• Ei tuloksia

ANZEIGER

Y. H. T oivonen

t

Bernhard M unkácsi.

12. 3. 1860—21. 9. 1937

Am 21. septem ber 1937 fand ein recht bedeutendes lebens­

werk seinen abschluss, n atürlich wie jedes grosse lebenswerk vor seiner Vollendung. D a entschlief der ungarische Sprach­

forscher und ethnolog, dr. B ernhard M unkácsi, da wurde einer

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beinahe sechs jah rzeh n te um fassenden, ausserordentlich emsigen und ergebnisreichen w issenschaftlichen tä tig k e it im dienst der finnisch-ugrischen forschung h a lt geboten.

M unkácsi wurde nach seiner Im m atrikulation an der Uni­

v e rsitä t B udapest Schüler des grossen J . Budenz und w urde von diesem wegen seiner begabung und seines fleisses erm utigt und angeregt, sich dem studium des ungarischen u nd der verw andten sprachen zu widmen. Schon als stu d e n t v e r­

öffentlichte er i. j. 1879 im 8. band des M agyar N yelvör seine erstlingsarbeit, einen wortgeschichtlichen artikel, in dem er die etym ologische Zusamm engehörigkeit von ung. ấldảs

’segen’ u nd átok ’fluch’ als möglich erwies.

Im jahre darauf, im sommer 1880, m achte der zwanzig­

jährige stu d en t seine erste linguistische forschungsreise zu den csángó-m agyaren in der Moldau, und bald danach gab er als ausbeute dieser reise eine so verdienstvolle U ntersuchung im M agyar N yelvör (9, 10) heraus, dass er dafür einen preis von der U ngarischen Akadem ie erhielt. In rascher folge liess er in verschiedenen Zeitschriften neue wissenschaftliche auf- sätze erscheinen, die die berührungen zwischen dem u n g a ­ rischen und verschiedenen slavischen sprachen, die tü rk i­

schen lehnwÖrter des ungarischen, das w otjakische und andere etym ologische fragen behandelten. Als er 1884 die philo­

sophische doktorw ürde erw arb, konnte er schon auf eine beträchtliche wissenschaftliche tä tig k e it zurückblicken. Aber erst je tz t konnte er die forschungsarbeiten in angriff nehm en, die eigentlich seinen w issenschaftlichen ruf begründeten u nd m it denen er der finnisch-ugrischen Wissenschaft die grössten dienste geleistet h a t: seine forschungsreisen u nd die Ver­

öffentlichung ih rer ergebnisse.

N achdem er sich schon früher auf grund der bescheidenen lite ra tu r, die dam als existierte, m it dem w otjakischen b e­

k an ntgem acht, von der 1880 erschienenen folkloristischen Sammlung des russen Boris Gavrilov m it einer ungarischen Übersetzung versehene proben gegeben (NyK X V II) un d eine Studie über die frem den elem ente des w otjakischen (NyK X V III) veröffentlicht h a tte , reiste er 1885 m it einem Stipendium der U ngarischen Akadem ie der W issenschaften zu den w otjaken. H ier sam m elte er w ährend des frü h jah rs und sommers ein reiches linguistisches und ethnologisches m aterial, das er nach seiner rückkehr druckfertig zu m achen begann. Nach zwei jahren, 1887, erschien dann die erste probe dieses m aterials, die volkskundliche arb eit »Voŧják népköltészeti hagyományok» (XV -{- 335 p.), eine äusserst w ertvolle Sammlung von liedern, gebeten, rätseln, m ärchen, zaubersprüchen u. a. 1896 w ar Munkácsis grosses W örterbuch

des w otjakischen »A v o tják nyelv szótára» (XYI -f- 836 p.) vollendet, das ausser den eigenen aufzeichnungen seines Ver­

fassers m aterial aus der gedruckten lite ra tu r und aus m an u ­ sk rip ten e n th ä lt und fortgesetzt das w ichtigste quellenwerk der w otjakischen spräche ist u nd noch lange bleiben wird.

Schon 1888 t r a t M unkácsi jedoch eine neue forschungsreise an, und zw ar nach dem land der wogulen, auch diesm al von der U ngarischen Akademie der Wissenschaften ausgesandt.

B ekanntlich w ar es der nächste zweck der reise, Übersetzun­

gen zu den von dem früh verstorbenen Ungarn A nton Reguly u n te r den wogulen gesam m elten folkloristischen Sammlungen zu besorgen, die ih r aufzeichner ohne Übersetzung u nd erklä- rungen hinterlassen h a tte . M unkácsi blieb über ein ja h r auf seiner reise und fü h rte seinen auf tra g in glänzender weise aus.

E r bekam Übersetzungen zu den tex te n Regulys, tra n s k ri­

bierte diese neu und sam m elte ausserdem selbst eine m ehr­

fach grössere menge volkspoesie und Volkskunde, lexikali­

schen stoff u. a. und m achte sich aufs gründlichste m it dem leben der wogulen, ihrer stofflichen und geistigen k u ltu r v e r­

tra u t. Nach seiner rückkehr 1889 ging Munkácsi sofort daran, auch seine wogulischen Sammlungen für den druck zu red i­

gieren. U nd schon 1892 begann sein vierbändiges werk »Vogul N épköltési Gyüjtemény» zu erscheinen, das sowohl die Regu- lischen als seine eigenen aufzeichnungen an volkspoesie, ungarische Übersetzungen derselben und wichtige sachliche und sprachliche erläuterungen en th ält. Ausserdem b iete t der erste band eine darstellung der wogulisch-ostjakischen volkspoesie und der zweite eine um fangreiche Untersuchung der wogulischen m ythologie. Es b edeutet einen unerm ess­

lichen schaden fü r die Wissenschaft, dass M unkácsi nicht auch im I I I . und IV. band ähnliche ergänzende darstellungen veröffentlichen konnte, wie er geplant h a tte . N ur zu einem kleinen teil der in band I I I en thaltenen bärenlieder gab er in der festschrift zum h u n d ertsten geb u rtstag B udenz’

(NyK L) sprachliche und sachliche erläuterungen.

Als ergebnis der forschungsreise zu den wogulen ist noch Munkácsis fast 300 seiten um fassende darstellung von fünf wogulischen dialekten, vor allem ihrer flexionslehre, »A vogul nyelvjárások szóragozásukban ismertetve», zu rechnen. U nver­

öffentlicht sind noch seine sicher ausserordentlich reichhalti­

gen lexikalischen aufzeichnungen aus den verschiedenen dia­

lekten des wogulischen; nu r aus den folkloristischen werken ausgezogene kleine W örtersammlungen sind von Szilasi und Trócsányi herausgebracht worden. E rst wenn auch diese der forschung zugänglich gem acht sind, wird m an sich eine wirkliche Vorstellung davon m achen können, welche riesen­

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arb eit Munkácsi fü r die erforschung der wogulischen spräche geleistet h a t.

W ährend des Weltkrieges stellte Munkácsi noch einm al seine grossen f ähigkeiten als Sammler und auf Zeichner in den dienst der Wissenschaft. D am als schrieb er aus dem m unde in ungarische gefangenschaft geratener w otjaken und osseten eine grosse menge höchst w ertvoller volkspoesie und Volks­

kunde nieder. Seine ossetischen Sammlungen konnte er auch selbst vorbildlich schnell, m it deutscher Übersetzung und sacherläuterungen versehen, in band 20 und 21 der von ihm redigierten Zeitschrift K eleti Szem le veröffentlichen.

Auch die w otjakischen Sammlungen verm ochte er noch zum grössten teil druckfertig zu machen, und sie werden gewiss in naher zukunft in Finnland erscheinen.

Auch die übrige wissenschaftliche tä tig k e it Munkácsis ist rech t um fangreich u nd bem erkensw ert. Seine überaus zahl­

reichen etym ologischen artikel, d a ru n te r die Untersuchung zur geschichte gewisser k u lturw örter, »A m agyar népies h alászat münyelve» (1893), und das grosse, auch schon als torso achtunggebietende sta ttlic h e werk »Arja és kaukázusi ele- m ek a finn-m agyar nyelvekben» I (1901, Y II -(- 672 p.), e n th a l­

ten viel wertvolles und beachtliches, obgleich z. b. das le tz t­

genannte auch m anches u n h a ltb a re und schwach begründete b ietet. Als herausgeber der sprachw issenschaftlichen und ethnographischen Zeitschriften »Keleti Szemle» und »Ethno- graphia» leistete M unkácsi ebenfalls der Wissenschaft w e rt­

volle dienste.

D ie grösste, g eh altvollste und die Wissenschaft nach wie vor m ächtig fördernde arbeit führte er als forscher auf dem geb iet der w ogulischen und w otjakischen spräche und ethno- logie aus. D avon, wie bedeutsam und w ertvoll Munkácsis an teil hier gew esen ist, können wir uns vielleich t am besten eine Vorstellung bilden, wenn wir uns aus unserer bibliothek sein w otjakisches Wörterbuch und seine w otjakische folk- loristische Sammlung sowie seine w ogulischen Veröffentlichun­

gen und die aus ihnen ausgezogenen W örterverzeichnisse wegdenken. W ieviel w üssten wir dann von diesen sprachen und Völkern!

Y. H . T o iv o n en .

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