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Institutionelle Rahmenbedingungen der

5.4 Motivationsfaktoren

5.4.6 Ebene der Wahlbedingungen: Wahl von bzw. gegen

5.4.6.4 Institutionelle Rahmenbedingungen der

Neben dem Einfluss anderer Personen interessiert auch das Gewicht, mit dem institutionelle Rahmenbedingungen auf die Wahl von Deutsch einwirken. Insbe-sondere sollte der Frage nachgegangen werden, ob sich die Wahl von Deutsch durch das (nicht vorhandene) Angebot oder aber die entstehenden Kosten bedingt zeigt. Dass diese Kriterien Einfluss haben könnten, wurde unter anderem in den Vorgesprächen mit ExpertInnen und Vorabinterviews mit Lernenden angeführt.

So machten die ExpertInnen darauf aufmerksam, dass Deutsch an einigen Schu-len nicht mehr zur Wahl gestellt wird, während gerade Lernende darauf hinwie-sen, dass an Universitäten auch die Kosten der Sprachkurse eine Rolle spielen, insbesondere dann, wenn es, wie es an einigen Universitäten der Fall ist, kosten-lose und kostenpflichtige Sprachen gibt. Daher wurden alle Teilnehmenden da-hingehend befragt, ob ihre Entscheidung, Deutsch zu lernen, abzuwählen oder nicht zu wählen vom (nicht vorhandenen) Angebot abhängig ist. Zudem wurden die ehemaligen Deutschlernenden wie auch die Befragten ohne Deutschlern-Hintergrund gebeten, die Aussage Ich lerne heute kein Deutsch mehr, weil Deutschkurse zu teuer sind bzw. Ich lerne nicht Deutsch, weil Deutschkurse zu teuer sind zu bewerten.

Zunächst sei hier das Antwortverhalten der drei Lernstatusgruppen bezüglich der Wahlmöglichkeiten von Deutsch vorgestellt. Die Aussage Ich lerne Deutsch, weil ich keine andere Wahl hatte (LERN_7.1: Mokausi vokie kalbos, nes netur jau kito pasirinkimo) für die Deutschlernenden wurde für die beiden anderen Lernsta-tusgruppen leicht modifiziert. So sollten die ehemaligen Deutschlernenden Stel-lung nehmen zur Aussage Ich lerne heute kein Deutsch mehr, weil ich diese Mög-lichkeit nicht habe (EX_7.2: Daugiau nesimokau vokie kalbos, nes neturiu tokios galimyb s) und die Befragten ohne Deutschlern-Erfahrung zur Aussage Ich lerne nicht Deutsch, weil ich diese Möglichkeit nicht hatte (NIE_7.1: Nesimokau vokie kalbos, nes netur jau tokios galimyb s). Das sich bereits in den Mittel-werten 3,47 (± 1,54, Lernende), 3,63 (± 1,38, ehemalige Deutschlernende) bzw.

3,83 (± 1,46, Befragte ohne Deutschlern-Hintergrund) andeutende Antwortverhal-ten ergibt grafisch aufbereitet folgendes Bild:

13,6

LERN: Ich lerne Deutsch, weil ich keine andere Wahl hatte (in Prozent, n=505)

EX: Ich lerne heute kein Deutsch mehr, weil ich diese Möglichkeit nicht habe (in Prozent, n=150)

NIE: Ich lerne nicht Deutsch, weil ich diese Möglichkeit nicht hatte (in Prozent)

Grafik 96. Einfluss der institutionellen Rahmenbedingungen I: Sprachangebot (nach Lernstatus)

Grafik 96 führt vor Augen, dass bei allen drei Lernstatusgruppen die ablehnende Haltung überwiegt, wobei der größte Anteil bei den Befragten ohne Deutschlern-Hintergrund zu verzeichnen ist. So widersprechen fast zwei Drittel (63,7%) dieser Gruppe eher oder völlig der Aussage, dass sie kein Deutsch lernen, weil sie diese Möglichkeit nicht hatten. Bei den ehemaligen Deutschlernenden sind es 53,3%, die eher oder gar nicht der Aussage beipflichten, dass sie heute kein Deutsch mehr lernen, weil sie diese Möglichkeit nicht hatten. Auch bei den Deutschler-nenden sind es mehr als die Hälfte, nämlich 51,3%, der Befragten, die mit der Behauptung Ich lerne Deutsch, weil ich keine andere Wahl hatte eher oder gar nicht konform gehen. In allen drei Lernstatusgruppen sind somit mehr als 50%

der Befragten der Ansicht, dass für sie das vorhandene Angebot bzw. nicht-vorhandene Alternativen nicht entscheidend für die (Ab- / Nicht-)Wahl von Deutsch waren.

Auch wenn somit mehrheitlich nicht die institutionellen Rahmenbedingungen respektive das Sprachangebot ausschlaggebend für die (Ab- / Nicht-)Wahl von Deutsch sind, gilt es, auch einen Blick auf diejenigen Stimmen zu werfen, die den Aussagen zustimmen. Diesbezüglich ist auffallend, dass der größte Zuspruch mit 26,9% in der Gruppe der Deutschlernenden zu finden ist. Hier sagen somit mehr als ein Viertel der Befragten, dass sie Deutsch lernen, weil sie keine andere Wahl hatten, wobei unerheblich erscheint, ob sie die Frage allein auf institutionelle

Be-dingungen bezogen haben. Vielmehr scheint wichtig zu sein, dass mehr als ein Viertel der Deutschlernenden eher oder völlig der Meinung ist, dass sie nicht aus freien Stücken Deutsch lernen. In der Gruppe der ehemaligen Deutschlernenden finden sich mehr als ein Fünftel, nämlich 21,3%, die eher oder völlig mit der Aus-sage konform gehen, dass sie kein Deutsch mehr lernen, weil sie nicht die Mög-lichkeit dazu haben. Auch unter den Befragten ohne Deutschlern-Erfahrung sind es fast 20%, die eher oder völlig zustimmen, dass sie kein Deutsch lernen, weil sie nicht die Möglichkeit dazu haben / hatten.

Insofern zeigt sich zwar, dass mehr als der Hälfte aller Befragten die Möglichkeit offen stand, Deutsch oder eine andere Sprache zu wählen, sie also verschiedene Wahlmöglichkeiten hatten, dass aber gleichzeitig mehr als 20% aller Befragten entweder keine Möglichkeit hatten, Deutsch zu wählen, oder aber gerade Deutsch deshalb lernen, weil sie keine Alternativen hatten. Es scheint auf der Hand zu liegen, dass es von Wichtigkeit ist, dass alle Deutschmittler darauf hinwirken, dass Deutsch als Option angeboten wird bzw. auch Alternativen zu Deutsch wählbar sind, da die Motivation bei jenen, die keine andere Wahl hatten, wohl niedriger ausfallen dürfte als bei jenen, die sich frei entscheiden konnten.

Dass die institutionellen Rahmenbedingungen bezüglich des Sprachangebots nicht ohne Einfluss sind, ließ sich bereits aufzeigen. Allerdings stellt sich auch die Frage, inwiefern Kosten eine Rolle für die Wahl von Deutsch spielen. Daher wur-den die ehemaligen Deutschlernenwur-den wie auch die Teilnehmenwur-den ohne Deutschlern-Hintergrund gefragt, inwiefern monetäre Aspekte ihre Ab- bzw.

Nichtwahl von Deutsch beeinflusst haben. Folgende Grafik veranschaulicht das Antwortverhalten beider Lernstatusgruppen auf die Aussagen Ich lerne heute kein Deutsch mehr, weil Deutschkurse zu teuer sind (EX_7.7: Daugiau nesimokau vokie kalbos, nes vokie kalbos kursai yra per brang s) bzw. Ich lerne nicht Deutsch, weil Deutschkurse zu teuer sind (NIE_7.5: Nesimokau vokie kalbos, nes vokie kalbos kursai yra per brang s), die einen Mittelwert von 3,88 (± 1,22) bzw. von 3,94 (± 1,18) erzielen:

5,8

EX: Ich lerne heute kein Deutsch mehr, weil Deutsch-kurse zu teuer sind (in Prozent, n=150)

NIE: Ich lerne nicht Deutsch, weil Deutschkurse zu teuer sind (in Prozent, n=361)

Grafik 97. Einfluss der institutionellen Rahmenbedingungen II: Kosten (ehema-lige Deutschlernende und Befragte ohne Deutschlern-Hintergrund) Grafik 97 führt vor Augen, dass in beiden Lernstatusgruppen die Mehrheit der Befragten den Aussagen negativ gegenübersteht, also für eher oder gar nicht vo-tiert, wobei jeweils fast zwei Drittel, nämlich 62% der ehemaligen Lernenden und 65,9% der Befragten ohne Deutschlern-Hintergrund, nicht der Ansicht sind, dass ein oder der Grund dafür, dass sie nicht (mehr) Deutsch lernen, in den Kosten zu sehen ist. So sind es auch nur 14,7% der ehemaligen Deutschlernenden und 11,3% der Befragten ohne Deutschlern-Erfahrung, die eher oder völlig meinen, dass sie nicht (mehr) Deutsch lernen, weil Deutschkurse zu teuer sind. Addiert man hierzu allerdings noch jene Personen, die mit teilweise votieren, also ange-ben, dass die Kosten zumindest teils ihre Ab- bzw. Nicht-Wahl von Deutsch be-günstigt haben, sind es fast 30% der Befragten ohne Deutschlern-Hintergrund und sogar mehr als ein Drittel (35,4%) der ehemaligen Deutschlernenden, auf deren Entscheidung, Deutsch nicht zu wählen bzw. abzuwählen, die mit dem Deutsch-lernen einhergehenden Kosten zumindest partiell Einfluss hatten.

Darüber hinaus hatten die ehemaligen Deutschlernenden und die Befragten ohne Deutschlern-Hintergrund die Möglichkeit, bei der offen formulierten Frage Gibt es andere Gründe, warum Sie nicht (mehr) Deutsch lernen (Ex_8: Nurodykite kitas priežastys (jei toki yra), kod l šiuo metu nesimokote vokie kalbos?; NIE_8: Nurodykite kitas priežastys (jei toki yra), kod l niekada nesimok te vo-kie kalbos?) ihre persönlichen Motive anzuführen. Von der Gruppe der ehema-ligen Deutschlernenden nutzten 57 die Möglichkeit, an dieser Stelle weitere Gründe zu nennen. Am häufigsten wird keine Zeit angegeben, nämlich von insge-samt 14 Personen. Von weiteren 11 Personen werden Gründe genannt, die

eben-falls als institutionelle Rahmenbedingungen einzustufen sind, nämlich, dass Deutsch nicht in den Stundenplan passe bzw. an der Universität keine freien Kre-ditpunkte hierfür zur Verfügung stünden. Dagegen werden von den Befragten ohne Deutschlern-Hintergrund Zeitaspekte kaum genannt. Sie – insgesamt nah-men 116 die Möglichkeit wahr, weitere Gründe zu nennen – geben vor allem feh-lende Nützlichkeit und ästhetisches Missfallen der Sprache an. Allerdings weisen 15 Befragte auch darauf hin, dass Deutsch in Schule nicht angeboten worden oder der Kurs nicht zustande gekommen sei; von weiteren sechs Personen wurde ohne genauere Spezifizierung keine Möglichkeit angeführt.

Insgesamt bleibt in Bezug auf die Relevanz der institutionellen Rahmenbedin-gungen hervorzuheben, dass diese zwar für die Mehrheit der Befragten nicht maßgeblich für ihre Entscheidung waren, Deutsch zu lernen, abzuwählen oder nicht zu lernen. Dennoch findet sich unter den Befragten ein nicht unerheblicher Anteil, für den Aspekte wie das Sprachangebot oder die mit dem Sprachenlernen verbundenen Kosten sehr wohl entscheidend waren. Insofern ist in den Rahmen-bedingungen zwar nicht einer der wichtigsten Faktoren zu sehen, die die Deutschwahl beeinflussen, gleichwohl aber ein Faktor, der für einige ausschlag-gebend war. Dies wird auch unterstützt durch die Antworten auf die Frage, wel-che weiteren Gründe relevant für ihre Ab- bzw. Nicht-Wahl von Deutsch sind.

Bei jeweils etwa 30% der ehemaligen Deutschlernenden und der Befragten ohne Deutschlern-Hintergrund ist davon auszugehen, dass äußere Faktoren eine gewis-se Rolle bei ihrer Ab- bzw. Nichtwahl von Deutsch spielten.

5.4.6.5 Fazit

Lässt man die vorangegangenen Ausführungen Revue passieren, so lässt sich ins-gesamt zunächst einmal hinsichtlich der Wahlbedingungen von Deutsch konsta-tieren, dass der Entscheidung, Deutsch zu lernen und auch wieder abzuwählen, ein sehr komplexes Bündel an Überlegungen vorausgeht, das nicht nur auf eige-nen Erwägungen fußt, sondern auch auf Wünschen Dritter und auf Vorgaben und Bedingungen seitens der sprachmittelnden Institutionen, so dass viele nicht sagen können, dass sie Deutsch lernen, weil es ihr Wunsch sei, dass sie Deutsch lernen und diese Wahl für die bessere halten usw.

Um die vorangegangenen Kapitel 5.4.6.1 bis 5.4.6.4 zusammenzufassen, er-scheint es sinnvoll, anhand der Durchschnittswerte für die vorgestellten Aspekte die Ergebnisse in einem Ranking darzustellen, in dem die Voten der einzelnen Lernstatusgruppen gesondert berücksichtigt werden:

Tabelle 16. Ranking für Ebene der Wahlbedingungen: Wahl von bzw. gegen Deutsch

Rang Deutschlernende Ehemalige Deutschlernende

Die Übersicht führt zunächst vor Augen, dass gerade die Befragten ohne Deutsch-lern-Hintergrund fast geschlossen mit ihrer Entscheidung zufrieden sind, Deutsch nicht zu lernen, sie insofern ihre Wahl als eine eigenverantwortliche empfinden, während sowohl die aktuell als auch die ehemaligen Deutschlernenden nicht der-art entschieden in ihrem Votum sind. Ursache hierfür ist etwa, dass fast 30% der aktuell Deutschlernenden der Aussage Ich lerne Deutsch, weil ich es so wollte nicht zustimmen, weshalb anzunehmen ist, dass die Wahl von Deutsch nicht ih-rem eigenen Wunsch entspricht. Obgleich die Befragten überwiegend ihre Sprach(ab)wahl als selbständige herausstellen, ist der Faktor, dass einige ihre (Ab-)Wahl als nicht autonom erleben, auch wenn er auf den ersten Blick nicht maßgeblich erscheint, nicht außer Acht zu lassen.

Während der Komplex Deutsch-(Ab- / Nicht-)Wahl als eigene Entscheidung bei allen drei Lernstatusgruppen auf dem ersten Platz rangiert, zeigen sich in der wei-teren Abfolge insbesondere Unterschiede zwischen den Gruppen der aktuell Ler-nenden auf der einen und den ehemaligen DeutschlerLer-nenden wie auch den Befrag-ten ohne Deutschlern-Hintergrund auf der anderen Seite. Bei der Gruppe der Deutschlernenden rangieren die Institutionellen Rahmenbedingungen gefolgt von Deutschwahl als beliebige Entscheidung auf Platz zwei und drei; Schlusslicht bildet der Aspekt Deutschwahl als Entscheidung Dritter, wobei hervorzuheben ist, dass die Werte sehr dicht beieinanderliegen und dass eine ablehnende Ten-denz sichtbar wird. Dessen ungeachtet zeigen die Werte auch, dass diese

ableh-nende Tendenz nicht einhellig ist, weshalb Faktoren wie etwa fehlende Alternati-ven oder der Einfluss Dritter nicht unberücksichtigt bleiben sollten.

Gegenüber der angesprochenen Rangfolge für die Lernstatusgruppe der aktuell Deutschlernenden platziert sich die Deutschwahl als Entscheidung Dritter, näm-lich mit dem Aspekt der Hilfestellungen, bei den ehemaligen Deutschlernenden und den Befragten ohne Deutschlern-Erfahrung auf Rang zwei, gefolgt von den Institutionellen Rahmenbedingungen, die hier – aufgesplittet in fehlende Mög-lichkeiten des Deutschlernens und den Kostenaspekt – Platz drei und vier bele-gen. Auch hier zeigen die Werte, dass es sich bei allen auf den Rängen zwei bis vier zu findenden Faktoren für die Mehrzahl der Befragten nicht um grundlegen-de Motive hangrundlegen-delt, weshalb sie kein Deutsch (mehr) lernen, nichtsgrundlegen-destotrotz aber um Gründe, die für einen Teil der Befragten Relevanz besitzen. Insofern lässt sich sagen, dass zwar keiner der letztgenannten Aspekte als äußerst relevant eingestuft werden kann, diese jedoch jeweils für einige Befragte ausschlaggebend für die Ab- bzw. Nichtwahl von Deutsch waren, weshalb sie in möglichen Konzepten zur Stärkung der deutschen Sprache nicht gänzlich außer Acht gelassen werden soll-ten.