en zeit (fig. 121) besorgt dies ein randbrett, das von ra n d h ak en g ehalten w ird, w elche ihrerseits a n den đ ach än sen befestigt sind. H ier h a t das dach auch einen g ew ichtbalken. In beiden zelten fungiert als diele der n ac k te erdboden, u n d eine offene ſeuerstätte befindet sich zw isch en zw ei balken, die von den türpfosten nach der g egenüberliegen­

den w an d laufen. D er rauch entw eicht entw eder durch d a s u ndichte dach oder d urch einen besonderen langen spalt (rępęd)t der zw ischen den dachhälften im first an g e b ra c h t ist. An kal­

ten tag en w ird oft für die n ach t eine n o d ja in der obenbeschrie­

benen art in balken angem acht. D er ſeuerstätte g eg en ü b er,

(41)

Die primitiv. Wohnungen der finn. u. ob-ugr. Völker. 3 5

also links von d er tiire, schlafen die leute mit den fiissen nach dem feuer hin. D as ältere zeit besitzt eine mit zw ei leisten versehene, au f zapfen laufende tür.

81. A n d er S ysola (Luza) w ird von den feldarbeitern und d en jä g ern eine au s balken au fg efü h rte hütte (ĩcola) g ebraucht, die ein zw eiflächiges dach m it einer län g s dem g an zen first fortlaufenden rau ch ö ffn u n g verseh en ist. D as dach ist a u s rinde gem acht. D er offene herd befindet sich m itten a u f d e r erddiele. Die leute schlafen beiderseits des herdes m it den füs- sen n ach dem feuer z u. 1

82. A n der S y so la h at sich bis zum heu tig en tag e eine w aldhiitte (kola Ib, Pažga, Čuklom u n d andere dörfer) erhalten, die in zw ei b em erk en sw erten hinsichten von der ebenbeschrie­

benen ab w eich t: sie h at ein flaches dach, u n d in ihren w ä n ­ den befinden sich rin n en für die m oosfüllung. D as dach hat natürlicherw eise im hinblick a u f die w ärm e im in n ern eine füllung von erde; eine decke ist nicht vo rh an d en . Die w än d e w erden au s d ü n n en balken hergestellt, u n d die v erbände zei­

g en dieselbe form w ie in fig. 104. Die feuerstätte w ird, oft a u f einem ca. 35 cm h o h en sockel, in die eine hintere ecke verlegt. S eh r selten begegnet m an einem rauchofen. In dem dach bleibt über der feuerstätte eine rauchabzugsöffnung. D er nackte erdboden bildet die diele, u n d die w än d e entbehren der fen ster. 2

83. Die w ald h ü tten (p įv ś a n), die von den sy rjän en heute"

am häufigsten g e b rau ch t w erd en , sin d schon viel entw ickel­

ter als die zuletzt beschriebene kola. A uch sie h ab en rin ­ nen für die m oosverdichtung in d en w ä n d e n u n d ein flaches, mit erde bedecktes dach. A ber an diesen hütten ist das flache dach bereits mit einem äu sseren dach versehen, das bald ein­

flächig (vgl. fig. 126), bald zw eiflächig (vgl. fig. 122) ist. C h a­

rakteristisch ist, d ass die latten des inneren daches — runde, neben ein an d er gelegte d ü n n e stäm m chen — regelm ässig d u rch

1 N ach m ündlicher m itteilung des herrn professor Yr jö Wic h- m a n n.

2 Zum teil verdanken wir die angaben, die wir in diesem wie auch im folgenden punkt machen, dem syrjänischen Studenten herrn V . N a lim o v .

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U. T . Si r e l iu s.

die w än d e hindu rch g eh en , so d ass die enden au ssen zu sehen . sind. F ü r die e rw ä rm u n g befindet sich in der hütte ein klei­

ner, au s steinen gefertigter rauchofen, d er m eistens a n der h in teren w a n d liegt, ab er seinen p latz au ch in d er einen vo r­

d e r e n ecke h ab e n kann.' S m irn o v (Пермяки, p. 196) sagt, er liege in den badestuben m itunter a n derselben stelle w ie die ursp rü n g lich e feuerstätte, d. h. m itten a u f der diele. U n ter die­

sen u m stän d en ist es w ahrscheinlich, dass er ursprünglich au ch in den w ald h ü tten hier gelegen hat. E r w ird in d er re- gel a u f einen sockel gesetzt, der w ie die türschw elle ca. 35—

55 cm hoch ist. H ierdurch w ird erreicht, d ass der rau ch nicht

F ig. 122. Vyčegda, Skorodumskaja.

u n terh alb des g e n a n n ten m asses herabsinkt, w eshalb die be- w o h n e r auch beim einheizen in der hütte a u f der diele liegen bleiben kö n n en . D en sockel des ofens bildet gew ö h n lich ein einschichtiger b alk en k ran z, der mit erde angefüllt ist. In der w an d , neb en der der ofen an g eb rach t ist, befindet sich oben ein rauchloch. L ä n g s am ofen ist in der regel eine schlaf­

pritsche anzutreffen (vgl. fig. 125).

84. Die w ald h ü tte (vęr-kerka) in fig. 122, die im dorfe S k o ro d u m sk aja an der oberen V yčegda aufgen o m m en ist, u n ­ terscheidet sich von dem eb enbeschriebenen ty p u s vor allem

■dadurch, d ass sie mit zw ei glasfenstern (ęšįń) u n d m it einer bretterdiele (džadŞ) verseh en ist. D och ist u n te r der schlaf- pritsche (p ęla ť; fig. 123 a), die a n der rech ten seiten w an d liegt, d er nack te erdboden zu sehen. In d er h interen ecke a u f der pritsche erhebt sich der aus ton m ittels einer gussform h erg e­

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D ie primitiv. Wohnungen der finn. u. ob-ugr. Völker. 3 7

stellte ofen (paťś; fig. 123 b, 125), vor dem , gleichfalls a u f der pritsche, ein offener herd (c) steht, au f w elchem das essen g e ­ kocht w ird. H ierfür befindet sich in der ecke zw ischen ofen u n d w a n d ein pfeiler, der eine d rehbare Stange trägt, an der d e r

Fig. 123. Vyčegđa, Fig. 124. Lökčim.

Skorodumskaja. Mordinskoe.

kesselhaken mit dem kessel hängt. Die äu ssere seite des ofens w ird von brettern gestützt, deren eines ende ein falz in der w an d u n d deren an d eres ein durch die pritsche g eh en d er pfo­

sten trä g t (d); d e r rau ch zieht d urch ein oben in d er mitte d e r

Fig. 125. Vyčegda, Skorodumskaja.

rechten seiten w an d b efindliches loch (ju r jįv -ę š įń ) ab. A n der h interw and und der linken seiten w an d ist a u f k u rzen p flöcken ein e bank (lábįťś, e). O ben zieh en sic h vier Stangen hin, deren läge die gestrichelten linien im grundriss angeben..

Viittaukset

LIITTYVÄT TIEDOSTOT

nächst aber möchte ich zw ecks klarstellung gew isser begriffe.. Ist also eine form entstanden, so ist sie zugleich richtig. E r w eist Inkonsequenzen in jedem

Die natürlichste und am nächsten liegende erklärung ist wohl, dass auch diese Wörter einen sowohl in der starken als schw achen stufe ursprünglichen Spiranten,

syrj. — Dem samojedischen ist ebenfalls russ. — Samojedischen Ursprungs ist auch russ.. — Denselben Ursprung hat russ. Das syrjänische wort setzt eine

Allerdings finden sich im ostN noch etwa zehn Wörter, die den übrigen ostjakischen dialekten fremd sind, dieselben sind aber meistens und zwar in einer genau

jh., sowohl während der polowzenherr- schaft als auch nach eroberung der polowzensteppen durch die tata- ren, die alanen, assen (russ. jasy) in Südrussland und

Das alter und der Ursprung des rauchofens lassen sich bei den finnischen Völkern vorläufig nicht genau bestimmen. Als einigermassen bemerkenswerte tatsache

*ľ-lautes wird jedoch durch m ehrere um stände erschw ert: die mouillierung wie auch die nicht-mouillierung kann sekundär sein; der heutige l-laut geht in gewissen

mentlich aus dem syrjänischen ins russische vorausgesetzt hat. Es ist nämlich ein bedauerlicher methodischer fehler des.. Verfassers, dass er nicht die berührungen