• Ei tuloksia

B eifolgende karte, w elche der einleitung zu K alevalan ru n o je n h is to ria 'geschichte der K alev ala-ru n en ’ en tnom m en ist, giebt u n s eine Vorstellung von dem geographischen territo- rium , a u f dem die epischen g esän g e des K alevala aufgezeichnet w o rd e n sind.

Kalevalan kertomarunojen löytöpaikat.

D as estnische Sprachgebiet, au f dem in den jü n g sten Zei­

ten fast au s jedem kirchspiel lieder gesam m elt w orden sind, lässt sich am bequem sten nach den von altersher b ek annten distrikten einteilen. Dabei ist jedoch zu bem erken, dass sich die fellinschen und dörptschen Varianten den nordostestnischen form en n äh ern . E b en so schliessen sich die lieder des östlichen teils des W erro sch en sow ohl ihrem inhalt als auch ihrer form u n d spräche nach eng an die lieder der griechisch-orthodoxen setukesen des P leskauer grenzgebietes an. '

Vom estnischen Standpunkt aus bieten die e rw äh n ten lie­

der der setukesen das grösste interesse dar, denn bezüglich der kom position, fülle und Schönheit halten die Varianten aller a n ­ deren provinzen keinen vergleich mit ihnen aus. F ü r den er- forscher der finnischen ru n en aber sind am w ichtigsten die g esän g e des an in g erm an lan đ stossenden W ierlands, estn. V iru­

m aa, die auch sprachlich den ingrischen dialekten n äh er stehen.

B esondere b eachtung verdient natürlich der östliche kreis dieses distriktes, A llentaken, estn. A lutaga oder A lutagune (d. h. hinter der niederung, dem sum pfe gelegen), die schm ale landenge zw ischen dem Peipussee und dem finnischen m eerbusen.

Das gesanggebiet des E igentlichen Ingerm anlands, das sich von der N arova bis zu r N eva erstreckt, kö n n en w ir zu erst in zw ei teile teilen: in W est- und in M ittel-Ingerm anland, d ann an der küste, w o sich die san g e sk u n st am besten erhalten hat, beide kreise noch einm al in zw ei teile; von N arva ab und von halbinsel zu halbinsel fortschreitend, kö n n en w ir also u n ter­

scheiden: die gegend von N arvusi und Soikkola sow ie H evaa und u n w eit St. P etersburgs die U m gebung von V enjoki. 1

D as folgende gesanggebiet, das der sog. K arelischen land- enge, zieht sich längs dem L adogasee über den S ysterbäck, finn. Rajajoki, hin, der es in zw ei teile teilt. Die erw ä h n e n s­

w ertesten gesangplätze sind T ok so v a, V uole u n d L em päälä in N ord-Ingernianland und Rautu, S akkula und P yhäjärvi in Süd- ost-K arelien. Von K äkisalm i führt derselbe liederstrom , w e n n ­ schon g eschw ächt, das ufer entlang über Hiitola, K urkijoki und 1 Z u der letztgen ann ten geh ö rt noch Järvisaari im osten, w äh ren d sich das nördlich davon g e le g e n e M arkkova schon an das fo lg en d e g eb iet, das der K arelisch en lan d en g e, anschliesst.

114 Ka a r l e Kr o h n.

Jaak k im a n ach S o rtav ala w eiter. E in ausläufer des liederstrom s streckt sich nach der küste des F in n isch en m eerbusens w ie au ch n ach dem oberlauf des V uoksen hin. Seinerzeit hat die­

ser g esan g sogar jen seits des S aim asees im kirchspiel Ju v a einen W iderhall erw eckt ( G o t t l u n d ’ s Sam m lungen).

Die gesanggebiete E stlands, des E igentlichen In g erm an ­ lands und der K arelischen landenge bezeichnet m an au ch als die südlichen g esanggebiete; als nördliche dagegen das gebiet Finnisch-K areliens u n d R ussisch-K areliens.

D as sog. finnisch-karelische gesanggebiet w ird d urch die alte reichsgrenze in zw ei teile geschieden: diesseits liegt F in- nisch-O stkarelien, dessen liederreichste kirchspiele S uistam o und Suojärvi sow ie K orpiselkä sind, jen seits die an ru n en so ergie­

bige gegend von Ilom antsi. Die einflüsse dieses g esanggebiets erstrecken sich nicht n u r n ach w esten, sondern auch n ach osten bis zum O negasee.

D as nördlichste gesanggebiet, das russisch-karelische, zer­

fällt noch in das nordolonezische und das archangelsche. Die olonezer partie vertreten die kirchspiele H im ola und Repola.

D azw ischen liegt die sog. gren zg ru p p e (R ajaryhm ä), zu der die kirchspiele K iim asjärvi und K ontokki g e h ö ren ; in dem letzteren ist das grosse do rf A konlahti besonders zu bem erken. Die besten gesangorte des g ouvernem ents A rchangel sind die kirchspiele V uokkiniem i und ư h tu a , deren ersteres sich noch in zw ei m erk ­ bar unterschiedene kreise: L atvajärvi u n d V uonninen zerspaltet.

A n die gruppe von V uonninen schliesst sich das zum kirch­

spiel Pistojärvi gehörige do rf L o n k k a en g an. Die sa n g esart von U h tu a ihrerseits reicht im osten bis Jy sk y järv i. D agegen hat sich a u f der finnischen seite der g renze ein gesanggebiet gefunden, das das nördlichste K arelien n eb st S av o lax und O st- Ö sterbotten um fasste.

W e n n w ir also die Verbreitung der runen des K alevala a u f der karte m ustern, g ew ah ren w ir gew isserm assen zw ei reservoire, eins im süden und eins im norden, die ein langes, schm ales flussbett vereinigt. D ieses bett en tlan g haben die ru n en in der rich tu n g von w esten nach osten und von Süden nach n orden oder in der um g ek eh rten rich tu n g ziehen m üssen. Im letzteren falle m üsste m an an n eh m en , die runen hätten sich überall a u f der strecke zerteilt und vereinfacht, im ersteren falle ab er könnte

m an sich die sache so erklären, dass sie sich a u f dem w ege entw ickelt u n d mit ein an d er verknüpft hätten. W elche an n ah m e die richtigere ist, bleibt natürlich in jedem falle besonders zu untersu ch en , im allgem einen jedoch ist es nicht sch w er au sz u ­ m achen, d ass die aszendente entw ickelung allein den denkge- setzen g em äss ist.

D ass die lieder w an d ern , d arü b er k an n nicht der geringste zweifei bestehen. E in bekräftigendes beispiel au s neu erer zeit hat L ö n n ro t in seiner Vorrede zu P aavo K o rh o n en ’s ru n en auf­

gezeigt, von denen sich einige von R autalam pi bis n ach Rus- sisch-K arelien hinein verbreitet haben. Die frage ist nur, w ie die lieder w an d ern . Seitdem finnische ru n en aufgezeichnet w o r­

den sind, haben sie sich allerdings auch a u f literarischem w ege verbreiten können, die hauptsache aber ist natürlich ihr ü b er­

gehen von m und zu m unde. M an h at sich oft gedacht, dies erfolge d urch einzelne reisende, kaufleute oder Soldaten. Solche fälle sind jedoch n u r accidental und üben n u r seh r selten a u f die bestim m te sa n g esart der gegend irgend w elche einflüsse aus. E tw a s an d eres ist es, w en n ein grösser teil einer Volks­

gem einschaft in neue W ohnsitze übersiedelt; d a n n folgt n a tü r­

lich auch der geistige besitz mit. So sind die n ordsavolaxischen ru n en nach den g renzlanden S ch w ed en s und N orw egens g e ­ langt, ebenso sind die lieder au f der finnischen seite m it den S av ak o t und Ä yräm öiset nach Ing erm an lan d ü bergegangen.

F ü r die W anderung der ru n en E stlan d s über In g erm an lan d nach F innisch- und R ussisch-K arelien reicht ab er auch diese erk läru n g nicht aus. E ste n hab en sich erst in den letzten Zeiten u n te r den ingriern n iedergelassen; vor der au fh e b u n g der leibeigen- schaft ist es ihnen kaum erlaubt g ew esen sich über das ge­

biet ih rer gutsherren h inauszubew egen. S om it m ussten die lie­

der, w äh ren d die m enschen a n ihrem ort blieben, selbst w an d ern

— von d o rf zu d o rf und v o n kirchspiel zu kirchspiel. Die geistigen bande zw ischen den n ach b arn w aren, w ie L ö n n ro t in der vorrede zum neuen K alevala bem erkt, festliche gelage und andere Z usam m enkünfte; ausserdem bildeten die ehen w ich ­ tige Vermittler, d urch die die ju n g e n m ädchen, die eigentlichen Vertreter des g esan g s in den südlichen gesanggebieten, d a u e rn ­ der die beziehungen der ben ach b arten gegenden m it einander verknüpften. Das selbständige w an d ern d er lieder liefert die

Ka a r l e Kr o h n.

beste erk läru n g für die erscheinung, d ass die verschiedenen ge- staltu n g en eines liedes in g eographischer aufeinanderfolge eine au s der an d eren nach einander entw ickelt sind.

A ber w ie sch o n L ö n n ro t gezeigt hat, giebt es n och eine andere „lied erm är“, die im vergleich m it ihrer „w an d ersch w es- te r“ das lied „besser in seinen alten Worten und angeln erhält, näm lich w o es das kind von seinen eitern generation für g en e­

ration e rlern t“, obgleich es im lau f der zeit natürlich auch da eine einigerm assen andere gestalt annim m t. Diese zeitliche en t­

w ickelung bew irkt gerade, dass eine örtlich v o ran g eh en d e lied- form nicht im m er in jedem ihrer züge die u rsprünglichere ist.

E in e frühere schicht, die an einem gesan g p latz von einer neu eren verdeckt w o rd en ist, k an n a u f dem folgenden g e sa n g ­ gebiet, a u f dem sich die zeitliche entw ickelung w eniger oder an d ers bem erkbar m acht, an irgend einer stelle w ieder zum Vorschein kom m en.

A usserdem giebt es eine m enge lieder, bei den en auch die örtliche entw ickelung zum teil verschiedene w ege, zum teil verschiedene richtungen eingeschlagen hat, als bei den von E stlan d über In g erm anland nach F inland hinüber und nach Russisch-K arelien g ew an d erten liedern. Diesen fehlt entw eder jedes gegenstück a u f der estnischen seite, oder das estnische pen d an t ist eine parallelform , die von der finnischen absolut u n ab h än g ig ist; oder auch lässt die sprachliche fassu n g der estnischen Varianten nebst den V erbreitungsverhältnissen e rk e n ­ nen, d ass das betr. lied von den fìnnen erlernt ist. Am besten unterscheidet m an diese lieder dan ach , w ie sie im E igentlichen In g erm an lan d auftreten. Im w estlichsten teil, in der gegend von N arvusi, sind sie üb erh au p t nicht oder in v erhältnism ässig m a n ­ gelhafter form bekannt. Die reichsten und unverd o rb en sten V a ­

rian ten trifft m an in M ittel-Ingerm anland an, w enngleich sich auch in S oikkola dieser oder je n e r zug infolge der geringeren zeitlichen entw ickelung in u rsprünglicherer gestalt erhalten hat.

Die rich tu n g der au sb reitu n g dieser lieder im E igentlichen In g er­

m an lan d scheint also derjenigen der au s E stlan d gekom m enen g esän g e en tgegengesetzt gew esen zu sein: von St. P etersburg n ach N arva, m itunter noch über die N arova nach Nordost- E stland. Dieselben lieder erscheinen gew öhnlich auch in F in ­ nisch- und R ussisch-K arelien. Die g estaltu n g en der e rw äh n ten

gesanggebiete sind jedoch von den ingerm anländischen und h äu ­ fig auch von einander u n abhängig, w a s sich n u r d arau s erklä­

ren lässt, d ass sich die lieder von W est-F in lan d strahlenförm ig besonders nach Ingerm anland, besonders nach F innisch-O stka- relien u n d auch besonders n ach dem gouvern em en t A rchangel verbreitet haben. W e n n die russisch-karelische g estaltung gleich­

w ohl reicher ist als die finnisch-karelische, und diese w ieder reicher als die ingerm anländische, so b eru h t das a u f der allge­

m einen san g esart der g en an n ten gebiete w ie auch a u f der ein- w irk u n g der an d eren liedergruppe estnischer herkunft.

Bei jedem b erü h ru n g sp u n k t, w o der w estfinnische lieder- strom a u f den au s E stlan d gekom m enen stiess, riss der letztere als der stärk ere einen teil des ersteren m it sich. Die Verbrei­

tu n g der einzelnen g ruppen könnte m an durch folgende figur an sch au lich m achen:

N eben den liedern estnischer herkunft und den au s W est- F in lan d hervo rg eg an g en en findet sich noch eine dritte gruppe, die u n ter den kareliern Ingerm anlands, F in lan d s oder R usslands entstandene lieder um fasst. A uch bezüglich der vorher e rw ä h n ­ ten g ruppen ist zu bem erken, w ie auch schon die figur and eu ­ tet, d ass fast die g an ze W anderung und entw ickelung der lieder au f dem g ru n d und boden des karelischen Stam m es vor sich gegangen ist. Dies ist das unleugbare, stets an zu erk en n en d e v erd ien st der karelier in der geschichte der K alevala-runen.

W ie au s den drei ersten teilen der K alevalan ru n o je n

Ka a r l e Kr o h n.

h isto ria (I Sam po, II Ilm arinen, III V äinäm öinen) ersichtlich ist, gehören zu der ersten gruppe au s E stlan d durch In g erm an lan d g ew an d erter g e sän g e: das schöpfungslied (Kalevala r. 1), g rö ss­

tenteils die sog. A ino-rune (4), das suchen des schiffholzes (16), d er kern der ersten freierei Ilm arinens (18-19), das schm ieden der goldjungfrau (37), die schiffahrt teilw eise n eb st dem harfen- spiel (39-41), schliesslich der Urteilsspruch über M arjattas so h n (50). Zu der zw eiten gruppe ursprünglich w estfinnischer lieder sind von den dort u n tersu ch ten zu re c h n e n : der liederkam pf zw ischen V äinäm öinen und Jo u k ah ain en (3), der blutstrom aus d er kniew u n d e V äinäm öinens (8), die reise nach T u o n ela (16), die schiffahrt teilw eise (39-40), sow ie die befreiung der so n n e (49). In Ing erm an lan d hat Ilm arinens zw eite freierei (38) ihre finnische form nach einer russisch en ballade (Iv an G odinoviè

> Iiv an a K o jo sen p oika) erh alten ; ebenso ist es erw iesen, d ass K ullervos abschied (r. 36) in In g erm anland en tstan d en ist (F U F 1903 A nz. 63-4). V on V erschm elzungen, die mit neu- bildungen a u f einer stufe stehen, g en ü g t es a u f den rau b des S am p o (42-43) in Finnisch-K arelien und das schm ieden d essel­

ben in R ussisch-K arelien sow ie au f die reise zu V ipunen (17) in beiden gebieten hinzuw eisen.

H e ls in g f o r s . Ka a r l e Kr o h n.