• Ei tuloksia

J. J. M lK K O L A .

Rarļha identisch, sondern, weil das diesem zugrunde liegende rasa Feuchtigkeit’ bedeutet, auch russ. W o lg a aus vb lg a dasselbe wort in slavischer Übersetzung. An den Zusammenhang von W o lg a mit slav. vb lg- (altbulg. v lb g b k b , poln. w ilg o t n y u. a.

’feucht’) hat man schon lange gedacht. Eine solche etym ologie setzt jedoch voraus, dass die slaven, w elche zuerst an die W olga vordrangen, den mächtigen fluss, den grössten in ganz Europa, humoristisch Feuchtigkeit’ genannt hätten. Aber nicht besser wird die etym ologie, w enn man Übersetzung annimmt. Bei einem solchen Vorgang der nam engebung m uss man voraussetzen, ent­

weder dass iranier noch zu einer verhältnismässig späten zeit, w o die russen zuerst an die mittlere W olga gelangten, dort gesessen hätten und sich bew usst gew esen wären, dass R ar)ha

’tau’ oder Feuchtigkeit’ bedeutete, oder dass die m ordwinen, deren R avo, w ie gesagt, nur 'W olga, fluss, m eer’ bedeutet, den russen erklärt hätten, dass dieser name eigentlich iranisch sei und Feuchtigkeit’ bezeichne. Mir will das nicht einleuchten.

Sicher bleibt nur, dass Pũ, P ảç und mordw. R avo zusam m en­

gehören, und zwar so, dass die griechische namensform auf der mordwinischen beruht. Weiter lehrt uns dieser Zusammenhang, dass die mordwinen schon am anfang unserer ära an der mittleren W olga sassen. H. Pa a s o n e n, NyK 27 (1897), 123 f.

hat, indem er die hypothese vom iranischen ursprung ablehnt, mordw. R avo mit finn. rap a ’kot, sch läm m ; etw as sprödes, brüchiges’, est. raba ’moor; treber; morsch, brüchig’, zusam m en­

gestellt. Obgleich die Zusammenstellung formell einwandfrei ist, weil mordw. v auch aus b entstanden sein kann, ist sie ihrem inhalt nach unwahrscheinlich. Die namen der grossen flüsse sind oft appellative, w ie z. b. E lb e , vgl. an. elfr ’fluss’, K y m i in Finnland: k y m i ’grosser fluss’. S o ist wahrscheinlich auch mord. R avo ein appellativum und hat etw a ’grosser fluss’, aber nicht ’schlam m ’ oder ähnliches bedeutet. Merkwürdigerweise hat Pa a so n e n mordw. M ra p tsa ’fluss’ bei Ah l q v is t unbe­

achtet gelassen, obgleich dieses wort irgendwie mit R avo zu­

sam m enhängt. Die Verbindung p t kann nur auf *mt (vgl. n. sg.

u ìĩm , kodam a: n. pl. u lip t, kodapt) zurückgehen, w ogegen altes p , Ъ vor t in / übergegangen ist. A uf w elche ältere lautgestalt rav- und das aus ra p tsa zu erschliessende *ram - hinw eisen, m uss noch untersucht werden.

D er nam e W olga. 127

Die türkischen Stämme haben den unter- und mittellauf der W olga früh unter dem namen Ätil, Itil gekannt. Der Oberlauf war ihnen unbekannt; für sie galt die Kama seit der gründung des Boigarenreiches als Oberlauf des Itil, weshalb die Kama noch jetzt im tschuwassischen ŠurS-Aoàl 'die w eisse W olga’ heisst. Auch

Id r is i kennt nicht den wirklichen Oberlauf der W olga, sondern

nur die Kama, die bei ihm A til heisst. D agegen lernten die russen zuerst die o b e r e W olga kennen, an w elche sie nach der besitznahme des Okabassins gelangten. Derjenige stamm, mit welchem sie hier zusam m enstiessen, waren die merja, deren namen man mit dem einheim ischen namen der tscheremissen, mari, zusam m engestellt hat: die merja der altrussischen chronik und die m erens des Jo rd a n es waren der westliche zw eig desselben volkes, dessen östlicher teil noch am W olgaknie weiterlebt. Im tscheremissischen heisst die W olga JSl in den westlichen und J u l in den östlichen dialekten. S o w ie tscher. ja l mordw. jalga, fi. ja ik a entspricht, so geht auch tscher. J u l auf eine ältere form *Ju lya zurück. Im tscherem issischen ist nämlich nach Schwund des auslautsvokales auch y nach l ausgefallen; jal, J u l setzen also zunächst eine ältere form *jaly, *July voraus, w ogegen ly vor einem erhaltenen vokal, w ie ßalyậÔƏ ’hell, klar’

< *valkeda, vgl. fi. valkea, geblieben ist.

An das alte merisch-tscheremissische *July schliesst sich alt- russ. Vblga, neuruss. Volga an. Fremdsprachiges kurzes u wird im altrussischen durch ъ wiedergegeben und nach j würden wir ъ erwarten, aber ein *jblg- hat kein gegenstück im slavischen, und übrigens ist ъ vor l + konsonant im altrussischen ъ + kons.

geworden, vgl. ѵъікъ aus ѵьікъ. Weiter wird einem ъ im an- laut immer v vorgeschlagen. Die Substituierung von *julg- durch ѵъід- wird auch in der russischen Wiedergabe des estn. fluss- nam ens Em ajồgi ersichtlich. Akustisch steht der estnische mit­

telvokal ồ dem russischen ы nahe, aber der altrussische redu­

zierte vokal ъ stand diesem estnischen laut w ohl noch näher.

Und w ie wurde der name im altrussischen wiedergegeben?

Durch Омов(ъ)жа, Омовыжа, Амовыжа w o ž aus g vor i entstanden ist — eine est. namensform *Em aw ezi zu hilfe zu nehmen geht nicht an, Weil keine solche existiert. Also kein jb, sondern ѵъ, vy ersetzt estn. jo.

Russ. V blga spiegelt w ohl ein alttscheremissisches *July mit

I 2 8 Ja l o Ka l i m a.

Schwund des auslautenden vokals wider. Als flussnam e hat es im russischen die endung a, w ie die meisten flussnam en in Mittel­

und Nordrussland, vgl. Kama aus wotj. Kam, erhalten; die see­

nam en enden auf -o. So bietet der vorliegende fall einen finger- zeig zur bestimmung der relativen Chronologie der auslautsver- kürzung im tscheremissischen. Da das Vordringen der russen zum Oberlauf der W olga über die Okabiegung, die, w ie die archäo- logie von Alt-Rjäsan zeigt, gleich nach 600 n. Chr. von den russen in besitz genom m en wurde, erfolgte, so dürfen wir schliessen, dass etwa nach 700, w o diese die obere W olga er­

reichten, das tscherem issische oder w enigstens sein westlicher zw eig das merische noch nicht so abgeschliffen war w ie heute.

E s m uss aber noch bemerkt werden, dass das wotjakische B ulga als namen der W olga kennt. E s kommt in einem zauber- spruch vor, Wic h m a n n, W otjakische sprachproben I, JSF U 11, 191, aber die wotjakischen zaubersprüche scheinen fremder herkunft zu sein (s. K. Krohn FU F 1 53-55, Ma n sik k a, Ru s s. Zauberformeln 299 ff.) und Bulga ganz einfach russ. Volga in wotjakischer lautgestalt darzustellen. Das Wohngebiet der wotja- ken berührt bekanntlich nicht die W olga, und deshalb haben sie auch keinen eigenen namen für diesen fluss.

J. J. Mik k o l a.