• Ei tuloksia

D e r u r s p r u n g d e s

kuala

- k u l t e s b e i d e n w o t j a k e n . A usser als aufbew ahrungsort von h au sg erät u n d als koch- u n d essraum w ährend des som m ers b en u tzen die w otjak en ih r altes W ohngebäude, kua oder kuala, als f a m i l i e n h e i ­ l i g t u m , in dem sowohl zu b estim m te n zeiten als auch gele­

gentlich opfer d argebracht w erden. Ä hnliche opfer finden auch in dem budzim kuala (’grosses fe.’), dem gem einschaftlichen Stam m heiligtum m ehrerer fam ilien oder einer um fangreicheren sippe s ta tt, das im gehöft des u ra h n en liegt u n d in bezug au f seinen b au dem gew öhnlichen familien-fcuaỉa e n tsp rich t. B eide stellen ein kleineres viereckiges blockgebäude ohne fe n ste r

D er ursprung des ẁua/a-kultes bei den w otjak en . 147

u n d decke dar, das m itte n auf dem von d er n ac k te n erde gebil­

deten fussboden eine feuerstelle m it einer steineinfassung e n t­

h ä lt. G em einsam ist ih n en fe rn er ein in m anneshöhe in der h in tere n ecke angebrachtes r e g a l {dŝū(dễi) oder o p f e r - b r e t ŧ (vịle miíềon pul, eig. ’h in au freich eb rett’), vor dem das fam ilien- oder sippenhaupt b e te t u n d auf das er die opfer­

gaben legt. E in derartiges als opferh ü tte b en u tztes kuala w ird an m anchen o rten mudor-, seltener vorsud-ku'da g enannt.

W orauf sich dieser fcwaZa-kult d er w otjaken g rü n d e t oder welches sein ursprüngliches o b jek t gewesen ist, ist ein problem , dessen lösung dadurch erschw ert w ird, dass die d arau f bezüg­

lichen quellen aus verhältnism ässig ju n g er zeit, die ältesten erst aus dem 18. jh. stam m en.

Die frage ist zu letzt von A. Hämäläinen e rö rte rt w orden, dessen Studie »Der voršud-muđor-Kuỉt d er W otjaken» (E urasia S eptentrionalis A n tiq u a Y I) den anlass zu dem vorliegenden aufsatz gegeben h a t. D as re su lta t, zu dem H äm äläin en gelangt, ist näm lich m eines erachtens ebenso u n e rw a rte t wie u n h a lt­

bar. Am k larsten t r i t t seine Schlussfolgerung in folgenden w orten (p. 90) hervor: »Die von uns beigebrachten T atsachen berechtigen uns zu dem Schlüsse, dass d er voršud-mudor-K u lt die F o rtsetzu n g eines älteren K u ltes im F reien w achsender B äum e ist, der auf den A nschauungen b e ru h t, die bei m eh re­

re n finnisch-ugrischen Völkern ü b er das V erhältnis des In d i­

viduum s u n d des G eschlechts zu r organischen N a tu r b e k a n n t sind.»

Die w ichtigste quelle, die H äm äläinen zu dem vorstehenden schluss g efü h rt h a t, ist P . Byckovs tagebuch von reisen in den ja h re n 1769—1770 (russisch St. P etersb u rg 1770), dessen 1774 in B iga gedruckte deutsche Ü bersetzung H äm äläin en b e n u tz t h a t. D a die Übersetzung re c h t genau ist, können auch w ir nach ih r die m itteilu n g en u n d ansichten des h au p tm an n s B yökov ü ber den ursp ru n g des fcwala-kultes d er w otjak en vor­

führen. I n diesem tagebuch b e ric h te t er u n te r an derem fol­

gendes (p. 166 ff.; vgl. russ. orig. p. 158 ff.): »Der w otjäkische A berglaube g eh t so w eit, dass sie auch leblosen D ingen g ö tt­

liche V erehrung erweisen. U n te r diesen v erg ö tte rten D ingen ist das vornehm ste der sogenannte Modor, w elcher nichts an d e­

res ist, als Zweige von einer K iefer (P ichta, welches H r Lepe- chin Th. I I S 249 durch P in u s picea L inn. e rk lä rt). W ie a n ­ däch tig sie diese geheiligten Zweige verehren, k an n m an aus dem urtheilen, was m ir begegnete, als ich sie einm al u n v e r­

sehens m it m einen H ä n d en angreifen wollte. Ic h k am in ein w otjäkisches D orf N am ens Kitschjäk, u n d w ollte, weil es ein sehr heisser Tag w ar, m ich in d er Scheune des W irth s von die­

sem H ause vor d er H itze bergen. Als ich h in e in tra t, sähe ich auf einem K a n n rü ck en an d er W an d (russ. н а стѣнной п олкѣ) ein B retg en auf kleinen B alk en stü ck en stehen, w orauf m ir Gras zu liegen schien. Die N eugier trie b m ich an, m ich dem ­ selben zu n äh ern . E b en w ollte ich es in die H ä n d e nehm en, als W irth u n d W irth in au f einm al von ihrem O rte a u fsp ran ­ gen u n d m ir zuschrien, ich m öchte m eine N eugier blos m it den Augen stillen, m it den H ä n d en ab e r es durchaus nich t anrühren.» Als sich B yökov nach dem g ru n d dieser Vorsicht erkundigte, e rk lä rte d er w otjake: »Es ist dies eins von den v o r­

nehm sten D ingen, die bey u ns göttlich v e re h rt w erden, u n d zw ar eben dasjenige, welches w ir Modor oder den S ch u tzg o tt unseres H auses nennen; w enn es n u n die H a n d n ich t n u r eines frem den B eligionsverw andten, sondern auch sogar derer, die ihm göttliche E h re erweisen, b e rü h rt: so w ird die B u h e m ei­

n er Fam ilie, ja m eine ganze W o h lfah rt du rch irgend einen unglücklichen Zufall unausbleiblich gestöhret.»

B yökov e rfu h r w eiter, dass die w o tjak en vor diesen zw ei­

gen einm al im ja h re ein junges kalb zu opfern pflegen, »dessen O hren sie au f dasselbe B re t legen, w orauf die F ichten reisser liegen; u n d dieses G ebäude, welches ich fü r des H a u sv a ters Scheune gehalten h a tte , d ien et s ta tt eines dem Modor gewei- h eten Tempels; den n sie schlachten das Opfer kalb m itte n auf diesem Platze».

A n einer anderen Stelle h eb t B yökov noch hervor: »So gross auch die E h rfu rc h t ist, welche die Woljäken gegen das K iefer- reiss hegen: so h ä lt sie diese doch n ich t ab, die S täm m e dieser B äum e zu ihrem H a u sb au e zu brauchen. Sie schonen n u r einen einzigen im dicksten W alde stehenden B aum , den ih re V orfahren ausgesucht u n d Modor g e n a n n t hab en , von w el­

chem ih re N achkom m en das Beiss holen.»

D er ursprung des ẁiła/a-kultes bei den w otjaken. 149

Diese nach ricħ ten des h a u p tm a n n s B yckov ü b e r den m u d o r d er w otjak en sind zw ar die ä l t e s t e n uns verfügbaren anga- ben, a b e r lediglich au f sie g e stü tz t d arf m an n ich t so v e r­

trauensvoll u n d kritiklos v erfah re n wie H äm äläin en , w enn er (p. 71) sagt: »Am w ichtigsten ist die ausdrückliche A ngabe, dass h e i l i g e F i c h t e n z w e i g e die V erkörperung der m u d o r -G o tth eit w aren, u n d dass d i e s e Z w e i g e v o n e i n e m w a c h s e n d e n B a u m s t a m m t e n , d e r , e b e n s o w i e d i e i h n v e r t r e t e n d e n Z w e i g e , m o d o r g e n a n n t w u r d e » (Sperrung von H äm äläinen).

K eine anderen quellen ü b er die w otjak en k en n en m u d o r oder m o d o r als bezeichnung eines heiligen baum es. Diese m ittei- lu n g B yökovs b e ru h t au f einem blossen m issverständnis. U n d ein m issverständnis liegt auch in seiner folgenden angabe (p. 167) vor: »Wenn irgend ein w otjäkisches H au s neues Beiss b ra u ch t: k a n n es dasselbe n ich t eher bekom m en als nach dem Tode des A lten, w elcher das A m t eines P riesters vor dem Beis- sig v e rric h te t hat.» H iernach w ürden verw elkte zweige ja h re ­ lang au f dem opferb rett. g ehalten, obwohl die an deren quellen b erichten, dass sie beim opfern im m er ern eu ert w urden.

F alsch ist auch die auffassung, dass die fichtenzw eige die

»Verkörperung der m u d o r -G ottheit» w ären u n d dass der m u d o r , wie H ä m äläin en an einer an deren stelle (p. 74) sagt, »in d e m k u a la -K u l t u r s p r ü n g l i c h d i e f ü r d e n K u l t w e s e n t l i c h e n Z w e i g e b e z e i c h n e t h a t » (Sper­

ru n g von H äm äläinen). D agegen h a t H äm äläin en d am it recht, dass u n te r dem m u d o r etw as äusseres u n d sichtbares v e rsta n ­ den w orden ist, w ährend das w ort v o r š u d von etw as a b s tra k ­ tem , m it bezug au f eine g o tth e it gebrau ch t w urde. I n den opfergebeten t r i t t n u r v o r š u d als k u ltg eg en stan d auf, n ich t m u d o r . D as w o rt m u d o r verw enden die w otjak en h a u p tsä c h ­ lich, w ènn sie von dem m u d o r -k u a la u n d von d e r ''m udor- h ochzeit’ sprechen, w om it die feierliche Ü berführung von asche u n d erde aus dem au f dem fussboden stehenden herd eines a lte n k u a l a— n ic h t von z w e ig e n — in eine neue opfer- h ü tte gem eint ist. I n diesem licht ist die U rbedeutung des w ortes m u d o r zu verstehen, den n es bezeichnet, wie S e t ä l ä (Studien aus dem gebiet d er lehnbeziehungen, F U F X I I 209 =

sonderabdr. p. 49) gezeigt h a t, den h a u s b o d e n (vgl. syrj.

mudör ’boden, h ausboden’).

Obwohl also jene zweige n ich t »die V erkörperung d er mudor- G ottheit» sein k o n n ten , ist nich t zu leugnen, dass die w o tja ­ ken w irklich grüne zweige au f das o p fe rb rett des kuala legten.

U ngefähr zu derselben zeit wie B yökov b eric h tet ü ber sie auch schon Ge o r g i in seiner 1776 erschienenen »Beschreibung aller N atio n en des B ussischen B eichs etc.» (p. 60) m it folgenden Worten: »An derselben ist ü b e r dem Tische ein klein Brett bevestigt, welches m it Reisig von W eisstannen, einem den G ö ttern geheiligten B aum , bisw eilen auch m it Gras (A ira aqua- tica) b estre u et worden. A uf dasselbe setzet er, als auf einem A lta r in einer Schüssel einige Bissen vom Opfer, die den n das hohe O pfer (W ilam M itscham) heissen.»

Aus diesen n achrichten, die Georgi la u t m itteilu n g in der vorrede seines Werkes prof. F a lk v erd an k t, g eh t hervor, dass die fraglichen zweige im 18. jh ., wie h eu tzu ta g e, als u n t e r ­ l ä g e d e r o p f e r g a b e n g eb rau ch t w urden (vgl. Ho l m­

b e r g, P erm alaisten uskonto, p. 67 ff., 82). W enn die w o tja­

ken sp ä t im h erb st u n d zeitig im frühling, d. h. w äh ren d der laublosen zeit, opfern, verw enden sie zweige eines n a d e l - b a u m s, im som m er solche eines l a u b b a u m s , n a m e n t­

lich d er birke. A n dem opfertag des som m ers, im ju n i, pflegen sie frisches birk en lau b ausser au f das o p fe rb rett u n d den opfer- tisch auch auf die b än k e u n d den fussboden zu streuen. D aru m w ird das fest auch »laubbier» (kuar-sur) g en a n n t. Im gouverne- m en t U fa h a t sich die auffassung erh alten , dass der »hüter des kuala» (kuala-u(iś) beim bad en keine neuen birkenbüschel b en u tze n darf, ehe dieses fest gefeiert ist. E in entsprechendes vorsom m erfest hab en auch die tu rk o ta ta re n gefeiert, w enig­

stens die ja k u te n errich ten alsdann ein besonderes zeit, dessen w ände u n d fussboden m it birkenzw eigen geschm ückt w erden ( Ha r v a, A ltain suvun uskonŧo, p. 378).

Als ich auf einer Studienreise 1911 m ehrere dörfer in v er­

schiedenen teilen des w otjakischen gebietes besuchte, konnte ich nirgends k o n statieren , dass diese laub- oder n ad e lb a u m ­ zweige, die ebenso wie gewisse a rte n von schilf (kamiề) je nach d er ja h re sz e itn o c h im m er auf dem o p fe rb rett u n te r den opfer­

Der ursprung des /cuoia-kultes bei den w otjaken. 151

gaben gebraucht werden, als eigentliche gegenstände des opfer- kultes angesehen oder dass sie von einem besonderen opfer- baum geholt w orden w ären. Im m erh in w urden diese zweige n ich t von jedem beliebigen b aum genom m en, die zweige m üs­

sen näm lich u nverdorben u n d rein sein. Von den opferbäum en selbst h a t keines der finnisch-ugrischen Völker zweige ab zu ­ brechen g e sta tte t. H äm äläin en ir r t sich sehr, w enn er, wie Ho r n b o r g (V irittäjä I I , 1886, 93 ff.), die ausgeästeten bäum e, karsikot, der a lte n finnen m it den eigentlichen opfer­

b äum en verw echselt. Von den elätti- oder pitäm ys-bäum en d er gehöfte sind m eines wissens nie zweige, sei es auch zu heili­

gen zwecken, abgebrochen worden. E benso v erlie rt die Ver­

m u tu n g H äm äläinens ihre bedeu tu n g , »dass der vorsud-mudor- K u lt die F o rtsetzu n g eines ä lteren K u ltes im F reien w achsen­

d e r B äum e ist» u n d dass hierin eine gewisse Vorstellung »über das V erhältnis des In d iv id u u m s u n d Geschlechts zu r organi­

schen N atur» zum au sd ru ck käm e.1

G rüne zweige sind auch bei den opferriten an d e rer finnisch- ugrischer Völker gebrau ch t w orden, ohne dass m an sie als gegenständ des kultes selbst angesehen h a t. E ine solche sitte h a t u n te r an derem bei den lap p en bestan d en . W ie diese ih rem seita ihre V erehrung bezeugten, d arü b er b e ric h te t To r n a ex js

(B erättelse om L apm arck ern a etc., p. 26— 27) schon im 17.

jh.: »Im som m er w urde sowohl er als d er ganze p latz ringsum m it grünem laub, im w in ter m it fichtenreisig geschm ückt, das, so oft es verw elkte u n d verblasste, im m er durch frisches ersetzt wurde.» Als em pfänger der opfer dienten dabei n atü rlich nich t jene g rünen zweige, sondern die götzen, die au f die von ihnen gebildete un terläg e g estellt w aren. W eshalb k ö n n te es sich n ich t ebenso bei den w otjak en v erh alten haben, den n schw er­

lich h ä tte n die au f das o p fe rb rett g estre u te n zweige an sich solche Verehrung u n d fast schreckenvolle angst erregen k ö n ­ nen, wie sie m it dem heiligen w inkel in dem w otjakischen lcuаlа verbu n d en waren? W ir wissen ja ausserdem aus der lebens- beschreibung des heiligen S tephan, dass das brud erv o lk der

1 H äm äläinens hinw eis (p. 77 ff.) auf gew isse unklare angaben von

V e r e š ŏ a g i n und B u c h kann an d e n oben angeführten tatsachen nichts ändern.

w otjaken, die syrjän en , eine grosse m enge g ö tterb ild er »in den dörfern u n d wohnungen» h a tte . Solche h a t es in einem w inkel der w ohnung auch bei den O bugriern, den sibirischen ta ta r e n usw. gegeben. H ä m ä lä in en n im m t an (p. 74), die au f dem opfer- b r e tt des w otjakischen kuala m anchenorts erh alten e ra u c h ­ geschw ärzte Schachtel aus lindenrinde (um fang ca. 110 cm, höhe 30 cm), u n te r die, w enn m an h ier opferte, g rü n e zweige gelegt w urden, sei eine »spätere Zutat», »auf deren E n tste h u n g offenbar die russischen H eiligenbilderschränke (кіотъ) einge­

w irk t haben». E s ist jedoch zu b eachten, dass in diesen schach­

te ln der w o tjak en w eder h eu te noch, soviel b e k a n n t, frü h er russische heiligenbilder aufb ew ah rt w orden sind. M it gleich g u tem re ch t kö n n te m an auf dieselbe weise den u rsp ru n g der b irkenrindenen Schachtel erk lä ren , die als w ohnung d er o st­

jakischen g ö tterb ild er dient.

Ir rtü m e r sind H äm äläin en auch untergelaufen, w enn er ein­

zelne züge der in der w ohnung u n d dem heiligen h ain v e ra n sta l­

te te n opferriten m itein an d er vergleicht oder parallelisiert. W ie ich in m einer U ntersuchung »Über die J a g d rite n d er nördlichen V ölker Asiens u n d Europas» (JSFO u. X L I) gezeigt habe, b e ru ­ hen die schlachtopfer auf den ja g d rite n der jä g e rk u ltu r, von welchem stad iu m an auch bäum e bei den o p ferriten eine w ich­

tige rolle gespielt haben. Es ist begreiflich, dass aus diesen im freien au sg efü h rten rite n züge auch in die opfer übergehen konnten, welche in den w ohnungen d argebracht w urden. E in solcher sowohl im freien als auch zuw eilen im hause a u ftre te n ­ d er zug ist z. b. d er grüne zweig in der h a n d des w otjakischen priesters. C harakteristisch ist auch die Zeremonie der Über­

siedlung in ein neues haus bei den w otjak en des kreises Sara- pul, die Ve r e š ŏ a g in ( Во т я к и Сарап. уѣзда, р. 92—93) be­

schreibt, wobei er erw äh n t, wie d er h au sh e rr m it seiner frau in den ra u m u n te r dem gebäude geht, eierkuchen, zu hause g eb ran n ten schnaps u n d eine junge fichte von 1 eile länge m it­

n im m t u n d ein opfergelübde ablegt. Dies geschieht so, dass d e r h au sh e rr in eine ecke des u n te rra u m s — n ich t au f das op fe rb rett des kuala — die fichte legt, einen zweig derselben in die h a n d n im m t u n d bei d er fichte niederk n iet. D ie fra u b re ite t vor ihm ein tisch tu ch aus u n d legt einen eierkuchen

D er ursprung des k u a l a - k u ỉ t e s bei den w otjaken. 153

darauf. D an ach giesst sie noch Selbstgebrannten schnaps in einen becher u n d gibt ih n ihrem m ann. D ieser beg in n t n u n m it dem becher in d er re ch ten u n d dem zweig in d er linken h a n d ein gebet herzusagen u n d I n m a rzu b itte n , dass das haus, das er ihm gew äh rt habe, bis in das a lte r u n d bis zum tode g u t zu bew ohnen sei, u n d v erspricht sp äter ein schwarzes schaf u. a. zu opfern.

Bei dem opfergelübde u n te r dem fussboden des neuen hau- ses w erden also hier die rite n nachgeahm t, die im en tsp rech en ­ den fall im heiligen hain sta ttfin d e n , ja, es w ird sogar ein opferbaum , obwohl ein kü n stlich er oder loser, angew andt.

Dies ist jedoch etw as ganz anderes, als was H ä m ä lä in en an- nim m t. Ic h k an n auch n ich t seinen w orten (p. 79) beistim ­ men: »In dieser S itte h a t sich wohl die ä ltere F o rm d er M it­

nahm e des v o r s u d oder m u d o r erh a lte n . . .» E s ist zu b edauern, dass H äm äläin en bei gelegenheit der o pferriten dinge d u rc h ­ einanderm engt, die keinerlei Zusam m enhang haben, wie z. b.

den m u d o r d er w otjaken u n d die V orrichtung i z i o n a - p u oder š u ld ə š d er tscherem issen (s. H o l m b e r g , D ie R eligion der Tscherem issen, F FC Nr. 61, p. 131 ff., 136, 151 ff.).

B ek an n tlich b e te n die w otjaken in dem k u a la fam ilien- oder sippenweise. Diese heiligtüm er w erden d aher oft m it dem n am en d er sippe b en a n n t: m o š g a -k u a la , u ts a - k u a ỉa usw., u n d die betenden: m oẫga p i j o s , u tễ a p i j o s (p . ’söhne’) usw. So v e r­

h ä lt es sich besonders, w enn in dem selben dorf heiligtüm er m ehrerer sippen v orhanden sind, ab er auch sonst ist es w ich­

tig, dass jed er ü b er seine abstam m u n g bescheid weiss. Man h a t v erm u te t, dass d er a lte w otjakische sippennam e, deren es hier eine grosse m enge gibt, ursprünglich d er nam e der S tam m utter d er sippe gewesen sei. Aus dieser ganz u n b eg rü n ­ d et gebliebenen Vorstellung sind ganz m erkw ürdige theorien ü b e r das soziale leben d er w otjaken en tstan d en . Besonders sind solche von geistlichen, die im lan d der w otjak en m issions­

a rb eit b etrie b en haben, wie von P ervu ch in , V asiljev u. a. e n t­

w ickelt worden. S eltsam u n d u n e rw a rte t ist es, dass auch H ä m äläin en auf diesem s tå n d p u n k t steh t, w enn er sagt: »Eines d er K ennzeichen dieser G eschlechtsgem einschaft ist die R ech­

nu n g d er A bstam m ung nach den w eiblichen M itgliedern der

v äterlich en Linie des Geschlechts.» W as ist hierm it eig en t­

lich gem eint? — A usser jen en angeblich von den S tam m üttern herstam m en d en sippennam en, die Yr j ö Wi c h m a n n in der jahresversam m lung 1925 d er F innischen A kadem ie d er W is­

senschaften ganz anders e rk lä rt h a t, h a t die russischen g eist­

lichen ein an d erer u m stan d irreg efü h rt, d er näm lich, dass bei den w otjak en ganz auf dieselbe weise wie in K arelien die v e r­

h e ira te te fra u m it dem nam en ihres eltern h au ses b e n a n n t w or­

den ist. A uf beiden seiten gehören die kin d er a b e r doch der sippe des v aters an, u n d nich ts w eist d arau f hin, dass sie frü ­ h e r zu r sippe d er m u tte r gerechnet w orden w ären. Ganz irrig ist die auffassung, dass d er sippennam e d er m u tte r »durch die T ochter au f die T ochterstochter» überginge. Die to c h te r geh ö rt d er sippe des v aters an, u n d gerade d er nam e dieser sippe w ird von ih r noch in d er ehe gebraucht. Yon vatersseite h e r v e re rb t sich auch d er kuala-k u lt, u n d au f die sippe von v atersseite bezieht sich auch die exogam ie d er w otjaken, w enigstens anders als auf die von m uttersseite, denn a lte r sitte gem äss d u rfte n die, welche den gleichen von den v ä te rn e rerb ­ te n sippennam en h a tte n , nich t u n tere in an d er h eiraten , durch wie ferne grade u n d wie viele generationen sie auch vonein­

an d e r g e tre n n t w aren. D as au f die m u ttersseite bezügliche ehehindernis h a t sich dagegen n ich t ü b er viele generationen erstreck t.

Un o Ha r v a ( Ho l m b e r g).

W o r t g e s c h i c h t l i c h e s t r e i f z ü ĝ e .

135. F i. k o n tti.

Zu wogP lcẽnt, VNZ k§n't, L U ķentả, m nurr/lfsntd v. -ķīnt

’speicherpfahl, p a jta -lá b a (oszlopa)’, LO byāntả, sm n ĩayj/m tà

’a p a jta ta r tó oszlopaikénŧ haszn ált fatö n k ö k fölé vízszintesen ra k o tt a lap g e ren d á k ’, welches Ka n n i s t o M Nyr 59 31— 34 m it

W ortgeschichtliche streifzüge. 155

fi. k o n tti ’pes, crus’ usw. v erk n ü p ft h a t, gehört ostj. (K arj m scr.) DT yont ’g itte r, das u m den fuss des auf einem pfeiler steh en d en w aldspeichers gem acht u n d auf dem der fussboden angeb rach t w ird’, K r. yontŋẫn (dual) ’hinterbeine des b a re n (hypokor.)’, Yj. Uan’t ' : tšöməlUan't' ’an dem pfeiler des w ald ­ speichers befestig ter w agerechter balken, auf den der ganze Speicher g eb au t w ird (es sind davon zwei, einer an jedem fuss v orhanden)’ (ţặōmẫļ u. a. ’speicher im w ald (auf zwei hohe füsse g ese tz t)’), Y arŧ. k‘a n 'íc, L ikr. lỉạ'ņם, Mj. k V w 'f ’fuss des Speichers’, T rj. ÏÏå'ņt‘ id., p cù p ci U- ’h in terb ein des b ären (hypokor.)’ (p ’ü p'i ’b ä r’), K az. ya'n'V ’fuss, pfeiler des spei­

chere od. w aldspeichers’.

136. F i. m arja.

Fi. m arja ’b eere’, lp. m uörje ’bacca’, m ord. m a r ’ap fel’, in Zusam m ensetzungen ’b eere’, tscher. m ö r ’b eere’, m o 'r ə ’g arten- erdbeere’, die schon län g st zusam m engestellt w orden sind (vgl. z. b. B u d e n z MUSz. 459), scheinen auch in den Ob- ugrischen sprachen entsprechungen zu haben. Im ostjakischen kom m t folgendes w ort vor: (Paas.) K тйгэр, J m ù r ẫ p ’t e r t t u ’;

’tra u b e , k ätz c h e n ’, (K arj. m scr.) K r. тшгэр ’beerenStrauch (beeren m it den stengeln)’, V K m u ' r u a4' : le ' w 's i m . ’nadel- zweig (auch ein kleines stü ck d avon)’, V art. ти'гиз, Likr.

m ū ŗ ẫ p ', Mj. m ũ r å p' ’ahlkirschdolde (abgebrochen)’, T rj. m ũ ŗåp*

’beerendolde’, № . т щ 3р', K az. тшгэр‘ ’dolde (von preisel-, vogel-, ahlkirschbeeren)’, O m u r a ß 'gebundenes büschel (von S um pfbrom beeren)’, welches eine ab leitu n g au f - p , -из usw.

ist. E in e entsprechende u n d andere ableitu n g en finden sich auch im wogulischen: (Munk.) m o r ip , m o r i ñ: t а ’i l i n m o r ip m o r iñ p i l to t vek y jìn tn ū m ’teli fü r tű förŧös b ogyót ta lá n o ttta lá l- h a tn é k ’, m o a r i : r a u tỉa y tn e p u l- m o ạ r i ja r n ė jä y ä n - t i n e ñ ā ñ k ė t ta n r ą u t l a y t ẽ t 'lehulló b o gyófürt m ó d já ra — azt a d rá g a ap ju k at! — az asszonykák, úgy h u llan ak ốk ’. Die o stj.-wog. d eriv a tiv a au f - p usw. u n d - ŋ hab e n ja b ek an n tlich die b ed e u tu n g ’m it etw as versehen, etw as h ab e n d od. b esitzend’ (s. z. b. S z i n n y e i Sprw .2 88). D a die tra u b e , die dolde aus beeren b esteh t, »bee­

re n habend» ist, h a t das vorauszusetzende ostj.-w og. g ru n d ­

w o rt sehr w ahrscheinlich die b ed e u tu n g ’b eere’ g eh a b t. Ob- ugrisches *mur (m it ostj. vok.) ’b eere’ passt la u t fü r la u t zu fi. m arja usw. O stj. *u ~ fi. a: ostj. py,'t, pu'tc usw. ’kessel’ ~ fi. p a ta , ostj. yu s(, Uu'V usw. ’fisch’ ~ fi. kala usw. D as in la u ­ te n d e -j-, -i- ist aus dem wog. u n d ostj. nach d er liq u id a v e r­

schw unden ganz wie in wog. ń ilì, пэіэ usw., ostj. пэрз, пэіз

’v ier’ ~ fi. neljä.

137. F i. n o u taa, n o u d a tta a .

F i. n o u d an , n o u taa (B env.) ’vestigia cujus prem o, quem sequor, adsector; consector quid re p o rta n d i causa, re p o rto e. c. sag ittam em issam , affero’, n o u d a ta n , - tta a ’curo u t quis a d se c te tu r 1. consequatur, in d e adsector e. c. vestigia, con- sequor 1. obsequor v o lu n ta ti 1. jussui, observo quid, im itor;

curo u t a p p o rte tu r 1. a ffe ra tu r’, olon. (Gen.) nouda- ’folgen’:

siid müö novvim m a jälgilöi ’d an n folgten w ir auf den sp u re n ’, est. (W ied.) nöudm a ’tra c h te n , n a c h tra c h te n , b ed a ch t sein, streben, fordern, erforschen, untersu ch en , n achspüren, (eu- phem .) steh len ’ scheint u rsprünglich zum W ortschatz d er jäg er geh ö rt zu haben. E s k a n n näm lich m it wog. (K ann.) T J ńaßjı-, TÖ ńả/Зл-, K U , So ńaßl-, KM ńnßỉ-, K O , YS, LM ńißl-, P , VK, L U ńißjı-, LO ńãßl- V erfolgen’ u n d ostj. (K arj.) D K ńōyjt-, T rj. пйуэл-, поуэл-, V ńūyêļ-, Vj. ńūyẫļ-, ńōyĵỉ-, K i. ń ū yįt-, K az. поуэл-, O ńōyẳļ- V erfolgen, n ac h ja g en ’ v e rk n ü p ft w er­

den, gem einsam e fiugr. ausgangsform *ńijŋỗ8- ’folgen, v e r­

folgen’.

W eiter d ü rfte es wohl n ic h t unm öglich sein, sa m Ju r. (Castr.) ń ö d au ’jag en (renntiere, m enschen)’, (Beg.) ńõdañu- ’ja g e n ’, (Castr.) O (Tas.) ń ó tam , (K) ńodap, (K) ń ō tta u , (KP) ńot- ta m , (Tsch.) ńuoćam ’auf den sp u ren folgen’ in diese sippe zu führen.

W enn diese Zusam m enstellungen das richtige getroffen haben, muss die von Se t ä l ä (zögernd) K y K X X V I 391 (vgl.

auch Wic h m a n n W otj. ehr. 86, Uo t il a M SFOu. L X V 254) aufgestellte parallele fi. n o u ta a usw. ~ w otj. nuni, nuini ’füh- ren , tragen; holen’, syrj. nuni ’fo rtb rin g e n ’ ab gelehnt w erden, besonders wegen d er an lau tv erh ältn isse.

W ortgeschichtliche streifzüge. 157

138. F i. p u h u a, p u h altaa .

F i. p u h u a ’blasen; reden, sprechen’, p u h a lta a ’blasen’, lpK bossot ’flare, sufflare’, L p o ssu - ’blasen, wehen, an blasen', u n d syrj. pušk y n y ’blasen (m it d. blasebalg), anblasen, anfachen, w ehen' (s. Äimä A stev. 124 u n d lit.) h a b e n entsprechungen auch in den O b-ugrischen sprachen.

Aus dem ostjakischen h a t schon A h lq v is t SKO 122 polta- îem , p o ltte m 'blasen, anblasen, aufblasen' rich tig m it den g en an n ten fi. W örtern zusam m engestellt. K ach P aasonen u n d K a rjalain en kom m t dasselbe w ort auch in den an d eren m u n d ­ a r te n vor: (P aas.-D onn.) K p ạ tå m , p ạ tíd -n ı 'aus dem m und sp ritzen ’, J роЦ эт , роЪьэт id ., (K arj. m scr.) D K p а ttа ' ’m it dem m u n d bespritzen, m it dem m und sp ritzen ’, K r. p ặ tta

’spritzen (m it dem m u n d )’, У p č ltа - ’spritzen, b esp ritzen ’, Vj. p ỗ ỉầ ịà ’h ervorspritzen, sp ru d e ln ’, T rj. p ’ốAt'āy3 ’m it dem m und spritzen (wasser); m it w asser aus dem m u n d b e sp rit­

zen’, Ki. p ň tļả ', K az. pỗAÜ, O p v ld d - ’w e h e n, b l a s e n ’, u n d die in dieser spräche vorkom m enden b ed eutungen v er­

bin d en m it den oben g en a n n te n W örtern auch wog. (Ahlqv.) p o tam 'besprengen’, (Munk.-Szil.) L U p u ta s i, K p ü tä s i ’speien’

sowie w eiter (Castr.) sam O (K) p u ttu n ai), (K) p u tto n at) ’speien’, (KP) p u ttu ’speichel’, (Donn.) (Ty.) р й ію -п п а в \ ’wasser sp rit­

zen, giessen, ausgiessen’, (KeO) p u ttō ň n a m 'spucken, speien’

u n d w ahrscheinlich auch sam Ju r. (Castr.) p u d a jü ’sich ergies- sen’, p u d a b tä u usw. ’au ssch ü tten , ausgiessen’ (vgl. K a i D o n ­ n e r A nl. lab. 169—170 wog., sam ., P a a so n e n O stj. w örterb.

167 wog., ostj.). S om it ist noch ein n euer beleg fü r u ral. *s >

sam . t e n td e c k t u n d die Verbindung von fi. p u h a lta a , lp. bos­

sot, syrj. p u šk y n y m it sa m Ju r. pō ệşạ - usw. ’blasen ’ (L e h tis a lo F U F X X 121), die schon ohnedies höchst unsicher w ar (vgl.

verf. F U F X X I 101), entschieden als u n rich tig erwiesen w or­

den.

139. Lp. gidda.

L pK (Friis) gidda ’ver, v ern u m te m p u s’, (Kiels.) giđđâ, S (Lind.-Ö hrl.) kidda, L (W ikl.) k itä -, Wefs. (Lag.) ậ iịr § , I (Lönnr.) kidda, (Gen.) K id., T k itt, K rt. k id d ’frühling’ passt