• Ei tuloksia

1 Natur-Enzyklopädien

2.1 Handschrift

Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. med. et phys. 2° 15.

Papier, 270 erhaltene und mit neuer Zählung gezeichnete Blätter. leer:

266v-270".

Größe: 2° (41 x 29 cm). Schriftspiegel: zweispaltig 32 x 20 cm. Er ist in 2 Spalten zu meist 40 Zeilen eingeteilt. Spaltenbreite: ca. 8 cm. 1. Hand:

1 r-262"\ 2. Hand: 262"b-266ra, 3. Hand: 266rb_

Lagen: V-6 (F-4"), V-1/+1 (5r-14"), V /-1 (15r-23"), 2 V (24r-43"), V-2 (441'-51"), 3 V (52r-81"), V-4 (82r-87"), 2 V (881'-107"), V-1 (108'-116"), V-3 (1171'-123"), V-1 (1241'-132"), V (133r-142"), V-1 (1431"-151"), V (152r-161"), V-2 (162'-169"), 5 V (170r-219"), II (2201'-223"), V (2241'-233"), V-1 (234r_ 242"), 2 V (243r-262"), IV (263'-270").

Die Blätter 1-13 sind der unzerstörte Rest zweier Lagen (vermutlich Quinionen). Die Blätter 1-4 sind heute miteinander verklebt. Nach Bl. 4 ist Textverlust festzustellen, der dem Umfang von zwei Blättern entspricht.

Bl. 14 der 3. Lage wurde vom Restaurator an Bl. 13 der 2. Lage angeklebt.

Es fehlen außer den ersten 5 Blättern mit Textverlust: 4ab, 47", 49", 81"bcd, 1148, 12oab, 123", 129", 149", 168ab, 234a_ Diagonal ausgerissen sind die Blätter: 97, 264; Abb. wurden herausgetrennt auf: 68"• (Elefant), 95ra (Vo­

geldarstellung), 169ra (Skorpion), 199ra (Weinstock), 237ra (Venus, auf der Rückseite: Sonne), 262ra (Mond), 263rb (Kometen), 265rb (zwei Liebende); auf den Blällern 243-270 isl die gesamte Hs. durch Wassereinwirkung im un­

teren Drittel der 2. und 3. Textspalte beschädigt. Teilweise kann der be­

troffene Text nur mit Hilfe einer Quarzlampe zuverlässig gelesen werden.

87 Siehe den Hinweis bei HANS RuPPRICH, Die deutsche Literatur vom späten Mittel­

alter bis zum Barock. Das ausgehende Mittelalter, Humanismus und Renaissance 1370-1520 (Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegen­

wart, hrsg. v. HELMUT DE BooR und RICHARD WAGNER, 4. Bd., 1. Teil), München 1970, s. 350.

2.1 Handschrift 23 Alle Lagen - außer 1, 6, 17, 28, 29, 30 - tragen Reklamanten und darüberhinaus die Lagen 3, 4, 10, 12, 15, 16, 20-26 Kustoden. Reklamanten und Kustoden sind teilweise beschnitten.

Die Beschläge des mit Leder bezogenen Holzdeckels sowie die bei­

den Schließen fehlen. An 13 Blättern ist der Ansatz von inzwischen abge­

schnittenen Lederlaschen zu erkennen, die, mit Ausnahme von Buch 1, 7, 10 und 13, den Beginn eines Buches markieren. Sie befinden sich an fol­

Eintragungen einer Hand des 16. Jahrhunderts (?): rechts neben 186rb von unten nach oben: so soll ich den; zwischen 225ra und 225rb von unten nach oben: ACHilles ist ein Stayn; links oben neben 265"a unter einem auf den Text (Nv ist zd sagen von mässikait des minnends) verweisenden Händchen:

Oho vnklar da fügten wol in ain frawenZimer, sciliter; unter 266rb (Kolophon):

Nota. Was für ein sauberer vnd tüchtiger translator vnser Petrus Königschlach' sey kan d' leser vß dem nachsten blat vnd letsen stuck diß wercks wol abne1flen da er musz dan [Text fehlt aufgrund von Wasserschaden] Jn grob von den flai­

sclichen wercken vor [Text fehlt] alz ain flaisclich' Mensh redet. Aus derselben Zeit dürften die gepreßten Blüten stammen auf: 192", 204", 208r, 209r; Pig­

mentflecke von Blüten: 211 r, 213,..

Sprache: schwäbisch.

Literatur: FRIEDRICH KAUFFMANN, Geschichte der schwäbischen Mundart im Mittelalter und in der Neuzeit mit Textproben und einer Ge­

schichte der Schriftsprache in Schwaben, Straßburg 1890 (Nachdruck er­

weitert mit einer Einleitung von STEFAN SoNDEREGGER [S. xxix-xxxviii], Berlin/ New York 1978); ULLA-B. KuECHEN, Wechselbeziehung zwischen allegorischer Naturdeutung und der naturkundlichen Kenntnis von Mu­

schel, Schnecke und Nautilus, in: Formen und Funktion der Allegorie -Symposion Wolfenbüttel 1978, hrsg. v. WALTER HAUG (Germanistische Symposien - Berichtsbände 3), Stuttgart 1979, S. 478-514.

Inhalt:

4. >Von vierfüßigen Tieren< mit 95 111. und Reg. voraus (51 "a_94vb) 5. >Von den Vögeln< mit 94 111. und Reg. voraus (94"b-130rb)

24 2.1 Handschrift

6. >Von Meerungeheuern< mit 59 Ill. und Reg. voraus (130rb_144ra) 7. >Von den Fischen< mit 81 Ill. und Reg. voraus (144ra-16l"b) 8. >Von den Schlangen< mit 32 Ill. und Reg. voraus (16l"b-17lvb) 9. >Von den Würmern< mit 53 Ill. und Reg. voraus (17l"b-186"") 10. >Von gewöhnlichen Bäumen< mit 49 111. und Reg. voraus

(186"b-200'b)

11. >Von Gewürzbäumen< mit 33 Ill. und Reg. voraus (200'b-209"b) 12. >Von den Kräutern< mit 31 Ill. und Reg. voraus (209"b-216"b) 13. >Von den Brunnen< mit 2 111. und Reg. voraus (216"b-218"") 14. >Von den Edelsteinen< mit 32 Ill. und Reg. voraus (218"b-227'") 15. >Von den Metallen< mit 8 Ill. und Reg. voraus (227'a-23orb) 16. >Von den sieben Luftregionen< mit 7 Ill. und Reg. voraus (230rb_

234"b)

17. >Von der Himmelskugel und den sieben Planeten< mit 5 Ill.

(234 vb_24 l vb)

18. >Von den Wettererscheinungen< mit 7 Ill. (242ra-245"b) 19. >Von den Elementen< mit 5 Ill. (246'"-252"b)

20. >Vom Himmelsschmuck< mit 7 Ill. (253ra-262"b) II. >Gesundheitsregiment<88 mit 2 Ill. (263r"-266ra) III. >Schlußwort< (lat.) (266rb)

Cod. med. et phys. 2° 15 teilt auf Bl. 266ra den Übersetzer, die (einzige) literarische Quelle, den Auftraggeber und das Entstehungsjahr mit:

Petrus Königschlacher RP.rtnr sr.olarum et prothonot11rius opidi wallsee Tmnst11lit hunc librum de naturis rerum [ ... ] ad instanciam generosi et nobilis viri domini Geori dapiferi de waltpurg [ ... ] et finiuit [ ... ] Anno domini M0 cccc Jxxij0

Über die Geschichte der Königschlacher-Handschrift, d.h. wer ihre Vor­

besitzer waren, wie sie nach Stuttgart gelangte, wann die Schäden (vor allem Wasserschäden und Bilderraub) angerichtet wurden, kann nicht mehr viel in Erfahrung gebracht werden. Es muß leider davon ausgegan­

gen werden, daß in dieser Hinsicht wertvolle Unterlagen jenem Teil der Bibliotheksbestände angehörten, die im September 1944 in Stuttgart zer­

stört wurden.89 Allein die sehr niedrige Nummer des Codex (15) deutet darauf hin, daß die Handschrift bereits zu den Anfangsbeständen der Öf­

fentlichen Bibliothek gehörte, die Herzog Carl Eugen 1765 in Ludwigsburg

88 Den lateinischen Text dieser Gesundheitsregeln veröffentlichte CHRISTOPH FERCKEL, Ein Gesundheitsregiment für Herzog Albrecht von Österreich aus dem 14. Jahr­

hundert, in: Archiv für Geschichte der Medizin XI (1918) 1-21. FERCKEL ediert zudem Teile der Übersetzung Königschlachers und führt dabei Folioangaben an, die alle, gegenüber der heutigen Zählung, um 2 erhöht sind. Dies legt den Schluß nahe, daß damals die Handschrift noch nicht foliiert war und FERCKEL zwei Blat­

treste bei seiner Zählung mitgerechnet hatte.

89 Siehe dazu WILHELM ToTOK und KARL-HEINZ WEIMANN, Regionalbibliotheken in der Bundesrepublik Deutschland (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliogra­

phie, Sonderheft 11), Frankfurt 1971, S. 256.

2.1 Handschrift 25

gegründet hatte und die kurz darauf nach Stuttgart verlegt wurde. Ihr erster Bibliothekar nämlich, Johann Gottlieb Schott, begann im Jahre 1786 mit der Anfertigung von Handschriftenkatalogen90, wofür er bei der Klas­

sifizierung der Handschriften 13 Gruppen unterschied, zu denen u.a. die

»medici et physici«91 gehörten. »Innerhalb der Gruppen wurde keine wei­

tere sachliche Ordnung hergestellt, sondern die Handschriften sollten nach der Reihenfolge des Zugangs aneinander gereiht werden.«92 Im Falle des Cod. med. et phys. 2° 15 ist anzunehmen, daß diese Handschrift zu den ersten zählte, die Schott mit einer Signatur versah. Die Numerierung der

»breviarii«93 zeigt augenfällig den Zeitraum, in dem diese Codices erwor­

ben wurden. Denn »die Abfolge der durch die in den Jahren nach 1803 erfolgten Säkularisation der Klöster übernommenen Handschriften wird deutlich durch das Einsetzen der Komburger Handschriften (ab Cod.brev. 85), es folgen Ellwangen (ab 90), Heilbronn (95), Zwiefalten (ab 96). [ ... ]Vor den Komburger Handschriften liegt eine Zäsur. Bis dahin wurden die Handschriften vor der Säkularisation erworben.«94 Ob aller­

dings der Cod. med. et phys. 2° 15 dem Grundbestand der Öffentlichen Bibliothek angehörte oder zwischen den Jahren 1765 und 1803 aufgenom­

men wurde, kann nicht mehr festgestellt werden.

Bei den zahlreichen Illustrationen des Cod. med. et phys. 2° 15 gilt es zu bedenken, »daß sie, wie jede Buchillustration, zwei ihrem Wesen nach grundverschiedenen Funktionen dienen [können]: Der Ausschmückung [ . .. ] oder der Erklärung und Erläuterung des Textes.«95 Obwohl immer­

noch eine kunsthistorische Gesamtinterpretation der Abbildungen fehlt, konnte ALFRED WALZ eine Verbindung zwischen den Illustrationen der Königschlacher-Handschrift und den prächtigen Abbildungen der Stutt­

garter Handschrift Cod. brev. 12 des Gebetsbuchs von Truchseß Georg II aus dem Jahre 1476 nachweisen.96 Außerdem stammen aus derselben Buch­

malerwerkstatt auch die Darstellungen dreier weiterer Handschriften. Es handelt sich dabei um das lateinische Gebetsbuch Cod. brev. 113, das Heinrich Österreicher von Schussenried zugeschrieben wird97, Cod. cam. et

90 Siehe KARL LÖFFLER, Geschichte der Württembergischen Landesbibliothek (Beihef-te zum Zentralblatt für Bibliothekswesen 50), Leipzig 1923, S. 274.

91 Siehe ebda., S. 83.

92 Ebda., S. 83-84.

93 Die »medici et physici« sind noch nicht beschrieben.

94 VIRGIL ERNST FIALA und WOLFGANG IRTENKAUF, Codices Breviarii (Cod. brev.

1-167) (Die Handschriften der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart. Er­

ste Reihe - dritter Band. Codices Breviarii), Wiesbaden 1977, S. X.

95 CLAUS NISSEN, Die naturwissenschaftliche Illustration - Ein geschichtlicher Über­

blick, Bad Münster am Stein 1950, S. 5.

96 ALFRED WALZ, Kunstgeschichtliche Untersuchungen, in: HANSMARTIN DECKER HAUFF, WOLFGANG lRTENKAUF, GERHARD KONZELMANN, JOHANNES RATHOFER, ALFRED WALZ, Waldburg-Gebetbuch. Cod. brev. 12 der Württembergischen Lan­

desbibliothek Stuttgart. Einführung und Kommentar. Stuttgart 1987, hier S. 60-61.

Siehe auch FIALA / IRTENKAUF (Anm. 94) S. 145-147.

97 Siehe GERHARD Eis, Österreicher, Heinrich, in: 1VL, 5. Bd., Sp. 800-801.

26 2.2 Auftraggeber

oec. 2"1, »dessen Text (>Columella<) Abt Heinrich Österreicher 1491 für Graf Eberhard im Bart von Württemberg ins Deutsche übersetzt hat,«98 sowie das Salemer Graduale Cod. Sal. XI, 4 von 146399 der Heidelberger Universitätsbibliothek. Es steht damit fest, daß die oben aufgeführten fünf Handschriften in einer Buchmalerwerkstatt Oberschwabens ausge­

schmückt wurden. Allerdings muß es »der zukünftigen Forschung über­

lassen sein, weitere Arbeiten dieser bisher in der Kunstgeschichte zuwenig beachteten Werkstatt aufzuspüren und ihre Lokalisierung zu präzisie­

ren.« 100