• Ei tuloksia

U ber sprachĝeoĝraphische U ntersuchungen und ihre ausführung in Finnland

U ber sprachĝeoĝraphische U ntersuchungen und

Über s p r a c h ĝ e o ĝ r a p h i s c h e U n t e r s u c h u n g e n i n Finnland. 139 m it hilft* des Wörterbuchs von E km an-T unkelo u n d ü b erh au p t nach der früheren einsam m lungsm ethode berechnet worden sind. 200—300 gebiete sind n ich t zu viel.»

A u s d e m e r w ä h n t e n g u t a c h t e n g e h t a ls o h e r v o r , d a s s d ie a r b e i t f ü r d a s W ö r t e r b u c h d e r f i n n i s c h e n V o l k s s p r a c h e u n t e r a n d e r e m d u r c h s p e z ie lle k n a p p e r e s p r a c h ĝ e o ĝ r a p h is c h e U n t e r ­ s u c h u n g e n e r g ä n z t w e r d e n m u s s , d ie w e n ig s t e n s a n e in p a a r h u n d e r t v e r s c h i e d e n e n o r t e n a u s z u f ü h r e n s i n d . W i r d ü r f e n s a g e n , d a s s w i r e r s t d u r c h e in e s o lc h e k o m p l e t t i e r u n g m it t e l s l e x i k a l i s c h e n m a t e r i a l s e in s e i e s a u c h n u r a llg e m e in e s b i l d v o n d e r f i n n i s c h e n V o l k s s p r a c h e u n d i h r e n d i a l e k t e n e r h a l t e n k ö n n e n . A b e r h i e r i s t s o f o r t z u b e m e r k e n , d a s s d ie s p r a c h - g e o g r a p h i s c h e a r b e i t , ü b e r d e r e n a u f g a b e n , a r t u n d u m f a n g s o w ie a u s f ü h r u n g i m f o lg e n d e n b e r i c h t e t w e r d e n s o ll , n i c h t a u s s c h l i e s s l i c h a ls e in e e r g ä n z e n d e , s o n d e r n t e ilw e is e v i e l m e h r a l s e in e d u r c h a u s s e lb s t ä n d i g e a u f g a b e z u b e t r a c h t e n i s t , b e i d e r g a n z b e s o n d e r e z ie le v e r f o l g t w e r d e n , z ie le , d ie n i c h t i n u n m i t t e l b a r e m Z u s a m m e n h a n g m i t d e r a r b e i t f ü r d a s W ö r t e r ­ b u c h d e r V o l k s s p r a c h e s t e h e n . A u f g r ö s s e r e S p r a c h g e b ie t e w ie F i n n l a n d b e z ü g li c h e s p r a c h ĝ e o ĝ r a p h is c h e U n t e r s u c h u n g e n s i n d n ä m l i c h s o a u f z u f a s s e n u n d a n z u le g e n , d a s s v e r s u c h t w i r d , a u s s c h l i e s s l i c h m it t e l s d e s d u r c h d ie s e lb e n g e s a m m e lt e n m a t e ­ r i a l s ü b e r s i c h t l i c h e b e s c h r e ib u n g e n u n d d a r s t e ll u n g e n d e r f ü r d a s s t u d i e r t e g e b ie t c h a r a k t e r i s t i s c h e n s p r a c h l ic h e n e r s c h e in u n - g e n z u s t a n d e z u b r i n g e n .

Der sprachgeographischen forschung ü b e rh a u p t ist es meines erach ten s eigentüm lich, dass sie in erste r linie auf die ein h eit­

liche u n d system atische einsam m lung u n d beschreibung z e it­

lich u n d ö rtlich (sowie sachlich) genau begrenzter u n d definier­

te r sprachlicher erscheinungen sowie auf die kritisch e veröffent- lichung des so gew onnenen materials vor allem m it hilfe von k a rte n abzielt. Spezialfragen bleiben m eistens unberücksichtigt, u n d n u r die haup tsach en können m it hinreichender Vielseitig­

k eit beleu ch tet w erden. Die system atischen fragen, die überall sowohl auf dieselbe weise als in dem selben u m fang gestellt w erden, verbürgen, dass auch die a n tw o rte n so ausfallen, dass das d ad u rch gesam m elte m ateria l zuverlässig u n d genau ist u n d dass m an dieses bei vergleichender forschung b enutzen

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kann. Bei uns in Finnland ist dieser letztere um stand von ganz besonderer Wichtigkeit, da man infolge des oftmals vorliegen­

den mangels chronologisch bedeutungsvoller tatsaehen auf geographische gesichts- und Stützpunkte angewiesen ist.

Wie mancherorts anderswo muss die Sprachgeographie auch bei uns vorzugsweise mit hilfe lexikalischer daten danach stre­

ben, ihr gehörige fragen aufzuklären. Es muss vor allem ver­

sucht werden, die Verbreitung und das Vorkommen kultur- und sprachgeschichtlich sowie auch sachlich wichtiger wörter zu beleuchten. Som it handelt es sich um die alten und ursprüng­

lichen wörter der spräche und der dialekte ebenso wohl wie um deren ältere und jüngere lehnwörter. Hierbei wird der w ich­

tigste wie auch der gewöhnlichste und interessanteste Wort­

schatz der Volkssprache untersucht und die prim itive kultur des Volkes deutlicher als vorher zur anschauung gebracht.

Die Wörter, die gesammelt werden, geben natürlich ein bild und eine auffassung bestimm ter art von den lautgeschichtlich wichtigen momenten, aber erst das auftreten der wörter im Satzzusammenhang vervollständigt die aufschlüsse, die wir als notwendig betrachten. Darum müssen wir beim auf stellen der fragen bedenken, dass das Vorkommen der wörter in der erwähnten weise beachtet wird. Zugleich ist selbstverständlich noch dafür zu Sorgen, dass die morphologischen gesichtspunkte hervortreten und dass auch die syntax beleuchtet wird.

Im übrigen ist es in diesem Zusammenhang ganz überflüssig, die notwendigkeit und Wichtigkeit der arbeit selbst zu begrün­

den. Diese sache ist gewiss eben so klar, wie es klar ist, dass die ergebnisse einer gut ausgeführten arbeit ausserordentlich bedeutungsvoll und interessant sein werden, wenn wir auch in diesem augenblick noch nicht genauer und eingehender von der art der resultate sprechen können.

H iern ach gehe ich k urz auf die einzelheiten ein, die, so gering­

fügig sie oft. auch erscheinen, u n b ed in g t vor der Inangriffnahme der a rb eit v ollständig aufzuklären sind. D ie erste ist die zahl der zu untersuchenden p u n k te 1 u n d ihre auswahl. D iesen fr a ­

1 Als punkt bezeichne ich einen ort, an dem ein individuum gegen­

ständ der Untersuchung ist.

Über sprachgeographische Untersuchungen in Finnland. 141 gen muss besondere beachtung gewidmet werden, weil betreffs derselben in Finnland unmöglich dieselben prinzipien befolgt werden können wie in dichter bewohnten ländern Europas.

H ält man es für wünschenswert, dass möglichst alle grösseren oder wichtigeren Siedlungszentren — bei uns in Finnland natür­

lich in viel bescheidenerer bedeutung genommen als in den grossen kulturländern Europas — bei der Untersuchung berück­

sichtigt werden, so ist es klar, dass wir wegen des arealumfangs unseres landes von vornherein vor eine wichtige entscheidung gestellt werden. Wir könnten uns denken, dass wir uns mit einigen (z. b. 5— 10) punkten im bereich jedes vollständiger zu sammelnden dialektwortschatzes begnügten, wobei wir natür­

lich ein einigermassen genaueres bild von dem Vorkommen und der Verbreitung mancher sprachlichen erscheinungen erhalten würden als bloss auf grund jener gründlichen ein Sammlungen.

Aber sehr weit würden wir doch nicht kommen, und es wäre auch nicht möglich, nur bis zu einem gewissen grade scharfe grenzen für die verschiedenen erscheinungen auf der karte zu bezeichnen. Wenn wir überhaupt danach streben, sprachliche erscheinungen m it hilfe von karten darzustellen, müssen wir unbedingt zum mindesten angaben aus jedem solchen an der grenze einer dialektgruppe und eines grösseren unterdialekts gelegenen Siedlungsgebiets, das die grösse und den wert eines kirchspiels hat, zu unserer Verfügung haben. Da wir ausserdem ebenso auch angaben aus jedem an einer Sprachgrenze und in deren nachbarschaft liegenden kirchspiel haben müssen, ver­

steht es sich ohne weiteres von selbst — und das konstatiert man leicht, wenn man sich die meinem obenerwähnten gutach- t-en beigefügte karte ansiehŧ — , dass die meisten finnischsprach­

lichen kirchspiele repräsentiert werden müssen, und fast alle, wenn man in betracht zieht, dass auch die zentralsten teile der dialektgebiete irgendwie m it aufzunehmen sind. Auch wenn wir nur einen ort in jedem kirchspiel wählten, gelangten wir wahrscheinlich nicht weiter als zu Übersichtskarten. Um ausser­

dem gewisse sichere grenzlinien hervortreten zu lassen, wären wir gezwungen, zwei, drei, ja vier verschiedene punkte in den kirchspielen von Nord- und Ostfinnland, in ein paar kirchspielen der Karelischen landenge und vielleicht auch hier und da

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anderswo zu wählen. Ausserdem wären fast alle unsere städte mit aufzunehmen, da sonst wahrscheinlich gewisse fragen nicht aufgeklärt werden könnten. Erst ein so dicht angeordnetes netz wäre geeignet, uns ein geographisch befriedigendes allge­

meines bild von den wichtigsten besonderheiten der finnischen spräche zu geben. Ich sagte ausdrücklich »geographisch».

Denn ich möchte unter anderem betonen, dass wir auch mit einem weniger dichten netz fast alle für einen überblick w ich ti­

gen momente des finnischen zum Vorschein bringen könnten, dass uns aber die ausdehnung unseres landes mehr als die Verschiedenheit der dialekte zu einem dichteren netze zwingt.

In Schweden z. b. nötigt die grosse Verschiedenheit der dialekte zu einer ähnlichen anordnung. Mit einem gleich dichten net z könnten wir also viel mehr sprachliche einzelheiten feststellen, als es in Schweden möglich ist.

Da es sich bei uns um eine im grossen ganzen in ähnlichen Ver­

hältnissen lebende und auch dieselben erwerbszweige treibende bevölkerung handelt, könnte man möglicherweise der ansicht sein, dass ein weniger dichtes netz sehr gut zu dem zweck genüge. Ich glaube jedoch, dass besonders hierbei der gesichts- punkt zu beachten ist, von dem K . Jaberg und J. Ju d 1 spre­

chen, wenn sie ihre beobachtung m itteilen, dass in grösseren siedlungszentren häufig der alte, echte dialekt besser erhalten ist als in kleineren Ortschaften, wo die sprachliche tradition gar keine oder nur einige wenige familien zu trägern hat. Dies ist bei der auswalil geeigneter punkte in unserem spärlich bevöl­

kerten lande sehr zu beachten. Da wir die Siedlungsgeschichte unseres landes jedenfalls noch nicht genau genug kennen, kön­

nen wir zu untersuchungsorten leicht punkte wählen, die un ­ längst einem sprachlich übermächtigen, fremden einfluss unter­

legen sind, wovon die folge sein kann, dass das bild, das wir bekommen, sehr irreführend ausfällt. Das einzige m ittel, die in gewissem sinn irreführenden und jedenfalls einseitigen anga- ben von einem solchen ungeeignet gewählten punkt zu korrigie­

ren, besteht darin, das netz so dicht zu nehmen, dass jene wis- sensquelle sich sofort abhebt und deutlich gegen ihre

urnge-1 Der Sprachatlas als Forschungsinstrument, Halle urnge-1928, p. urnge-187.

Ü ber sprachĝeoĝraphische Untersuchungen in Finnland. 143 bung absticht, weshalb ihr von vornherein die nötige beachtung zu schenken ist. Bei der auswahl der orte braucht man also nicht unbedingt grosse Siedlungszentren zu vermeiden, obwohl auch hier dieselbe Vorsicht wie bei kleinen dörfern am platze ist. Alte gebäude und konservative ausübung des erwerbs füh­

ren den explorator oft an den richtigen ort. Man muss sich je­

doch stets vor äugen halten, dass die Untersuchung auf die spräche einer in ungefähr gleichen Verhältnissen lebenden be- völkerung zu richten ist, also nicht auf die spräche einer bevöl- kerung, die einen besonders altertümlichen oder einen beson­

ders modernen stand vertritt. —- Die wichtigste Vorbedingung dazu, dass zuverlässiges material gesammelt wird, ist jedoch die, dass man sich an die richtige person zu wenden versteht.

Hierüber werde ich jedoch etwas später einige gedanken aussprechen. — Ein arbeitsgewohnter örtlicher Vertreter der finnischen W örterbuchstiftung (Sanakirjasäätiö) kann natür­

lich sowohl über einen genaueren ort als über eine geeignete person gute ratschlage geben.

Ferner hebe ich hervor, dass eine Vermehrung der punktzahl, wenn eine bestim m te grenze überschritten ist, zugleich eine beschränkung der zahl der fragen bedeutet. Die auffindung des richtigen Verhältnisses zwischen beiden ist m it gewissen Schwie­

rigkeiten verbunden, die wir nicht erledigen können, bevor die arbeit in gang gekommen ist und es uns daher möglich ist, eine genauere Vorstellung von der beschaffenheit derselben zu gewinnen. Es ist denkbar, dass auch wir dieses unternehmen m it zu grossem Optimismus angreifen und dass wir gezwungen sein werden, die zahl der fragen im lauf der arbeit sowohl wegen Zeitmangels als auch wegen der zunehmenden punktzahl zu beschränken.

Schliesslich muss hier u n te rstric h e n w erden, dass die grenz- gebiete zw ischen den dialekten, wo von solchen gesprochen w erden kan n , noch n ic h t in der weise u n te rsu c h t sind, dass w ir auf g ru n d der vorliegenden d aten die zahl d er von m ir vorgeschlagenen p u n k te zu reduzieren verm öchten. D a ü b er­

dies n u r wenige dialekte m odernen an foŗderungen entsprechend s tu d ie rt sind, gew ähren u ns auch diese n ich t die hilfe, deren w ir

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z u r V e r m in d e r u n g d e r z a h l d e r u n t e r s u c h u n g s p u n k t e b e d ü r fe n w ü r d e n .

Ganz natürlich ist, dass die sprachgeographischen Unter­

suchungen im m er a n ort und stelle ausgeführt werden. Strebt man danach, ein einheitliches und zuverlässiges material zusammenzubringen, so kann keine rede davon sein, dass die wähl des gewährsmanns anderswo als in seiner eigenen gegend stattfindet. Andernfalls können ja bedauerliche irrtümer unter­

laufen, die geeignet sind, die Zuverlässigkeit des gesamten materials zu gefährden und es für Vergleichungen unzweck­

mässig oder untauglich zu machen. Eine Überführung des Untersuchungsobjekts an einen anderen ort, um dort m it ihm zu arbeiten, dürfte ebenfalls nicht in frage kommen, da es ein­

leuchtet, dass eine fremde Umgebung weniger günstig auf seine Sprache und besonders seine artikulation ein wir ken kann.

Ausserdem beeinflusst eine fremde Umgebung verschiedene individuen auf verschiedene weise, weshalb diese arbeitsweise auch wegen der hom ogenität des materials zu vermeiden ist.

Hiernach verdient betont zu werden, dass man sich bei sprachgeographischen arbeiten bei uns in Finnland sehr genau auf das studium einer bestim m ten alterslclasse beschränken sollte. Diese forderung ergibt sich in gewisser weise schon aus dem früher gesagten. Sie wird aber noch deutlicher und zw in­

gender, wenn man sie im licht der tatsache betrachtet, dass verschiedene altersklassen eine sogar recht stark in sich ab­

weichende spräche sprechen. D ie älteste generation — die 60—80 jährigen — könnten vielleicht wegen des ausserordent­

lichen interesses in betracht kommen, das ihre sprachform dar bietet. Dabei handelt es sich allerdings nicht eigentlich um das studium der gegenwärtigen sprachform, aber dieses könnte ja vielleicht auch später vorgenommen werden. D a sich jedoch das interesse der spezialkenner und -forscher, der zufälligen exploratoren, der Vertreter der W örterbuchstiftung u. a. beson­

ders gerade auf die älteste generation richtet, bedarf diese vielleicht nicht notwendig eines derartigen Spezialstudiums.

Ausserdem ist zu befürchten, dass wir nicht mehr überall Vertreter derselben zur Untersuchung bekommen können, so dass das material ungleichmässig und ungleichwertig werden

Über sprachgeographische Untersuchungen in Finnland. 145 w ürde. U n d ferner ist zu b eachten, dass die V ertreter der älte ste n generation nich t m ehr im stan d e sind, sich der erfragten dinge hinreichend genau zu erinnern, oder dass sie sich dersel­

ben — was d u rchaus n ich t ungew öhnlich ist — falsch u n d m it verschiedener genauigkeit erinnern. Vom stå n d p u n k t des stu d iu m s der gegenw ärtigen spräche aus ist es klar, dass sich in d iv id u en m ittleren alters am besten zu gew ährsm ännern eignen. Ih re spräche ist zw ar von der ältesten generation ererb t, a b e r sie is t au f eigene weise entw ick elt u n d gemäss den anfor- derungen unserer zeit ausgebildet. A usserdem h a t sie ebenso n ahe beziehungen zu der spräche der jü n g sten wie der ältesten generation. Ohne besondere erklärungen leu ch te t wohl ein, dass junge leute n ich t als gew ährsm änner angew andt w erden können, w enn es sich u m die re p rä se n ta tiv ste gegenw ärtige sprachform handelt. Speziell sei hier hervorgehoben, dass sprachgeographische U ntersuchungen schon aus finanziellen gründen n u r selten ausgefü h rt w erden können, w eshalb auch das Studium der spräche un serer tag e an ihren im m annesalter stehenden (etw a 30—60 jährigen) V ertretern unm öglich w erden kann, w enn n ic h t im lau f der nächsten jah re d am it begonnen wnrd.

B ezüglich des gewährsmannes sind n a tü rlic h alle die u m stän d e in b e tra c h t zu ziehen, die bei der w ähl eines sprachm eisters fü r gewöhnliche d ialek tstu d ien in frage kom m en. E s ist also seine h erk u n ft festzustellen, die heim at seiner eventuellen frau (verheirateten ist übrigens der Vorzug zu geben) zu erfragen, zu erm itteln , inw iew eit u n d w ann der betreffende sich andersw o aufgehalten h a t oder um hergereist ist, es sind etw aige Sprachstö­

ru ngen zu k o n statiere n usw. Zu allem obigen will ich w eiter eini­

ge u m stän d e hervorheben, die m ir w ichtig erscheinen. D er ge- w ährsm ann soll — w ie ich erw äh n te — der altersklasse ange­

hören, die zw ischen 30 u n d 60 jah re n liegt. D a bei u ns in F in n ­ la n d im ganzen lande der hauptsache n ach dieselben erw erbs­

zweige — vor allem lan d w irtsch a ft u n d als nebenerw erb oft fischfang — g etrieben w erden, ist auch der beru f d er gew ährs­

m änner von an d erer bed eu tu n g als z.b . in F ran k reich u n d I t a ­ lien, wo die landbevölkerung sehr verschiedenartige gewerbe tre ib t. E s scheint sich von selbst zu verstehen, dass der ge-

Flnn.-ugr. Forsch. X X I. 10

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w ährsm ann bei uns — d. h. auf dem p la tte n lande — stets schon des einheitlichen m aterials wegen u n te r der la n d w irtsc h a ft­

lichen bevölkerung ausgew ählt w erden sollte. E benso k la r ist jedoch, dass der als gew ährsm ann dienende lan d w irt in d er nähe von binnenseen, m eeresküsten, also von gew ässern, zugleich m eistens fischer ist, wie z. b. in den nördlichsten teilen von Ö sterb o tten auch ren n tierzü ch ter. Bei u ns m uss also bei der w ähl eines gew ährsm annes ein ganz anderes v erfahren ange­

w a n d t w erden, als es z. b. Scheuerm eier in Ita lie n befolgt h at.

A us den oben erw äh n ten gründen is t es au ch d u rch au s n o t­

w endig, dass die sprachm eister säm tlich m ännlichen geschlechts sind. M einer ansicht n ach h ä tte auch Scheuerm eier e in h e it­

lichere u n d besser m itein an d er vergleichbare re su lta te erzielen können, w enn er sich ausschliesslich auf m än n er b esc h rän k t h ä tte . D a m an bei u ns die h au p tau fm erk sam k e it au f la n d ­ w irtsch afttreib en d e indiv id u en ric h te n w ird u n d andere e r­

werbszweige k au m nennensw ert in b e tra c h t ziehen kan n , leu ch te t es ohne w eiteres ein, dass frau en n ic h t in frage kom ­ m en. A usserdem is t es schon wegen der ein h eitlich k eit des studium s ang eb rach t, eine Vermischung der u n tere in an d er abw eichenden sp rachtorm en der frau en u n d der m änner zu verm eiden. — Schliesslich d arf noch hervorgehoben w erden, dass, obgleich ich die w ähl eines lan d w irte s zum gew ährsm ann fü r notw endig halte, doch meines erach ten s ein einlieger oft ebenso g u t seiner aufgabe gerecht w ird wie z. b. ein hofbauer.

D och ist d arau f zu achten, dass der b ild u n g ssta n d n ic h t allzu­

sehr v ariieren sollte.

Wenn der bereich, innerhalb dessen der gewährsmann aus- gewählt wird, so streng begrenzt wird, ist es ganz klar, dass man aus manchen begriffssphären nur mangelhafte daten erhält und dass man darauf verzichten wird, z. b. nach vielen interessanten Wörtern zu fragen. Infolgedessen ist es angebracht, noch einmal daran zu erinnern, dass es sich um die beschaffung von material allgemeiner art speziell zum zweck von Übersichten und also nicht um die beschaffung von Spezialangaben handelt.

Ü ber die phonetische transhription sind hier ebenfalls ein p a a r w orte zu äussern, da die bezeichnung u n d die dabei befolgten

Ü b e r sprachĝeoĝraphische U n tersu ch u n gen in F innland. 147

regeln recht merklich auf den plan einer Untersuchung und auf deren ausführung einwirken können.

Vorher sei jedoch erwähnt, was für lautliche momente es sind, die aufgeklärt werden sollen. Auf grund der bisher veröf­

fentlichten dialektuntersuchungen sowie des unveröffentlichten, hauptsächlich im besitz der W örterbuchstiftung befindlichen und des vom phonetischen laboratorium der Universität H elsing­

fors gesammelten materials kann leicht ein hinreichend genaues programm aufgestellt werden. Darum erwähne ich nur bei­

läufig, dass ausser einzellieiten des Stufenwechsels, langen vokalen sowie daran anschliessenden erscheinungen usw. das Vorkommen der mouillierung und deren verschiedene grade, die medien und ihre beschaffenheit (besonders in W estfinnland und längs der Sprachgrenze), die svarabhaktivokale, die lialb- länge der vokale etc. zu studieren wären.

Die anstellung phonetischer beobachtungen ist natürlicher­

weise ausserordentlich w ichtig bei einer arbeit, die unmöglich mit der bei dialektuntersuchungen üblich gewordenen Sorgfalt und genauigkeit ausgeführt werden kann; strebt man bei letzteren doch danach, unter anderem sehr system atisch über eine art idealen mittelwert der in dem betreffenden dialekt vor­

kommenden laute und deren sozusagen gewöhnlichste und häufigste artikulation ins klare zu kommen. B ei sprachgeo- grapliischer forschung ist keine zeit vorhanden, diese arbeit besonders system atisch auszuführen, und besteht keine grosse gelegenheit, die gem achten beobachtungen z. b. m it hilfe und im licht von weiteren beispielen zu kontrollieren. Der Sammler muss sich gewöhnen, schnell zuverlässige beobachtungen anzu­

stellen, und er muss sich begnügen, vielleicht von dem konven­

tionellen abweichende bilder von der spräche seiner gewährs- männer, also nicht präzise beschreibungen der für die dialekte charakteristischen sprachform zu geben. Man könnte vielleicht behaupten, dass bei der sprachgeographischen arbeit genauere beobachtungen gemacht und eine feinere transkription als bei dem gewöhnlichen dialektstudium angewandt werden müsse, und könnte vielleicht auch einigermassen paradox sagen, dass der aufgezeichnete unterschied zwischen rede und spräche sich auf die transkriptionsfrage reduzieren lasse. Dem sei, wie ihm

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wolle, der Sammler w ird auf diese weise gewiss viel ab sc h attu n - gen auffangen, die bei der gew öhnlichen d ialek tu n tersu c h u n g verloren gehen, u n d u n te r an d erem au f dem g ebiet d er satzpho- n e tik viel neues finden, sow eit das ausfragen in den a n tw o rte n ein hinreichendes Vorkommen der w ö rte r im S atzzusam m enhang vor sieht.

Was die transkription selbst anlangt, ist natürlich vorzugs­

weise die bei uns üblich gewordene bezeichnungsweise zu benutzen m it den ergänzungen, die in letzter zeit auf Vorschlag professor Frans Äimäs, des Vorstehers des phonetischen labo­

ratoriums, oder wenigstens im einverständnis m it ihm gemacht worden sind. In dieser hinsicht ist es wohl nur von vorteil, wenn man weiter nach anschluss an das internationale system strebt. In bezug auf die lettern und beizeichen verhält es sich natürlich so, dass im lauf der arbeit alle die Zeichen zur anwen- dung kommen können, die für eine genaue und bequeme f ixierung geeignet sind. Nach abschluss der arbeit, wo ungefähr auch alle in unseren dialekten begegnenden laute und ihre verschie­

denen abstufungen bekannt sind, wird selbstverständlich ganz genau zu vereinbaren sein, welche Zeichen jeweils zur Wieder­

gabe der verschiedenen laute zu gebrauchen sind. Alsdann ist es wahrscheinlich auch der günstigste augenblick, der internatio­

nalen bezeichnungsweise möglichst nahe zu kommen. Ander­

seits ist auch ganz besonders zu beachten, dass man im stande ist, die Zeichen ohne Schwierigkeit auf den für die Veröffent­

lichung bestim m ten sprachkarten anzuwenden.

D as durch ausfragen zu sam m elnde sem asiologische u n d sachliche m ateria l ist u ngefähr auf dieselbe weise wie bei der lexikalischen a rb eit zusam m enzubringen. E s is t jedoch klar, dass m an sich bei der sprachgeographischen a rb eit n ic h t so g ründlich m it den sachen v e r tr a u t m achen k a n n wie bei dem d ialek tstu d iu m . A nderseits ist ab er zu bedenken, dass der sam m ler, der an einem o rt n ach dem an deren dieselben genau d efinierten sachen ab frag t, diese sachen sehr b a ld so gründlich u n d allseitig k ennen le rn t, dass e r sich in re c h t k u rz er zeit auch ü b t, sogar die geringsten bedeutu n g sn u an cen u n d sachlichen V erschiedenheiten zu erfassen. M einer an sich t n ach b ra u c h t m an also n ic h t zu befürchten, dass die sem asiologischen u n d