• Ei tuloksia

EINBANDDEKOR UND EINBANDSCHULEN

7. Die Einbandgruppe von Urban Dene

7.1. Beschreibung der Einbände und ihres Dekors

Bei den im Tallinner Stadtarchiv aufbewahrten Einbänden handelt es sich um eine Drucksache und drei handschriftliche Quellen. Alle Einbände sind in Blinddrucktechnik ausgeführt, der klassische Grundsatz der Rahmenkompo-sition ist eingehalten. Bei der Verzierung der Einbände dieser Gruppe wurden drei Rollen und zwei Einzelstempel eingesetzt. Die Rollen sind folgenderma-ßen gestaltet: Pflanzenranke mit einer Schwertlilie, figurale Rolle mit vier Bibelszenen und der Jahreszahl 1544 und Rolle mit drei Personifikationen und der gleichen Jahreszahl 1544. Von den Einzelstempeln ist der eine mit einem Zweig und einem Aldus-Blättchen, der zweite mit einem Zweig mit drei Blüten versehen. Der erste Einband gehörte Urban Dene, die übrigen mit weichen Deckeln aber nicht. Die drei Mappeneinbände zeigen gleiche Stempelabdrücke wie die auf dem Einband mit dem Namen von Urban Dene, allen Anschein nach sind sie in der gleichen Werkstatt gefertigt und werden deswegen auch hier behandelt.

(1) Der erste im Tallinner Stadtarchiv aufbewahrte und in diese Einbandgruppe gehörende Einband beinhaltet ein Konvolut, das aus sieben verschiedenen eingebundenen Drucksachen über Planeten und Astrologie sowie einer hand-schriftlichen Anlage besteht.525 Die Anlage stammt vom Tallinner Ratsherrn Johann Rötgers, dessen verwitwete Schwiegertochter, die Frau seines verstor-benen Sohnes Martin Rötgers, Urban Dene im Jahre 1536 geheiratet hatte.526 Das Vorhandensein des Textes des Ratsherrn im Buch von Urban Dene könnte ein Beweis dafür sein, dass das Buch in Tallinn eingebunden wurde. Bei einer näheren Betrachtung lässt sich aber erkennen, dass die Blätter erst nach dem Einbinden dem Buch hinzugefügt worden sind. Andererseits sind sowohl das Buch von Urban Dene als auch das Traktat des Ratsherrn über gute und üble Tage ein interessantes Beispiel dafür, wie ernst die Menschen im 16. Jahrhundert

524 Bröcker 1658-1664.

525 Konvolut: Eyn newer 1519-1545. TLA.

526 Leimus 1993, 18.

37. Konvolut: Eyn newer […] 1519-1545. Vorderansicht. Foto: Ervin Sestverk. Stadtarchiv Tallinn.

TLA, Best. 230, Verz. 1, Nr. Htr 27a-f

die Astrologie genommen haben. Damals gab es zwischen der Astronomie und Astrologie noch keine Kluft, es handelte sich um Sternkunde, die den Men-schen gute und notwendige Auskünfte für das Leben vermittelte. Zudem war die Astrologie für den Menschen der Renaissance auch eine Modesache. Somit lässt sich festhalten, dass Urban Dene in seiner Bibliothek zeitgenössische Literatur besaß.

Der Einband hat profilierte Holzdeckel, die mit pflanzengegerbtem Rinds-leder überzogen sind, das Deckelfutter ist aus Papier. Auf der Innenseite des Rückdeckels steht von Hand geschrieben Vrban dene. Der Einband verfügte über kleine Messingschließen, die nicht mehr erhalten sind. Der Vorderdeckel ist mit einem Stricheisen in Felder eingeteilt. Auf dem länglichen schmalen Mittelfeld des Vorderdeckels findet sich eine Pflanzenranke, darüber stehen die Initialen VD. Sowohl die Eintragung auf dem Rückdeckel als auch die Initialen gehören dem Münzmeister Urban Dene (Deyenne) I., der auch der Erstbesitzer dieses Buches war. Das Mittelfeld wird von einer Fläche umgeben, wo Aldus-Blättchen sowie kleine Zweige mit drei Blüten zu erkennen sind. Der Außenrahmen des Dekors wird von einer Bordüre mit Bibelszenen gebildet, auf der in ikonografischer Hinsicht nach klassischem Kanon durch die Dar-stellung von Adam und Eva der Sündenfall der Menschheit und als Gegensatz dazu die Szene der Auferstehung Christi und der Befreiung der Welt vom Tod abgebildet werden, denen das Gegensatzpaar mit den Szenen der Anbetung der ehernen Schlange und der Kreuzigung folgt. Die Komposition des Rück-deckels ist ähnlich: Das Mittelfeld wird durch Reihen der ornamentalen Rolle ausgefüllt, auf der Fläche ringsum sind Einzelstempel, der Außenrahmen bildet sich aus der figuralen Rolle.

(2) Ein dem oben beschriebenen Einband ähnlicher und gleiche Stempel-abdrücke aufweisender Einband befindet sich in der Bibliothek des Witten-berger Evangelischen Predigerseminars. Der Einband ist dem Einband mit Initialen von Urban Dene im Tallinner Stadtarchiv zum Verwechseln ähnlich.

Der Wittenberger Einband beinhaltet zwei Drucksachen.527 Es handelt sich um einen Einband in Quartformat, überzogen mit pflanzengegerbtem Rindsleder, dessen Dekor in Blinddrucktechnik ausgeführt ist und der sich vom Einband des Tallinner Stadtarchivs dadurch unterscheidet, dass er auf seinem Mittel-feld statt dreier senkrechter Bordüren nur zwei hat und dadurch, dass dieser Einband über keine Initialen verfügt, sondern die entsprechenden Stellen leer sind. Die Tatsache, dass dieser Einband sich in Wittenberg befindet,

527 Brenz 1547.

lässt annehmen, dass der Einband im Tallinner Stadtarchiv nicht in Tallinn gefertigt wurde, denn die fertigen Bücher wurden eher aus Deutschland nach Tallinn eingeführt als umgekehrt. Die Stempel auf diesem Einband sind in der Datenbank von Konrad von Rabenau vertreten. Da die Stempel auf dem Wittenberger Einband und die der Einbände der Tallinner Sammlung iden-tisch sind, ist auch klar, dass es sich um die Erzeugnisse desselben Meisters handeln muss. Da es weder in einem Katalog noch einer Datenbank Auskunft über den Buchbinder oder die Werkstatt gibt, handelt es sich um einen un-bekannten Buchbinder.

(3) Der nächste Einband im Tallinner Stadtarchiv ist das Schuldenbuch von Tonnies Smydt aus den Jahren 1547-1552.528 Es handelt sich um einen Weichde-ckeleinband im Quartformat, dessen Deckelfüllung Papiermakulatur war. Das Futter beider Deckel ist nicht erhalten, die erste und letzte Lage des Buchblocks sind mit Makulaturpergament verstärkt. Es handelt sich um alte, nicht mehr gebrauchte handschriftliche Blätter. Die Buchblocklagen sind mit Lederstreifen so an den Deckeln befestigt, dass diese auf dem Buchrücken sichtbar sind. Der Einband hatte eine schmale Kordel aus Lederstreifen, die um den Einband gedreht und auf dem Vorderdeckel zum Knoten gebunden wurde. Von dieser ist ein Bruchteil erhalten. Der Vorderdeckel hat ein recht großes Mittelfeld, das durch eine schmale freie Fläche umrahmt wird. Das Mittelfeld ist mit drei weiblichen Allegorien – Lucretia, Venus und einer namenlosen Figur – verziert.

Bei der letzten ist auch die Jahreszahl 1544 angeführt. Wie oben erwähnt, sind die namenlosen Figuren mit einer Blume angeblich Personifikationen des Geruchssinns. Die Figuren haben ähnlich wie auf Gemälden von Lucas Cranach dem Älteren besonders breitkrempige Hüte auf. Das Figurenpaar Lucretia und Venus weist auf die eindeutige Gegenüberstellung – Tugend und Verlockung – und auf eine deutliche moralisierende Botschaft hin. Die dritte Figur ist aber eine Erscheinung an sich. Es handelt sich um ein gutes Beispiel dafür, wie im 16. Jahrhundert neue Personifikationen geschaffen wurden, ohne Namen und ohne eine feste Position im ausgebildeten Kanon. Die Randbordüre der Kom-position wird durch einen Rollenabdruck mit Bibelszenen gebildet: Kreuzigung, Sündenfall, Auferstehung und die Anbetung der ehernen Schlange, bei letzterer die Jahreszahl 1544. Der Dekor des Rückdeckels ist ähnlich. Der Rücken ist mit einer figuralen Rolle dekoriert. Auf der Klappe sind drei Reihen der figuralen Rolle. Auf diesem Einband wurde die gleiche Rolle mit Bibelszenen wie auf den beiden oben beschriebenen Einbänden eingesetzt.

528 Schuldenbuch des Kaufmanns Tonnis Smidtt 1554–1571. TLA. Siehe Anlage 1. Das Buch

wurde von beiden Enden begonnen.

(4) Das Erbebuch der Stadt Reval (1360-1384)529 im Tallinner Stadtarchiv.

Der Einband hat im Laufe der Zeit große Veränderungen durchgemacht. Im heutigen Innendeckel des Buches steht folgende handschriftliche Eintragung:

Repariert am 30. VIII von E. Mosin. Der Einband gehört vorher zu Ac 5. 1926.530 Das soll bedeuten, dass innerhalb dieses Einbandes ursprünglich nicht das Erbe-buch der Stadt, sondern die Schragen des 16. Jahrhunderts waren, und dass im Jahre 1926 der damalige Buchbinder Emil Mosin im Tallinner Stadtarchiv beim Reparieren der Bücher Buchblöcke und Deckel der Bücher ausgetauscht hat. Andererseits ist sicher, dass die Deckel des hier behandelten Einbandes aus der gleichen Werkstatt stammen wie die anderen Einbände dieser Gruppe.

So wie bei Geschäftsbüchern, handelt es sich hier um einen Mappeneinband mit weichen Deckeln. Der Einband war mit einem breiten Verschlussriemen ausgestattet, von dem noch eine Schnalle auf dem Vorderdeckel erhalten ist.

Die Buchlagen waren an den Deckeln mit schmalen Lederstreifen befestigt, diese sind jedoch nicht mehr erhalten. Die Einbandklappe ist geschnitten.

Es kann sein, dass Emil Mosin beim Reparieren ausgefranste Ränder abge-schnitten und den Vorderdeckel geflickt hat. Auf diesem Einband sind im Dekor beide figurale Rollen vorhanden, sowohl die mit Personifikationen als auch die mit Bibelszenen sowie die Rolle mit dem Pflanzenornament. Das Mittelfeld des Vorderdeckels ist in der Mitte mit senkrechten Rollenreihen aus Pflanzenornament verziert, den mittleren Teil umringt ein Doppelabdruck einer figuralen Rolle. Der Außenrahmen bildet sich aus einer breiteren figu-ralen Rolle. Die Komposition des Rückdeckels ist ähnlichgehalten.

(5) Der letzte in diese Gruppe gehörende Einband im Tallinner Stadtarchiv beinhaltet Fragmente der Protokolle der Goldschmiede.531 Der Einband ist zerfallen, der Buchblock hat sich nicht erhalten, zwischen den Deckeln liegen acht lose Blätter. Es ist nicht bekannt, ob die vorhandenen Texte ursprünglich Bestandteil dieses Einbandes waren. Es handelte sich um einen Mappen-einband, Verschlussband und Schnalle sind nicht mehr erhalten. Im Dekor wurden Rollen mit Allegorien und mit Bibelszenen eingesetzt. Die Kompo-sition ist ähnlich aufgebaut wie auf den oben beschriebenen Einbänden. Das Mittelfeld des Vorderdeckels ist mit Reihen einer figuralen Rolle ausgefüllt.

Das Mittelfeld wird von einer schmalen unverzierten Fläche umgeben. Der Außenrahmen bildet sich aus einer breiten figuralen Rolle. Die Komposition des Rückdeckels und die eingesetzten Stempel sind die gleichen. Die

Klap-529 Das Erbebuch der Stadt Reval 1360-1384. TLA.

530 Siehe Gerth Kulemanns Einbandgruppe. Anlage 1.

531 Goldschmiede. Protokolle. Fragmente. 16. Jahrhundert, ein Blatt aus dem Jahr 1754. TLA.

pe ist mit einer Abbildung der figuralen Rolle verziert. Die Handschrift des Meisters ist eindeutig und klar erkennbar, es sind Stempel aus dem gleichen Stempelbestand und nach gleichen Grundsätzen des Dekoreinsatzes wie auf fast allen Einbänden angewandt worden.

Unter den in der akademischen Bibliothek der Tallinner Universität aufbe-wahrten Einbänden beinhalten fünf lateinischsprachige gesammelte Werke von Martin Luther, ein weiterer das Buch der Apostelbriefe und der letzte den dritten und vierten Teil von Martin Luthers Vorlesungen zur Thematik des ersten Buches Mose. Diese Drucksachen sind alle, mit einer Ausnahme, in Wittenberg gedruckt. Alle Einbände sind in Folioformat (340 × 210 × 65 mm, mit kleinen Unterschieden), mit profilierten Holzdeckeln und mit hellem Schweinsleder überzogen. Der Einbandrücken ist ohne Verzierung, es gibt vier Doppelbünde, der Einbandschnitt ist ohne Dekor und Farbe. Der Ein-banddekor ist in Blinddrucktechnik gefertigt, es wurde Rahmenkomposition angewandt. Alle Einbände haben die gleichen Stempelabdrücke, die sich aber von denen auf den Einbänden im Tallinner Stadtarchiv unterscheiden. Alle Bücher haben einen Widmungstext von Urban Dene, in dem sein Wunsch geäußert wird, die Einbände der Oleviste-Bibliothek zu stiften.

(6) Auf dem Einband des ersten Teils der gesammelten Werke von Martin Luther findet sich auf der Innenseite des Vorderdeckels eine handschriftliche Eintragung:532

Liber Bibliothecae ad Olauum, quem eruditus, pius et honestus Vir Vrbanus Deyenne Monetarius Reualiensis ad. 1555

Das Titelblatt ist erhalten, originale Messingschließen sind vorhanden. Die Kaptale sind zweifarbig – blaue und naturfarbige Baumwolle. Im Dekor des Vorderdeckels ist in der Mitte ein schmales rechteckiges Mittelfeld, darauf steht oben PRIMVS TOMVS D M L und in unterem Teil die Jahreszahl 1555.

Diese Fläche wird von einem Rollenabdruck mit vier Bibelszenen umrahmt:

Die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind, unten ein hebräischsprachiger Text;

König David; Johannes der Täufer mit seinen Attributen Lamm und Fellge-wand; und der Heilige Paulus, das erhobene Schwert in der einen und das geschlossene Buch in der anderen Hand. Den Außenrand der Komposition bildet eine Bordüre mit Girlande, in den Ecken sind größere Motive einer Distelblüte eingeprägt. Die Rückdeckelkomposition ist ähnlich gehalten,

532 Luther 1550.

ausgenommen der ober- und unterhalb des Mittelfeldes angebrachte Text:

oben VRBAN und unten DEYNNE M.

(7) Auf dem Einband des zweiten Teils der gesammelten Werke von Martin Luther533 findet sich auf der Innenseite des Vorderdeckels eine handschrift-liche Eintragung:

Liber Bibliothecae ad S Olauum, quem pictate et virtute praestans vir Vrbanius Deyenne monetarius Reual. dono add. 1555.

Die ersten drei Blätter im Buch sind abgeschnitten, daher fehlt das Titelblatt.

Schmale originale Messingschließen sind vorhanden. Die Kaptale haben sich erhalten, sie sind zweifarbig – blaue und naturfarbige Baumwolle. Der Einband hat sich gut erhalten. Im Dekor des Vorderdeckels ist in der Mitte ein schmales rechteckiges Mittelfeld, auf dem Reihen mit Lilienmotiven und dazwischen eine fünfblättrige Blüte abgebildet sind. Dieses Feld ist von einer ziemlich leeren Fläche umgeben, die mit einzelnen Aldus-Blättchen und Blüten verziert ist. Über dem Mittelfeld ist der den Autor und das Werk betreffende Text in das Leder eingeprägt: SECVND9. TO. / D. M. L. und in unterem Teil die Jahreszahl 1555. Diese Fläche wird von einem Rollenabdruck mit vier Bibelszenen umrahmt. Es handelt sich hierbei um folgende vier Sze-nen: Die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind, unten ein hebräischsprachiger Text; König David; Johannes der Täufer mit seinen Attributen Lamm und Fellgewand; und der Heilige Paulus, das erhobene Schwert in der einen und das geschlossene Buch in der anderen Hand. Den Außenrand der Komposition bildet eine Bordüre mit Girlande, in den Ecken sind größere Motive einer Distelblüte mit üppigen Blättern eingeprägt. Die Rückdeckelkomposition ist ähnlich gehalten, ausgenommen der ober- und unterhalb des Mittelfeldes angebrachte Text: oben VRBAN und unten DEYNNE M.

(8) Auf der Innenseite des Vorderdeckels des dritten Einbandes534 der gesam-melten Werke steht die folgende Widmung von Urban Dene:

Liber Bibliothecae ad Di Olauum, quem eruditus. pius et honestus vir Vrbanus Deyenne Monetarius Reualiensis dd. 1555.

Der Einband ähnelt dem oben beschriebenen Einband, nur ist das

Bezugs-533 Luther 1552c.

534 Luther 1553.

leder nicht so gut erhalten und derDekor ist sehr verschlissen. Der Dekor ist ähnlich und auch der Name von Urban Dene ist auf dem Einband zu sehen.

(9) Ausmaße und Stoffe sowie Dekor des vierten Teiles535 sind identisch mit den oben beschriebenen Einbänden. Das Bezugsleder ist verschlissen, weshalb der Dekor schwer zu beschreiben ist. Eine Schließe ist abhanden gekommen, ihre Bestandteile sind auf dem Vorder- und Rückdeckel erhalten. Über dem Mittelfeld des Vorderdeckels gibt es den Text QVARTD.536 TOM9 / D. M. L.

und unten die Jahreszahl 1555. Auf dem Rückdeckel oben VRBAN und unten DEYENNE M. Auf der Innenseite des Vorderdeckels steht:

Liber Bibliothecae ad S. Olauum, quem doctus & virtute praestans vir Vrbanvs Deyenne Reualiensis Monetarius dd. 1555.

(10) Einbandform und Dekor des fünften Teiles537 ähneln den oben beschrie-benen, über dem Mittelfeld des Vorderdeckels findet sich der Text QVINT9 TOMVS / D. M. L., die unten angebrachte Jahreszahl 1555 ist fast vollständig verschlissen. Die Schließen sind gut erhalten. Über dem Mittelfeld des Rück-deckels lässt sich der in das Leder eingeprägte Buchstabe V kaum erkennen, ein zu erwartendes D gibt es aber nicht. Im unteren Teil steht DEYENNE M.

Wurde bei den anderen Einbänden für die Texteinprägung schwarze Farbe eingesetzt, so scheint es bei diesem Einband nicht der Fall gewesen zu sein.

Die Verwendung der Farbe ist entweder unvollendet geblieben oder die Farbe ist vollständig abgenutzt. Der Text auf dem Vorderdeckel ist mit Farbe aus-geführt. Auch diesem Einband fehlt das Titelblatt. Auf der Innenseite des Vorderdeckels steht als Text über die Stiftung:

Liber Bibliothecae d. Olau Reual: que pius et honestus et eruditus

Vir Vrbanvs Deyne Monetarius Reualiensis studiosorum Mecoenas. dono dd. 1555.

(11) Der Einband, der die Vorlesungen von Martin Luther zur Thematik des ersten Buches von Mose beinhaltet,538 ist stark zerfallen, die Kaptale sind abhan-den gekommen, das Bezugsleder hat sich von abhan-den Holzdeckeln gelöst. Schmale Messingschließen sind weg, vorhanden sind nur Fragmente auf dem Vorderde-ckel. Auf dem Mittelfeld des Vorderdeckels gibt es eine senkrechte Reihe von Distelblüten mit Blättern und einem Stängel; das gleiche Distelblütenmotiv

535 Luther 1552d.

536 QVARTUS.

537 Luther 1554b.

538 Luther1552b.

ist in die Ecken des Dekors eingeprägt, so wie auf anderen Einbänden dieser Gruppe. An den Seiten befinden sich Aldusblätter und kleine Blüten. Über dem Mittelfeld steht der Text IN GEN TOM9 / 3 ET 4. All on D M L / 1555. Der Text ist ohne Druckfarbe.539 Auf dem Rückdeckel gibt es ein ähnliches Mittelfeld, oben über diesem steht geschrieben VRBAN und unten DEYENNE M. Die Buchstaben sind mit schwarzer Druckfarbe in das Leder eingeprägt. Die Komposition ist identisch mit den oben beschriebenen Einbänden: Rolle mit vier Bibelszenen, eine Girlande und in den Ecken ein Distelblütenmotiv. In der unteren rechten Ecke dieses Einbandes sind über dem Distelblütenmotiv ohne Farbe die Buch-staben TS in das Leder eingeprägt. Diese sind kaum zu lesen. Der Dekor ist sehr abgenutzt, die Einbanddeckel leicht zerfallen. Hans Treumann weist auf die Initialen auf diesem Einband hin. Auf der Innenseite des Vorderdeckels steht:

Liber Bibliothecae ad.S. Olauum quem Vir pius et doctus Vrbanvs Deynne Reual:

Monetarius dd. 1555.

(12) Die Originalkaptale vom Einband des Buches der Apostelbriefe540 sind abhanden gekommen, der Einband ist am Rückenteil mit neuem Leder ge-flickt. Der Einband hält zusammen, obwohl er innerhalb der Deckel etwas zerfallen ist; die Vorsatzblätter haben sich gelöst, so dass der Füllstoff der Deckel sichtbar ist. Die Schließen haben sich erhalten, sie sind schmal und aus Messing hergestellt. Im Dekor gibt es ein kleines Mittelfeld, in dem eine Girlande im Spiegelbild abgebildet ist, an den Seiten sind kleine Blüten und Aldusblätter. Über dem Mittelfeld ist mit Druckfarbe in das Leder geprägt DER I TEIL / D. M. L., unten DEVDSCH / 1555. Das Mittelfeld wird von der Rolle mit vier Bibelszenen umrahmt wie oben beschrieben, die Randbordüre wird durch das Girlandenmotiv gebildet. In den Ecken sind Distelblütenmotive abgebildet. Auf dem Rückdeckel gibt es einen ähnlichen Dekor. Über dem Mittelfeld ist oben mit schwarzer Druckfarbe VRBAN und unten DEYENNE M. eingeprägt. In der unteren rechten Ecke des Rückdeckels sind oberhalb des Distelblütenmotivs die Buchstaben TS eingeprägt, die klar ersichtlich und dunkler sind. Es kann sein, dass sie ursprünglich ebenfalls mit schwarzer Farbe erzeugt wurden. Auf der Innenseite des Vorderdeckels steht:

Liber Bibliothecae ad.S. Olauum quem honestate & virtute praeditus Vrbanvs Deynne Monetarius Reualiensis dono dedit. 1555.

539 Es ist möglich, dass die in das Leder eingeprägten Buchstaben und Nummern ursprünglich

mit einer Druckfarbe gefertigt waren, die später vollständig verschlissen ist.

540 Luther 1552a.