• Ei tuloksia

I n seinem klassischen W erke »Berührungen zwischen den westfinnischen und slawischen Sprachen» (Helsingfors 1894) schrieb J . J . Mikkola, dass wir nu r wenige Beispiele für russ.

ě ( = altruss, altbulg. Ѣ) in gemeinwestfinnischen u nd älteren Lehnw örtern haben, und dass in diesen Beispielen dem russ.

ễ ein langes ä entspricht (S. 53), w ährend in den jüngeren Lehnw örtern russ. ě durch e, ie oder o m it Palatalisierung des vorhergehenden K onsonanten wiedergegeben wird (S. 54).

In der N eubearbeitung seines W erkes (»Die älteren B erüh­

rungen zwischen Ostseefinnisch u nd Bussisch», Helsinki 1938, S. 30) erw ähnt Mikkola die Entsprechung ẫ in finn. määrä, finn. (östl.) läävä, kar. reähkä und kurzes ä in unbetonter Stellung in kar. ńedäĩi. In den jüngeren E ntlehnungen werde é dagegen m it ie, im W otischen m it ē, e und im W epsischen m it e und Palatalisierung des vorhergehenden K onsonanten wiedergegeben, sagt er daselbst. — Auf derselben Seite erör­

te r t Mikkola die verschiedene H erkunft des slaw. ẻ (aus urspr.

*ē u nd aus den D iphthongen *aị, *oi), wobei m an bei flüch­

tigerem Lesen den E indruck erhält, als erblicke er einen Zusam m enhang zwischen dieser zweierlei H erkunft des é un d seiner verschiedenen V ertretung in den Lehnw örtern des Ostseefinn. und des Lettischen. Es scheint näm lich, als stelle Mikkola einander gegenüber einerseits:

kar. viero 'Glaube, Beligion’ < *vẽro < russ. вѣра ’id .’

(Ѣ < *ẽ, vgl. lett. vẽra in vẽrā ńemt 'beachten', lat. vẽrus 'w ahr', got. tuzwẽrjan 'zweifeln'),

kar. miela 'K reide' < *mēla < russ. мѣлъ 'id .' (Ѣ < *ẽ, vgl.

das ablautende lit. molis 'Lehm ') und anderseits:

kar. viesti 'N achricht’ < *vẽsti < russ. вѣсть ’id .’ (ѣ < *oị, lett. vẽsts 'N achricht’ < » »

vgl. gr. oỉởa 'ich habe erfahren’, got. wait 'ich weiss’), kar. miero 'Kirchspiel, Landgemeinde, die sündige W elt (bei

den Altgläubigen)’ < *mēro| . ,

, , I < russ. міръ Landgemeinde le tt. miers 'F rieden’ < j ř 6

fi., kar. niekka (Suffix m it verschiedenen Bed.)|

. . . . < russ. -никъ

lett. -meks » » » » |

Liest m an aber die betreffende Stelle genauer, so m erkt m an, dass Mikkola gerade die g l e i c h e V ertretung des russ. ẻ < *ẽ und des russ. ĕ < *oị, *aị betonen will. E r sagt nämlich, nachdem er über das ĕ < *ẽ gesprochen h at, auf S. 31: » E b e n s o 1 verhält es sich m it der V ertretung eines solchen ë, das auf einen г-D iphthong zurückgeht. Das L e tti­

sche h at vẽsts 'N achricht’ aus ar. вѣсть, wie kar. viesd aus vẽstv, ẻ des russ. W ortes ist aus oi entstanden». Der folgende Satz lau te t allerdings: » D a g e g e n 1 h a t kar. miero . . . ein altes ē gegenüber lett. miers 'F riede’, wo ie für das aus urspr.

eị entstandene i steht»; doch dürfte sich hier »dagegen» nur auf den Unterschied zwischen der kar. und der le tt. V ertre­

tu n g beziehen, den es ja in dem Falle вѣсть nicht gibt. Ü bri­

gens ist die Heranziehung von miero u nd niekka in diesem Zusam m enhang überhaupt nicht angebracht, da ja die ange­

führten russ. Originale kein ẽ enthalten.

I n seiner Besprechung der zweiten A rbeit Mikkolas hat K alim a diese, wie er zugibt, schwerverständliche Stelle so verstanden, als ob die Behandlung des ë nach Mikkola von dem U rsprung dieses Lautes abhängig wäre, was ihm selbst aber unmöglich erscheint (FU F X X V I, Anz. S. 46— 46). »Vom S tandpunkt der russischen Lautgeschichte», sagt er, »dürfte eine andere Zweiteilung, die von dem folgenden K onsonanten bedingte Q ualität des ë, m ehr B eachtung verdienen . . . Vor einem harten K onsonanten ist ë offen gewesen, vor einem weichen K onsonanten geschlossen. Die ursprünglichen Ver­

hältnisse kommen, tro tz vieler Analogiebildungen, noch ziem­

lich treu in dem D ialekt von T o t’ m a zutage.» — Nach genauer

1 Von mir gesperrt!

U ntersuchung der einzelnen Fälle kom m t K alim a jedoch zu dem Schluss, dass die tatsächliche W iedergabe nicht der betreffenden Theorie entspricht.

Das vor kurzem erschienene W örterbuch der lüdischen D ialekte von Ju h o Ku j o l a (Lyydiläism urteiden sanakirja, Helsinki 1944) bietet uns ein umfangreiches, einheitliches M aterial aus einer M undart, die (mit Ausnahm e vielleicht des Wepsischen) von säm tlichen ostseefinn. M undarten am s tä rk ­ sten dem russischen Einfluss ausgesetzt war und noch ist.

Die darin vorkom m enden russ. Lehnw örter sind m it Sicher­

heit unm ittelb ar aus dem Russischen, und nicht etw a, wie z.B. diejenigen des Finnischen, durch V erm ittlung anderer ostseefinn. M undarten aufgenommen worden. Das Lüdische eignet sich daher ausgezeichnet zur Beleuchtung der la u t­

lichen Seite des Lehnwortproblem s.

Nachdem ich säm tliche in Kujolas W örterbuch erw ähnten russischen Lehnwörter, deren Originale ein ễ enthalten, zusam m engestellt h a tte , erwies es sich, dass m an sie in fol­

gende Gruppen einteilen kann:

1. Die sog. »gemeinostseefinnischen» oder »älteren» Lehn­

wörter: ĩiäv, liäv, ỉiävį, leävę ( ~ fi. östl. läävä) ’S ta ll’ <

хлѣвъ; miär ( ~ fi. määrä) ’Mass, Q uantum , Ziel’ < мѣра

’Ziel’; miärita, miärilä, m iäfitä ’messen’ < мѣрить (miärätä 'bestim m en, beurteilen’ dürfte von miär abgeleitet sein);

griähk, riähk, riähkẹ, gŕiäh ( ~ fi. östl. räähka) ’Sünde’ <

грѣхъ; ễiäĩ, ŝiaĩ ( ~ fi. sääli) ’(Mit)leid’ < жаль < *жѣль;

ëiäīidaste, ễiäīidakseh ’klagen’ < жалиться < *жѣлиться.

In allen diesen Fällen entspricht einem betonten russ. ё der 1. Silbe ein ostseefinn. *ẵ ( > lüd. eä, iä). Im Dorfe Nuomoil (Kirchspiel Šuoju) sind auch Form en m it ie (liev, mierita, riehk, riehk, ễieĩ, ẫieī, ễieĩi, ễieĭizou) belegt, die aber ganz offenkundig jung sind, denn dort kom m t z.B. kietta für gewöhnliches lüd. kiättä ~ fi. kääntää 'wenden, drehen’, vier für viär ~ fi. väärä ’kru m m ’ u. a. vor. — Anderseits belegt K ujola aus Nuomoil lüd. rẵsniĭš 'Augenw im per’, das er auf russ. рѣснйца zurückführt, das aber in W irklichkeit auf die etymologisch ursprünglichere dialekt. Form ряснйца zurückgeht.

Zu den älteren Lehnw örtern wird auch ńedäĩ, ńedaĩ, nedäĩ, ńedăli ’W oche’ ( ~ est. nädal < *nädäl) < нед^ля gerechnet, wo das betonte russ. der 2. Silbe durch ein kurzes ostseefinn. ä vertreten wird.

2. Die relativ seltenen Fälle, in denen einem russ. ein ostseefinn. o m it Palatalisierung des vorhergehenden Konso­

nanten entspricht, sind offenbar jung, da sie auf einem a n a l o g i s c h zu o gewordenen beruhen. Z. B. lüd.

beśod 'Abendgesellschaft im Dorfe’ < russ. dial. бесёда, russ. бесѣда 'Gespräch'; lüd. suśod 'N achbar' < russ. dial.

сусёд, russ. сосід ъ. D a der lautliche Zusamm enfall von und e erst im 13. J h . in W estrussland angefangen h a tte un d in N ordrussland in einigen M undarten bis jetz t noch nicht durchgeführt worden i s t 1, während der Lautw andel e > *ö >

o vor harten K onsonanten, der dem Grossruss., dem U krain.

und sogar dem Poln. bekannt ist, viel älter sein muss, können Form en wie беседа für бесѣда erst relativ spät entstanden sein. In den nordgrossruss. D ialekten war eine Proportion von der A rt des zentralruss. сестра: сёстры = звѣзда:

X, woraus X = звезды, nicht möglich, da auch unbetontes e zu o geworden w ar und es durchweg сёстра hiess. In einigen nordgrossruss. M undarten ist aber gerade das u n b e t o n t e é lautgesetzlich zu o geworden2, so dass eine Proportion сёстра:

сестры = звёзда: x möglich wurde, aus der m an x = звёзды s ta tt des lautgesetzlichen *звѣзды kombinieren konnte.

1 D ie Moskauer Intellektuellen des 18. Jhs. m achten noch einen U nterschied zw ischen e und e (vgl. V. V i n o g r a d o v , Извѣстія о т д .

русск. языка и слов. Росс. Акад. Н аук X X IV , 1919, S. 223 f.), der aber kaum mehr der volkstüm lichen Aussprache angehört h atte.

B ekanntlich wurde der B uchstabe Ѣ (e) im J. 1917 aus dem russischen A lphabet entfernt, obgleich in E m igrantenkreisen noch in der 40-er Jahren B ücher nach der sog. alten Orthographie gedruckt wurden.

D eutlichkeitshalber schreibe ich in diesem A ufsatz alle russ. W örter, die ein enthalten, m it Ѣ, auch wenn sie heute m it e geschrieben werden.

2 V gl. V i n o g r a d o v , a. a. O., S. 284— 285 und N . D u r n o v ö , Очерк истории русского языка (M oskau-Leningrad 1924), S. 200; Опытъ діалектологической карты русскаго языка въ Европѣ (Москва 1915), § 2 5 und § 2 1 ’,1;Ѵ . M a n s i k k a , Известія Отд. русск. языкаи слов.

Имп р. Анад. Н аукъ X V II, 1912, 2, 96.

Es sei allerdings erw ähnt, dass diese M undarten dem lüd.

Gebiet nicht benachbart sind.

3. Die weitaus zahlreichste Gruppe bilden diejenigen W ör­

ter, in denen russ. ẻ durch lüd. ie oder e m it eventueller Palatalisierung des vorhergehenden K onsonanten ersetzt ist.

Folgende Fälle sind auseinanderzuhalten:

a. das betonte russ. ẻ befand sich in der 1. Silbe des W ortes und geriet somit auch im Lüdischen in betonte Stellung.

In 34 Fällen ist es dann durch lüd. ie ersetzt worden:

Ыедліг 'D eserteur’ < бѣглый1, Ыелоі 'Nam e einer weissen K u h ’ < dial. бѣлой ’weiss’; bieŝ 'Teufel' < бѣсъ; diedo ’Gross- v a te r’ < дѣдъ; Лел(о) 'Sache, W erk’ < дѣло; diezd 'ein Spiel’ < ѣздъ; diezdittü 'h a rt gefahren (Weg u. ähnl.) ’ <

’ ѣздить 'fahren'; *kĩietk 'K äfig' < клѣтка; kỉietńik 'E h ren ­ wache des B rau tp aares’ < клѣтникъ; kriepos( 'F estung' <

крѣпость; l'iespi((sâd 'L eiter' < лѣстница; miex ’Pelz; Blase­

balg’ < мѣхъ; *тіел 'K reide' < мѣлъ; mier 'Landgemeinde, die sündige W elt’ < dial. мѣръ2; mietko 'genau, sicher (zielen)’

< мѣтко; mietíidä 'zielen' < мѣтить; pĭieễ, bliešši 'G latze' <

плѣшь; riepoi 'D ünnbier aus B übensafť < рѣпа ’E ü b e ’;

ŝieńtí (auch ŝeniếoi, šin(ẳoi) 'Vorzim m er' < сѣнцы; sierke (auch ś'erk, ẻerke, serke) 'Grauschim m el' < сѣрка; sieťẳkẹ (auch seiẳk) ’Hackeisen’ < сѣчка; smiełę 'k ü h n ' < смѣлый;

smiernī 'sanftm ütig, ruhig’ < dial. *смѣрный, russ. смйрный (vgl. oben mier)-, smieüidä 'denken, glauben’ < смѣтить;

tsviet (auch tsvet, sveī) ’Blum e’ < dial. цвѣтъ, russ. цвѣтбкъ;

svietliị (nedäľ) ’Osterwoche’ < свѣтлая (недѣля); svieťẳ

’K ienspanhalter’ < свѣтецъ; zvieŕ ’(wildes) Tier’ < звѣрь;

ťieššida ’amüsieren, (Gelüste) befriedigen’ < тѣшить; ỉšieị)

1 D ie B ed. der russ. W örter wird nur dann besonders ar gegeben, wenn sie von derjenigen der lüd. stark abw eicht.

2 D ieses W ort ist ganz besonders zu beachten: gew öhnlich wird es aus russ. міръ h ergeleitet ( M i k k o l a , Berühr. 1894, S. 140—-141, Berühr.

1938, S. 67; sieh e oben, 8 . 00). K a l i m a (a. a. O., S. 47) nim m t ein dam it ablautendes *тёгъ an, dessen E xisten z durch das altruss. В о л о д и м ѣ р ъ ~ russ. ( < kirchensl.) Владиміръ gesich ert sei. D as von P od vysotsk ij (Словарь областного архангельскаго нарѣчія, Спб. 1885) erw ähnte dialek t. м ѣ р ъ = міръ sch ein t bisher niem and bem erkt zu haben.

’K e tte ’ < цѣпь; vier(o) ’Glaube, Beligion’ < вѣра; vierno

’tre u ’ < вѣрно; viesata 'w ägen' < вѣшать; v ie s i'N achricht’

< вѣсть.

H ierher gehören auch die folgenden 4 Fälle, wo ein russ. e, das eigentlich ein etymologisches v e rtritt, durch lüd. ieersetzt wird:

*briezguita 'verschm ähen, W iderwillen em pfinden' <

брезговать (eig. *брѣзговать, vgl. altruss. брѣзгати 'v e r­

schm ähen', poln. obrzazg 'saurer, unangenehm er Geschmack’;

krie zł (auch krezl) 'Gestell zum H eutransport auf einem Schlit­

te n ’ < кресла (eig. *крѣсла, vgl. lett. ĩcrẽsỉs, liŧ. krếslas 'S tuhl'); triebu ida 'fordern, verlangen’ < требовать (eig.

трѣбовать, wie m an in kirchenslaw. Texten etymologisch richtig schrieb); viešíẳ (auch veš(s) 'Sache' < вещь (vielleicht

*ьѣщь, vgl. K i p a r s k y , Die gemeinslav. Lehnw örter aus dem German., S. 91. — Form en m it ё [вѣщь] sind tatsächlich für das 16. Jh . belegt und die entsprechende Aussprache begegnet in einigen heutigen D ialekten, vgl. Vi n o g r a d o v, a. a. O., S. 263—264 u. 298—299).

In 10 Fällen ist betontes russ. der 1. Silbe durch lüd. e ersetzt worden:

bīednoi 'blass, bleich’ < dial. блѣдной; ĩetń oi 'Sommer-'

< dial. лѣтнёй; peuĩẳ ’Kirchensänger’ < иѣвчій; *plen 'Kriegsgefangenschaft' < плѣнъ; resk, ŕeẻk 'H äckerling' <

рѣзка; *reijāškoiìada ’reissen, zerren’ < (?) рѣять(ся); Іёелк 'H ym en' < цѣлка; íẻếĩnoi 'ganz, heil’ < dial. цѣльной; veđ (auch v it) 'doch' < вѣдь; zm eja 'D rache' < змѣй (Gen. Sg.

змѣя, dialektisch allerdings auch змѣя, vgl. S. Obnorskij, Именное склонение в современном русском ясыке I, Ленин- град 1927, S. 246).

b. Befand sich das betonte russ. ё nicht in der 1. Silbe, so geriet es im Lüdischen in nebentonige oder unbetonte Stel­

lung. K ur in 2 Fällen ist es dann durch lüd. ie ersetzt wor­

den:

p rim ie t (auch prim et) ’(Vor)zeichen’ < примѣта; s u s ie d üoid (auch suk'edad, susodad, siehe oben) 'N achbarn' < dial.

сусѣди, суседи.

In 30 Fällen ist ein solches russ. ёdurch lüd. evertreten:

6 - F U F

*izmenäine 'B etrug' < измѣна; *koľen ’K n ie’ < колЬно;

nasỉestv 'E rb sch a ft’ < наслѣдсгво; nave rno 'sicher' <

навѣрно (die E ntlehnung ist so jung, dass die russ. B etonung auf der 2. S lbe im Lüd. beibehalten worden ist); naveš 'Schutz­

d ach' < навѣсъ; ńevesk 'Schw iegertochter' < невѣстка;

ńevest 'B ra u t' Сневѣста; obeđń 'Messe' < обѣдня; oreh(y)

’F u s s ’ < орѣ.ѵь; oŕešk 'Küsschen' < орѣш ка (Gen. Sg.);

otvet 'A ntw ort' < отвѣтъ; poĩesńik 'Jä g er' < dial. полѣсникъ;

*primetíida 'beobachten' < примѣтить; proỉey 'Loch in den K leidern’ < dial. пролѣха, russ. прорѣха; sa-mostreji K ujola gibt die m erkwürdige B edeutung 'geladene F lin te ’ ( = »viri- te tty pyssy») und B etonung auf der 1. Silbe an; an der E n t­

lehnung aus russ. самоетрѣлъ 'A rm brust' kann jedoch nicht gezweifelt werden (es wird sich um eine Bärenfalle handeln, die in älterer Zeit m it einer gespannten A rm brust, später m it einer geladenen Flinte versehen wurde; beim K öder sollte der B är eine Schnur berühren, die die Abschussvorrichtung in Tätigkeit setzte); *sîepištoittada 'blenden', *ślepištuda 'e r­

blinden', vgl. слѣпйть und слѣпнуть; sovet 'Sow jet' < совѣтъ (kann erst nach 1917 entlehnt sein); sovetoida 'rate n ' < совѣ- товать; starover 'A ltgläubige' < старовѣръ; *šumegāškata 'zu sausen anfangen (z. B. vom W alde)’ < (?) (за)шумѣть;

sveüida 'blühen' < цвѣстй, 3. Sg. Präs. цвѣтётъ; ềaĩeida 'bem itleiden' < жалѣть, 3. Sg. Präs. жалѣетъ; zanavesk 'Vorhang' < занавѣска; zarezad ’B äderspuren’ < зарѣзы;

ỉeleg 'Lastw agen' < телѣга; telešk 'K inderw agen' < телѣжка;

(ắeÄOveťẳkī- 'Augapfel' < человѣчки (eig. »kleine Menschen», [die m an im Auge eines anderen sieht]); veńtể 1) 'B rautkrone, 2) Balkenschicht in einem Blockhause’ < BhHųá (Gen. Sg.);

veńtẳaida 'tra u e n ' < вѣнчать; *venỉťểaĩńī 'tra u -' < вѣнчаль- ный.

c. W ar das russ. ĕ in der 1. Silbe des W ortes unbetont, so ist es in den folgenden 7 Fällen durch lüd. ie ersetzt worden:

bied 'Misgeschick, U nfall’ < бѣда; bieỉidä ’weissen’ < бѣлйть;

bielduda ’weiss w erden’ < бѣлйться; krieppidä ’festbinden’ <

крѣпйть; vieỹ 'Wegzeichen (auf W interw egen)’ < вѣха (ebenso üblich ist jedoch вѣха, so dass das W ort auch zur Gruppe 3 a gehören könnte); vieyata 'Wegzeichen aufstellen’ < вѣховать

(oder, wahrscheinlicher, auf lüd. Boden von vie% weiterge­

bildet); viesat ’W aage’ < вѣсы.

Lüd. ie steht auch fü r das »graphische» russ. e in viedr

’E im er’ < ведр0 (eig. *вѣдрб, vgl. poln. wiadro, tsch. vĕdro).

U nklar ist der U rsprung des e in дешевый 'billig’ > lüd.

điešou. In šĭieg, flieg 'Stange zur Befestigung des Strohdaches’

< слега v e rtritt lüd. ie ein sicheres altes russ. e.

Diesen Fällen stehen 19 solche gegenüber, in denen einem unbetonten russ. ẻ der 1. Silbe ein lüd. e entspricht: heda 'U n ­ glück, Missgeschick’ < бѣда; beĭm (auch biĩm, Ъелпц) ’S tar (im Auge)’ < бѣльм0; beAogrifkį 'P ferd m it weisserM ähne’ < бѣло- грйвка; Ъелиік ’Eiweiss’ < dial. бѣлутка (Gen. Sg.); xĩebosouka

’l ) Tischtuch, 2) gastfreundlich’ < хлѣбосолка; lekhrslv

’ A rznei’ < лѣкарство; úemii ’stum m ’ < нѣмбй (oder viel­

leicht < dial. нѣмыМ); pegan 'scheckig’ < пѣган(ый); pegankį

’Name eines scheckigen Pferdes’ < пѣганка; rešotkę 'Geländer einer Brücke’ < рѣшётка ’G itter’; reẵềida 'entscheiden’ <

рѣшйть; sedaŰk 'Insasse’ < сѣдочка (Gen. Sg.); ẳedị ’grau (vom H a a r)’ < сѣдой; sedl ’S a tte l’ < сѣдло (sedỉaida 'sa tte ln ’ dürfte davon auf lüd. Boden abgeleitet sein); sed’olk ’Kamm- deckel (im Pferdegeschirr)’ < сѣделка; smeńida 'ändern, wechseln’ < смѣнйть; stf-ела 'Pfeil; D onnerkeil’ < стрѣла;

zerkkį 'Schim m el’ < сѣркб 'G rauschim m el’; *zevaita 'trödeln, säum en’ < зѣвать.

d. Ein unbetontes russ. Ể, dass nicht in der 1. Silbe stand und somit im Lüd. in unbetonte Stellung geriet, ist nie durch lüd. ie, und in den folgenden 11 Fällen durch lüd. e ersetzt worden: bòĩe ’m elir’ < бблѣ; ođđejaA (auch ođdaA, осііало) 'Decke’ < одѣяло; okrome ’ausser’ < dial. окромѣ; oểśekkaid

’Beisiggehege’ < оеѣкъ; pojezd 'Geleit des B räutigam s’ <

пбѣздъ; pojeźdńik 'einer, der zu diesem Geleit gehört’ < поѣз- днйкъ; pojeéđềan id. < поѣзжан(ин)ъ; propoycď'P re d ig t’ <

пр0повѣдь; zavèšsi 'V orhänge’ < завѣсъ; zmeńidaze 'sich verändern’ < измѣнйться; íểeresedeĩńik ’K am m deckelriem en’

< черезсѣдёльникъ.

Die R esultate unserer U ntersuchung werden in der folgen­

den Tabelle zusammengefasst:

b e t o n t e s russ. 'i u n b e t o n t e s russ. S in der 1. Silbe in der 2., 3.,

u. a. Silbe in der 1. Silbe in der 2., 3„

u.a. Silbe

lüd. ie 38 ( = 34 + 4) 2 8 ( = 7 + 1 ) _

lüd. e 10 30 19 11

ie : e — 3,8 0,066 . . 0,421 0,0

Es geht daraus m. E. deutlich hervor, dass für die W ieder­

gabe des russ. ë im Lüd. nicht so sehr der darauf ruhende Akzent als die Stellung in der 1. bzw. nichtersten Silbe des W ortes entscheidend war. Das hän g t natürlich dam it zusam ­ men, dass es im Urfinn. lange Vokale nur in der 1. Silbe gege­

ben h at, und dass folglich lüd. ie < *ẽ nu r in der 1. Silbe auf- tre ten konnte.

Diejenigen nordgrossruss. D ialekte, m it denen das Lüd. in B erührung kam und noch kom m t, haben heute für betontes urslaw. ĕ vor sowohl h a rte n als weichen K onsonanten ein geschlossenes e, sogar »ein an i erinnerndes e'». U nbetontes ẻ erscheint als e vor h a rte n und als i oder e* vor weichen K onso­

nanten. Im Süden, am Swir, könnte das Lüd. auch m it solchen russ. D ialekten in Berührung kom men, die für betontes und unbetontes ë vor sowohl h a rte n als weichen K onsonanten i oder e* haben.1 Ausserdem muss natürlich überall der E in ­ fluss der russ. Schriftsprache in B etrach t gezogen werden, in der ë m it e zusammengefallen ist u nd in beto n ter Stellung vor h arten K onsonanten wie offenes, vor weichen wie geschlosse­

nes e ausgesprochen wird; in u n b etonter Stellung hört m an fü r ễ und e ein flüchtiges i.

In einigen Fällen kann lüd. i für russ. ë gerade durch die oben erw ähnte dialektische V ertretung erk lärt werden: billce

’Nam e eines Schimm els’ < бѣлка; die Nebenform hil'm für beĩm (siehe 3 c); đ iđ i 'Anrede für den G rossvater’ < дѣдъ;

razmiìẳ 'Sauerteig’ < dial. размѣсъ; riďil ’ein Bestandteil des Schlittens’ < dial. рѣдель; rođi 'als ob, gleichsam ’ <

въ р0дѣ. Im allgemeinen kann m an aber in der lüd. W ieder

-1 V gl. Опытъ діалектологической карты русскаго языка въ Европѣ (Moskau 1915), § 21, 1 und § 23,1.

gäbe des russ. ë dessen m undartliche Reflexe nicht wiederer­

kennen: so enthalten z. B. die W ortpaare zvieŕ und vier(o), iểeïnoi und ỉắeAỈc, *primeỉỉida und sovetoida, bielidä und bied, sedolk und śedĩ jeweils denselben ie- bzw. e-Laut, obgleich der nachfolgende K onsonant im Russischen in einem Falle weich, in dem anderen h a rt ist.

Die zu der älteren Schicht gehörenden Entlehnungen m it slav. ề sind zu gering an Zahl, um sichere Schlüsse zuzulassen.

Jedenfalls ist zwischen ễiäľ, ziäĩidaste, miärita un d ńedẫĩ einerseits (wo im Slav. ein weicher K onsonant nach stand) und ĩiäv, miär, riähk (mit h artem Konson. nach ë) anderseits kein U nterschied im bezug auf den Vokal. Zieht m an noch die nu r ausserhalb des Lüd. bekannten Lehnw örter m it ĕ heran (est. sääsk ’Fischw ehr’ < сѣжа; wot. mäsätä ’stören’ <

мѣшать; fi. säppi ’A rt Türverschluss’ < цѣпь)1, so sieht man, dass russ. ẽ auch vor weichen K onsonanten in einer gewissen Periode ostseefinn. ẵ, ä ergibt. In mäsätä und säppi erw artet m an eigentlich ein ẵ (vgl. K alim a a. a. O.), das aber in säppi vor Doppelkonsonanz auf finn. Boden gekürzt sein kann.

W ot. mäsätä verdankt sein kurzes ä wahrscheinlich der Akzentlosigkeit des é im Quellenwort.

Obgleich direkte chronologische Angaben fehlen, lässt sich aus der V erbreitung und Einbürgerung der Lehnw örter schliessen, dass diejenigen m it ä, ä ( > lüd. iä, eä, ä) < russ.

älter sind als diejenigen m it ie ( < *ẽ), e < russ. Ễ. Es scheint, als habe das russ. ẽ in der Zeit, wo die U rrussen zum ersten Mal den Urostseefinnen begegneten, den L autw ert eines langen, offenen ẽ gehabt, w ährend es später entw eder zu einem langen, geschlossenen ē oder gar zu ie wurde. Eine interessante B estätigung dieser A nnahm e ist die Tatsache, dass die (zum Teil gleichen wie im Ostseefinn.!) slaw. Lehn­

w örter des L ett. stets ein offenes langes für ë haben (grẽks 1 D as in diesem Zusam m enhang öfters erw ähnte finn. seitti 'Spinn­

gew eb e’, das von einigen Forschern als E ntlehnung aus russ. сѣть ’N e lz ’ b etrachtet wurde (nach K alim a a. a. O. ist die Zusam m engehörigkeit dieser W örter unsicher), is t, w ie ich in anderem Zusammenhar g nach- w eisen werde, kein slaw isches, sondern w ahrscheinlich ein baltisches W ort.

Sünde, U nfall’ < грѣхъ; mẽrs ’Mass’ < мѣра; vẽsts 'N ach­

ric h t’ < вѣсть u. a.), w ährend dasLitauische, das auch sonst allem Anschein nach etwas später als das Lettische m it dem Slawischen in B erührung gekommen w a r 1, das slaw. aus­

schliesslich durch ie ersetzt (griẽkas ’Sünde’, mierà, ’Mass’, vierà ’G laube’ u. a.).

Die Tatsache, dass fi. răăhkă, lüd. riähli und est. nädal, lüd. ńedäĩ als christliche Begriffe dennoch die »ältere» Ver­

tretu n g aufweisen, erlaubt uns als term inus post quem für den Übergang des russ. ë vom offenen zum geschlossenen L au t das J a h r 1000 n. Chr. anzusetzen.

V. Ki p a r s k y. 1 Genauere B ew eise, die ich im N ovem ber 1944 in einem öffentlichen V ortrag in Lund angeführt habe, w erde ich in einem anderen Zusam ­ m enhang beibringen.

Dieses wepsische W ort erinnert stark an südestn. <Wied.) viogl (Gen. mogla), mugl, mügl 'scharfe Lauge (b. Seifekochen nachbleibend)’, nach Ojansuu m ugöloder т идыл, Gen. m ugla, т идла, und ist natürlich ebenso wie das letztere aus dem Russischen zu erklären. O ja n s tịu h at E esti keel 1922, S. 139 dem estnischen W orte die richtige D eutung gegeben: russ.

мыло ’Seife’, ursl. *m ydlo, h at im Pskover D ialekt des Russischen *myglo gelautet, weil die urslawische Verbindung -dl-in diesem Dialekt -gl-geworden ist (vgl. urslaw. -tl- > -M-), und dieses -gl- ist im Estnischen durch -gl- wiedergegeben.

Weps. т идл, P a rt. Sg. тидлаЯ, welches in den noch nicht gedruckten Aufzeichnungen Setäläs und Häm äläinen-Andre- jevs Vepsa-venähine vajelinik (Moskau-Leningrad 1936) vorkom m t, und seine Ableitung (Bas.) тидлав ’Asche’ h at Ojansuu nicht gekannt. Eine starke Stütze für die Ojansuusche E rklärung bietet estn. vigl, viglas, Gen. vigla 'Gabel m it mehr als zwei Zinken, H eugabel’, das von ihm in V irittäjä 1911 S. 34 m it ru ss . вила (Pl. вилы) verbunden wird (im Pskover Dialekt *vigla < urslaw. *vidla).

Es ist ganz natürlich, dass eine Eigentüm lichkeit des an das estnische Sprachgebiet grenzenden Pskover Dialektes in den russischen Lehnw örtern des Estnischen zum Vorschein kom m t. Merkwürdiger ist es, dass auch das Wepsische die­

selbe Eigentüm lichkeit aufweist. In dieser Beziehung kann das wepsische W ort für die Slawistik wichtig sein.

Es ist vor allem festzustellen, dass durch estn. vigl, viglas und estn. mogl (mugl, m ügl), weps. т идл eine S treit­

frage endgültig gelöst wird. Sie beweisen nämlich, dass der Pskover D ialekt wirklich einen allgemeinen L autüber­

g ang urslaw. -dl- > -gl- gekannt h a t und dass es sich nicht

nur um eine Analogieerscheinung (Systemzwang) handelt, d.h. p riv e li (zu vesti, vedo) wäre wegen p rived u usw. zu *pri- vedli geworden, dieses weiter zu p riv e g li.1Form en wie *vigla und *myglo schliessen aber die Möglichkeit von Analogie­

bildungen aus. Vgl. V a s m e r E esti keel 1938, S. 164—67.

Š a c h m a t o v h a t in Очеркъ древнѣйшаго періода исторіи

русскаго язы ка 101—103 das Bichtige getroffen, indem er solche Beispiele wie ж ерегло, die ausserhalb der W irkung der Analogie stehen, fü r ausschlaggebend hält. W as m an von seiner Theorie über die ehemaligen lechischen Stäm m e im Nordw estrussland auch denken mag, die Form en m it -gl- und -kl- können jedenfalls als eine A rt Ü bergangsstufe vom W estslawischen zum Bussischen angesehen werden. Man muss Š a c h m a t o v darin beipflichten, dass diese Form en auch ausserhalb des Pskover Gebiets zu finden sind. Zu dieser Annahm e zwingt uns jetz t m ittelbar auch weps. т и дл , das nicht aus dem Pskover D ialekt stam m en kann. Überzeugend finde ich S a c h m a t o v s E rklärung, dass russ. негла ’Lärchen- baum , L arix sibirica’ (Olon., Kargopol') m it poln. jo d la ’Weiss- tanne, T annenbaum ’ identisch sei, vgl. негла ’larix sibirica’

Olon. Karg., Onega-Fluss, Pudož; мегла, мегленйца, меі- лйна id. Karg., Pudož (Kulikovskij); нёгла ’Lärchenbaum , -w alď A r c h . Mezeń (Podvysockij), ’larix ’ Y l a d . (Dal).

Dieses Beispiel fü h rt uns noch weiter von dem Pskover Gebiet fort als weps. тидл.

In diesem Nam en des Lärchenbaum s haben m ehrere F o r­

scher ( S j ö g r e n , G r o t u.a.) ein Lehnw ort verm utet und es m it karel niegla,finn. neula ’N adel’ zusam m engestellt. Leider findet sich diese semasiologisch sehr bedenkliche E rklärung auch bei m ir MSFOu 44 S. 171. Schon längst bin ich m ir aber der U nrichtigkeit derselben bewusst und schliesse mich jetz t in der D eutung Schachm atov an.

Ja l o Ka l i m a.

1 A uf diesen Standpunkt ste llt sich M i k k o l a in MSFOu. L X X V S.

97 s. v . vigl, viglas.

Ilm arinen wird als G ottheit zum erstenm al in dem bekann­

ten Götterverzeichnis Agricolas vom Ja h re 1551 erw ähnt, wo es von den A bgöttern der Tavasten (Hemelaiset) heisst u. a.:

Ilmarinen / R auhan ia ilm an tei / ia M atkam iehet edhesw ei.

Diese Angaben in dichterischer Form über die Tätigkeit Ilm arinens haben verschiedene D eutung gefunden. Si g f r i d Ar o n u s Fo r s i u s (ŧ 1624), der in kriegerischen Zeitläuften lebte, richtete sein Augenm erk besonders auf das W ort rauha, und er erw ähnt von Ilm arinen nichts anderes, als dass dieser

»den S taaten F r i e d e n schenkt» (regna quiete b e a t).1 Zu dieser D eutung scheint ihn der U m stand geführt zu haben, dass in dem Verzeichnis Agricolas gleich h inter Ilm arinen von dem G ott des K r i e g e s die Rede ist. So h a t auch Forsius’

Zeitgenosse und Freund, der Bischof So r o l a i n e n, den Sach­

verhalt aufgefasst, wenn er in der Vorrede zum ersten Teil seiner 1621 erschienenen Postille die ehemaligen G ötter der Finnen u. a. m it den W orten aufzählt: »Einige waren G ötter des Krieges, andere des Friedens.»

Ausser als G ottheit des »Friedens» erw ähnen die alten auf Agricola zurückgehenden literarischen Quellen Ilm arinen als Gewahrer »guten W etters» ( Th o m a s Hi ä r n e: gut W etter),

»stillen W etters» (Ge o r g i u s Ki j h l: tranquillae tem pestatis Deus) oder »heiteren W etters» (Ch r i s t i a n Li m n e l l: sereni- tatem ). U nter dem von Agricola in diesem Zusam m enhang verw endeten W ort ilma ist dabei schönes, stilles oder heiteres W etter verstanden. Gewissermassen als etwas Besonderes

1 Tidningar utgifne af et Sällskap i Abo 1778, S. 113— 4.

9 0 Un o Ha r v a.

wird noch das Geleiten der Eeisenden (ia M atkam iehet edhes- wei) erw ähnt, von dem schon Sorolainen sagt: »Einige gelei­

te te die Eeisenden».1

P orthans Schüler Ch r i s t i a n Le n c q v i s t, der sich ebenfalls auf Agricola s tü tz t, gibt an, dass Ilm arinen der H errscher der L uft und des W etters war und dass m an ihn um heiteres und schönes W etter sowie um Eeiseglück anflehte. D a er in die­

sem Zusam m enhang nicht von Frieden spricht, scheint er also un ter rauha h e i t e r e s und u n ter ilma s c h ö n e s W e t ­ t e r verstanden zu haben. Bei der Ü bersetzung der Verse Agricolas ins Lateinische verw endet er als Entsprechung für ilm a den Ausdruck tempestatem tranquillam u nd für rauha das W ort pacem (aerem serenum?).2 Die W iedergabe von pacem (in K lam m ern) m it 'heiteres W e tte r’ versieht er jedoch m it einem Fragezeichen. Dieselbe D eutung m acht sich später M. A. Ca s t r é n z u eigen, wenn er darauf hinweist, dass die in Frage stehenden Verse Agricolas nu r so zu verstehen seien:

»Ilmarinen m achte Frieden (stilles W etter) und (gutes) W et­

te r und schaffte (dadurch) die Eeisenden weiter».3

Ilm a in Agricolas A usdruck »ilman tei» ist jedoch in den oben zitierten Quellen offenbar falsch gedeutet worden.

E. K. Se t ä l ä h at näm lich gezeigt, dass das erw ähnte W ort in der Sprache Agricolas nicht »schönes W etter» bedeutete, sondern oft W ind und S turm ,4 In diesem Sinne ist es auch in den alten finnischen E unen verw endet, u nd schon Ch r i s t- f r i d Ga n a n d e r fü h rt für diese B edeutung in seinem W örter­

buch den Satz an: »Nousi ilm an idän alta» (Das W etter stieg im Osten auf). Ki c o l a u s Ha h n h a t also das E ichtige getrof­

fen, wenn er in seiner 1703 erschienenen D issertation Ilm arinen als G o t t d e r W i n d e erw ähnte und ihn m it dem W

ind-1 U n o H a r v a , A gricola ja Porthanin aikaa varhem m at suom alaisten jum alain lu ettelo t, K alevalaseuran V uosikirja 1930, S. 109 ff.

2 H enrici Gabrielis P orthan Opera selecta IV , S. 59.

3 M. A . C a s t r é n , V orlesungen über die finnische M ytologie übertragen von A. Schiefner, S. 305.

4 V irittä jä 1930, S. 322 ff.; v gl. lapp, albme, alme, das in bezug auf das W etter ’U n gew itter’ bedeu tet (J. A . F r i i s , Lexicon lapponicum ; v g l. E i i e l L a g e r c r a n t z , L appischer W ortschatz I, S. 12:6 4 ).