• Ei tuloksia

Skandinavischer einfluss ist in der lappischen mythologie längst erkannt und anerkannt gewesen, ohne dass eine benut- zung des lappischen materiales germanischerseits ernstlich vor­

genom m en wäre. Johan Fritzners verdienstvolle arbeit Lapper- nes hedenskap og trolddom skunst sam m enholdt med andre folks, især nordm ænnenes, tro og overtro (Historisk Tidskrift I 4 p. 135—217, Kristiania 1877) ist von den mythologen fast unbeachtet geblieben, bis Axel Olrik in seinen lehr- und geist­

reichen aufsätzen Nordisk og lappisk gudsdyrkelse und Torden- guden og hans dreng (Danske Studier 1905 p. 39—57, 129—

46, 1906 p. 65—9) die bedeutung der lappischen mythologie für das Verständnis der skandinavischen vor der vikingerzeit hervorgehoben hat.

Eine gewisse entschuldigung für die germanisten liegt in den bisherigen bearbeitungen der lappischen mythologie, welche seit Scheffers Lapponia 1673 auf einander aufgebaut haben, die aufschliisse verschiedener quellen mit einander vermengend und die angaben eines und desselben zeugen wiederholend.

Der unterschied zwischen den Originalaufzeichnungen und den Zusammenstellungen fiel mir recht in die äugen, als ich, im begriff meines vaters Julius Krohns Suomen suvun pakanalli­

nen jum alanpalvelus ‘heidnischer gottesdienst bei den finnisch- ugrischen Völkern1 herauszugeben, die lappischen m anuskripte in Upsala und Stockholm 1893 untersuchte. Seitdem hat K. B. Wiklund die hauptsächlichsten dokumente des schwedi­

schen Lapplands aus den handschriften von Sam. Rh een, Ol. Graan, Joh. Tornaeus, Ol. Petri Niurenius und N ie. Lundius

(Nyare bidrag tili kännedom om de svenska landsmålen ock svenskt folklif und Svenska landsm ål ock svenskt folklif = Archives des traditions populaires suédoises h. 64, 67, 72, 90) in den jahren 1898— 1905 veröffentlicht. Einen wichtigen bei­

trag aus dem norw egischen Lappland hat J. Qvigstad geliefert:

Kildeskrifter til den lappiske mythologi (Det Kgl. norske viden- skabers selskabs skrifter 1903 n. 1) und andere nicht weniger bedeutende sind noch zu erwarten. Neulich ist eine gross­

156 Ka a r l e Kr o h n

artige publikation über Finnisch-Lappland erschienen: Anteck- ningar under min vistelse i Lappm arken af Jacob Fellman (Helsingfors 1906, 2550 pag., nicht im buchhandel), redigiert und bestritten von seinem sohne Isak Fellm an; der zweite band derselben enthält u. a. ein mythologisches lexikon, w el­

ches nicht nur aus altbekannten quellen geschöpft hat, sondern auch ganz neue und sehr wertvolle nachrichten enthält. Schliess­

lich beleuchten die von A. Genetz in der einleitung zu seinem W örterbuche der Kolalappischen dialekte 1891, sowie die von N. Haruzin in seiner ethnographischen arbeit Russkie Lopari 1890 (Извѣстія Имп. общества любителей естествознанія, ан- тропологіи и этнографіи LXVI Москва) gesammelten traditio- nen aus Russisch-Lappland ihrerseits die frage des skandina­

vischen einflusses auf die mythologie der westlicheren lappen.

S e e le n k u ltu s .

Alle einzelheiten in einem aufsatze der F U F eingehend zu erörtern ist weder möglich noch nötig, da es sich nicht um einzelne entlehnte Vorstellungen, sondern um die Übertragung einer ganzen religionsform handelt. In der lappischen m ytho­

logie ist ursprünglich und einheimisch kaum m ehr als die pri­

mitive grundlage: die Verehrung der verstorbenen und der bärenkultus. W ie nahe dieser mit jener verbunden ist, erhellt aus der benennung der seelengeister im norwegischen und schw edischen Lappland s a iv o ‘heilig’, mit welcher nach Pehr Fjellström (1755) auch der getötete bär bezeichnet w u rd e .1

Aber nicht einmal dieser Seelenglaube hat sich der frem­

den einw irkung entziehen können. Die Vorstellung der schw e­

dischen und norw egischen lappen vom um herziehen der seelen­

geister um die Weihnachtszeit ist skandinavisch; dieselbe ver­

knüpfen die finnen mit dem Allerheiligentag (1/ n ), dem sog.

1 Kort berättelse om lapparnas björnafänge 17. »Der haupt­

mann bei der bärenjagd dreht eine biegsame rute s ö iv e r i s e mit einem ring am ende. Mit dieser schlägt er drei mal an die tür der hütte und ruft: s ö iv e âlm a , wenn ein bär, oder s ö iv e n e it, wenn eine bärin getötet worden ist. Einige übertragen dann diese namen auf den bärenmann und sein weib.»

K e k r i (urspr. ‘gespensť), welchem das weihnachtliche renntier­

opfer der russischen lappen K o w r e od. K e w r e ( F e l l m a n II 113) und die bezeichnung des lappischen aberglaubens bei den russen K a v r e j a v e r a ( G e n e tz p. X L ) entsprechen. Die benennung der lappischen weihnachtsgeister J o u lo - g a d z e (K n u d Leem Be- skrivelse over Finm arkens lapper 1767 p. 421, 482) vergleicht F r i t z n e r mit isl. J ó l a s v e i n a r (HF I 4 p. 157). O l r i k (DSt 1905 p. 46) bespricht das bei den norwegischen und schwedischen lappen bezeugte weihnachtsopfer, welches in einem m iniatur­

boote in einen baum gestellt wurde. Diese böötchen, welche mit masten und segeln versehen wurden, weisen auf skandina­

vischen einfluss hin, da die Segelfahrt in der genuinen lappi­

schen kultur — die der seelappen ist sicherlich keine nationale

— unbekannt gewesen ist.

Aus der Vorstellung vom aufenthalte der seelengeister an den einzelnen begräbnisstätten hat sich bei den norwegischen lappen erst eine gemeinsame unterweit J a b m e - a i b m o mit ihrer herrscherin J a b m e - a k k o (Leem 418) entwickelt, wohl nicht ohne einwirkung sowohl seitens der örtlichen als der persön­

lichen H e l der Skandinavier. Dieses ‘totenheim’ ist später als der ort des fegefeuers im katholischen sinne aufgefasst w or­

den, nachdem von ihm noch zwei aufenthaltsorte der verstor­

benen getrennt w aren: das himmlische heim R a d ie n - a ib m o und das unterste R o t a - a ib m o . O l r i k (DSt 1905 p. 53) m acht dar­

au f aufmerksam, dass dem pestgotte R o t a od. R u t u zur sühne ein pferd und zw ar ganz begraben w urde; weder das opfertier noch die opferart ist heimisch bei den lappen. Gleichfalls ent­

lehnte sitte ist die Opferung einer ganzen katze für die er­

w ähnte ‘todesmutter', wie auch das einschliessen eines leben­

digen hahnes als opfer (S. K i l d a l Efterretning om finners o g lappers hedenske religion, Det skandinaviske litteraturselskabs skrifter VI 467).

Ferner lenkt Olrik (DSt 1905 p. 46) die aufmerksamkeit au f die prophylaktische anw endung von messinggegenständen bei den religiösen Zeremonien der lappen, welche jedoch nie eine eigene bronzekultur besessen haben. Besonders beim bä­

renfeste kommt dieser aberglauben zum Vorschein. Die mes­

singkette, welche der norwegische lappe beim opfern um die rechte hand trägt, vergleicht Olrik (DSt 1905 p. 53—5) mit

Lappische beitrage zur germanischen mythologie. 15 7

• 5 8 Ka a r l e Kr o h n.

dem heiligen ringe, welcher auf dem altare des isländischen tempels lag, bei Opferhandlungen aber vom hofgoden am rech­

ten arm e getragen wurde. D araus folgert er weiter, dass auch die übrige tracht des norwegisch-lappischen opferers die eines skandinavischen goden sei, welche ihrerseits an die römische opferkleidung erinnert. Ausser dei armkette gehörte dazu ein gürtel von der linken schulter zur rechten zeite wie ein Ordens­

band (E. J. Je s s e n Afhandling om de norske finners og lap- pers hedenske religion 1767 p. 50), nach einem anderen be­

richte ein weisser mantel um die schultern und ein weisser frauenhut mit einem blum enkranze, wom it auch der köpf des opfertieres geschmückt w urde (Q v ig s ta d Kildeskr. 39).

S ogar die eigentümliche lappische zaubertrom m el ist von fremdem einfluss berührt worden. Ursprünglich, wie bei den schamanisten Sibiriens, ein Werkzeug zur erlangung der exstase, welche wiederum eine Verbindung mit den seelen der verstor­

benen bezweckt, hat sich diese trommel bei den lappen zu ei­

nem orakel entwickelt unter einwirkung des aus dem Süden zu den Skandinaviern und auch zu den finnen verbreiteten w ahrsagens mit einem siebe ( F r i t z n e r H T I 4 p. 191—4 und Ju l iu s Krohn Suomen suvun pakanallinen jum alanpalvelus 122—3). Trotzdem ist die lappische zaubertrom m el als ex sta­

tisches reizmittel noch in sehr später zeit angew andt worden.

Der älteste bericht aus dem 13. jahrhundert im Chronicon Norvegiae weiss bloss von dieser anw endung (P. A. Munch

Symbolae ad historiam antiquiorem rerum norvegicarum, fest- schrift Kristiania 1850 p. 4 —5 De finnis).

Horum itaque intollerabilis perfidia vix cuiquam credibilis videbitur, quantam vi diabolic[a]e superstitionis in m agica arte ex- cerceant. Sunt namque quidam ex ipsis qui quasi prophet[a]e a stolido vulgo venerantur, qui per immundum spiritum, quem g a n - d iu m 1 vocitant, multis multa prļajesagia ut eveniunt quandoque percunctati pr[a]edicent et de longinquis provinciis res

concupisci-1 Vox g a n d r nostra lingua sem per de incantationibus Finno- rum usurpatur. Anm . des herausgebers. Ü ber g a n d r bei den Skandinaviern und lappen ist F r i t z n e r s interessante Untersuchung (H T I 4 p. 16 4 —190) zu beachten.

Lappische beiträge zur germanischen mythologie. 159 biles miro modo sibi alliciunt nec non absconditos thesauros longe remoti mirifice prodeunt (!).

Quadam vero vice dum Christiani causa commercii apud Finnos ad mensam sedissent, illorum hospita subito inclinata expi- ravit. Unde Christianis multum dolentibus non mortuam, sed a gandis [aļemulorum esse depr[a]edatam, sese illam cito adepturos, ipsi Finni nihil contristati respondent. Tune quidam magus ex­

tenso panno sub quo se ad profundas veneficas incantaciones pr[a]eparet (!), quoddam vasculum ad modum caratantatorum 1 sur- sum e r e c t i s manibus extulit, c[a]etinis atque cervinis formulis cum loris et ondriolis navicula eciam cum remis occupatum, quibus vehiculis per alta nimium et devexa moncium vel profunda stagno- rum ille diabolicus gandus uteretur. Cumque diutissime incan- tando tali apparatu ibi saltasset, humo tandem prostratus, totus niger ut Ethiops, spumans ora ut puta freneticus, prļaļeruptus ventrem vix aliquando cum maximo [clamore?] emisit spiritum.

Tum alterum in magica arte peritissimum consuluerunt, quid de utrisque actum sit. Qui simili modo, sed non eodem eventu suum implevit officium. Namque hospita sana surrexit, et defunc- tum magum tali eventu interisse eis intimavit. Gandium videlicet ejus in cĮaļetinam effigiem immaginatum (!) ostio [hostili ?] gando in pr[a]eacutas sudes transformato, dum per quoddam stagnum velocissime prosiliret, malo omine obviasse, quia in stagno ejus- dem (!) profundo sudes latitantes exacti ventrem perforabant, quod et in mago domi mortuo apparuit. Item dum Finni unacum Christianis gregem squamigeram hamo carpere attemptassent, quos in casis fidelium pagani perspexerant, sacculis ferro plenis unco suo de abysso attractis scapham cum piscibus impleverunt. H[a]ec de Finnorum innumeris pr[a]estigiis carptim excerpsi et quasi quas- dam notulas tarn prophan[a]e sect[a]e plus remotis proposui.

Die hier erw ähnten \valfische, renntiere mit schneeschuh- anspann und boote mit rudern gehören wohl zu den ursprüng­

lichsten bildern der lappischen zaubertrommel und entsprechen ähnlichen abbildungen auf den trommeln des sibirischen

scha-1 Haud dubie a scriba corruptum e t a r a t a n t a r a r u m . T.

significat cribrum, instrumentum quo farina colatur. Anm. des her- ausgebers.

Ka a r l e Kr o h n.

Fig. 1 u. 2. Sibirische zaubertrommeln.

Lappische beiträge zur germanischen mythologie. 16 1

m a n e n . S ie e r in n e rn d e n z a u b e re r a n die V erkehrsm ittel s e i­

n e s g eiste s in d e r U n terw elt, d ie n e n so m it a ls s tü tz e n d er P h a n ta sie d e s tro m m e ln d e n u n d m ü s s e n d e m n a c h , w ie in Si­

birien, a u f die i n n e r e se ite d e s tro m m e lfe lls (fig. 1 o d e r a u f die ä u s s e re seite ein e s d u rc h s ic h tig e n tro m m e lfe lls fig. 2) g e ­ m a lt g e w e s e n se in .

Olrik (DSt 1905 p. 56 unter dem hinweis auf die ab- bildungen bei Julius Krohn 89 u. 114, fig. 1—3) macht auf eine sehr charakte­

ristische Überein­

stim m ung zwischen den lappischen und sibirischen abbildun- gen aufm erksam :

„ a u c h d e r ‘S o n n e n ­ s tr a h l’, w e lc h e r w ie ein la n g e r b alk en n a c h u n te n g eg e n die e rd e z ie h t u n d g a b e lfö rm ig en d ig t, ist d en tro m m e ln d er la p p e n u n d d e r s i­

b irisc h e n V ölker g e ­ m e in s a m .“ B ei d en le tz te re n ist es a b e r k e in S o n n e n stra h l, s o n d e rn ein S ch at­

te n b ild d e s h a n d - griffes, w e lc h e r ei­

n e m m e n s c h e n m it k ö p f u n d fü sse n ä h n ­ lich g e s c h n itz t w ird u n d v o m q u e rh o lz e g le ic h sa m se in e a r ­ m e e rh ä lt. E in k re u z ­ a rtig e r h a n d g rif f d e r

z a u b e rtro m m e l k o m m t a u c h bei d e n la p p e n v o r (Julius Krohn

120), u n d d erse lb e ist a u g e n sc h e in lic h in d e n k re u z a rtig e n ‘S on­

n e n s tra h le n ’ e rh a lte n , a n d e n e n n ic h t n u r die fü sse u n te n , s o n -F ig , 3 = F r i i s Lappisk Mythologi n:o i p.

3 1 ; vgl. Q v i g s t a d Kildeskr. 63—4. 1) H ora­

galles; 2) Varalden-olmai; 3) Bieka-galles; 10 — 12) Ailekes-olmak; 18) Ju k sak k a; 19) Sarakka;

20) M aderakka; 23) Leib-olmai.

1 Ó2 Ka a r l e Kr o h n.

dem auch der köpf oben (fig. 4) erkennbar ist. In der unm it­

telbaren nähe dieses kreuzes sehen w ir die im Chronicon

Nor-IIJŚ"

F ig . 4 = F r i i s L M n:o 4 p. 3 5 . 1 5 ) R eisender lappe; 2 4 ) Z aub ervo­

g e l; 2 5 ) Z auberfisch ( F r i i s ’ erklärung).

vegiae erw ähnten renntiere und fische, auch vögel, die dem geiste des Zauberers bei seiner unterw eltsfahrt behülflich sind. Die m itt­

Lappische beiträge zur germanischen mythologie. 1 63

leren fìguren der lappischen zaubertrom mel enthalten somit die älteren Zeichnungen, welche später auf der äusseren seite des trommelfeiles angebracht, mit zahlreichen Zusätzen bereichert w orden sind, um bei der neueren anw endung der trommel als orakel das bedíirfnis mehrerer bilder zu befriedigen.

S o n n e n k u lt u s .

Die sonne und den mond finden w ir wohl gelegentlich a u f den sibirischen zaubertrom meln abgebildet. Die Stellung der sonne in der mitte des lappischen kreuzbildes ist jedoch ganz eigenartig und nicht ursprünglich. Der sonnenkultus der lappen hat überhaupt w enig entsprechendes bei den übrigen finnisch-ugrischen Völkern und ist augenscheinlich den Skandi­

naviern entlehnt. Ol r ik (DSt p. 40— 2) vergleicht mit der son­

nenscheibe aus dem bronzealter der Skandinavier die sitte der lappen der sonne eine abbildung derselben als opfergabe zu widmen. E r erinnert ferner daran, wie die lappen am neu­

jahrstage einen ring aus messing der sonne zum opfer ins w asser werfen, um ein Wahrzeichen fürs neue jahr zu erhal­

ten, und wie diejenigen lappen, die sich im gebirge verirrt haben, der sonne oder dem monde ein holz mit einem loche opfern, indem sie die sonne resp. den m ond durch dasselbe scheinen lassen; eine parallele des letzteren findet er in den runden durchlöcherten harzscheiben des bronzealters. Ferner lesen w ir bei Je s se n (p. 47 übers.): Cum Soli vel Lunae fa- ciendum esset, ad utriusque Idoli latus lignum, superne in for- mam circuli, variis distincti mucronibus efformatum, et sanguine victimae delibutum, exsuscitare solebant. Sigvard Kil d a l (p.

452) berichtet, dass am Johanni-abend der sonne zu ehren ein ing aus laub oder gras, ein sog. s o n n e n r i n g , aufgehängt und mehlgrütze mit butter darin -'gekocht w urde (dieselbe sonnen- grütze erw ähnen auch Leem 411 und Je s se n 18). Die un- ursprünglichkeit des mehlspeiseopfers bei den lappen, welche das getreide von den skandinavischen nachbarn kaufen müssen, hat Ol r ik (DSt 1905 p. 45) im Zusammenhang mit der Sarakka-

« Nornen-)grütze nachgewiesen. Dass die lappen in Finm ar- ken, w enn die sonne nach der Wintersonnenwende zum -ersten

Ka a r l e Kr o h n.

male wieder erschienen ist, ihre türen schmieren (Leem 5 0 6 ; vgl. F r iis Lappisk mythologi 84, wo jedoch bei der benennung 'B eſolkningen’ die nationalität zweifelhaft bleibt), ist eine nach- ahm ung der norwegischen sitte butter an die stelle des hauses schmieren, w orauf der erste Sonnenstrahl fiel ( Iv a r M o rte n sso n u. O lr ik Spor af soldyrkelsen i Norge DSt 1905 p. 115, 118).

Die weibliche aufľassung der sonne bei den norwegischen lap­

pen: B e i v e - n e i d (S. K i l d a l 45 2 ) od. S o la - n ie id e (Je ss e n 6 3 ) 'sonnenm aiď , ist vielleicht auch auf das feminine geschlecht

der s o l im skandinavischen zurückzuführen.

D o n n e r k u lt u s .

Dass die Verehrung des donners bei den lappen vom skandinavischen Thorkultus beeinflusst worden, ist eine längst anerkannte tatsache. F r i t z n e r (HT I 4 p. 145) weist au f den ' nam en H o r a - g a lle s (auch T h o r a - g a lle s , S. K i l d a l 4 5 3 ) der norwegischen und skandinavischen lappen hin, welcher dem

T o r e k a r l (auch - k a ll ausgesprochen) des norw egischen und schwedischen Thorliedes entspricht (vgl. ferner H o r a n - o r ia s

und T o r a t - u r o s , J e s s e n 19 u. Q v ig s ta d Kildeskr. 6). O l r i k (DSt 1895 p. 47—9 ) sieht nordischen einfluss im ham m er des lappi­

schen donnergottes und vergleicht die abbildungen, in w elchen er zwei hammer, einen schlagham m er und einen kreuzham m er in den händen hält, mit den doppelten metallenen Thorhäm m ern, welche M agnus der starke von einer insei Schw edens mit­

brachte, sowie den paarweise gefundenen axthäm m ern aus bronze.

Dass dem lappischen donnergott zu ehren ein grösser aus holz geschnitzter ham m er aufgestellt wurde, ist bezeugt ( Je ss e n 47, auch S. K i l d a l 4 5 4 ); andererseits w ird ausdrücklich erklärt, dass die ihm geweihten langen und grossen häm m er opfer­

gegenstände gewesen sind (Q v ig s ta d Kildeskr. 36). Die an- gabe eines anonym us in S c h e f f e r ’s Lapponia ( І67З p. 105), dass der köpf dieses lappischen götzen mit einem stählernen oder eisernen nagel und einem stück kieseistein beschlagen wird, hat G u s t a f v. D üben (Lappland och lapparne 1873 p. 229) mit der nordischen sage von Hrungnir, aus dessen Wetzstein ein abgebrochenes stück in T hors haupte stecken bleibt, ver­

glichen.

Lappische beiträge zur germanischen mythologie. 165

Ė s kann nur mehr die frage sein, ob der donnerkul- tus bei den lappen überhaupt einheimisch sei. Sie besitzen einen eigenen nam en für den donnergott: D ie r m e s , welchen C a s t r é n (Finnische mythologie 50) mit dem ostjakischen him- melsgotte T ü r m , T ō r o m verbunden hat. Denselben kennen auch die russischen lappen in der form T īr m e s , bringen ihm aber keine opfer dar. Von den ostjaken kennt bloss der südlichste zw eig einen donnerkultus: w enn sich der donner zum ersten mal im frühling hören lässt, wird ihm grütze au f dem hofe zum opfer hingestellt; schon die mehlspeise zeugt, wie beim lappischen sonnenopfer, von fremdem einfluss. Die ersamord w inen haben ihren donnergott P u ŕ g i ú e den litauem entlehnt, deren P e r k u n a s auch im finnischen: P e r k e l e ‘teufeľ und est­

nischen: P ô r g e l , P ő r g ‘teufeľ, hölle (vgl. P e r c k u n n o h l ‘don- nerkeiľ bei G ö se k e n 1660) vorkommt. Der mokschamorđv.

a ť a m (vgl. a ť a ‘vater’) ist mit dem fi. U k k o ‘alter, donnergotť und estn. Ä io ‘zum teufeľ (vgl. ä i ‘Schwiegervater’ und ä ik e n e

‘donner’) zu vergleichen. Letzterem, welcher auch in den finni­

schen runen vorkommt ( Ä ij ö n p o ik a ‘sohn des teufels’) schliesst sich das schwedisch-lappische A ij a ‘grossvater, donner an (L in d a h l & Ö h r lin g Lexicon lapponicum 1780 p. 4). F r it z - n e r (HT I p. 145—6) bringt diese natnen in Verbindung mit dem schwedischen G o d g u b b e n , G o d ſ a r ‘guter alter, guter vater’

sow ie mit dem epithete V o r g a m le f a d e r ‘unser alter vater’

in einer dänischen Variante des Thorliedes; auch die nor­

wegische benennung T o r e k a r l erklärt er aus der Vorstellung T hors als eines älteren hausvaters. Dass diese Vorstellung von den Skandinaviern zu den finnen, esten und lappen übertragen w orden, wird ferner durch den nam en des kriegsgottes der tavastier bei Agricola: T u r is a s ( T u r is ä od. is ä n e n ‘T hor vater od. Väterchen’, vgl. die benennung des donners I s ä in e n ( P o r­

th a n Op. Sel. IV 54) bestätigt, ln einigen finnischen zauber- liedern sehen w ir T u u r i mit U k k o wechseln ( K a a r l e K ro h n Kalevalan runojen historia 631). Im kriegsrufe der öselschen esten bei Heinrich dem Letten T a r - a b it a ‘T ar hilf’ (vgl. den livländischen Ortsnamen T o r e id a ) finden w ir den T hor der Schweden wieder, wrelche noch heutzutage auf einigen nachbar- inseln wohnen und früher auf Öse! selbst neben den esten lebten. G. M. K n ü p ffe r (Inland 1836 n. 22) behauptet von

äl-I 6 6 Ka a r l e Kr o h n.

teren esten gehört zu haben, dass ihre Vorfahren diesen gott bald T o r bald T a r genannt haben, z. b. T a r is a ‘T ar vater’. 1 In den lappischen sagen vom donnergotte springt das fremdartige leicht ins äuge. Die Verfolgung der bösen trollen (R heen Sv. L. h. 6 4 p. 35) hat v. D üben (p. 231) als eine skandinavische Vorstellung ausgeschieden. Die einsperrung und fesselung durch einen J e t t a n a s ‘riesen’ und die befreiung durch einen der knechte des donnergottes ( F e llm a n II 102) sind eben­

falls skandinavischen Ursprunges und zw ar nicht nur inbetreff des befreiers, welchen O lr ik (DSt 1905 p. 49, 1906 p. 65—9) mit T hors gehilfen Thjalfe vergleicht, sondern auch hinsichtlich des J e t t a n a s « schwed. j ä t t e etc., vgl. F r i t z n e r H T I 4 p. 159), welcher bei den lappen ebenso w enig wie der t r o l l einheimisch ist ( F e llm a n II 102, anm. v. L a e s ta d iu s ) . E s sind wie L a e s t a ­ d iu s am rande des Fellmanschen m anuskriptes bemerkt: l å n a đ e h i s t o r i e r 'entlehnte geschichten’, wie ähnliche sagen der esten und rinnen vom raube der sackpfeife des đonners oder der don- nerw erkzeuge desselben (H. J a n n s e n Märchen und sagen des estnischen volkes I n. 10, II n. 4 und K a a r l e K ro h n ’s Verzeich­

nis der handschriftlichen m ärchenaufzeichnungen III 92 in Suomi II 17 p. 355). Bei den letzteren Völkern sind es späte entleh- nungen von märchen, die bei ihren skandinavischen nachbam in christlicher zeit (teufel als räuber) im schw änge gew esen sind. Die lappische Variante kann wohl, auch in dem falle, dass sie eine ältere nordische Überlieferung repräsentierte, in späterer zeit zu den lappen gedrungen sein. 2

1 Diese angabe ist die einzige aus späterer zeit, welche ei­

nigen anspruch auf glaubwürdigkeit haben könnte; alle übrigen, die wir bei F ä h l m a n n , K r e u t z w a l d u . a. über T a a r a finden, sind ge­

lehrte konjekturen. Verdächtig ist auch das Vorkommen des Tur- r i s bei P e t e r s o n (Rosenplänters Beiträge XIV 1 6 ) und K r e u t z ­ w a l d ( N e u s Ehstnische Volkslieder n. 1 6 ) .

2 Ob die anderen angaben bei F e l l m a n zur annahme noch äl­

terer sagenformen berechtigen, wie O l r i k (DSt 1 9 0 6 p. 6 8 — - 9 ) meint, ist unsicher. Der satz unter der rubrik Atsche ( F e l l m a n II 85) r

»während seines aufenthaltes in einer solchen höhle wurde der donnergott Aijeg einmal von Jeettanas gefangen genommen (wor­

über weiter unter J.)», braucht nicht so verstanden zu werden,

dass-Lappische beitrage zur germanischen mythologie. 1 67

Eine augenscheinlich entlehnte Vorstellung ist auch die gemahlin des donnergottes bei den finnischen lappen nach F e llm a n (II 147): R a v d n a , U k k o s gemahlin, die kinderlose, welche nie gebiert; sie w ird auch A k k o genannt; die Vogel­

beeren w aren ihr geheiligt, diese w uchsen auch reichlich in der nähe ihrer grotten.“ In der appellativen bedeutung ‘vogel- beerbaum’ kom mt r a u n , r a u d n a im schwedisch-lappischen vor (L in d a h l & Ö h r lin g Lex. 373). Der lappischen R a u d n a en t­

spricht in dem finnischen götterverzeichnis von Agricola (FU F IV 247) Ukkos gemahlin R a u n i ; beide hat E. N. S e t ä l ä neuer­

dings mit isl. r e y n i r , schwed. r ö n n zusammengestellt und spu­

ren einer ähnlichen Vorstellung des vogelbeerbaumes als ge­

mahlin des donnergottes bei den Skandinaviern nachgewiesen (vortrag in der Finnisch-ugrischen Gesellschaft 1 9 2e/ 506).

W ahrscheinlich denselben nam en enthält eine finnische rune aus W erm land in der form R ü ö n i k k ä (Vir. 1905 p. 108;

auch R ö n n i k k ä (V. Salminen handschr. n. 59 9 ).1 Die ver-der donnergott in seiner eigenen grotte festgehalten wurde, da gerade auf die erwähnte sage hingewiesen wird, in welcher der donnergott Termes von Jettanas in dessen grotte gefesselt gehalten wurde, ln der systematischen Zusammenstellung F e llm a n s (II 61) lesen wir, dass der donnergott Oragalles wegen seiner unbändigkeit gefesselt gedacht wurde und gelöst werden musste, um überhaupt etwas, sei es gutes oder böses, bewirken zu können; »er war nämlich so­

wohl gut als böse, weil er sowohl von gutem als bösem abstammte, als sohn des teufels und Zögling Gottes.» Es ist zweifelhaft, ob hier auf eine andere sage angespielt wird als diejenige bei P e h r H ö g s t r ö m (Beskrifning öfwer de til Sweriges Krona lydande Lapmarker 1746? p. 177) von der Schöpfung des A ij e k e durch den P e r k e l in einer Steinklippe, aus welcher ihn J u b m e l heraus­

genommen und erzogen; »da er also des teufels kind und Gottes zögling ist, so ist seine natur sowohl gut als böse.» — Die ver­

schiedenen namen des donnergottes an den angeführten stellen gebraucht F e llm a n als synonyme.

1 Neben U k k o , V i s a k a n t a und den m u u t ju m a la t od. p e r ­ k e l e e t den anderen göttern od. teufeln3 in den parallelzeilen;

vgl. in finnisch- und russisch-karelischen Varianten desselben liedes U k k o , V ir o k a n n a s und m u u t j u m a l a t ( K a a r l e K r o h n Kaleva­

lan runojen historia 629 — 30).

ı 6 8 Ka a r l e Kr o h n.

ehrung des vogelbeerbaumes in Finland ist sowohl in den aber­

gläubischen gebrauchen als in den liedern bezeugt. Es genügt ein paar stellen im Kalevala hervorzuheben. Als der Pohjola- hund in der 18. rune die ankunft von gästen durch anhalten­

des bellen angiebt, wird die beschaťfenheit der gäste durch ein orakel erraten, indem holz vom vogelbeerbaume ins feuer g e­

worfen wird (vv. 561—84, vgl. Europaeus G 656 aus Ilomantsi:

träufeln des blutes bedeutet krieg, des w assers freier).

In der 23. rune (vv. 223 — 6) wird der jungen braut vor­

gehalten, dass die vogelbeerbaume au f dem hofe heilig sind, die äste dieser bäume auch heilig, noch heiliger aber die bee­

ren derselben l. Ich möchte hervorheben, dass sowohl dieses finnische zeugnis als der lappische bericht das hauptgew icht aut die heiligkeit der b e e re des vogelbeerbaumes legen. In ei­

ner interessanten abhandlung von Torgny Segerstedt Ekguden i Dodona (Lunds universitets årskrift NF I 1. 1) wird hervor­

gehoben, dass der donnergott mit der eiche in innigster Ver­

bindung gestanden und sogar identisch gew esen ist und dass die Verehrung der eiche sich eigentlich au f die e ic h e In bezogen hat, welche in uralten zeiten nicht bloss als schweinefutter, son­

dern auch als menschliche speise gedient haben. Könnte auch die heilighaltung der Vogelbeere einen praktischen grund haben?

Priapkultus.

„Die Sorgfalt, mit welcher die lappen die geschlechtsteile des geschlachteten renntierochsen aufbew ahren, steht vielleicht in Verbindung mit der grundlage dessen, w as in der Volsa- tháttr (Flateyjarbók II 332—5) erzählt wird, wie auch mit dem nordischen priapkulte überhaupt“, bemerkt F r i t z n e r ( H T I 4 p.

207—8). Olrik (DSt 1905 p. 50 — 1) stellt den Varalden-olm ai 1 Die vorhergehenden und die nachfolgenden zeilen (vv. 22 1

— 2, 227— 30): »fürchte sehr die vogelbeerbäume auf dem hofe»

— »mit diesen (ästen) wirst du gezüchtigt, um deinem manne zu gehorchen», sind von Lönnrot zusammengestellt; in der älteren re- daktion des Kalevala (r. 15 vv. 280 — 2) sowie in seinen quellen (Lönn­

rot A II 3 n. 65 u. 77) wird die heilighaltung des vogelbeerbau­

mes unter den pflichten der hausfrau aufgezählt.

Lappische beitrage zur germanischen mythologie. 1 69

der lappen mit dem epithete des Freyr v e r a l d a r g o đ zusam ­ men, auf grund des folgenden berichtes in dem von Q v ig stad (Kildeskr. 10—2) veröffentlichten sog. Näröm anuskript von J o ­ h an R a n d u lf (1723).

Sie haben einen zweiten götzen nächst H o r a G a lle s oder T h o r oder Jupiter, welchen sie W a r a l d e n o lm a y , d. h. den m a n n d e r w e it, nennen, und dieser ist derselbe wie Saturnus. Diesen götzen malen sie auf der zaubertrommel ab mit einer krummen linie mit verschiedenen zacken über dem haupte, was fruchtbarkeit sowohl der erde und des meeres als auch des viehs bezeichnen soll;

darum flehen sie ihn an, dass er die gerste im lande gut gedeihen lasse, damit sie gerste, auch bier, branntwein und alles, was von der gerste kommt, wohlfeil kaufen können, was sie mit der hacke bezeichnen wollen, die er in der hand hält und womit die erde vom Restmand (so nennen sie die Christen) behauen werden soll, wenn die saat ausgesät ist; ebenso rufen sie ihn auch an, dass er das meer fruchtbar mache, damit sie viele fische bekommen (das tun besonders die seefinnen), dass er ihren renntieren fruchtbar­

keit verleihe, sodass sie viele kälber werfen, dass er das moos auf den bergen fruchtbar mache, welches ihre renntiere fressen, damit sie viel renntierkäse, renntierbutter etc. bekom m en; mit einem w o rt:

alles was wachsen kann oder gezüchtet werden kann, darum rufen sie W a r a l d e n O lm a y oder Saturnus an.

Dass dieser lappische gott mit gerätschaften des acker- m annes auftritt und angefleht wird, um den norw egern gutes gedeihen der gerste zu verleihen, bezeugt, wie Olrik bemerkt, fremden einfluss. Der nam e V e r a ld e n - o lm a i ist auch aus Schwedisch-Lappland bekannt (Qvigstad Kildeskr. 10 anm.).

Ein 60-jähriger lappe hat bei einer Visitation in Piteå 1688 ein­

gestanden, er habe drei götterbilder aus holz: i) von Thor, 2) von T hors engel und 3) vom W eltm anne oder Gott (Svensk hist, tidskr. 1891 p. 230). Dass der schwedisch-lappische S t o r - j u n k a r e dieselbe gottheit bezeichnet, hat Olrik richtig aufge­

fasst. 1

1 Doch wird Storjunkare bei den alten schwedischen bericht- erstattern auch in der bedeutung eines Steingötzen angewandt.