• Ei tuloksia

4.3 Linguistische Werkzeuge in der Analyse

4.3.2 Wie wirkt der Heilige Geist anhand der Texte

Wird das vorausgesetzte und erwünschte Werk des Heiligen Geistes betrachtet, ist das Schema Geber-Gabe-Empfänger-Benefaktiv schwerer zu finden. In vielen Sätzen geht es einfach nicht, in einigen passt es gut und in einigen erfordert es ein wenig kreatives Umdenken.

Das klare Schema des Gebens gibt es in den Epiklesen KATH. 2, CH 9, CH 17, DE 1x2, DE 3x2, DE 5, DE 6, DE 13, DE 14, DE 17x2, FI 1, FI 2, FI 3, FI 4.

Dass die Verben schenken, bekommen, spenden und einhauchen dabei sind, versteht sich von selbst, weil sie zu Prozessen gehören, die dem Geben sehr ähnlich sind. Manchmal fehlt der Geber, manchmal der Empfänger, aber eine Gabe gibt es immer. Auf einen Blick ist zu sehen, dass die Inhalte in dieser Tabelle viel heterogener sind, als in der Tabelle zur Anrufung des Geistes. Der Geber ist entweder die erste oder dritte Person des Dreieinigen Gottes. Die Gaben sind Anteil, Leib und Blut, Leben, Teilwirkung des Heiligen Geistes (ein Hauch deines Mundes), Leben, Gerechtigkeit und Frieden, Träume, Kraft und Geschenk des Abendmahls. In der Empfängerrolle befinden sich immer die Menschen, außer in einem Fall, in dem Gottes Kirche der Empfänger ist. In fünf Fällen (schaffen x3 und spenden x 2) fehlt der Empfänger, aber im Fall von spenden, ist anzunehmen, dass die Menschen Nutzen aus dem Akt ziehen.

Anders als bei den Verben der Anrufung gehört die Gabe hier nach dem Akt des Gebens in den meisten Fällen den Empfängern. Aus der Sicht der force-dynamics domain wird die Aktivität des Empfängers in den Sätzen betont, in denen das Verb empfangen ist.

Tabelle 5 Verbe des Wirkens des Heiligen Geistes, die klar zum Schema Geber-Gabe-Empfänger passen (Sari Wagner 2018)

VERB EPIKLESE GEBER GABE EMPFÄNGER

Es ist erstaunlich, in wie vielen Sätzen der Epiklesen das Schema des Gebens zu finden ist, wenn die Sätze nicht wortgenau genommen, sondern in ein Geschehen umgewandelt werden, und nach bildlichem geben588 gesucht wird.

Es belegt die Behauptung, dass das Geben ein grundlegendes Verb ist und dass

588 Newman listet acht Kategorien des bildlichen Gebens auf. Auf Englisch sind es: interpersonal communication, emergence/manifestation, causative/purpose, permission/enablement, schematic interaction, recipient/benefactive marking, movement und completedness. Newman 1996, 133–134.

Die linguistische Analyse der Verben in den Epiklesen

Geben und Empfangen grundlegende (menschliche) Aktivitäten sind589. Trösten ist Trost geben, heiligen Heiligung geben, segnen Segen/Segnung geben, versöhnen Versöhnung geben und so weiter.

Bei der Rolle des Gebers gibt es Streuungen. Weil es in diesen Verben um das Wirken des Geistes geht, sollte der Heilige Geist wenigstens am Wirken beteiligt sein. Meistens ist der Geber Gott durch den Heiligen Geist (26) oder der Heilige Geist alleine (24). In 14 Fällen ist nicht explizit formuliert, dass der Heilige Geist gemeinsam mit Gott der Geber ist, aber es ist aus dem Satzzusammenhang zu vermuten. In sechs Fällen ist klar formuliert, dass der Vater mit dem Geist zusammenwirkt. In zwei Fällen ist der Geber Gott durch die Kraft des Heiligen Geistes. Die Formulierung „im Heiligen Geist“ kommt einmal vor, wie auch „Kraft des Heiligen Geistes“ als alleiniger Geber. Der Ausdruck „durch den Heiligen Geist“ erweckt Konnotationen, dass der Heilige Geist als Werkzeug verwendet wird. Dass Gott mit dem Heiligen Geist wirkt, kann andererseits als eine Zusammenarbeit gedeutet oder als ein instrumentaler Vorgang wahrgenommen werden. Dass Gott im Heiligen Geist wirkt, deutet darauf hin, dass der Geist nicht als Person, sondern als eine Kraft gesehen wird. Wenn wiederum Gott durch die Kraft des Heiligen Geistes wirkt, ist der Heilige Geist partiell involviert, genauso in dem Fall, wenn die Kraft des Geistes alleine der Geber ist.

Da in dieser Tabelle die Gabe aus dem Verb konstruiert ist, sollten die Ergebnisse nicht als gleichgewichtig wie in den anderen Tabellen angesehen werden. Es lässt sich trotzdem sagen, dass die Palette der Gaben sehr reich ist.

Rein quantitativ dominieren die Gaben, die aus den Epiklesen CH1-CH6 und CH 10 stammen, weil da eine sehr starke textliche Übereinstimmung zu finden ist. Es handelt sich um die Erneuerung der Menschen (11), die Heiligung der Menschen (10) und die Wandlung der Welt (7). Die Segnung der Menschen mit oder ohne die Segnung der Gaben kommt oft vor (6). Theologisch wichtig ist noch die Veränderung der Gaben (3).

Die Menschen stellen meistens die Empfänger der konstruierten Gaben dar, obwohl es auch Fälle gibt, in denen der Empfänger schwer festzustellen ist. Es gibt auch Unterschiede, wie die Menschen abgegrenzt wurden, die Empfänger sind. Meistens sind die Menschen als uns/wir formuliert, aber Formulierungen „alle, die Anteil erhalten an dem einen Brot und dem einen Kelch“, „unsere Söhne und Töchter“, „unsere Alten“, „die Jungen“ und „diese Gaben, uns selbst und die ganze Gemeinde“ kommen auch je einmal vor. Die Kombination von Gaben und Menschen ist ebenfalls zu finden. Dass die Gaben der Menschen zu irgendetwas gemacht werden sollen, lässt sich linguistisch schwer definieren. Die Wirkung betrifft zwar die Gaben, aber die Änderung kommt den Menschen zugute, wie z. B. in der Epiklese CH 16: „Durch ihn (HG) segne und heilige uns diese Gaben, Brot und Wein, zur wahren Gemeinschaft seines (JC) Leibes und Blutes.“

589 Newman 1996, 3–4; Saarinen 2005, 1; Saarinen 2017, 249.

Die control-domain als Werkzeug zeigt klar, dass die Gabe nicht nur für einen bestimmten Zweck ausgeliehen wurde. Segen und Heiligung können nicht zurückgenommen werden. Mit der Erneuerung der Menschen oder der Wandlung der Welt funktioniert das ebenfalls nicht, um nur einige Beispiele zu nennen. Ob die Segnung oder die Erneuerung der Menschen nach dem Akt den Menschen gehören, ist eher eine philosophische Frage.

Hinsichtlich des Wirkens des Heiligen Geistes ist die force-dynamics domain aufschlussreich. Wie bei der Anrufung des Heiligen Geistes ist der Geber immer deutlich aktiver als die Gabe. Der Geber ist der Hauptakteur, aber beim Wirken des Heiligen Geistes ist die Rolle des Gebers oft zwischen Gott und dem Heiligen Geist aufgeteilt. Die unterschiedlichen Formulierungen weisen darauf hin, dass das Mitwirken des Heiligen Geistes nicht on/off geschieht, sondern dass es verschiedene Variationen gibt, die nicht leicht klaren Stufen zuzuordnen sind. Es ist vielleicht damit zu vergleichen, wenn eine Mutter mit ihrem Kind Kuchen backt. Die Beteiligung des Kindes wächst mit dem zunehmenden Alter und der Geschicklichkeit stufenlos. Ein Baby schaut nur zu, ein Zweijähriger darf einzelne einfache Aufgaben mit Hilfe der Mutter übernehmen, wie z.B. Zucker hinzufügen und ein wenig rühren. Ein Schüler kann unter Anweisungen der Mutter die Zutaten messen, hinzufügen, den Teig rühren und in die Kuchenform gießen. Bei einem Jugendlichen reicht es, dass die Mutter nur in der Rufweite ist, für den Fall, dass der Jugendliche nicht mehr weiß, was als nächstes zu tun ist. Ein erwachsenes Kind kann bei sich zu Hause selbständig einen Kuchen als Überraschung für die Mutter backen, und es trägt die Verantwortung selbst, anders als bei den Fällen mit minderjährigen Kindern, bei denen die Mutter die Hauptverantwortung trägt. Der Empfänger ist normalerweise aktiver als die Gabe, außer im Fall von empfangen. Da ist Aktivität des Empfängers erforderlich.

Tabelle 6 Verben des Wirkens des Heiligen Geistes, die man dem Schema Geber-Gabe-Empfänger zurechnen kann (Sari Wagner 2018)

VERB EPIKLESE GEBER GABE EMPFÄNGER

werden KATH. 2x2

KATH. 3x2

großer Gott (mit HG?)

gütiger Vater durch HG

allmächtiger Gott durch HG

Verände-rung der Gaben zum L & B Christi eins sein

Verände-rung der Gaben zum L & B Christi

uns

uns uns

Die linguistische Analyse der Verben in den Epiklesen

CH 17x2 Herr,

Die linguistische Analyse der Verben in den Epiklesen

CH 16 allmächtiger

Die linguistische Analyse der Verben in den Epiklesen

befreien DE 3

Versöhnung uns Menschen

trösten DE 3 dein HG Trost uns

weissagen DE 14 deinen Geist Weissagung unsere Söhne und Töchter

Die linguistische Analyse der Verben in den Epiklesen

segnen FI 1

FI 3

dein HG

Herr, unser Gott (mit HG?)

Segen/

Segnung, dass wir L & B in Glauben empfingen Segen/

Segnung der Gaben

uns

Menschen

beteiligen FI 3 ? Beteiligung

an Leibe und Blut Christi

wir

vertrauen FI 4 HG auf das

Versprechen der

Vergebung der Sünden

wir

Die wenigen Verben, die nicht in einen Akt des Gebens umgewandelt werden können, sind annehmen, eintreten und suchen. Gemeinsam ist den Prozessen in diesen Sätzen, dass Gott oder der Heilige Geist das Tun bewirkt oder es in Gang bringt. Die Menschen können einander annehmen, wie der Herr sie angenommen hat, für Gerechtigkeit und Frieden eintreten und nach Wahrheit und Gerechtigkeit suchen, weil sie dabei Unterstützung von oben bekommen.

Es sind keine Tugenden, die als Geschenke vom Himmel herunterfallen, sondern sie erfordern Aktivität auch von der Seite der Menschen. Es ist anzunehmen, dass es gerade das erforderte Zusammenwirken unmöglich macht, diese Texte in dem Schema des Gebens zu umzuwandeln.