Ka a r l e Kr o h n.
h isto ria (I Sam po, II Ilm arinen, III V äinäm öinen) ersichtlich ist, gehören zu der ersten gruppe au s E stlan d durch In g erm an lan d g ew an d erter g e sän g e: das schöpfungslied (Kalevala r. 1), g rö ss
tenteils die sog. A ino-rune (4), das suchen des schiffholzes (16), d er kern der ersten freierei Ilm arinens (18-19), das schm ieden der goldjungfrau (37), die schiffahrt teilw eise n eb st dem harfen- spiel (39-41), schliesslich der Urteilsspruch über M arjattas so h n (50). Zu der zw eiten gruppe ursprünglich w estfinnischer lieder sind von den dort u n tersu ch ten zu re c h n e n : der liederkam pf zw ischen V äinäm öinen und Jo u k ah ain en (3), der blutstrom aus d er kniew u n d e V äinäm öinens (8), die reise nach T u o n ela (16), die schiffahrt teilw eise (39-40), sow ie die befreiung der so n n e (49). In Ing erm an lan d hat Ilm arinens zw eite freierei (38) ihre finnische form nach einer russisch en ballade (Iv an G odinoviè
> Iiv an a K o jo sen p oika) erh alten ; ebenso ist es erw iesen, d ass K ullervos abschied (r. 36) in In g erm anland en tstan d en ist (F U F 1903 A nz. 63-4). V on V erschm elzungen, die mit neu- bildungen a u f einer stufe stehen, g en ü g t es a u f den rau b des S am p o (42-43) in Finnisch-K arelien und das schm ieden d essel
ben in R ussisch-K arelien sow ie au f die reise zu V ipunen (17) in beiden gebieten hinzuw eisen.
H e ls in g f o r s . Ka a r l e Kr o h n.
C a s t r é n schon im ja h re 1836 im H elsingfors M orgonblađ, d ass dieses lied, das den k am p f zw ischen heidentum und Chris
tentum darstellt, u n d in dem V äinäm öinen als rep räsen tan t des heidentum s auftritt, ein bedeutendes Zeugnis für V äinäm öi
n en s gottheit sei. „E s ist fast unglaublich, dass diese ansicht eine Schöpfung der w illkürlichen phantasie eines dichters g ew e
sen w äre, w e n n der Volksglaube g ar keinen an lass dazu geg e
ben hätte, ja — w e n n V äinäm öinen nicht von dem volke als eine seiner vornehm sten gottheiten angeseh en w orden w ä re “ (N ordische reisen und forschungen V 3).
A n dritter stelle behauptet C o m p a r e t t i , d ass das er
w ä h n te lied etw as zu gekünsteltes sei, als dass m an glauben könnte, es sei von den v olkssängern erdacht w orden, die in dieser hinsicht nichts w eiter verm öchten, als in ihren liedern die christlichen und heidnischen begriffe und nam en so n d erb ar zu v erw irren u n d zu verm ischen. Diese V erw orrenheit habe sich n u n L ö n n ro t für die schlussrune, die g an z seine eigene k o m p o sition sei, zu nutze gem acht, w obei er sich allerdings w ohl volkstüm licher elem ente bediente, diese aber so kom binierte, dass eine denselben gan z frem de idee d arau s hervorging (II K alevala 84; deutsche ausg. 123).
D as lied von M arjatta und V äinäm öinens urteilsspruch verdient also seiner W ichtigkeit w eg en w ohl eine n ähere prüfung.
S einen U rsprung m üssen w ir in E stlan d suchen, w o im nordöstlichen teil des landes c. 20 Varianten des liedes aufge
zeichnet w orden sind. Die älteste und vollkom m enste Variante findet m an in der gro ssen S am m lu n g A. F. J. K n ü p p f e r ’ s aus dem an fan g des 19. jah rh u n d e rts (Sam m l. der Gel. E hstn. Ges.
E H 62 VIII n. 7.)
M eine liebe, zarte m utter, A n n u s, sohn des
Saare-deut-S ieb en 1 deiner töch ter w aren, sehen,
A lle hast du sie verm äh let, N ach der M aret in den w ald gin g, N u r die eine doch blieb ju n g fer. D rü c k t’ ihr pfennige ins
händ-M areta, die schöne ju n gfra u , chen,
W u rd e nicht zum w eib ver- G ab ihr gü ld en sch m u ck ums
m ahlet. hälslein,
S ie g in g spielen d a u f die b e rg e , S ilb ersch m u ck ihr unter die
L u s tig laufend in den lau bw ald . säum e
1 B isw eilen s e c h s . H urt II 38. 140 aus H aljala in W ierland .
I 2 0 Ka a r l e Kr o h n.
K u p fersch m u ck ihr unter die klei- d er — — M areta, die sch ön e ju n g fra u , F ü h lte dann die sch m erzen kom
men, F ü r die seele so rg en ta ge, L e g t’ das söhnlein in die sträu-
cher, K indlein zw isch en das g eh ö lze.
D a g in g Madli, das kleine W e ib c h e n , Son n tagm o rg en s in den laubw ald, Um d er h e rď g e le it zu geb en .
Fand s ie ’s söhnlein in dem Strauche, K indlein zw isch en dem geh ö lze.
Nahm sie in den sch o ss das kind- chen, W ic k e lte es in die w indeln, In das feine, s tä d ťs c h e linnen.
B rach te es dann zu den ju n g - frau’n, U nter die b ekrän zten köpfe, Und sie fra g te, und sie forsch te:
„J u n g e frauen, ju n g ferch e n ! W essen kn abe der w oh l sein m ag, W essen söhnlein, w em geh ö rt es, W em tut ihr die sch u ld zurech n en , W essen stinde das w oh l sein
m a g ? “ E in e sch w o r, die andre sch w or
d a ; M areta, die sch ö n e ju n g fra u , S ie sch w o r w oh l am allerstärksten, S c h w o r den k ö p f w oh l in den
kessel, S c h w o r den körper in den koch -
topf, S ch w o r d i e h ä n ď in k a l t e s W a s
s e r .
Madli da, das kleine W eibchen, N ahm in ihren sch oss das kind-
chen, B rach te es zu ju n g e n m ännern, M itten unter m ü tzen köp fe, W ie d er fragen d , w ied e r for
schend :
„J u n ge herren, ju n g e b u rsch en ! W essen söhnlein der w oh l sein
m a g ? “ ---S c h w o r der eine, sch w o r der
andre, A n n u s, sohn des Saare-d eu tsch en S ch w o r w oh l da am allerstärk
sten — — Madli da, das k lein e W eibchen, Nahm in ihren sch oss das kind-
chen, W o llt’ es w erfen in das feuer.
A b e r w as w ar v o r dem feu er?
D a w ar M a re ťs rote sch ü rze.
Madli da, das kleine W eibchen, N ahm in ihren sch o ss das kind-
chen, W o llte w erfen es ins w asser.
A b e r w as w ar vo r dem w asser?
W a r der b lau e ro ck des A nn us.
G o tt sc h u f da dem kind die spräch e, S c h u f die spräch e, s c h u f die klu g-
heit,
F in g das kindlein an zu sprechen.
„ W e r w oh l m eine m utter sein m ag?
M areta, die sch ön e ju n g fe r, S ie w ohl m eine m utter sein m ag.
W e r w oh l nur mein va ter sein m ag?
A nn us, sohn des S aare-d eu tsch en , D er w oh l d och m ein vater sein
m ag. “ M areta, die sch ö n e ju n gfra u , F in g dem A n n u s an zu flu
ch en . — —
„H ast g e g e b en g e ld m ir arm en, H ast versp ro ch en m ich zu n eh
men, H o ch zeitsw ein m it m ir zu trinken, S ic h e r dich m ir zu verm ählen.
Ich , die tolle, es dir glau b te, Ich , die sch w ac h e, das doch
hoffte, F ü h lte dann die sch m erzen kom
m en “ — —
A n n u s, sohn des Saare-deut- schen, S c h lu g m it sch w erer fau st die
b rust sich,
’S w ar, w ie sch w ere eichenhäm m er
S ch lü g en an ein b r e t t 1 von silber.
„ O , v e rg ieb mir, Jesus C h ristu s, S ch en k e, lieb er G o tt, die Sünde!
Meine arbeit, m eine sch u ld is ť s , M ein der kn abe, m ir geh ö rt er, E ig ’nes, lieb es kind m ir ist e s .“
Diesem estnischen liede entspricht folgendes a u f der s. g.
Karelischen landenge allgem ein bekannte lied (z. b. S löör VIII n. 1; die zw ischen Sternchen stehenden erg än zu n g en A hlqvist A n. 55 4 ; beide au s L em päälä in N ord-Ingerm anland).
H elena, die gu te w irtin,
* Sch ön e frau, die K atrinainen, * S ie e rz o g sich sech s der tö ch ter;
D avon fünfe sie verm ählte, N ur die sech ste b lieb zu hause, M arketa, die schöne ju n g fra u .
Führte a u f die h e iď die herde, H ü tete daselbst die kühe, G in g zu sitzen a u f der h eide, S c h lie f allein a u f w eitem felde, Sank dahin au f w eisser erde.
A n n u s, d eu tsch er mann von Saari Pferd e in dem w ald e such te, Füllen w ählte a u f den feldern, Mit den zäum en des gesch lech tes,
* Mit d e n r ie m e n d e r g e s i n d e , * S c h m u c k g e z ä u m e n d e r V e r w a n d t s c h a f t . ---F ingen an z u m urm eln mütter, A u szu lach en đorfes w eib e r:
„ W a s feh lt da denn unsrer M arket, W a s i s ť s m it des h auses hühn-
ch en ? In der b ad estu b e leb t sie, A u f den harten brettern sch läft sie;
* S ie w ill kein e hühnereier, V on d e m b ö s e n h a h n g e z ü c h
t e t . “ * H elena, die g u te w irtin,
* S ch ön e frau, die K atrinainen, * Hin g in g sie, um bier zu holen, Hm sich dün n bier da zu schöpfen, F an d das kindlein zw isch en
spänen, K n äblein zw isch en kleetentüren.
H elen a, die gu te w irtin, Nahm das kindlein a u f den schoss
sich, B rach t’ es in das m än n erzim m er:
„W essen arbeit das w oh l sein m ag?
W elch em bilde n a c h g e b ild e t? “
* S c h w o r der eine, sch w o r der and ’re, D ie ser sch w o r am allerstärksten, F estig te es w ie noch nim m er, D e r sich dieser tat b ew u sst w ar. *
B ra c h t’ das kindlein zu den m ä d c h e n :
„W e sse n a rb e it“ u. s. vv.
* S ch w o r die eine, sch w o r die and ’re u . s .w . H elena, die g u te w irtin, S ch ö n e frau, die K atrinainen, S a g te da m it diesen W orten: *
„W en n fü r d ieser man nun findet W e d e r vater, noch die m utter, S te c k e ich ihn in das feuer, O d er w erfe ihn ins w a s s e r.“
1 P ä rje la u d ’das brett, ü ber w elch em der k ö p f gekäm m t w ird ’ .
1 22 Ka a r l e Kr o h n.
D iesem Jesus g a b die spräch e, M öge v o r dem w asser d e c k e n ;
* Jesus spräch e, Maria klu gh eit, * M ich d er rote ro ck der M arket Einem knaben von drei n äch ten : M öge vo r dem feu er s c h ü tz e n .“
„M ich der grau e hut des A nn us
D ass sich Saari in den Z eilen: (H )an n1ıs S aare S aksa poega
> (H )an n u s S aaren S aksalainen a u f S aarem aa (insei Oesel) bezieht, bezeugen in einer an d eren estnischen Variante die w ieder- holungszeilen: ’so h n des Iiu m a a (Dagö) w irtes, so h n des K uura- m aa (K urland) k önigs’, und in der dritter Variante die parallel- zeilen: ’so h n des K u re sa a re (A rensburger) h e rre n ’ (H urt II 1. 212 a u s Jöhvi in W ierlan d und E isen 9972 au s A m bla in Jerw en).
D iese ortsbezeichnung, ebenso w ie die bedeutung des w o rtes sak sa ’h e rr’ (vgl. w irt, könig), w eist a u f den estnischen U rsprung des liedes hin. E n tstan d en ist das lied w ohl in der katholischen zeit, das bew eisen die p erso n en n am en und das auftreten Jesu und M arias als W undertäter. D ass auch das auftreten M arias estnischen U rsprungs ist, k an n m an an n e h m e n aus dem allite
rierenden w orte m ielen in der finnischen zeile J e e s u s k ie le n , M aaria m ielen , verglichen mit folgender estnischen Variante (H urt II 1. 212 au s Jõhvi):
Jum al lõi kiele, Jum al lôi G o tt sc h u f spräch e, G o tt sc h u f
m iele, klu gh eit
K olm i öösise (e. päivise) p ojale. D em knaben vo n drei nächten (od. tagen).
A us dem E igentlichen In germ anland zw ischen N arva und St. P etersb u rg besitzen w ir verhältnism ässig w enige und m an g el
hafte aufzeichnungen. A uch in diesen kom m en jedoch einige bem erk en sw erte stellen vor, w elche die entw ickelung des finni
schen liedes aus dem estnischen erklären. Die m utter der M arketta und die finderin des kindes sind im E igentlichen In g erm anland n am en lo s; H elena oder E lin a gute w irtin, K atrinainen schöne frau, treten da a u f im liede vom M örder seiner frau (K antelet
taren tutkim uksia I. 168-9). M arkettas g an g zum h ü ten — bis
w eilen besonders am so n n ta g (E uropaeus III 2. n. 336 aus T o k so v a und S ax b äck n. 37 au s Vuole) — , das a u f der K are
lischen landenge b ek an n t ist, ist w o h l v eran lasst d urch das h ü te n gehen der kindesfinderin in E s tla n d ; im E igentlichen In g e rm a n land, w o M arketta a u f den m arktberg oder beerenberg geht, findet
m an das kind jedoch n ah e beim hause, au f sp än en liegend (Porkka III n. 218 au s Soikkola, T ö rn e ro o s und T allqvist n. 68 u. a.).
D as einschlafen der M arketta au f dem felde rü h rt w ohl aus einem schm uckraubliede her, in dem das m ädchen den schm uck d urch einen dieb verliert (O. K a l l a s , W iederholungslieder 279).
W o h er das auftreten des H an n u s als pferdesucher genom m en ist, erhellt au s der in einer in germ anländischen Variante erh al
tenen frage: 'h a st du unseren h en g st geseh en ?’ (T ö rn ero o s und T allqvist n. 68), die den kern eines estnisch-finnischen spiel - liedes bildet (O. K a l l a s , W iederholungslieder 356-63). Die Ver
w u n d e ru n g ü b e r ' den aufenthalt in der badestube h at m an in W est-In g erm an lan d als ein besonderes lied angetroffen. 1
M arkettas epithet ’h a u sh ü h n c h e n ’, das bisw eilen a u f der K arelischen landenge ’die schöne ju n g fra u ’ bei seite geschoben hat, gehört natürlich zum liede von K atrina dem h au sh ü h n ch en . A us diesem liede ist bisw eilen auch die a b n u tzu n g der schw elle des heim s in das M arketta-lied ü b ertrag en w orden (Kant. tutk.
I. 44, vgl. auch F U F III 33, 44). Selten ist ferner au f der K arelischen landenge der zu g der Schüchternheit des m ädchens, den m an au f der estnischen seite g an z u n ab h än g ig angetroffen hat (K ant. tutk. II. 56-7).
Indem das M arketta-lied nach F inniscb-K arelien und in das gebiet von Ilom antsi vordringt, entw ickelt es sich im m er m ehr in gew issen einzelheiten, w äh ren d es in den hauptzügen u n v er
än d ert verbleibt. M arkettas m utter ist gew öhnlich 'H elena od.
E lina, gute w irtin ’, seltener 'K atrina, schöne ju n g fra u ’ (E uropaeus G. n. 493). A ber bisw eilen stellte m an sie als m öve (lo k k i od.
lo k k a, k ajajainen od. k ajav ain en ) dar, w ie in folgenden Strophen (A und B = E uropaeus H n. 64, 9 0 ; C und E = G n. 405, 402; D . = Sirelius n. 114).
A . L o k k i, g ü tig e r v o g e l, L o k k i, g ü tig e herrin, K ajajain en , der schön ste. K ajajain en , schöne frau.
B . L o k k i leb te a u f dem steine, C. L ok k a, g ü tig e herrin, K ajajain en a u f dem felsen, K ajavain en , sch ön e frau.
1 Z . b. L än kelä XI n. 7 : „W a s fehlt unsrer M arketta, der A n n ik k a m it dem offenen m u n d e?“ R uotsalainen n. 2 3 6 : „W a s feh lt unsrem tö ch terch en , oder h a ť s laich fisch e g e g e s s e n ? “
1 2 4 Ka a r l e Kr o h n.
D. L o k k a , g ü tig e herrin, E. L o k k a , g ü tig e herrin, K ajo v ata r, schöne frau. K alevatar, sch ön e frau.
Diese eigentüm liche g estaltu n g hat sich aus einem bilde hergeleitet, das, au s einem anderen liede entliehen, in O st-K arelien allgem ein an g ew en d et w ird zu r Schilderung der erziehung der töchter H elenas (z. b. K rohn n. 5118 aus Im pilahti; vgl. E u ro - paeus H. n. 145):
S ie e rz o g sich scharen hühner, T rä n k te eine m en g e schw ane.
M arkettas nam e erscheint bisw eilen v erändert in M a rje tta oder M arjatta, besonders im gebiet von Ilom antsi. 1 Da findet m an auch die Schilderung von dem langen verw eilen im eitern
hause, als einleitung dem liede angepasst. 2 Die darstellung der Schüchternheit M arkettas ist in den finnisch-karelischen Varian
ten ein allgem einer zug.
S tatt M arkettas g a n g zum h ü ten trifft m an regelm ässig den g a n g a u f den boden hinter n eu n schlossern, ein zug, der zu einem liede von K atri und H a n n u s g eh ö rt (Kant. 3. aufl.
III n. 37, vgl. 1. aufl. III n. 14). S eh r m öglich, d ass e in e s p u r von der südlicheren g estaltung a u f der K arelischen landenge sich erhalten hat in der Verteilung der töchter, w elche die m utter au sfü h rt (z. b. A = E u ro p aeu s G n. 499 b; B = J n, 2 a).
A . S c h ic k te L iisa in die festu n g, B . L iisa trieb sie in die festu n g, K aisa in die stadt sie trieb, Mari sch ick te sie zum hüten, A n n i in das land O lon ez, S ch on als kind zum kü h etreiben, Maria sch ick te sie zum hüten. M arketta liess sie zu hause.
Der Vorschlag das kind ins teuer oder ins w a sser zu w erfen w ird statt von der m utter vom 'alten au f dem o fen ’ gem acht, w ie bisw eilen auch a u f der K arelischen landenge (z. b. S ax b äck n. 37 au s Vuole). In einer Variante au s Ilom antsi, der die L ön n ro tsch e K anteletar-ausgabe folgt, ist nam entlich vom rich
ten die rede, u n d es w ird g eraten das kind in den su m p f zu 1 D ie beid en neben einander Lönnrot Q n. 85, die le tz tg e nannte A h lq v ist B n. 87 18 4 ; d ieselb e n eben M arketta Krohn n.
7321 aus Soanlahti.
2 B isw eilen auch in O st-K arelien E u ropaeu s G n. 362.
bringen, anstatt es ins w asser zu w erfen (L önnrot Q 85 w a h r
scheinlich aus Eno).
K in d veru rteilt man ins feu er: S c h la g t den k ö p f ihm ein mit
„ W e r f ť s nur in den su m p f Stangen,
hinein, H au t’ es m it dem kiefern a ste.“
Zu den letztgenannten zeilen giebt es ein gegenstück in einem ingerm anländischen liede von der geburt einer tochter, w o der vater, der einen so h n erw artet hat, ebenso w ie die übri
gen an g eh ö rig en z ü rn t (z. b. P o rk k a III n. 336 au s Soikkola).
V a te r sp ra ch : „in den su m p f m it O n k e l: „sch m etter’s an die w and
dem k in d e ! “ n u r! “
B ru d er s a g te : „ w irf’s ins w as- S ch w ie g e rto ch ter: „ s te c k ’s ins
s e r !“ fe u e r !“
A uch in F innisch-K arelien w ü n sch t sich das kind die kleider d er eitern zum schütze oder m acht einfach ihre nam en kund. Bisw eilen w endet es sich mit einem v o rw u rf a n den rich- te r (A = E u ro p aeu s J n. 2 b aus S uistam o; B = H ärkönen n. 519 au s T ulem ajärvi.)
A . H ub das kind selb st an zu B. „ S te c k te man euch nich t ins
sp re c h e n : feuer,
„W a rs t auch du mal, so w ie ich T rie b w oh l kein er eu ch ins w as-
je tz t, ser.
D ich trieb man w oh l nich t ins G iesset m ilch mir in den bech er, w asser, G o ld n es m esser g e b t mir zum K ein er steck te dich ins fe u e r .“ S p ielzeu g .“
In F innisch-K arelien ist der bem erkensw erteste zu satz die einladung des pfarrers zur Vollziehung der taufe u n d dessen W eigerung, offenbar aus dem zauberliede der neun böse k rank - heiten geb ären d en L oviatar (Kalevala r. 45, L oitsurun. 322-6) entliehen. Als g ru n d der W eigerung des priesters w ird die u n b ek an n te ab k u n ft des kindes angegeben, die jedoch schliesslich vom kinde selbst aufgeklärt w ird. Bisw eilen sa g t der pfarrer daselbst auch die V erurteilungsw orte, w elche er dann vom kinde zurü ck erh ält (A = Basilier n. 51 aus S uojärvi; B = K rohn n. 7321 au s .Soanlahti).
126 K a a r l e K r o h n .
A . B rin gt das w eib ihr kind zur taufe.
„ O du lieb er arm er pfarrer, T a u fe m ir das kleine k in d c h e n !“
T au ft er doch kein kind ohn’
vater, U nd auch n ich t ein kind ohn’
m utter.
Jesus g a b spräch e, Maria klu g- heit
Einem kinde von drei n äch ten :
„E len d er und arm er alter!
M arjatta, die sch ön e ju n gfrau Ist g e setzlic h m eine m utter.
E rd e n b rä u ťg a m d eu tsch er ab- kunft, 1 D e r g e setzlic h ist m ein vater.
E s g ie b t kein kind, das vaterlos, A u c h kein kind, das m utterlos, O d er vo llen d s ohne w e r t.“
B . H elinä, die g u te w irtin, R ie f den pfarrer da zu r taufe.
T au ft der pfarrer n ich t das kin d chen :
„D ie se s kin d kann man nich t taufen, D ie ses kind ist vaterlo s, E b en so auch m utterlos. — B rin g t das kindlein nur ins W a s
ser, S te c k e t es hinein ins fe u e r !“
D ann dem kinde von sech s n äch ten
M aria g a b sinn, Jesus sp rä ch e:
„ O , du elen d er und arm er!
D ich m ü sst’ man ins w asser w erfen, S tec k en dich hinein ins feu er — D e r M arketa w olln e d eck e, U nd des H annus roter p e lz .“
Bisw eilen w ird ausdrücklich erzählt, d ass der pfarrer das kind schliesslich doch tauft (Relander n. 35 au s S uistam o u n d n.
147 au s Suojärvi).
Im A rchangelschen w ird der knab e zum könig von P o h jo la
’N ordheim ’ oder M etso la ’W ald h eim ’ und zum h üter von R ah asaari ’G eldinseľ (auch R ah av aara ’G eldberg’ G enetz II n. 49 aus L onkka) getauft. D ass diesen zu satz w ald g esän g e und be
so n d ers beschw örungen des bären veranlasst haben, seh en w ir au s der sa n g esart des berühm ten A rhippa P erttu n en in L atva- järvi (L önnrot A II 6 n. 92).
W ard ein kn abe geb o ren im N orden, K lein er mann im D u nkelheim , U n ser held im kalten dorfe.
D ie ser k n ab e von drei nächten S ch lü p fte bald a u f sein e d ecke.
V ater nannte ihn Ilm ori,
M utter n a n n ť ihn w ahren sohn, S ch w esterch en den kriegesh eld en , B rü d er frem d en m en g’ ihn hiessen, A n d ’re gaben keinen nam en.
W a rd der alte g e h o lt zu r taufe, V irokan nas zu r b en etzu n g, A b e r so d er alte s a g t e :
„ I n d a s m o o s d e n k n a b e n b r i n g e t , S c h l a g t e s a u f d e n k ö p f m it
S t a n g e n , H aut ihn tü c h tig m it den stök -
k e n .“
S o der knabe von drei näch ten W o llte k lü g lich dem e n tg e g n e n :
„ A lte r du aus frem dem lande.
1 M an n u n su lh o saksalainen.
V irokan nas aus K a r e lie n ! B rach te keiner in den su m p f dich, N iem and m it dem sto c k e sch lu g
dich, K ein er h ieb dich m it der Stange.
A ls du jü n g e r n och an jah ren , T rü g est hunde du im sch osse, In der leb er au sgew äh lte, S o du sch änd etest die pferde, L iessest laufen die stram m haar’gen A u f dem sum pfrücken, erden
nabel,
W o sich schläm m und w asser m engt. “ — D a d er alte ta u fť das kind-
chen In dem N ordenheim zum kön ig.
H eiratete des N ordens knabe — E in e von den w aldestöch tern , Eins der h a a rig b rü s ťg e n hühner, W a ld es kleines, feines mäd-
chen. —
D as hetzen der pferde au f dem sum pfe ist begreiflich, w en n m an d aru n ter einen an den bären gerichteten v o rw u rf versteht. In V uonninen, w o regelm ässig eine andere anklage diese bei seite geschoben hat, haben sich gleichfalls spuren davon in einer aufzeich n u n g erhalten, in w elch er der zu v e ru r
teilende knab e der herrin von P o h jo la geboren w ird (Borenius II n. 8.3):
A u f den grössten su m pfesrü cken, A u f den w eitesten w eidenländern.
Zu der einleitung des liedes von A rhippa findet sich im gebiet von Ilom antsi ein gegenstück in dem von S im an a S issonen vorgetragenem liede vom U rsprung des feuers (E uropaeus G n.
676, vgl. A hlqvist B n. 321).
W ard geboren ein sohn im W u sste man ihm keinen nam en
N orden, ” r ’’ ' ' ' ‘
L an g e r mann im D u nkelheim , Zum säer, zum pflü ger, Zum S treu er d e r sam en , Zum leh rer der h engste, Zum p flü ger m it den füllen.
V a ter rie f ihn Im m okki, M utter im m er A in o kk i, S ch w esterch en ihn Sevotar.
K om m e her du sohn aus N or
den — D em einsam en m anne zu hülfe.
D er einíluss der feuerbeschw örung w ird a n dieser stelle bestätigt durch eine Variante au s L onkka. Die älteste der vier Schw estern hat einen ’feu erso h n ’ (P a n u n e n od. tu lip o ik a) g e boren, für den m an keinen nam en w eiss (L önnrot A II 5 n. 26), D ass die verschiedenen beinam en auch nicht in den U rsp ru n g des feuers gehören, w ird dad u rch bew iesen, d ass es frauenna- m en sind, w elche dem k naben beigelegt w erden. U rsprünglich
Ka a r l e Kr o h n.
haben diese n am en die liebkosungen geschildert, die die ju n g frau zu hause erhält, im gegensatz zu den Schim pfnam en, mit denen sie sp äter von den v erw an d ten des m an n es überhäuft w ird (siehe K alevala 22: 245-62). 1
In der erw äh n ten Variante au s L o n k k a erscheint als rich- ter der alte V äin äm ö in en , w elcher schliesslich infolge der dreisten a n tw o r t2 des kleinen k n aben w egzieht.
S a n g sich ein b ed eck tes m eer- S teu erte ununterbrochen
b oot In der w alfisch zu n g e W endung, A u s dem h olz und aus dem Z u den untersten erdenm üttern,
ku pfer, In die alleru ntersten him m el.
D ass das lied von V äinäm öinens urteil im A rchangelschen sich au s dem estnisch-finnischen M arketta-liede entw ickelt hat, sieht m an noch deutlicher au s der Variante des O ntrei M alinen in V uonninen (L önnrot A II 3 n. 43).
M arjatta, das sch ö n e nestktich- V a te r nannte ihn Ilm ari, lein, M utter ihn den w ah ren sohn, N u tzte ab die b a lken sch w elle A n ď r e gab en keinen nam en, M it den feinen kleid ersäu m en ; B rü d er n ur: die frem denm enge.
Z w isch e n b retter von der diele Kam der pfarrer nun zu r taufe, Mit den schönen stiefelh acken , V irokan nas z u r b en etzu n g , A n d re balken überm kö p fe P alvon en um ihn zu halten.
Mit dem blauen seiden tu che. Jener sprach m it diesen Worten:
M arjatar, das sch ön e nestkü ch - „W en w oh l m ag man hierh er
lein, holen,
T rin kt nicht m ilch von dieser Um das dum m e kind zu r ric h ten ? “ kuh, — S p rach der alte V ä in ä m ö in e n : S itz t nicht im schlitten dieses „In den su m p f den sohn man
pferd es — b rin ge,
S c h ic k te man sie dann zum hüten, Mit dem sto c k aufs haupt ihm
A rm e zu dem kü h etreiben. s c h la g e ! “
Sohn des dum m en T u u ritu inen . S p rach der kn abe m in derjäh rig,
— — — — — — — — — W ie d erh o lt’ d er zw e i w och en
M arjatta g e b a r ein söhnlein, a lte :
K einen va ter man ihm kannte. „W o h l nun b ist du, alter, elend!
1 G ele g e n tlich hat sich dieser z u g schon au f d er K arelisch en lan d en ge in eine M arketta-variante verirrt: vater nannte sie blum e, m utter Sonnenaufgang, b ru d er w asserfisch (Reinholm X I n. 3 3 6 b).
2 D ie sonderbare an k lage, die den inhalt der antw ort bildet, so ll in einem anderen aufsatz in diesem h efte der F U F erw ähnt und erklärt w erden .