• Ei tuloksia

1. Pi. p in ta 'oberfläche, äussere haut'

hat neuerdings Genetz JSFO u. XXIII, u behandelt. Nach ihm w äre p i n t a ein ähnliches subst. verbale wie z. b. k u s t a ‘Wett­

streit, zank' (ableitung v. k iis tä ä ‘wetteifern, zanken’). Das anzunehm ende fi. stammverb * p in tä ä od. * p in te ä entspräche vollkommen ung. fë d -, ſö d - ‘tegere, velare', wog. p ä n t-, syrj.

p ö d - (Budenz MƯSz. nr. 525) und die grundbedeutung v. p i n t a w äre dem nach 'decke, hülle’.

Diese etymologie ist jedoch kaum zu billigen, denn es giebt im mordwinischen einen hintervokalischen einfachen no­

minalstamm, der sich lautlich und semasiologisch mit fi. p in ta deckt: mordM ponda (st. pondə-) ‘körper, leib’. Dem finnischen hinteren ŕ-laut entspricht, wie gewöhnlich, mord. o (vgl. z. b.

fi. h ih a ' ärm eľ — mord. oža id.; weitere beispiele, die noch vermehrt werden könnten, bei Setälä JSFO u. XIV, з p. 36 f.);

ein ähnlicher bedeutungswechsel begegnet in fi. h i p i ä'oberhaut;

körper’, olon. h ib ju , veps. h ib j (plur. h ib ja d ) ‘körper’ und fi.

ih o 'haut', estn. ih u ‘leib’, wot. ih o ‘körper’.

Eine ableitungsform von dem genannten nominalstamm ist offenbar tscher. pondaš, tscherB pandà-š (bei Budenz auch pandakh nach Lex. compar. Petropol.) ‘b arť; zu vergleichen mordE pondakš ‘zottig’ (davon pondakškado- ‘zottig w e rd e n ; eine andere ableitungsform liegt vor in mordE (Učebnik) pon- daŕ-gado- ‘мохнатиться’). Ähnlich gehören fi. h iu s ‘kopfhaar’, weps. (ÄH 156) h'ibuz, h'übuz ‘kopfhaar, milchhaar’ und fi.

h ip iä ‘oberhaut; körper’, weps. h ib j 'körper' zusammen.

Helsingfors.

H. Paasonen.

Über die primitiven Wohnungen der finnischen und ob-ugrischen Völker.

D ie zelte m it spitzem dach.

D ie z e lte m it s p itz e m d a c h b e i d e n la p p e n .

Die lappen w erden gewöhnlich in berg-, wald- und fischer­

lappen eingeteilt. Die ersten, zum grössten teil in Norwegisch- und Schwedisch-, in geringer zahl in Finnisch-Lappland an ­ sässig, sind renntierzucht treibende nomaden, deren fast aus­

schliessliche behausung das transportierbare zeit is t!1 In ihrer lebensweise stehen den berglappen am nächsten die waldlap­

pen, die auf schwedischem gebiet wohnen. Sie beschäftigen sich ebenfalls mit renntierzucht, machen aber mit ihren herden keine so weiten züge wie die berglappen und behalten dieselben nicht das ganze jah r über bei sich, w as ihnen ermöglicht hat dauernd feste Wohnungen zu bauen. Von diesen ziehen sie auch zum fischen und auf die jagd aus. Die fischerlappen, denen wir

1 In jüngerer zeit haben gewisse gruppen der berglappen begon­

nen sich feste winterzelte zuzulegen. Siehe F r a n s Ä i m ä , Tietoja Ina­

rin kalastajalappalaisten rakennuksista (= Mitteilungen über die bauten der fischerlappen von Inari), Virittäjä 1902, p. 36 und F r e d r . Sv e n o- N1US, Om lappkåtar och Turistföreningens lappska fjällhyddor (= Über die lappenzelte und die berghütten des Turistenvereins), Svenska turistföreningens ǻrskrift 1902, p. 17.

12 2 U . T . Si r e l i u s.

sowohl in Norwegisch-, Schwedisch- und Finnisch- als auch in Russisch-Lappland begegnen, tragen ihren nam en nach ihrem hauptnahrungszw eig. Der grösste teil von ihnen wie von den waldlappen besitzt heute den blockbau. In zelten w ohnen sie vorzugsw eise nur auf ihren jagdfahrten. Renntiere haben sie meistens nur sehr wenige, und jagd treiben sie mitunter als nebengewerbe.

D ie zelte ohne o d e r m it holzverband als unterläge.

D ie zelte m it h a lb ru n d e r g ru n d fläch e .

26. Angaben über die einfachsten von diesen m acht Fr.

Äim ä, welcher schreibt (Tietoja p. 36): „Auch die fischerlappen von Inari gebrauchen eine art stoffzelt — oder eigentlich ein halbes zeit — auf ihren fischzügen, beim hüten oder zusam m en­

treiben der renntiere oder auf anderen fahrten. Aus dem walde w erden zwei etw a einen klafter lange bäume und ein dritter etwas kürzerer geholt, an deren spitzen gabelungen stehen gelassen w er­

den, sodass man sie fest aneinanderstellen kann. An die längeren bäum e (vààldàttuvalo) werden auf der einen seite (wo sich der kürzere baum befindet) hölzer (ruóttuuh) in einem halbkreis placiert und die dadurch erhaltene mantelhälfte mit einer aus grobem stoff (bisweilen aus sacken) angefertigten decke bedeckt, welche lpl v á ŋ u heisst. Der nam e einer solchen hütte ist laavo, lpl lààvu. Vor ihr wird gewöhnlich ein notfeuer ange­

steckt“.

D ie zelte m it ru n d e r o d er lä n g lic h ru n d e r g ru n d flä c h e .

21. Aus Russisch-Lappland bringt Ju l iu s Ailio 1 eine zelt­

form bei, deren „gerüst drei am ende hakenförmige stützstan- gen bilden, die oben mit einem seil zusam m engebunden w er­

den. Gegen diese w erden neun weitere hölzer gelehnt, und darum wird mit seilen das zelttuch (früher renntierhäute) ge­

spannt, w ährend der obere teil als rauchabzugsloch offen bleibt.

Der grundriss des zeltes stellt einen kreis dar, und in der mitte 1 Kesäkausi Jäämeren ja Vienanmeren rannoilla (= E in Sommer an der küste des Eismeeres und des Weissen Meeres), p. 40.

Die p rim itiv. W ohnungen der finn. u. o b-u gr. Völker. 12 3

desselben liegt die feuerstätte, über der an einem haken der kessel hän g t“. Das zeit wird „bei den Wanderungen von ort zu ort sowie auf der jagd und beim fischen benutzt“.

Bei ähnlichen gelegenheiten haben nach dem bericht K nud L eem ’s 1 (p. 104) seinerzeit (um 1767) die lappen von Finnm arken zelte (flg. 24) gebaut und sollen sich nach F r e d r . S v e n o n iu s (p.

15) die schwedischen lappen noch heute zelte errichten, deren mantelhölzer, d. h. das w andzeug tragende Stangen, sämtlich mit den oberenden zusamm engebunden und mit den unterenden in einen kreis gestellt werden. Nach L eem ’s angabe wurde ein solches zeit in Finnm arken la a v o genannt.

28. Dr. T h e o d o r S c h v in d t 2 beschreibt den aufbau des zeltes der berg­

lappen am Utsjoki folgen- derm assen: W enn m an im winter an einen neuen

platz kommt, schaufelt m an an dem für das zeit ins auge gefassten fleck den schnee weg, bricht birkenzweige, um den erdboden damit zu belegen, und stellt vier stützbäum e ( k u a tte p e a lliik a h ) paarweise gegeneinander (vgl. fig. 25). Durch diese stützbäum e, die w ir nach S v e n o n iu s im folgenden åtnå- risa nennen, wird an den zusammenfügungsstellen ein verbin­

dender firstbaum ( s u o m u r r a ) gesteckt. Auf die åtnårisa und parallel dem firstbaum wird auf beiden seiten je ein querholz ( tu a r is m u o rr a ) aufgelegt, das w ir nach demselben autor vuodjem nennen. An der vorder- wie an der hinterseite wird neben den firstbaum eine einen aststum pf tragende stange (u k sa ts a g g i,

1 Beskrivelse over Finnm arkens Lapper (= Beschreibung der lap­

pen von Finnmarken). København 1767.

г Nach den aufzeichnungen đr, Sc h v i n d ts von seiner lappischen reise 1902.

1 24 U . T . Si r e l i u s.

p u a š š u ts a g g i) als stütze der åtnårisa angebracht. N unm ehr w er­

den um das gerüst sechzehn 1 l/ 2 bis 2 klafter lange mantel- stangen (k u a te n ra o ra ) placiert, um welche, zu zwei verschie­

denen hälften zusam m engenäht, eine decke (lo u ta h ), im som ­ m er aus sack- oder Segeltuch, im winter aus Wolldecken, gelegt wird. Die hälften w erden auf der hinterseite des zeltes mit horn- oder knochenzapfen zusammengesteckt. Schliesslich wird vor der türöffnung ein tuchstück aufgehängt, das in punkt 30

Fig. 25. Schwedisch-Lappland. Nach Fr, Sv kn o n iu s. naher beschrieben ist. — Die höhe des deckmaterials des zeltes beträgt im som m er an der tür, hinten 2,1 und auf den seiten 3,з m. Die decke des winterzeltes, die zunächst niedriger ist, wird oben durch ein stück Wollstoff verlängert. Der umkreis des zeltes beträgt am erdboden 15 und oben, d. h.

um das rauchloch, 4 m.

29. Bei den schwedischen waldlappen ist nach S v e n o n iư s (p. 1 2, 15) ein zeit üblich, dessen gerüst in folgenden beziehun- gen von dem des oben beschriebenen zeltes von Utsjoki abweicht:

als türpfosten errichtet m an zw ei stützbäume und als åtnårisa wie auch als weitere stützhölzer nimmt man oft ungeschälte gerade birkenstangen; vuodjem-stangen fehlen ganz.

Die primitiv. W ohnungen der finn. u. o b -u gr. Völker. 12 5

E in so lc h e s z e ltg e rü s t ste lle n sic h d ie je n ig e n w a ld la p p e n a u f ih re n W a n d e ru n g e n h er, die n ic h t w e it ü b e r die g re n z e d e s w a ld g e b ie te s h in a u sz ie h e n . „S ie b ra u c h e n n ä m lic h k ein b e s o n d e re s z e ltg e rü s t m itz u n e h m e n , w e lc h e s , w ie le ic h t es a u c h ist, d o c h e in ig e re n n tie rla s te n a u s m a c h t“ . N u r d a s zelt- tu c h w ird m itg e n o m m e n .

30. Das in Lappland am weitesten in aufnahm e gekom ­ mene zeltgerüst fig. 25 unterscheidet sich von dem in punkt 28 behandelten hauptsächlich nur dadurch, dass es als türpfosten zwei stützbäum e aufweist. W ir geben hier jedoch S v e n o n iu s’1

beschreibung desselben (p. 8) wegen ihrer genauigkeit wieder. „Das zeltgerüst besteht aus dreierlei schräggestellten Stangen sowie aus zweierlei horizontalen querhölzern. Zuerst bemerken wir die 4 hauptpfeiler åtnårisa (fig. 25 å) (synon.

b ä ij e k bei Leem), welche 3 l/2 — 4 m lang, 4—5 cm dick, gegen das obere ende leicht gebogen und daselbst mit je 2—3 löchern versehen sind. Beim aufbau des zeltes errichtet man nun zu­

nächst diese und fügt sie mittels eines starken querholzes (a), a u le m u o r a ( h a u rim u o r a , Jukkasj.) zusammen, das so durch ein system der ebenerwähnten löcher hineingesteckt wird, dass es auf beiden seiten ein stück hervorragt. Alsdann hat man auf das vordere ende des letzteren die beiden scheerenartig gestell­

ten türhölzer, u k s a - tja k k e (u), aufzulegen, die oben mit mehreren paaren schräggeschnittener löcher versehen sind, und hinten eine andere Stange, p a s s jo tja g g e (p), anzubringen. Diese Stangen werden alle etwas in den boden eingerammt, und nun­

m ehr ist das gerüst so stark, dass sich ein vollwichtiger mann, ohne dass es schwankt, an dem a u le - m u o ra in die höhe ziehen kann. An den meisten stam men werden die beiden åtnårisa etwas oberhalb der mitte durch ein weiteres querholz (y) ver­

1 Siehe auch Gu s t a f v o n Dü b e n, Om Lappland och lappame (= Über Lappland und die lappen), Stockholm 1873, p. 114; Ja c o b Fe ļ l- m a n, Anteckningar under min vistelse i Lappmarken (= Aufzeichnun­

gen während meines aufenthalts in Lappland) I I I 259, Helsingfors (der Verfasser lebte 1820— 1830 als pfarrer in Finnisch-Lappland); Pe h r HöGSt r ö m, Beskrifning öfver de tili Sveriges Krona lydande Lapp- marker (= Beschreibung der der schwedischen kröne zugehörigen teile Lapplands), Stockholm 1746, p. 10 1; K. B. Wi k l u n d, Om Lapparna i Sverge (= Über die lappen in Schweden), Stockholm 1899, p. 8.

126 U. Т. Sir e l iu s.

bunden, welches v u o d je m (tu å rism u o ra , Jukkasj.) heisst“. In den oberen enden der åtnårisa bringt man m ehrere löcher an, um die stützbäum e auch auf unebenem boden mit hilfe des fìrstbalkens

F i g . 26. Schwedisch- L a p p la n d . Nach Fr. Sv e n o n i u s.

gehörig an ihrem platze befestigen zu können.

Das system der löcher ist auch in dem falle von nutzen, w enn sich die åtnårisa, die beim transport von einem ort zum anderen mit den unterenden über den erdboden hinschlcifen, an diesen stellen etw as abgenutzt haben sollten.

Die art der bedeckung ist verschieden je nachdem a) ob das zeit, sei es auch nur teil­

weise, transportabel oder b) vollständig fest her­

gestellt wird.

a) W ie das transportable zeit heutzutage

^ gedeckt wird (hierzu gehört auch die bedeckung Schwedisch- des gerüstes, punkt 28, 29), beschreibt S v e n o -LvoNlaDüBENCh NIUS (p- 9) m it fo lg e n d e n W orten: „ A n ---das gerüst (fig. 25) w e r d e n schrägstehend Stangen, die schm alen tä k a k a (t), gestellt, w elche die aufgabe hab en das zelttuch zu tra g e n u n d dem g an zen die eigentliche

Die primitiv. Wohnungen der finn. u. ob-ugr. Völker. 12 7 form zu geben. Sie sind gewöhnlich am einen ende etwas zugespitzt. Sie werden in den boden eingetrieben und schräg geneigt gegen die åtnårisa gelegt, ausser einer, die an das vuoċijem gestützt wird, falls ein solches vorhanden is t.1 Ihre zahl wechselt zwischen 12— 16. — Nun ist noch das äussere des zeltes übrig. Beim auflegen des zelttuches, das aus 2 gleichen, aus keilförmigen stücken zusam m engenähten teilen besteht, stellt sich der lappe hinter das zeit und wirft das tuch mit

Fig. 28. Schwedisch-Lappland. Nach Fr. Sv e n o n i u s.

einem gewissen schw ung über beide seiten bis vorn an die türöffnung. Hinten werden die stücke mit einer art dezimeter­

langen „Stecknadeln“ von renntierknochen (sagge, pl. sakke) zusammengeheftet (fig. 26); vorn w erden sie um die uksatjakke gew unden und an ein paar besondere täkaka gebunden. Das material ist bei den besseren zelten hellgrauer Wollstoff, sonst sacktuch, kaffeesacktuch, leinwand u. s. w. Natürlich sucht man sich für die winterzelte möglichst w arm es tuch zu ver­

schaffen. Die zelttür besteht, aus einem fast dreieckigen tuch­

stück (fig. 27), das mit dicken stocken ausgespannt und oben gewöhnlich mit einem halbmondförmigen, mehr oder weniger verzierten holzstück (kable) versehen w ird“. Hieran wird die tür mittels eines Strickes festgebunden; „fehlt das kable, wie

1 Nach oben konvergieren sie etwas mehr, als es in der abbil- dung 25 den anschein hat.

I 2 8

oft im ksp. Jukkasjärvi, so sind die bänder an den beiden obe­

ren ecken des tuchstückes angenäht“. — Dieses zeit ist bei den berglappen am gewöhnlichsten.

b) Die feststehenden zelte teilt Svenonius (p. 15) in drei verschiedene arten ein: in 1) reisig-, 2) rinden- und 3) rasenzelte.

1) „Hin und wieder begegnet m an “, sagt Svenonius (p. 16),

„reisigzelten. Ein solches, hoch am ufer eines der entzückend­

sten seen Lapplands, am Paijeb-Kajtumjaur im kirchspiel

Gelli-F i g . 29. S c h w e d isc h -L a p p la n d . N a c h Gelli-Fr Sv e n o n i u s.

vare gelegen, zeigt flg. 28“. „Innen w ird es von dicht zusam ­ mengestellten geschälten, bald gespaltenen, bald runden, ziem­

lich schmalen hölzern gebildet, die den täkaka der zelthütte entsprechen.“ „Die bekleidung besteht in kleinen knorrigen birken mit den daransitzenden zweigen. Zum schütz gegen die stürm e sind sie mit einem weidenband um gebunden, das nur den eingang freilässt“. — Reisigzelte erw ähnt auch Fellman (I, 596) bei den am meeresrande w ohnenden russischen lappen.

2) Auch beim aufbau der rindenzelte werden au f den stützbäum en zuerst in dichter läge mantelhölzer angebracht. „Auf dieses holzgerüst w ird nun „in langen bahnen“ birkenrinde (fig, 29) gelegt, und erst nun ergiebt sich ein unterschied. Bei einem

Die prim itiv. Wohnungen der finn. u. ob-ugr. Völker. 12 9

rin d e n z e lt w ird die ä u s s e r e S chicht e n tw e d e r v o n r u n d e n , g e s c h ä l­

te n o d e r u n g e s c h ä lte n b ä u m e n , die so d ic h t a n g e b r a c h t w e rd e n , d a s s sie die b irk e n rin d e ric h tig Z u sa m m e n h a lte n , o d e r v o n fla c h e n S tein p latten gebildet, w o m a n sic h so lc h e le ic h t v e rs c h a f­

fen k a n n “ . — D iese zelte k o m m e n bei d e n s c h w e d is c h e n w a ld ­ la p p e n v o r . 1

3) „Ein rasenzelt“, sagt Svenonius unter bezugnahm e auf

fcžŞį— à '*

F ig. 30. Fig. 31. F ig . 32.

Russisch-Lappland. Nach Ju l i u s Ai l i o.

die V erhältnisse in S c h w e d is c h -L a p p la n d , „ u n te rsc h e id e t sic h v o n d e n b ish e r e rw ä h n te n z e lte n d a d u rc h , d a s s die ä u s e re b ek lei- d u n g — ü b e r d e r b irk e n rin d e — a u s a b g e h o b e n e n g ra s s tü c k e n b este h t, die u n te r d em se lb e n w in k e l

w ie die b irk e n rin d e a u fg e le g t u n d oft d e r g rö s s e re n S icherheit h a lb e r m it S tein p latten b e la ste t w e r d e n “ .

— In Russisch-Lappland hat das rasenzelt meist ovale form (fig.

30; Ailio, p. 41).

Von den norwegischen see­

lappen bringt Leem (p. 89, 95) ein rasenzelt bei (fig. 33), dessen gerüst ausser aus den üblichen åt­

nårisa (bæijek) und türpfosten noch aus zwei auf die hinterseite placierten bogenhölzern (zhiau- mek) zusam m engesetzt ist. U n­

richtig heisst es wohl in seinem

b eric h t, die v u o d je m w ü r d e n in n e rh a lb d e r s tü tz b ä u m e a n g e ­ Fig. 33. Finnmarken. Nach

Kn u d Le e m,

1 S ie h e a u c h Fe l l m a n I I I 1 1 9 .

1 3 0 U. T. Sir e l iu s.

b ra c h t. A ls m a n te lh ö lz e r s in d in g e n e ig te r S tellu n g „ d ic h t n e b e n ­ e in a n d e r k le in e b re tte r o d e r b reite s to c k e gestellt, u n d d a die v ier bæ ljek u n d zhiaum ek k ru m m g e b o g e n v o n d e r e rd e b is z u m r a u c h ­ lo c h g e h e n u n d alle a n d e re n d a z w is c h e n g e s e tz te n b re tte r o d e r b re ite n s to c k e sic h ih n e n a n p a s s e n , e rsc h e in t d a s z e it fo lg lic h als e in e d ire k t v o n d e r e rd e a u fs te ig e n d e W ölbung, in d e r z u o b e rs t d a s r a u c h lo c h s e in e n p la tz h a t; d ieselb e ist so n ie d rig , d a s s m a n n u r bei d e r fe u e rstä tte g e ra d e u n te r d e m ra u c h lo c h , w o sie a m h ö c h s te n ist, a u fre c h t s te h e n k a n n “ . „ H ie rz u se i b e m e rk t, d a s s ein se e la p p e n z e lt e in e v o rtü r o d e r e in e n v o rp la tz h a t, d a s s a u f d e re n e in e r seite d a s b e s c h rie b e n e ze it se lb st, w o rin die le u te w o h n e n , u n d a u f d e re n a n d e re r ein r a u m fü r d a s vieh liegt, w o r a u s h e rv o rg e h t, d a s s le u te u n d v ie h d u rc h e in u n d d e n s e lb e n v o rp la tz n a c h ih re m a u fe n th a lts o rt g e h e n “ .

„ S o w o h l d a s zeit, d a s v o n d e n le u te n b e w o h n t w ird , als a u c h d a s d e m v ie h U n terk u n ft b ie te n d e u n d d e r v o rp la tz , d er z w is c h e n b e id e n liegt, b e fin d e n sic h sä m tlic h u n te r e in em d a c h , d a s a u s w e n d ig ü b e ra ll r u n d u m v o m e rd b o d e n b is o b e n h in a u f m it b irk e n rin d e u n d ra s e n b e d e c k t ist u n d d a h e r v o n a u s s e n w ie ein lä n g lic h e r h ö c k e r a u s s ie h t.“

D ie zelte m it eckiger grundfläche.

Diese w erden immer feststehend errichtet und vier-, sechs- oder achteckig gebaut.

31. Sowohl in Finnisch- als in Russisch-Lappland kom mt ein rasenzelt vor, dessen grundfläche auf der vorder- und hin- terseite bogenförmig und auf den übrigenseiten geradlinig ist.

á) Nach dr. Theodor Schvindts aufzeichnungen w ird es in Inari um ein gerüst aufgebaut, das in seiner Zusammen­

setzung fast mit dem in punkt 28 besprochenen übereinstim m t. 1 Ein bem erkenswerter unterschied besteht darin, dass, um die vuodjem au f den åtnårisa an ihrem platz zu erhalten, gabel- hölzer (stangen mit zweigen, tsakkiht) neben den åtnårisa ein­

geram m t werden. Als unterste mantel- oder deckhölzer (fielluft) dienen meistens mit dem beil gespaltene kiefern. Diese werden,

1 L p l åtnårisa = koahtepeällji; firststange: suomtradra; vuodjem

= tuaresmuodra; stützbaum auf der tür- und hinterseite = tsakkiht.

Die primitiv. Wohnungen der finn. u . o b-ugr. Völker. 1 3 1

mit der glatten seite einwärts, mit der spitze in die erde pla­

ciert — zw ischen den åtnårisa mit dem oberen ende gegen die vuodjem, aber auf der tür- und hinterseite gegen die åtnårisa.

An den letzteren flächen werden sie natürlich um so kürzer, je näher sie den unterenden der åtnårisa kommen. Oberhalb der vuodjem wird auf die åtnårisa an die längsten deckhölzer der vorder- und hinterseiten je ein dünneres vuodjem (tahke- tuaresm uodra) als Umrahmung des rauchloches (reähpenraike)

Fig. 34. Finnisch-Lappland.

gelegt. Der Zwischenraum der beiden auf derselben seite befindlichen vuodjem wird mit kurzen, gleichfalls scnräggestell- ten deckhölzern (tahkefielluſt) ausgefüllt. Um die zw ischen den obersten vuodjem gebliebene Öffnung zu verkürzen, werden auf dieselben querüber (also wagrecht) kurze bretter gelegt. Die türöffnung wird ungef. 2*/2 eilen hoch gemacht, und als obere begrenzung auf die als türpfosten fungierenden mantelhölzer querüber ein balken placiert, der die anderen, die Öffnung bis zum firstbalken verschliessenden querbretter stützt. Die schwelle wird fast eine halbe eile hoch gem acht und die tür (uksa) aus brettern hergestellt, die mit holznägeln an zwei leisten befestigt werden. Mit ihrem oberen teil wird sie mittels einer seilschlinge an die zeltwand gebunden; im übrigen dreht sie sich mit einem zapfen in einem in der schwelle angebrachten Vertiefung. Die mantelhölzer werden mit rindenscheiben bedeckt

1 32 U. T. Sir e l iu s.

und diese mit rasenstücken, die schliesslich von gewichtbäum en an ihrem platze erhalten werden. — Mitunter wird das zeit mit einem vorplatz (fig. 34) versehen.

Von Utsjoki bringt Sch vindt rasenzelte bei, die nur darin von dem eben beschriebenen abweichen, dass der raum zwischen den åtnårisa (zwischen dem rauchloch und dem vuodjem) entweder auf beiden oder nur einer dachfläche mit w agrechten deckhölzen verschlossen wird.

b) In derselben gegend fand Schvindt ein zeit von dem in rede stehenden typus, in dessen linker türecke ein herd und in dessen dach (an der stelle, w o sich gew öhnlich das rauch­

loch befindet) nach der einen dachfläche hin ein fenster ange­

bracht war. 1

F ig ' 35- Russisch-Lappland. Nach Ju l i u s Ai l i o.

c) In Russisch-Lappland wird das gerüst (fig. 35; grund- riss flg. 32) aus sieben stützbäum en (davon haben sich zwei zu türpfeilern im eigentlichen sinn entwickelt), drei verbindungs- balken und vier gabelhölzern zusammengesetzt. Als deckhölzer werden zwischen die åtnårisa bretter gelegt: oben au f die seite und unten (am boden) auf die enden gestellt. Die tür- und die hinterseite wird wahrscheinlich mit aufrechtstehenden hölzern ähnlich wie in Inari (siehe af) verschlossen. Auf die mantel- hölzer kommen „kiefern- oder fichtenrinde u. a. oder direkt rasen- stücke mit der grasseite nach unten. Auf dem dache liegen als gewichte steine, damit der wind nicht die rasenstücke zer- reisst, und an den rand des rauchloches sind bisweilen au f der Windseite platte steine placiert, welche verhindern sollen, dass

1 Von einem ähnlichen zeit spricht Äi m ä (p. 36).

Die primitiv. W ohnungen der finn. u. o b -u g r. Völker. 13 3

der rauch in das zeit zurückdringt. Die tür ist entweder aus holz, in angeln laufend, oder bloss aus Segeltuch“ (Ailio, p. 38).

32. Die sechs- wie auch die achteckigen zelte werden in der regel auf eine balkenschicht gesetzt. Über die ersteren giebt J. Scheffer in seiner 1673 erschienenen „Lapponia“ (p.

196, 197) interessante nachrichten. E r schreibt: „Ad vero Lap- pones sylvestres, sive granlapper sua tuguriola ædificant aliqui ex tabulis ligneis, a liq u i e x s t i p i t i b u s s e x s u p e r n e c o - e u n t i b u s in C o n u m quibus deinde injiciunt vel ram os ex abiete aut pinea, vel cortices harum arborum, vel cespites excis- so s“. W eiter erzählt er nach Samuel Rh e e n: „Lappones syl­

vestres tuguria sua faciunt e x t a b u l i s l ig n e is , c u m p a r ie t ib u s s e x , 1 quidam ad ea adhibent ramos abietinos, vel pineos, qui- dam cortices abietinos, quidam quoque cespites“. — Aus den zitaten geht also hervor:

«) dass das von Scheffer erw ähnte zeit sechseckig, mit sechs stützbäum en versehen (also offenbar mit einem stütz- baum in jeder ecke) und mit brettern gedeckt w ar;

fi) dass das oberste deckmaterial zu seiner zeit dasselbe war, von dem Svenonius (punkt 30 b 1, 2, 3) spricht.

Vermutlich besass das so hoch entwickelte zeit auch eine fìrststange obwohl von ihr nicht ausdrücklich die rede ist. Schef­ fer giebt von dem zeit auch einen

grundriss, den wir in fig. 36 sehen. W ir finden darin zwei türen: „unam (fig.

36 I; ox genannt), usitatam per quam solent intrare, aliam (A; posse genannt) à tergo tugurii minutam, per quam conjiciunt in tugu- rium res ad victum pertinentes, præ- sertim venatione captas in sylvis, ut aves, & carnes ferarum, velin lacubus, ut genus om ne piscium.

Has percom m unem januam inferri neſas est, sed per posticam conjicienđæ in

tugurium “. Nach Nils Fellmanw aren sechseckige zelte, die mit einer brettertür und zuunterst mit einem zwei- oder dreischichti­

gen balkenverband, zuoberst mit einem rauchloch versehen waren, Sc h e f f e r.

1 Vom Unterzeichneten gesperrt.

1 3 4 U. T. Sir e l iu s.

in dem lappendorf Kuolajärvi in Finnisch-Lappland in der mitte des achtzehnten jahrhunderts w ährend des ganzen jahres in gebrauch ( Fell m a n I, s. 370, III, s. 479). — Sechseckige zelte erw ähnt nach Fje l l n e r aus Pite-Lappmarken auch von Düben

(p. 126).

33. Achteckige zelte kommen wenigstens in Russisch- Lappland und bei den walđlappen Schwedens vor. Bei den letzteren sind sie heute selten. Sc h effer (p. 197) erzählt nach Wexio n iu s und Ol a u s Pe t r i, solche seien seinerzeit in Kemi- Lappland (Lappones Kemienses) und Pite-Lappmarken aufge­

baut worden. „Atque haec tuguria“, sagt er (p. 197), non destruunt, tolluntque, quando migrant alio, sed relinquunt loco suo, ut eo reversi, usurpent denuo, injectis tantum ramis aliquibus, aut corticibus, aut cespitibus, ubi forte nudata interea fuere“.

Im kirchspiel Jokkm okk im gebiet der w aldlappen von Schw eden sah Sven o n iu s ums jah r 1887 ein achteckiges zeit, das er folgendermassen beschreibt: „Der grundriss des zeltes im innern ist achteckig; zuunterst ein gezimmerter balkenver­

band, vorauf gespaltene und glatt behauene stam m e an stelle der täkaka die w ände bilden; åtnårisa befinden sich mit zw ei vuodjem au f der einen und mit einem auf der anderen seite sowie trockenstangen (hâlâkâ) schräg von dem vuodjem au f der einen seite zum oberen auf der a n d e r e n . Die dach­

wände bestehen aus drei bis vier schichten, und zw ar auf dem inneren holzwerk birkenrinde, darauf rasen und zuoberst holz- stangen“.

Aus Russisch-Lappland giebt Ailio (p. 41) den grundriss eines achteckigen zeltes, fig. 3I. Auch hier ist als unterläge des daches ein auf dem erdboden ruhender balkenverband vor­

handen.

34. Die viereckigen zelte erhalten in der regel ein zwei-, drei- oder vierschichtiges balkenfunđament. Sie kom m en vor allem bei den fischerlappen Russlands und den waldlappen S chw e­

dens (K. B. Wiklu n dł) vor. In Inari-Lappland sind sie fast vollständig verschwunden.

1 K . B. Wi k l u n d, Frân skogslapparnes land. Svenska turistfö­

reningens årskrift 1901, p. 49. (»Aus dem lande der waldlappen. Jah res­

schrift des schwedischen touristenvereins 1901.»)

Die p rim itiv . W o h n u n g en d e r finn. u. o b -u g r. Völker. 13 5

a) Das sommerzelt der fischerlappen in der zuletzt genann­

ten gegend schildern w ir nach Äimä (p. 34, 36) und Schvindt.

„Der boden“, sagt Äimä, „wird — — gepeitscht und geglättet, oder es werden wenigstens die steine und erdhöcker beseitigt, w enn solche vorhanden sind. Zuerst wird aus etw a 2 klafter langen stam m en ein drei- (bisweilen zwei-) schichtiger balken- kranz gezimmert, in dessen dem see zugekehrter w and für eine schmale türöffnung die oberen balken durchgeschlagen werden. Man sucht alsdann für die stützbäume (åtnårisa, koa- tipeeij ih = „ zeltpfosten“) des zeltes vier ca. 2 l/a klafter lange kiefern (oder birken) aus, die auf der harten Wetterseite ge­

krüm m t sind (fig. 37). In dem balkenkranz w erden auf beiden seiten ca. l/s klafter

von den ecken ein- schnitte angebracht, in die die kiefern paarweise (über dem zeit) einander gegen­

über eingelassen und mit holz- oder hornnägeln befestigt werden. Mit den oberen enden w er­

den die kiefern ver­

bunden. 1 Als türpfeiler werden zwei ähnliche bäum e einge­

fü g t2; desgleichen au f der hinterseite, damit das zeit fester steht“. Nach Schvindt beginnt das decken des zeltes mit den vuodjem, welche durch gabelhölzer, die an einer bestimmten stelle seitwärts von den åtnårisa von dem boden ausgehen, au f den åtnårisa festgehalten werden (vgl. fig. 35). Von den vuod­

jem aufw ärts werden die deckbretter mit den seiten eins auf das andere und unterhalb der vuodjem in etw as geneigter Stellung gelegt. „In den äusseren ranđ des balkenkranzes wird eine furche gehauen, in welche die auf dem ende stehenden bretter,

F1g- 37' Fitmisch-Lappland.

1 Sc h v i n d t bemerkt, dass die åtnârisa-paare nach einem älteren ver­

fahren durch eine firststange miteinander verbunden wnrden (vgl. fig. 37).

2 Sc h v i n d t giebt an, dass die türpfeiler kürzer als die åtnårisa gemacht werden, an welche sie sich stützen.