• Ei tuloksia

5.4 Motivationsfaktoren

5.4.3 Ebene der Lernenden I: Kognitive und affektive

5.4.3.2 Aufmerksamkeit und Ängstlichkeit

Neben der in Kapitel 5.4.3.1 behandelten Leistungsmotivation wurden in Bezug auf kognitive und affektive Aspekte der Lernenden mit Aufmerksamkeit und Ängstlichkeit zwei weitere Faktoren erfragt, die für das Sprachenlernen von Re-levanz sein dürften. Laut Crookes / Schmidt (1991) und Tremblay / Gardner (1995) lässt sich die Stärke der Motivation – neben den Faktoren Anstrengung und Ausdauer – durch die Aufmerksamkeit der Lernenden beim Sprachenlernen messen. Diese soll also anzeigen, wie motiviert die Lernenden sind. Nach Schlak et al. (2002) ist die Aufmerksamkeit einer der Faktoren, die in der neueren Zweit-sprachenerwerbsforschung am häufigsten diskutiert werden (vgl. z. B. Schmidt 1995; Schlak 1999; Eckerth / Riemer 2000).

Bei dem affektiven Aspekt der Ängstlichkeit (engl. anxiety) handelt es sich Clément (1980, 1986) zufolge um einen Teilaspekt von Selbstbewusstsein (engl.

self-confidence). Dass Lernenden Selbstbewusstsein fehlt und sich stattdessen Ängstlichkeit in Bezug auf die Verwendung der Fremdsprache einstellt, kann ne-gative Auswirkungen auf den Lernprozess mit sich bringen (vgl. Schlak et al.

2002).

Um die Faktoren Aufmerksamkeit und Ängstlichkeit zu messen, wurden in den Fragebogen zwei Items aufgenommen, die auf einer fünfstufigen Skala von völlig für starke Zustimmung bis gar nicht für gänzliche Ablehnung bewertet werden sollten: Die Aussage Ich versuche normalerweise, im Deutschunterricht aufmerk-sam zu sein (LERN_9.5: Paprastai vokie kalbos užsi mim metu stengiuosi sutelkti d mes mokym si) bezieht sich auf den Faktor Aufmerksamkeit, dem ein positiver Einfluss auf die Sprachlernmotivation zugesprochen wird. Für Ängst-lichkeit hingegen als ein die Sprachlernmotivation möglicherweise hemmender Faktor wurde im Fragebogen die Aussage Ich traue mich oft nicht, Deutsch oder eine andere Fremdsprache zu sprechen, auch wenn das in dem Moment sinnvoll wäre (LERN_9.2: Dažnai nedr stu kalb ti vokie ar kita užsienio kalba, nors yra galimyb ir tam tikrais atvejais tai b prasminga) verwendet. Anzumerken ist, dass dabei ausschließlich die Deutschlernenden (n=505) befragt wurden, da uns hinsichtlich beider Faktoren die Sicht der Lernenden interessiert. Schon die Mittelwerte zeigen, dass die beiden Items unterschiedlich bewertet werden: Wäh-rend das Aufmerksamkeits-Item einen Mittelwert von 2,04 (± 0,99) erzielt, liegt der Mittelwert für das Ängstlichkeits-Item bei 3,09 (± 1,39). Die detaillierten Er-gebnisse stellen sich wie folgt dar:

14,7

Ich versuche normalerweise, im Deutschunterricht aufmerksam zu sein (in Prozent, n=505)

Ich traue mich oft nicht, Deutsch oder eine andere Fremdsprache zu sprechen, auch wenn das in dem Moment sinnvoll wäre (in Prozent, n=505)

völlig

Grafik 72. Aufmerksamkeit und Ängstlichkeit

Was die Aufmerksamkeit betrifft, ist in Grafik 72 festzustellen, dass sich mit 65,7% ein Großteil der Deutschlernenden eher oder völlig attestiert, im Deutsch-unterricht aufmerksam zu sein. Lediglich 7,3% der Deutschlernenden geben hier an, eher oder gar nicht aufmerksam zu sein. Es zeigt sich also, dass – nach eige-nen Angaben – nur wenige der befragten Deutschlereige-nenden den Unterricht nur

‚abzusitzen‘ scheinen, während das Gros der Befragten dem Unterricht

Aufmerk-samkeit entgegenbringt. Dies legt einen positiven Einfluss auf die Sprachlernmo-tivation nahe.

Wie in Grafik 72 dargestellt, stimmen 37,3% der Deutschlernenden eher oder völlig der Aussage zu, dass sie sich oft nicht trauen, Deutsch oder eine andere Fremdsprache zu sprechen, auch wenn dies in dem Moment sinnvoll wäre. Mit 38,4% liegt zwar der Anteil derer, auf die diese Aussage eher oder gar nicht zu-trifft, etwas höher, dennoch sollte man sich vor Augen führen, dass knapp zwei Fünftel der Deutschlernenden Ängstlichkeit in Bezug auf die Verwendung von Deutsch oder anderer Fremdsprachen empfinden. Hier ist es sicherlich an den Deutschmittlern, es sich als Aufgabe zu stellen, diesen Anteil zu verringern, han-delt es sich doch um einen motivationshemmenden Faktor. Da sich dieser Aspekt nicht zuletzt auch auf die Kommunikation außerhalb des Unterrichts bezieht, soll-te beispielsweise versucht werden, Deutsch auch aus der Unsoll-terrichtssituation her-auszuführen und „Formen stärker selbstbestimmter Lernmotivation zu entwi-ckeln“, damit die Lernenden die Verwendung der Sprache in authentischen Situa-tionen üben und wahrnehmen, „dass Unterrichtsaktivitäten und Lerngegenstände für ihr gegenwärtiges und mutmaßlich ihr zukünftiges Leben von wirklicher Be-deutung sind“ (Riemer 2011: 1155).

5.4.3.3 Fazit

Was die Ebene der Lernenden I mit ihren kognitiven und affektiven Aspekten betrifft, lässt sich insgesamt feststellen, dass ein Großteil aller Befragten ihrer eigenen Aussage zufolge gerne gut Deutsch können würde, dass sie allgemein ehrgeizig sind und dass die Deutschlernenden im Großen und Ganzen im Deutschunterricht aufmerksam sind. Bei all diesen Aspekten handelt es sich um solche, von denen in der Fachliteratur davon ausgegangen wird, dass sie die Sprachlernmotivation positiv beeinflussen.

Als ein Aspekt, von dem angenommen wird, dass er sich negativ auf die Sprach-lernmotivation auswirkt, ist unseres Erachtens jedoch auch der Faktor der Ängst-lichkeit hervorzuheben, geben doch immerhin knapp zwei Fünftel der Deutsch-lernenden an, dass dieser Faktor eher oder völlig auf sie zutrifft. Daher sollten die Bemühungen der Deutschmittler dahin gehen, diese Ängstlichkeit zu verringern, indem die Verwendung von Deutsch beispielsweise auch in authentischen Situa-tionen geübt wird.

Vergleicht man die Durchschnittswerte für die auf der Ebene der Lernenden I:

Kognitive und affektive Aspekte erfragten Motivationsfaktoren, so ergibt sich fol-gendes Bild:

Tabelle 11. Ranking für Ebene der Lernenden I: Kognitive und affektive As-pekte

Rang Motivationsfaktor Durchschnittswert

1 Aufmerksamkeit 2,04

2 Leistungsmotivation 2,59

3 Ängstlichkeit 3,09

Wie das Ranking in Tabelle 11 verdeutlicht, wird von den Befragten die Auf-merksamkeit am besten bewertet (2,04), gefolgt vom Motivationsfaktor Leis-tungsmotivation (2,59), in dessen Mittelwert zwar sehr positiv bewertete Items wie Ich würde gerne gut Deutsch können (1,77) und Ich möchte gerne besser sein als andere Schüler / Studierende (2,01) einfließen, doch wird der Mittelwert durch die Items Viele Schüler sind faul und wählen deshalb nicht Deutsch (3,21) und Wer kein Deutsch lernt, hat nicht genug über seine eigene Zukunft nachge-dacht und geht deshalb den einfacheren Weg (3,58), die auf eine fehlende Leis-tungsmotivation schließen lassen, jedoch von den Befragten eher ablehnend be-wertet werden, verschlechtert. Auf dem dritten Rang findet sich der Motivations-faktor der Ängstlichkeit (3,09). Sein Wert verweist darauf, dass bei der Verwen-dung von Deutsch ein Teil der Befragten sich selbst Ängstlichkeit bescheinigt, die als sprachlernmotivationshemmender Faktor anzusehen ist.