• Ei tuloksia

Die karelische Bevölkerung verehrt stellenweise den hl.

Kosmas und seinen Zwillingsbruder, den hl. Damianos als Beschützer des Leinbaues. Ihnen zugeeignete Gebete sind in Suojärvi, Salmi, Suistam o und Sääm äjärvi aufgezeichnet worden. Nach einem Beleg aus Suojärvi betete m an bei der A ussaat des Leins zu ihnen m it folgenden W orten:

P yh ä K uzm oi D im jana, tule kas- H eil’ger K uzm oi D im jana, kom m , vattam aan ja katsom aan, kaikis lass w achsen und w ache, alles pahois päästäm ään. (SK V R V II 5, Böse abzuw enden.

4520.)

Aus Sääm äjärvi h a t m an folgendes Gebet aufgezeichnet1:

K uldaine K užm oi Tim nu, kaz- Lieber K užm oi Tim nu, lass w ach-v a ta täm ä p elach-vashuhta koiach-vun sen den Lein auf der Schw ende korgevuokse, kuusen kutriseksi, birkenhoch, fichten d ich t, eier-kananm unan valgevuiseksi,näsiän w eiss, zäh w ie Seidelbastfasern, niiden sitkeäksi, silkin sileäksi, seid en glatt, silberhell, mürbe w ie hopean iloiseksi, m unankuoren E ierschalen,

mureaksi. (Sanakirjasäätiö Sää- m äjärven san asto s. v . = W ör­

terbuchstiftung, W ortschatz von Sääm äjärvi. J. A htia 192 8 — 29.)

In den Gebeten, die beim Aussäen, U nkrautjäten, B östen, Spinnen des Leins oder beim W eben von Leinwand gespro­

chen werden, nennt m an neben den Heiligen sechs Töchter, z. B. wenn m an den Lein auszusäen geht:

1 Von Mag. phil. T oini-Inkeri Kaukonen dem Verfasser m itg eteilt.

Kuźm oi sü ö ttä i, tule kuuven tü t- tären ker kazvattam ah, seitše- m endeks itše selittäm äh , ẽulkkun šuorevuokse, vahan valgevuokse.

Taim ŕnet p ellol, h einät piendaril.

(M artta Pelkonen 429 Salmi; vgl.

M artti H aavio 1153 Salm i, 700 Suojärvi.)

P y h ä K uzm oi Tim , tule kuuen ty ttä ren ker miun kuitusii kas- vattam ah! P elvah at peltoh, h einät pientareh. (Martti H aavio 706 Suistam o.1)

Beim Flachsspinnen:

P yh ä Kuzm oi Tim noi (syöttäisen), tu le kuuen ty ttä ren ker kuidun loadim ah, seitsem äneks selv ittä - m äh. (M artti H aavio 699 Suojärvi;

v gl. aus Suojärvi den Spruch beim R östen des L eins, T yyn i V ahter, N ationalm useum , V olkskundliche A bteilung, Sam m lung D.)

Beim Beginn des Webens von Leinwand:

K uźm oi, du unser N ährer, kom m m it sechs T öchtern, wachsen zu lassen, selb st als Siebenter zu en t­

wirren, seidengerade, w achsw eiss.

D ie K eim e auf den Acker, das Gras auf den R ain.

H eiliger K uzm oi Tim , kom m mit sechs T öchtern, m eine Fasern w achsen zu lassen! Der Lein auf den Acker, das Gras auf den R ain.

H eiliger K uzm oi T im noi (mein E rnährer), kom m m it sechs T öch­

tern, die Faser zu bereiten, als Siebenter zu entwirren.

P yh ä K uzm oi, kuuen tyttären kera tule avuks! (Martti H aavio 705 Suistam o.)

H eiliger Kuzm oi, komm m it sechs Töchtern zu Hilfen!

Neben »Pelvas-Kuzmoi» (Flachs-Kuźmoi) kennt m an einen anderen gleichnamigen Zwillingsheiligen, der als Heilender a u ftritt und weder Gold noch Silber zum Lohne nim m t.

Dieser Kuzm ii - D am jan, m it dem Beinam en Besserebraii- ńik, »heilt das Volk, t u t Gutes» (M artta Pelkonen 476 Salmi).

Um die Hilfe dieses Zwillingsheiligen b itte t m an, wenn ein K ind oder ein Tier durch eine böse »Zunge» e rk ran k t ist (SKVR V II4 2978 Suojärvi). E r erscheint u n ter anderem in einer B lutstillungsform el (M artti H aavio 132).

Die Heiligenbrüder sind durch die Bussen den Kareliern

1 »Kuzmoi Timno kuuven ty ttä ren ker» kom m t auch in Dr. Jouko H autalas A ufzeichnung (Suistam o) vor.

bekannt geworden. In Bussland, wo sie Kuźm a und Dem jan heissen, kennt m an sie allerdings nicht ausdrücklich als F ö r­

derer des Leinwachstums. Ihre Heiligentage, der 1. V II. und der 1. X I., sind dort im allgem einen Feste der Frauen und Mädchen, der erstere daneben auch M erktag der im Gemü­

segarten auszuführenden Arbeiten. D ann werden dort Beete aufgeworfen und das W urzelgemüse ausgegraben. In den süd­

lichen Teilen Busslands pflegt m an dann die für das Färben zu verwendenden Pflanzen zu sam m eln1. Es ist möglich, dass die Entw icklung von Förderern des Gemüse- und Farbpflan- zenbaues zu Schutzheiligen des Leins später in einem begrenz­

ten Gebiet (Xordrussland?) vor sich gegangen ist. Das fin­

nische W ort kuism a (kuisman lieinä, kukka, ruoho) als P flan­

zennam e2 weist anderseits darauf hin, dass die Finnen ebenfalls Kosmas als Schutzheiligen auch anderer Pflanzen als des Leins gekannt haben. In W esteuropa erscheinen die Heiligen ausschliesslich als Helfer der Ärzte und der ihnen nahestehenden G ew erbetreibenden.3 Auf sie als auf ohne Entschädigung Heilung gewährende Ärzte, denen das A ttri­

b u t безсребренники beigelegt ist, v e rtra u t m an allgemein auch im russischen V olk.4

W as ist nun u n ter den »sechs Töchtern» der Heiligen zu verstehen? Aus keiner Quelle geht hervor, dass die Heiligen Töchter gehabt h ä tte n . Anderseits kennt m an in Bussland als Förderer des Lein Wachstums s i e b e n heilige Jungfrauen, als deren Tag der 18. V. gefeiert wird. D ann soll m an Lein sä e n .5 Es ist nicht ausgeschlossen, dass die »sechs Töchter»

der finnischen Sprüche — in einer der oben angeführten Auf­

zeichnungen, näm lich in der von Tyyni V ahter, ist von Mäd­

chen, »tyttözet», die Bede — infolge A lliteration Kuźmoi- kuusi (sechs) aus den »sieben Töchtern» entstanden sind.

1 A . Y erm oloff, E er landw irtschaftliche V olks kalender 317; 458.

2 V gl. Kaarle Krohn, Suom alaisten runojen uskonto 200.

3 H andwörterbuch des deutschen Aberglaubens »Cosmas und Damian»;

D. H. Kerner, D ie P atronate der H eiligen.

4 Z. B . L. M ajkov, Великорусскія заклинанія nro 218; Y erm oloff 317.

6 Yerm oloff 232.

Von den estnisch-ingrischen Griechisch-Orthodoxen ist ein Beleg beigebracht worden, nach dem der Lein am Tage von

»Kostja un d Helene», am 21. V. a. St., auszusäen gewesen ist.

D am it die Saat gelinge, ist ein F ru ch tb arkeits-N acktheits­

ritus vorzunehm en, wie er auch in Karelien ausgeführt worden ist: Die Bäuerin hebt ihren B ocksaum und vollzieht die A ussaat m it entblösstem H interteil m it den W orten: »Kasva nii, et mie saan persien peittää» ’W achse so, dass ich den H intern bedecken k a n n ’ (Lauri Laiho 5139). Der genannte Tag K aiser K onstantins u nd seiner M utter Helene ist auch in B ussland ein allgemeiner Leinsaattag, was am ehesten d arau f beruht, dass der Name Елена (Helene), in der Volks­

sprache Олёна, Алёна, m it dem W ort лён ( = Lein) in Zusam ­ m enhang gebracht worden ist. Alle m it diesem Tage verb u n ­ denen russischen B edensarten deuten auf die A ussaat des Leins h in .1 Der Tag ist u n ter dem Nam en »langer Lein»

bekannt, u nd Helene heisst m it einem Beinamen Леносейка, Ленница = L einsäerin.2

V . J . Ma n s i k k a. 1 Y erm oloff 233.

2 I. Kalinskij, Церковно-народный мѣсяцесловъ на Р уси (З а- писки Императорскаго Русскаго Географическаго Общества по отдѣленію этнографіи V II) 405.

Wie m it guten Gründen angenommen wird, h a t die Endung des Abessivs ein auslautendes -k enthalten, vgl. z. Б. finn- Savo p iä tä k 'ohne K opf’, hatutak ’ohne H u t’, sanom atak 'ohne zu sagen’, estSet. kutsm ada' « *-ttak) ’ohne zu ru fen ’ usw.

Es ist also erwartungsgem äss, dass in den finnischen D ialek­

ten hier allgemein die schwache Stufe -ta, -tä (patä, hatuta, sanom ata usw.) vorliegt, wobei das frühere Vorhandensein des urf. -k satzphonetisch festzustellen ist (p ä tä ’ on, hatu- tat^tulē usw.). N ur in den nördlichen D ialekten haben wir merkwürdigerweise ein -tta, -ttä und zwar ohne Spuren eines -k (pẵttä on, hatutta tuỉẽ),und ebenso (-tta, -ttä)in einem kleinen südöstlichen Gebiet in der N achbarschaft der karelischen M undarten. Auch in der finnischen Schriftsprache -tta, -ttä, wo es aber — s ta tt -ta, -tä— verhältnism ässig jungen D a­

tum s ist, s. Ba p o l a, Suomen kirjakielen historia I, S. 144.

Wo die regelmässige Gem ination a u ftritt (sattä < satä, ope- tettän < opetetän usw.), sagt m an natürlich san om attais, ju m a la ttä usw., also ein ttin solchen Fällen vor den Possessiv­

suffixen; wohl analogisch auch liatuttan(i) u. dgl. Die Ver­

breitung des letztgenannten Typus muss aber näher u n te r­

sucht werden; die Form en hatutań, nuoratas (’ohne deine Schnur’) sollen wenigstens in finnSavo allgemein sein. — Über die V ertretung und V erbreitung der Abessivendungen s. übrigens den finnischen D ialektatlas (Suomen m urteet I I I A, K arte 36) und die entsprechenden Darlegungen (III B, S. 74, wo aber die V ertretung vor den Possessivsuffixen unsicher ist).

Es fragt sich nun, wie das unregelmässige -tta, -ttä zu erklären ist. K aum ist wohl anzunehm en, dass nach druck­

loser Silbe ein tt lautgesetzlich wäre, denn sichere Spuren

von erhaltenem tt sind im Finnischen nicht festzustellen;

z. B. die Gen. Plur.-Form en in südwestlichen D ialekten paisetten « *paisekten), kuollutten usw. dürften auf der Analogie von venetten « *venehten), hametten, huonetten usw. beruhen. Ausserdem fordert auch das Fehlen der »Aspi­

ration» « -k) nach -tta, -ttä eine Begründung.

Ich habe (Suomen m urteet I I I B, S. 74) auf die Möglichkeit hingewiesen, dass die E ndung -tta, -ttä in den nordfinnischen D ialekten auf der alten V erbreitung des K a r e l i s c h e n beruhe, und diese E rklärung muss wahrscheinlich gebilligt werden, weil die nordfinnischen D ialekte ü b erhaupt aus Mischungen der westfinnischen und altkarelischen M undarten entstanden sind. Im Karelischen ist ja auch -k gänzlich ge­

schwunden. Aber auch im Karelischen finden wir sonst den Stufenwechsel (ottoa: otan, ka vo lto a: kavotanusw.), und — weil eine Abessivendung ohne -k kaum in Frage kom m en kann — die genannten Form en (akatta, ếüöm ättä usw.) verlangen also auch hier eine E rklärung. Man muss vor allem die E n ts te ­ hungsgeschichte des K arelischen ins Auge fassen. Die E in ­ w irkung des W e p s i s c h e n ist ja im Karelischen augen­

scheinlich und zwar umso m ehr, je südlicher m an geht. Im A unus-Dialekt fehlt teilweise sogar der Stufenwechsel (lähten, iŝä n d ä n , parem ban), und so auch p iä ttä , akatta neben p iä tä , akata; diese Zweiheit tt ~ tim Abessiv begegnet auch in den halbwepsischen l ü d i s c h e n M undarten, was wohl so zu deuten ist, dass das tt die ältere (”urlüdische” ), das t « tt) die jüngere Schicht des W epsischen v e rtritt. Im W epsischen sind die Gem inaten überhaupt zu kurzen K onsonanten gewor­

den (ak ’F r a u ’, P a rt. Sg. akad, ozutam ha, ik u n < ik ku n a, k a liz <] kallis, sam au <C sam m al, usw.) Wo aber heute in gewissen M undarten eine G em inata a u ftritt (ottab, ik k u n u. dgl.), ist sie augenscheinlich jüngeren D atum s und wohl als Spur der karelisch-lüdischen K olonisation anzusehen.

Keine »Spuren» des Stufenwechsels sind meines E rachtens — tro tz gewisser Einwendungen — in den wepsischen D ialekten zu finden, n ur die »starke Stufe» (andm aha : an dan , ĩıam bhad : ham baz, opendan, küherdan usw.), also auch m ata <C *m ättak, akata < *akkattak. Im wepsSüd erw artungsgem äss auch

m in u ta in ’ohne m ich’, sin u ta iễ ’ohne dich’. In gewissen nörd­

licheren D ialekten auch m in u tta in , wie im Lüdischen, aber wohl infolge der eben genannten D ialektm ischungen. Es ist ja unmöglich, dass das tt hier das R udim ent einer »uralten lautgesetzlichen Vertretung» wäre, weil eine »uralte» Form

* m in u ttakm i (* -takm i, - * ta k ti, -*taksen) gelautet h at, also im m er eine geschlossene Silbe auch vor den Possessivsuffixen, wogegen die späteren Suffixformen durch gewisse V erw and­

lungen entstanden sind.

D er alte wepsische L autbestand kann sich also auch in den karelisch-finnischen Abessivformen auf -tta widerspiegeln.

Aber auch eine andere D eutung dürfte möglich sein, und zwar im H inblick auf die E ntstehung der altkarelischen Sippe und

»Sprache». N icht nur das wepsische, sondern auch das w o t i - s c h e (altingerm annländische) Volkselement ist dabei (neben den grössten wetfinnischen Ansiedelungen) beteiligt gewesen.

Im W otischen (in der W atja-Sprache) endet der Abessivus auf -tta, -ttä, wotOst -ttae, -ttäe, z. B. іл т а Aahzętta, leivättä, m inutta, wotOst nahsettae, leivättäe, m in u tta e (’ohne K ind, Brot, m ich’). Diese V ertretung ist im W otischen vielleicht ganz lautgesetzlich, denn nach der unbetonten Silbe fehlt die

»schwache Stufe» auch in Fällen wie ku n ikaz < ( *kunirjkas, sūrçpaD < [ * sūręm pat, kukertū : kukertan, е т щ л іа , peteltă nsw. Wo m an je tz t in solchen Stellungen einen paradigm ati­

schen Wechsel von Gem inaŧen (kk : k, t t: t) anŧrifft (ku ivattä : ku ivatan , srrm ikkäD : serm ikaz), darf m an Analogie (ottä : otan, apagoittã : apagoitan, veikaz : vęikkā, ü p p e lik a z : iippe- likkã) resp. Einfluss der ingerm annländischen finnischen D ialekte annehm en. Andernfalls wäre das tt des Abessivs (nach drucklosen Silben) schwer zu verstehen. E in p ä ttä (e) oder epezetta(e) wäre dagegen im W otischen analogisch, pro patâ(a), fpfizeta((i). In gewissen wotischen D ialekten ist die Endung -tta, -ttä verallgem einert worden; wenn nicht die finnischen ingr. M undarten eingewirkt haben.

So im W otischen. Und die Abessivendung wäre ja kein alleinstehender Zug im Altkarelischen; vgl. z. B. den Gepräge gebenden Wechsel p a t a : p ā n , le h ti: lehen usw., u nd sogar t t s: ts (wot. m e tts ä : m eậsässä) kann in gleicher Weise erk lärt

werden, weil ein Stufenweschel von ts im Urfinnischen schwer zu beweisen ist (das est.-liv. ts : t s ist ja z .B . m it Im: Im gleichzustellen, und ein e^sin: etsib im wepsÄ ist durch den späteren Einfluss des Karelischen entstanden, wie otan:

ottab, k ü z u n: küzzub). In den finnischen D ialekten ist wie gesagt die schwache Stufe auch nach der drucklosen Silbe allgemein (kumartä : kumarran usw.), u nd es wäre zu gewagt, das tt des Abessivs in Fällen wie akatta als lautgesetzlich zu betrach ten . Auch der spurlose Schwund des -k (das -g im wotOst ist auf den Einfluss des ingrischen D ialekts zurück­

zuführen) weist darauf hin, dass der Abessivtypus auf -tta in den genannten finnischen D ialekten im Zusam m enhang m it der Kolonisation der A lt-K arelier — aus der weps. oder wot. S e ite — und der weiteren V erbreitung der K arjala- D ialekte entstanden- is t.1

La u e i Ke t t u n e n. 1 D ie bekannte Erklärung von Se t ä l ä (Ä H , S. 216), dass das finn.

-tta, -ttä im A bessiv durch die A nalogie der Possessivform en (*-ttahen, -*ttähen) entstanden sei, ist w ohl schw erlich richtig. W ie oben gesagt w urde, ist ja ein *-ttahen selbst analogisch, pro *-ttaksen. D ie ganze Frage erfordert aber noch eine gründlichere U ntersuchung als in dieser ku izen Ü bersicht m öglich ist.

Die in der heutigen finnischen Schriftsprache allein übliche B edeutung des Verbum s vä sy ä 'erm üden, müde werden, e r­

m a tte n ’ (K atara) geht offenbar auf das Urfinnische zurück, wie folgende etymologische Entsprechungen des W ortes zei­

gen: kar.-ol. väzüö (Sääm äjärvi) 'e r m ü d e nan d a ja ŋ k ä zi väzü, o ttajan ei väzü (Sprichwort: die H and des Gebers erm üdet, die des Nehmers erm üdet nicht); l ü d . u. a. väzü dä K ujola 'erm üden'; w e p s . N väzu da P osti 'erm üden', w o t. väsüä K ettunen 'erm üden', vässü ä (Joenperä) Tsvetkov ’sla b e t’, e s t. väsim a, väsü m a W iedem ann 'erm üden, m üde werden, von K räften kom m en’, 1 i v. v â ’zzə K ettu n en 'm üde w erden’, Es sei auch auf das 1 p N viessät hingewiesen Nielsen ’get (a little) tired, fatigued, languid’, ’bli (litt) tre tt, m a tt’, das entw eder die überlieferte etymologische E ntsprechung des fi. W ortes oder ein altes Lehnw ort aus dem Ostseefi. ist.

Aber das W ort wird im Pi. auch in anderer B edeutung v er­

wendet, die sich u.a. in der alten V olksdichtung widerspiegelt.

So erw ähnt A. V. Koskimies in seiner Sam m lung »Suomen kan- san sananlaskuja» (S. 90) folgendes Sprichw ort im K alevala- M etrum:

Parem pi pajuinen sauva, B esser ein W eidenstab, kuin on m iekka kultavästi: als ein Schw ert m it Goldgriff:

kuluu kulta miekan päästä, das Gold vergeht an der S chw ert­

spitze.

väsyy v ä stistä hopea. das Silber w ird abgenutzt am Griff.

Dass eine solche N ebeneinanderstellung der Verben kulua und v ä syä kein vereinzelter Pall ist, beweist u. a. folgende Stelle aus einer Volksrune, die von Volmari P orkka in Vepsän- kylä, K irchspiel H evaa, in Ingerm anland auf gezeichnet ist:

8 — F U F

Se kedräis kesoilla Sie sp a n n

---K ivisestä kuontalosta, Mit der K unkel aus Stein, V askisesta värttänästä; Mit der Spindel aus Kupfer;

A lkoi kuontalo kulluua, B egann die Kunkel zu vergehen, V askivärttänä vässyyä D ie Spindel abgenutzt zu werden.

(SK V R IV: 2 Nr. 2270).

In diesen Fällen h a t das V erbnm väsyä deutlich die konkrete B edeutung 'abgenutzt w erden’. Sehr nahe ste h t dieser B edeu­

tu n g die von 'versiegen, abnehm en’, die in einer ebenfalls von P o rk k a in Ingerm anland aufgezeichneten V olksdichtung aus Y hinm äki im K irchspiel Tyrö vorliegt:

E i miun verrein [ = ’virten i’] Meine Lieder würden nicht aufhören, vässyis,

Suistuis ei sulat sannain, Meine lieben W orte nicht zu E nde gehen,

V aik laulan yheksän y ö tä W enn ich auch neun N ächte singe, Y hen paijoin panolla, E inm al mein H em d anziehe, Y hen vyön i kiinteellä, E inm al meinen Gürtel befestige, Y hen hengoin huoannalla. Einm al dazw ischen aufatm e.

(SK V R IV: 2 Nr. 2216).

Diese B edeutungsabschattung ken n t Lönnrots finnisch­

schwedisches W örterbuch für die A bleitungen väsäytyä, für welche als Beispiel angeführt wird: olut, kalja, m aito väsäy- ty y ’aftager, sin a r’ (das Bier, die Milch geht auf die Neige), sowie väsähtyä, das m it dem schwedischen ’a f t a g a . . . hastigt, sina, m inskas’ wiedergegeben wird.

B edeutungen wie die zuletzt angeführte sind bei den Ablei­

tungen väsäyt(y)ä, väsääntyä, väsähtää und väsähtyä in den h e u t i g e n M u n d a r t e n v o n S a v o ( i n der weiteren B edeutung dieses W orte3, fi. »savolaismurteet», in der es von Prof. L auri K ettu n en in seinem W erk »Suomen m urteet» ver­

w endet wird) sehr häufig. Z. B.: »Meilt vässäyty ja m iu o hankittava» ’uns geht a u s’ (nämlich das eigene V iehfutter) 'und ich muss beschaffen’ (nämlich von anderswo; Sakkula);

»Ei ra h a lopu vuan vässäytyy» ’das Geld geht nicht zu Ende, sondern nim m t nu r a b ’, sagt m an tröstend, wenn jem and darüber klagt, dass sein Geld zu E nde gehe (K iihtelysvaara);

»Ennenkö on sulat m u at niin m eijä heinät vässäy ty y ih a

loppuu» 'bevor der Boden wieder schneefrei ist, geht unser H eu ganz zu E nde' (Haukivuori); Ei tu llu tehyks leipee, niin näk k y y vässäytyvän» 'es w urde nicht gebacken, darum scheint das Brot zu Ende zu gehen’ (Kiuruvesi); »Vesj vässäy- tyy» 'das W asser geht auf die Neige’ (Tuusniemi); »Leipä on vässäynnä» 'das B rot ist bald zu E nde’ (Sotkamo); »Ollii niitä v o a tte ita talloon tullessa (miniällä) voan jopa nuo ruppee vässääntym m ää» ’sie (die Schwiegertochter) h a tte Kleider, als sie auf den Hof kam , aber je tz t sind die bald zu E n d e ’ (Pielavesi); väsähtää — 'zusam m enschrum pfen, zu E nde ge­

h e n ’ (K aukola, Tervo); väsähtyä — ’abnehm en, zu Ende gehen’

(z. B. in bezug auf menschliche und tierische N ahrung; Piela­

vesi, Haapavesi).

Offenbar ist die konkretere B edeutung der in Frage stehen­

den verbalen A bleitungen ’abnehm en, abgenutzt w erden’

ziemlich ursprünglich u nd aus ihr h a t sich die einzige B edeu­

tu n g des gemeinfi. Verbum s väsyä 'erm üden’ entw ickelt.

(Die A nnahm e einer entgegengesetzten semologischen E n t­

wicklung wäre unnatürlich.) Die verm ittelnde Stufe haben wahrscheinlich solche K onsoziationen gebildet, bei denen von der A bnahm e der K r ä f t e die Bede war, also z. B. folgende Fälle.

sorm et soittajan kulluute, die Finger des Spielenden w erden abge­

nutzt,

v ä k i laulajan vässyypi, die K r a f t des Singenden ermüdet, suu puhujan pullistuupi. der Mund des Sprechenden bläht sich auf.

(SK V R V: 3 262, Lem paala, Ingerm anland.)

Laulajan v ä k i vässyy, Die K r a f t des Singenden ermüdet, Sorm et soittajan kulluut. D ie Finger des Spielenden w erden abge­

nutzt.

(SK V R V: 2 Nr. 42, V uole, Ingerm anland.) K ului kultainen ikäni, Es verging mein goldenes Leben, kului koiran kunnialla, verging wie die Ehre des Hundes;

väsyi herttainen v ä k e n i, es ermüdete meine liebliche K r a f t , väsyi väärällä tavalla. sie ermüdete in falscher W eise.

E i kulunut kutsuloissa, Sie verging nicht bei den Einladungen, ei väsynyt v ä lttilö issä , sie ermüdete nicht bei den F esten (?), kului kuivissa sanoissa, sie verging bei den trockenen W orten, v ä sy i silm änvääntelöissä . . . sie ermüdete bei den scheelen B licken.

(K anteletar 11:229.)

Vgl. m it dem letzteren:

K ului kultainen ikäni, E s verging mein goldenes Leben, v a lu i armas vartaloni, es zerfiel mein lieber Körper, v ä k i herttainen väh en i. . . meine liebliche K r a f t nahm ab . . .

(K anteletar 11:229.)

Aus den heutigen V olksm undarten: » V o e m a t h a n siltä jo vässäyty» ’seine K r ä f t e haben ja schon nachgelassen’

(Nurmes); »V o i m a t ru p eaa v ä sä y ty m ä ä n» ’seine K r ä f t e beginnen schon nachzulassen’ (Polvijärvi). B eachte auch die tra n sitiv e A bleitung väsätä: »Elä vässee v o i m i j a s su o tta ennenku tulloo apuva» 'verschwende deine K r ä f t e nicht nutzlos, bevor Hilfe k o m m t’ (Haukivuori).

D a das Verb vä sy ä also wahrscheinlich ursprünglich ’abneh- men, sich v erm indern’ b edeutet hat, lässt sich annehm en, dass das ihm zu G runde liegende Nom en *väsädasselbe wie vä- hä, also 'klein’ bedeutet h a t. W enn die Vergleichung von Bu-

d e n z MUSz. S. 575—576 von fi. vä sy ä ~ l p S . vese, veses ’im- becillus, infirm us’ [Lind.-Öhrl. w esjes, w esje ’imbecillus, infirm us’, ’svag, liten til k ra fte rn a ’, w esjot Lycksele w esjanet

’debilitari, inbecillum fieri’, 'försvagas, blifva svag’ = Wefs.

Lagere, wie'š'ies 'schwach, geschmacklos (von Speise, G etränk u. dgl.)’, w e ä 'fo t 'schwach, altersschw ach w erden’] richtig ist, s tü tz t sie die A nnahm e, dass ein solches A djektiv *väsä vorhanden gewesen ist. Es sei auch auf das lpN viesäs, a ttr.

viessà Nielsen ’(a little) tired , fatigued, lan g u id ’, ’(litt) tre tt, m a tt’ (vgl. B u d e n z a. a. O . S. 426) hingewiesen. (Ü ber das W ortbildungsverhältnis *väsä : vä syä , wom it z. B. *hehka: hehkua u. a. zu vergleichen ist, s. das W erk des U nterzeichne­

te n »Suomen kielen rakenne ja kehitys» I 67. § 5.). D abei liegt die V erm utung nahe, dass die Synonym e *väsä und vähä auch etym ologisch zusam m engehören und dass die V erschieden­

h eit des K onsonantism us auf der V erallgem einerung der ver­

schiedenen Stufen eines früher vielleicht vorhandenenW ech- sels von s : h b e ru h t (vgl. z. B. läsn ä : lähellä).

La u e i Ha k u l i n e n.

1.

W enn m an von folgenden samojedischen W örtern: Tawgy sảsev) 'V orratshaus’, Jen. söt’e’ id., ostj.-sam . K N P sessan 'V orratshaus, Speicher’, J u r. sieseta 'm it einer V orratskam m er versehen’, Jen. sonnetibo ^verwahren’ die Ableitungssuffixe abgesondert h at, bekom m t m an den G rundstam m Tawgy sä-, Jen. sö-, so-, ostj.-sam . s§- und J u r. sie-, dessen Bedeu­

tu n g wohl ’Verwahrungsgestell’ und 'Floss' war. Dieses W ort kom m t nämlich ohne Suffixe in der Bedeutung 'Floss' vor: kam . (Donner) so, sò 'Floss aus zwei zusam m engebunde­

nen Baum stäm m en, beim Fischfang in den Seen des Sajani- schen Gebirges verwendet; Floss im allgem einen’, Ju rN j.

şĭė 'Floss', Kis. ệẽ, P ẳễ id., O ệẽ-ŋạňnū, Sj. ệã-ŋạňnō id.

(ŋạňnū, ŋạňnō 'Boot, E inbaum ’). H ierher gehört ferner ostj.- sam. N P se 'G rab'; vgl. semasiologisch J u r. (in ’l ) Speicher, 2) Sarg.’

D er Labialvokal des K am . und Jen. kann durch *ß verur­

sacht sein, und ich m öchte dieses m it *s anlautende W ort m it folgenden Ableitungen im Ostj. un d Wog. verbinden:

ostj. (K arj. nach brieflicher M itteilung von Toivonen) Kr.

sva-uàl, K am . sģuát 'eine V orrichtung zum Trocknen von Fischen’, V sŏ-yă'ņ' 'Gestell zum Trocknen der Fische’, Trj.

səuya n ' 'Schuppendach zum Trocknen der Fische, an dem die etwas angetrockneten Fische aufgehängt w erden’, Ni. sốuảt', Kaz. so u a k ', səu-, O sŏuàt 'Gestell zum Trocknen der Fische* * > 7 Ä 7 *» :è (an der Luft); Pritsche zum Trocknen der Fische (am F euer)’;

(Paas.) K sỏwầt 'Gestell, worauf Fische getrocknet, geräu­

chert w erden’; wog. (Ahlqv.) savak 'Gestell, Fische darauf zu tro ck n en ’ (vgl. oben ostj. Kaz.; E ntlehnung in die eine oder andere Richtung?).

Aus dem Ostj. sind entlehnt Ju rN j. P yißßä't ’Gestell, worauf Fische getrocknet w erden’ und russ. dial. (Obd.) c y ba t id.

2.

In w aldjur. Sah. ń īr' ’Sommerspeicher, Schutzdach, m it birkenrindenen Zeltdecken oder B rettern bedeckt, ohne Boden un d W ände, zum Aufbewahren der Fische, Beeren u. a. im Som m er’, Lj. n tr ’samojedischer, z. B. aus B irken­

rinde verfertigter Schuppen’, Kis. n ī ť id. kom m t ein sekun­

därer Wechsel zwischen vorder- und hintervokalischen F o r­

m en vor wie z. B. in J u rT ń irn ā ’n a g t’, Sjo. ń ira ệ ’nagen’

~ n īr e r ŋ ıg 3 ’n a g t’, U n îřā ’nagen’ (vgl. syrj. jir- ’nagen, beis- sen ’, wotj. jỉrjỉ- id.). Weil w aldjurakisches r auf *Ị zurück­

gehen kann, halte ich die V erbindung dieses W ortes m it fol­

genden vordervokalischen fi.-ugrischen W örtern, die Toivo-

n e n in F U F 21 127 behandelt h a t, für wahrscheinlich: fi. (im nördlichen Finnland) nili ’ein auf einem Pfahl stehender kleiner Speicher’, lpN (dial., Frıis) n j ä l l a ’l ) Bod, Madbod, staaende paa en enkelt Stolpe; 2) G jem m ested i Stenur; con- ditorium in te r sax a’ und wog. (Munk.-Szil.) LM ńẽl (lies: ńẽī)

’ein Gestell zum Trocknen’.

3.

O stj.-sam . (Castr.) B Tas n u v j a 'T rom m el’, (Donn.) Tur.

nuŋa- ’Zaubertrom m el’, Ty. nỗ~a, TyM n ūa id. erinnert an das von M. A. Plotnikov in seinem wogulischen »Epos» Jangal M aa auf Seite 602 erw ähnte W ort nie 'Geige ’. Aus welcher Sprache Plotnikov dieses W ort bekomm en h at, ist m ir unbe­

kannt. Die obigen samojedischen W örter sind vielleicht aus dem Tungusischen entlehnt, vgl. tung. A natri п щ а п ’Bogen’, welches Ea m st e d t (Kalm W b P. 279) m it folgenden W örtern verbindet: m andschu n u ’Bogen’, inong. n u m u n , kalm . nomņ ’Bogen (Waffe)’. Es h a t eine Bedeutungsentwickelung Bogen > Geigenbogen > Geige > Z aubertrom m el s ta ttg e ­ funden, oder Bogen ist in der Bedeutung Zaubertrom m el verw endet worden, wie in einem von m ir auf gezeichneten

juraksam ojedischen Schamanengesang (vgl. K alevalaseur.

Yuosikirja 9 P. 185 f.).

4.

Das nordwogulische W ort sali,sali ’E e n u tie r’ h at P a a s o n e n (s-Laute 134 f.) m it fi. sälkö 'zweijähriges F ü llen’ und est.

sälg, salg 'Füllen (über ein Ja h r a lt)’ verbunden. V e ik k o E u o p - p i l a h a t die letztgenannten W örter in seiner D issertation »Ko- tieläinten nim itykset Suomen m urteissa I» auf Seite 19—25 behandelt; er ist jedoch zu dem E e su lta t gekommen, dass die ursprüngliche Bedeutung des fi. sälkö, sälkevä schlank gewesen ist, und dass die ostseefi. W örter von dem Wog. zu trennen sind.

Das wog. W ort scheint eine Entsprechung im Jurakischen zu haben, näm l. st: Nj. рй(ц.jśəy kan şī ’Schlittenrenntier der F ra u ’, Oks. ŗ ạ ň n ĩn ^ ş ỉ’3 ’Schlittenrenntiere’, Obd. (Fl.) şĩde jūıòv yạn şi" ŗjīņtu şárãm”3 'zu E enntieren der zwan­

zig Schlitten band ich Eenntierochsen’. Sowohl *1 als *lk kann im J u r. Schwund vertreten; vgl. jur. tu 'F euer' ~ fi.

tuli id. und jur. 'F eder' ~ m ord. tolga id. (Nebenbei sei erw ähnt, dass die in Beitr. P. 65 vorkomm enden K lapr. Pus- tos. t ’ly 'F eder' und Pallas ty ly id. syrjänisch sind und also nicht jurakisch).

Ich lasse in diesem Zusam m enhang die Frage offen, ob und wie vielleicht auch jen.-ostj. (Castr.) seär, seäľ, Pl. seän 'Eenn- tie r’, B śäľ id., (Karger) seĩ, Pl. sen id., (Donner) şièlr, Pl.

ẹie'ri id. hierher gehört.

T. Le h t is a l o.