• Ei tuloksia

W ils stellt in seiner Untersuchung Das kuschitische K asus

system , Mélanges v. Ginneken S. 314, fest, dass in gewissen afrikanischen Sprachen »im Prinzip alles im Satz bei einer vagen Parataxe» bleibt. Er fährt dann fort: »Von einer Sub­

jekts- oder einer Objektskategorie ist bei den Nom ina von Sprachen wie dem Bilin, Barea, K afa, Irob-Saho z. B. keine Spur zu finden, wie wichtig und unentbehrlich für den Aufbau des Satzes derartige Kategorien vom europäischen Standpunkt aus vielleicht auch erscheinen. Nirgendwo findet sich dafür irgendein besonderes Kennzeichen, nicht einmal in der W ort­

folge, wo sich sonst in Sprachen dieses Typus das Aufkommen einer neuen Kategorie gewöhnlich zuerst anzukündigen b e­

ginnt. Alle Autoren sind sich darüber einig. Das Verrichten der H andlung durch das Subjekt, deren Erstreckung auf das Objekt findet keinen sprachlichen Ausdruck. Was sich findet, ist auch in diesen beiden Fällen wieder nichts anders als eine ganz allgemeine Nebenordnung neben dem Verbum, wobei die nominalen Glieder am besten als eine ganz unabhängig konstruierte Subjekts-, bezw. O bjektsbestimmung charak­

terisiert werden können. W eiter als ein reines Nennen reicht ihre Funktion nicht.» Eine Kasusbildung tritt natürlich auf einem solchen Entwicklungsstadium , auf dem die Satzglieder im Vergleich zueinander relativ frei und selbständig sind, nicht auf. Das Einzige, wovon man sprechen könnte, ist ein Status absolutus. Aber neben diesem beginnt sich dann

ein Status constructus zu entwickeln, in dem die gegenseitige Bindung der Satzglieder schon zum Vorschein kom m t und dessen Funktion vor allem possessiv sind. »Das einzige kon­

stante äussere Merkmal, auf dem der Constructus vom Anfang bis zum Finde beruht, ist die W ortfolge. In allen kuschi- tischen Sprachen geh t der suffixlose G enitiv regelmässig vorauf, nur das Galla weist m eistens (das Somali zuweilen) Postposition auf m it deutlichen Resten der früheren um ge­

kehrten Ordnung. Daneben kommen auch Partikelverbindun­

gen vor, die die K onstruktionsnaht markieren und ausdrück­

lich anzeigen (-ā, -Î, -d, -id, -t(r), -to, -no usw .).1 Grade der grosse Unterschied zwischen den gew ählten Zeichen — wobei jede Sprache wieder ganz ihre eigenen unabhängigen Wege geht — beweist, dass dieser Verbindungstyp relativ jung ist im morphologischen System . Der Grad der Unterordnung in der K onstruktion, der die natürliche Folge des Entstehens einer höheren E inheit ist, wie van Ginneken an der Hand einer ganzen Reihe von Fällen aufgewiesen h at (Principes de linguistique psychologique, S. 500—607), nim m t anscheinend stets zu. D ie Verbindung m it dem H auptglied wird immer enger und dadurch verschärft sich auch der Gegensatz zu dem Absolutus, der nichts anderes tu t als »Kennen» und

»Zeigen».» Alles dies ist meines Erachtens auch im H inblick auf die E ntw icklung der uralischen Sprachen ausserordent­

lich beleuchtend, und es zeigt uns, wie die Grenze zwischen dem eingliedrigen subjektlosen Satz und dem mehrgliedrigen Satz geschlossen werden kann.

D ie E ntstehung des Bestim m ungsverhältnisses bedeutete also die Ausbildung neuerer höherer E inheiten, und der ganze Prozess wird, wie mir scheint, auf bedeutsam e W eise weiter beleuchtet, wenn wir ihn unter dem Gesichtswinkel der von der modernen Psychologie entwickelten Gestalttheorie b e­

trachten. U nter Gestalt wird in dieser Theorie ein solches von einem Bew usstseinsinhalt gebildetes Ganzes verstanden, das

1 Vgl. hiermit, was oben über den Genitiv der finnisch-ugrischen Sprachen ausgeführt wurde. Die Funktion der Endung -n dient eben­

falls wesentlich nur zur Markierung der Konstruktionsnaht.

Über die Verwendung der Numeruszeichen in den ural. Sprachen. 127 mehr als nur die Summe seiner Teile ist, bei dem im Gegenteil das Ganze in bestimmender Stellung zu seinen Teilen auftritt.

So ist die Melodie eine Gestalt, sie ist mehr als die Summe ihrer einzelnen Töne, aus denen sie zusam m engesetzt ist. Eine Melodie wird als dieselbe erkannt, auch wenn sie in verschie­

denen Tonarten und m it verschiedenen Instrum enten g e­

spielt wird, wobei also die Teile verschieden sind, aber die G estaltsqualität des Ganzen die gleiche bleibt. Besonders wichtig ist für uns in diesem Zusammenhang, was m it der sog. zentralisierten Gestalt gem eint ist. Dies ist eine Gestalt, in der beherrschende Teile, Zentren, vorhanden sind, während eine Gestalt, die keine derartigen beherrschenden Teile en t­

hält, unzentralisiert ist. D ie gleichmässige B eihe von Schlä­

gen bildet eine unzentralisierte Gestalt, weil darin kein Teil vorhanden ist, der ein Zentrum bilden würde. Dagegen ist die als rhythmisch aufgefasste B eihe • • • • eine zentrali­

sierte Gestalt, weil sie deutliche beherrschende und beherrschte Teile enthält. Vgl. Aa r n i Pe n t t i l ä Itäm erensuom alaisten kielten painotusoppia S. 88. In diesem Werk sind übrigens die Lehren der Gestaltpsychologie verdienstvoll und fesselnd auf den Akzentbegriff angewandt. Es gibt Sprachen, in denen sich die betonten Silben zu ihre Umgebung beherrschenden Zentren gestalten, was zur Eolge hat, dass die unter der Wir­

kung des Zentrums stehenden unbetonten Silben immer mehr von ihrer Selbständigkeit verlieren, so dass für ihre E ntw ick­

lung allerlei Beduktionserscheinungen kennzeichnend sind.

Die Entwicklung der betonten und der unbetonten Silben geht in diesen Sprachen nach ganz verschiedenen B ichtungen.

Um diese Gesichtspunkte auf das Gebiet der Syntax anzu- w endin und im Bilde der angeführten B eihe von Schlägen zu bleiben, könnte die voruralische B ede m it einer gleiclimässigen solchen B eihe verglichen werden, in der die innere Bindung der Glieder schwach gewesen wäre. D ie Einwortsätze schlossen sich parataktisch aneinander und bewahrten, miteinander vergli­

chen, ihre Selbständigkeit gut. D ie uralisehe Bede hinwieder hatte sich nach der Ausbildung zentralisierter Gestalten hin en t­

wickelt, und man könnte sie m it der rhythmischen B eihe von Schlägen vergleichen. D ie innere Bindung der Glieder war zu

einer festen geworden. D as H auptglied, das E egens, war der tra­

gende, beherrschende Teil der zentralisierten G estalt, die B e ­ stimmung, das Bectum , war der beherrschte Teil, der um so abhängiger und um so weniger selbständig hervortritt, je fester die innere Bindung ist. D enken wir uns ein Gebilde wie puutalo ’ein hölzernes H au s’. D a bildet talo das Zentrum der G estalt, seine beherrschende Stellung ist ganz offensichtlich, während ỹu u seine Selbständigkeit vollständig verloren hat, von seiner ursprünglichen B edeutung ist nur etwas Abstrak­

tes, Allgemeines übrig, nur etwas, was sich der Bedeutung des W ortes talo vollkom m en einfügt.

Im allgemeinen scheint es, als wären die unzentralisierten Gestalten speziell den prim itiven Stufen der E ntw icklung eigentümlich, während die weitere E ntw icklung oft gerade die Ausbildung der zentralisierten Gestalten bedeutet. »We­

nigstens in grossen Zügen betrachtet geht die Entwicklung nach immer grösseren Ganzen, stabilen zentralisierten Struk­

turen zu, denen sich die prim itive unzusam menhängende Stufe immer mehr entfremdet», sagt P en tŧilä a. a. O. S. 98.

Der Entwicklungsgang, den wir uns in der Syntax der ura­

lischen Sprachen vollzogen denken, passt genau hierzu. D ie voruralische lose Verbindung zweier Sätze, z. B . Vogel! F lie­

gen! ist zu dem kom pakten Ganzen Vogel-Fliegen verschm ol­

zen, in dem Fliegen zum Zentrum der Gestalt geworden ist und seine Selbständigkeit als E xistentialsatz behauptet hat, Vogel dagegen hat seinen Satzcharakter und seine Selbstän­

digkeit verloren, und es ist daraus der beherrschte, unter­

geordnete Teil der G estalt geworden.

Es versteht sich von selbst, dass wir den Begriff der zentra­

lisierten G estalt nicht mechanisch auf die uralische Bede an­

wenden dürfen. D ie innere Bindung ist nicht etw a in allen Gestalten die gleiche gewesen, sondern sie war vielmehr, an erster Stelle je nach der eigenen Bedeutung der Teile, bald fester, bald lockerer. Gerade diese Variabilität der inneren Bindung hat denn auch die Grundlage gebildet, auf der die weitere Verschiedenheit der E ntwicklung fusst.

Von besonderem Interesse sind im H inblick auf die W and­

lung des Zentrums der Gestalt die Beziehungen zwischen

I ber die Verwendung der Numeruszeichen in den ural. Sprachen. 129

Begens und Postpositionen. In den auf einem älteren Stand­

punkt, stehenden finnisch-ugrischen Sprachen ist es gew öhn­

lich, dass das Begens vor einer Postposition im N om inativ steht. So ist also das, was nach unserer Auffassung ein Begens ist, in W irklichkeit eine Bestim m ung, während die P ostposi­

tion das Begens ist. Das ergibt sich deutlich daraus, dass das P ossessivsuffix an die Postposition angefügt wird, z. B. mord.

s to l alon ’unter meinem Tisch’ (eigtl. in meinem Tisch-U nte­

ren). Im Finnischen heisst es heute regelmässig p ö y d ä n a lla und p ö y tä n i a lla . Der G enetiv zeigt bereits die grössere Selb­

ständigkeit des Begens, was recht deutlich zum Ausdruck kom m t, wenn das Possessivsuffix an ihn antritt. Zugleich hat das alte Begens immer mehr von seinem ursprünglichen kon­

kreten B edeutungsinhalt verloren, es ist daraus eine ein abstraktes Verhältnis anzeigende Postposition geworden. Das Zentrum ist also in der G estalt deutlich auf den früheren b e­

herrschten Teil übergegangen. Die Zentralisierung der Ge­

stalt kann sich dann weiter fortsetzen, und schliesslich kommt es dahin wie im Ungarischen oft in derartigen Fällen: die Postposition hat alle Selbständigkeit verloren, sie hat sich als Kasusendung fest an das Begens angeschlossen. Ebenso ist es natürlich m it dem K om itativ des Estnischen gegangen.

p o ja n k a n sa ’mit dem K naben’ hat ursprünglich ’(als) der Kamerad des Knaben’ bedeutet, wo also k a n sa das Begens und seinem Bedeutungsinhalt nach völlig konkret war. Das Zentrum der Gestalt hat sich jedoch auf das frühere B estim ­ mungsglied p o ja n verschoben, welches zur beherrschenden Stellung emporgestiegen ist, und zugleich hat das frühere Zentrum immer mehr von seinem konkreten B edeutungs­

inhalt eingebüsst, so dass davon in dem finnischen Gebilde p o ja n k a n ssa nicht mehr viel übrig ist. Im Estnischen hat die zentralisierende E ntwicklung fortgedauert, und k a n sa hat seine Selbständigkeit gänzlich verloren, es ist eine abstrakte K asusendung daraus geworden, p o ja g a .

Obwohl wir also m it guten Gründen annehmen konnten, dass das Subjekt aus einer früheren Bestim m ung entstanden ist, und obwohl sich ausserdem aufgeklärt hat, wie man sich die Entwicklung des grammatischen Bestim m ungsverhält­

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nisses überhaupt zu denken hat, haben wir mit allem diesem noch keine Antwort auf die überaus wichtige Frage gefunden, w i e man sich die E ntw icklung des Subjekts zu einer selb­

ständigen, eigenartigen syntaktischen Kategorie vorstellen soll. Yom Standpunkt der Gestaltpsychologie ist die Sache insofern klar, als das Auftreten des Subjekts die E ntstehung eines neuen Zentrums im Satz bedeutet. Aus dem ursprüng­

lichen eingipfligen Gebilde ist ein zweigipfliges geworden. W ie der Prozess sieb sprachgeschichtlicli vollzogen haben mag, ist schwer zu sagen, denn vermutlich haben mehrere W ege offen gestanden. Im folgenden versuche ich gewisse G esichts­

punkte nam haft zu machen, die meiner Ansicht nach beach­

tenswert sind, wenn wir nach einer Lösung der Frage suchen.

D ie Selbständigkeit des Bestim m ungsgliedes neben dem B egens kann auf mancherlei W eise sichtbar werden. Wir haben schon oben gesehen, wie die E ntstehung der G enitiv­

endung eine solche Verselbständigung bedeutet. Im Mongo­

lischen tritt oft nach dem Subjekt eine besondere Partikel (anu, inu, ber) auf, die auf das Subjekt hinweist und zugleich wohl seine Selbständigkeit hervorhebt, z. B. ềibayun anu nisüm üj 'der Vogel flieg t’, z. Bấ l i n t A y K 13 213, Bu d e n z

A yK 21 300. Von Interesse ist die possessive Partikel ga im Japanischen, die in Verbindung m it dem Subjekt begegnet, z . B. saita, saita, sakura ga saita ’es blüht, es blüht, die K irsch­

bäume blühen’. Im Japanischen kann es sich in einem solchen F all eigentlich nicht um ein selbständiges Subjekt handeln, sondern um ein Attribut, das am ehesten m it dem Genitiv zu vergleichen ist, s. zuletzt H . He r r f a h r d t Wörter und Sachen 19 S. 167 ff. Uralischerseits ist nichts dergleichen zu konstatieren. D ie Verselbständigung des Subjekts ist sicher auf anderem W ege erfolgt. Es sind besonders zwei Um stände, auf die ich in diesem Zusammenhang die Aufmerksamkeit lenken m öchte.

Erstens der Gegensatz zwischen Subjekt und Objekt. Vom Standpunkt der europäischen Sprachen aus, in denen alles unter dem Gesichtswinkel des Täters und der Tätigkeit g e­

sehen wird, so dass z. B. im Englischen auch das A ichttätig- keit ein Tun ist, I don’t see, vgl. C. Ka r s t i e n Festschrift für

Über die Verwendung der Numeruszeichen in den ural. Sprachen. 131

H . H i r t II S. 319, ist es natürlich befremdlich, sich zu den­

ken, dass auch das Objekt nicht als ein ursprünglich Gegebenes zur Sprache gehört. In allen uralischen Sprachen ist heute der Gegensatz zwischen Transitiv und Intransitiv, Subjekt und Objekt sehr wohl bekannt, aber trotzdem können wir nicht leugnen, dass dieser Gegensatz namentlich in den germani­

schen und romanischen Sprachen deutlicher hervortritt. Das zeigt sich auch darin, dass die Personalpronomina in den ura­

lischen Sprachen gewöhnlich nur dann gesetzt werden, wenn ein besonderes Gewicht auf ihnen liegt, wie es früher auch auf indogermanischer Seite der Fall gewesen ist. Ferner kann das transitive Verb in den uralischen Sprachen viel häufiger ohne Objekt gebraucht werden. Bem erkenswert ist auch das Fehlen des Verbs haben in den uralischen Sprachen, da seine Verwendung in den germanischen und romanischen Sprachen ganz besonders geeignet ist, den Gegensatz zwischen Subjekt und Objekt zu betonen. W enn der Gebrauch einer P assiv­

form in den obugrischen Sprachen recht häufig ist, beweist auch dies noch nicht, dass die Kategorien des Subjekts und Objekts zu voller Klarheit entw ickelt waren. Auf interessante Weise geht das daraus hervor, dass die allgemein bekannte B egel, nach der das P assiv von intransitiven Verben immer unpersönlich ist, z. B . lat. itur, in diesen Sprachen gar nicht S tich hält. So sind Sätze wie der folgende sowohl im O stjaki­

schen als im W ogulischen häufig: ōŋtena tam jüxtāịem 'man kam m it einem Speere auf mich zu ’ (eigtl. ich wurde mit (von) einem Speere gekomm en), s. P a t k a n o v - F u c h s KSz. 12 58, m it Literatur. Es wäre gar nicht möglich, solche Fälle zu verstehen und zu erklären, wenn wir an sie m it H ilfe der Begriffe von Subjekt und Objekt aus unseren Schulgramma- tiken herangingen.

Mit E ücksicht auf die ursprünglichen Verhältnisse lassen sich Subjekt und Objekt auf keine W eise voneinander u nter­

scheiden, sie sind von Haus aus ein und dasselbe Satzglied, beide sind Bestim m ungen des Prädikats gewesen. In gewissen F ällen war infolge der Bedeutung des Prädikats der zw ei­

gliedrige Satz natürlich zw eideutig, nur die Situation konnte entscheiden, ob z. B . M ann-Töten ’der Mann tö te t’ oder ’der

Mann wird g etö tet’ bedeutete. Solche Fälle wie Vogel-Fliegen und Fisch-Fangen waren selbstverständlich ohne weiteres ein­

deutig.

Dass auch das Objekt als Bestim m ung des Prädikats fu n k ­ tioniert hat, ergibt sich unter anderem teilw eise daraus, dass es seinen P latz in den uralischen Sprachen ursprünglich immer vor dem Prädikat gehabt hat. Eine solche W ortfolge schim ­ mert noch recht gu t in den samojedischen und obugrischen Sprachen durch. Bem erkenswert ist ausserdem, dass das Ob­

jek t gewöhnlich unm ittelbar vor dem Yerb steht, was darauf hinweist, dass es im Vergleich zum Subjekt fester mit dem Prädikat verknüpft war. Der dreigliedrige Satz, m it Subjekt, Objekt und Prädikat, kann auch als ursprünglich zweigliedrig aufgefasst werden, das Subjekt wäre demnach die B estim ­ mung des von dem Objekt und Prädikat gebildeten Ganzen, also z. B. M ann- (Bär-Töten). D ie Erweiterung des Prädikats durch eine O bjektbestim m ung war meiner Auffassung nach geeignet, die Selbständigkeit des Subjekts unter den anderen Bestim m ungen bedeutend hervorzuheben, da sie also nicht mehr direkt eine Bestim m ung des Prädikatsverbs, sondern der das Prädikat bildenden Wortgruppe ist. D iese selbstän­

dige Stellung kann ihren Ausdruck in der B etonung gefunden haben, die die gegenseitige Gnrppierung der Wörter verdeut­

lichte.

Ein zweiter Punkt, den wir beim Studium der Subjekts­

kategorie besonders beachten müssen, sind die Gebilde, in denen als Subjekt ein Personalpronomen auftritt. In den urali­

schen Sprachen sind die Personalendungen ziemlich deutlich aus früheren Personalpronomina entstanden. Bemerkenswert ist nur, dass das Personalpronomen bei seiner Entwicklung zur Personalendung seinem Begens gefolgt ist und dadurch das allgemeine Prinzip der W ortstellung durchbrochen hat.

D ie uralischen Sprachen kennen, von einigen verhältnism ässig jungen Fällen abgesehen, keine Präfixbildung, die F lexion s­

und D erivationsendungen folgen dem W ortstam m . W ie diese Tatsache dam it in Einklang zu bringen ist, dass die B e­

stim m ung seinem Begens ausnahmslos vorausgeht, ist schwer zu sagen. Es lässt sich nicht wohl annehm en, dass in frühen

Über die Verwendung der Numeruszeichen in den ural. Sprachen. 133

Zeiten eine solche E ntwicklung stattgefunden h ätte, wie wir sie z. B. im Eall von est. pojaga konstatiert haben. Zu der­

artigen späten Verschiebungen des Zentrums der G estalt haben nämlich besonders fremde Sprachen beitragen können.

Andererseits kann man natürlich nicht ohne weiteres anneh­

m en, dass die primären Kasusendungen und anderen Suffixe zu einer Zeit entstanden wären, wo die eigentliche, durch das Subordinationsprinzip bestim m te typische uralische W ort­

folge noch n icht herauskristalliert war, obwohl das ja möglich ist. Jedenfalls ist es Tatsache, dass in den uralischen Spra­

chen das Bestim m ungsglied vor seinem Begens nie seine Selb­

ständigkeit so vollständig verliert, dass es zu einem blossen Präfix würde. D ie uralischen Sprachen kennen z. B. keinen solchen W echsel wie das Arabische, wo die Personalendungen m it den Personalpräfixen wechseln, z. B. 2. Sg. Im pf, ta-ktu- lu, Perf. katal-ta. Aber auch in den uralischen Sprachen ist die Stellung der Personalpronomina bei ihrem Regens sicher freier gewesen als die der anderen Nom ina, und dieses Ver­

halten müssen wir uns vor Augen halten, wenn wir die Bildung der Personalendungen erwägen. Diese Freiheit dürfte auf der sem ologischen Besonderheit dieser Wörter beruhen. D a sie, wie besonders die Pronomina der 1. und 2. Person, völlig ein­

deutig waren, bedurften sie zu ihrer Bestim m ung keiner an­

deren Wörter und traten daher in Verbindung m it anderen Wörtern nie als Begens, sondern immer als Bestim m ung auf.

Infolge hiervon veränderte sich die B edeutung des Ausdrucks nicht, wenn auch der Platz des Pronomens wechselte. Vor dem Begens konnte das Pronomen nicht zum Präfix reduziert werden, weil das System der Sprache in solcher S tellung keine Verschmelzung kannte, die erste Silbe des B egens durfte ihre beherrschende Stellung nicht verlieren, dagegen entwickelte sich aus dem Personalpronomen bei enklitischer Verwendung hinter dem Begens eine Personalendung. Von Interesse und wichtig ist es in diesem Zusammenhang, das Verhalten zu konstatieren, das uns in der m ongolischen Schriftsprache ent­

gegentritt. Der possessive G enitiv steht in dieser Sprache nach dem allgem einen Gebrauch der altaischen Sprachen vor seinem Begens, z. B. elịigenü cikin ’das Ohr des E sels’. Eine

Ausnahm e von der B egel m acht nur das Personalpronomen, dessen G enitiv ebenso vor wie nach dem E egens stehen kann, z. B . m inu axa oder a%a m inu 'mein älterer Bruder’, s. P r ö h l e N yK 31 124.

D ie m it Personalendung versehenen Form en sind natürlich ursprünglich keine finiten Form en gewesen. Andererseits kann ein Gebilde wie tule-n 'ich kom m e’ doch nicht ohne weiteres m it ’mein K om m en’ übersetzt werden. D iese possessivistische Auffassung, die besonders H . Wi n k l e r vertreten hat, ist nam entlich von Sc h u c h a r d t wiederholt scharf kritisiert wor­

den. SBPA W 1920 449 sagt er: »Fr. Mü l l e r behauptet in der

»Einleitung», ägypt. meh-k ’du fü llst’, sei ein mit Possessiv­

suffix versehener Nominalausdruck, weil per-k 'dein H au s’

bedeute (und er verfolgt die Übereinstim m ung der verbalen mit den nominalen Suffixen durch alle Personen hindurch).

H ätte er gesetzt: füll- du- und Haus- du- (wie das in Ordnung wäre; vgl. per imn ’H aus- Am m on-’), so hätte er ebensogut daraus schliessen können, dass das Substantiv als Yerb, wie dass das Verb als Nom en behandelt würde.» In dieser B e ­ merkung steckt sehr viel W ahres, aber sie verliert ihre Spitze, wenn die Nominalform en so weit aufgefasst werden, wie es oben geschehen ist, also so, dass die Nominalform die Form gewesen ist, die ebenso gut als Prädikat wie als Bestim m ung auftreten kann. Nun ist jedoch zu beachten, dass die Verwen­

dung der m it Personalendung versehenen Verbalform als B e­

stim m ung, obgleich sie eine Nom inalform war und in gewissen Fällen also völlig der Übersetzung ’mein K om m en’ entspre­

chen würde, recht beschränkt, bedeutend stärker als die der Verbalform ohne Personalendung beschränkt war. In der uralischen Ursprache konnte es nämlich nicht heissen z. B.

die Stunde meines Kommens, sondern es hiess, wie noch heute in manchen Sprachen, meine Stunde des Kommens. Som it ist die m it Personalendung versehene Verbalform hauptsächlich nur als Prädikat aufgetreten, und dieser Um stand konnte geradezu entscheidend sein, da daraus später eine deutliche finite Form entstanden ist.

In den uralischen Sprachen konnte sicher schon recht früh zu der m it Personalform versehenen Verbalform das