• Ei tuloksia

Übereinstim m end tritt auf dem ausgedehnten uralischen Gebiet das Suffix des Duals nur am Prädikat auf

Unter diesen Um ständen kommen wir dahin, dass uns das Lappische den richtigen Ausgangspunkt zur Lösung der Frage gibt. In den bisherigen Untersuchungen hat das Lappische zurückstehen müssen. Ga u t h i o t hat in seiner Untersuchung gar nichts davon erwähnt, dass auch das Lappische den Dual kennt. Die anderen Forscher hinwieder haben den im Lap­

pischen vorliegenden Gebrauch des Duals als ein Zeichen des Verfalls betrachtet. Als Verfall ist es erklärt worden, dass der Dual im Lappischen nur bei den Verben, den Possessivsuf­

fixen und den Personalpronomina auftritt. Der Dual ist je ­ doch in den m eisten lappischen D ialekten so lebensfähig, dass es ganz unbegreiflich ist, wie er bei den Substantiven spurlos h ätte verschwinden können, zumal wenn man bedenkt, dass sogar solche Fälle wie acốis entstehen konnten. Man möchte glauben, dass sieh in den zahlreichen D ialekten des Lappi­

schen, die auch sonst recht viel Altes zu retten vermocht haben, wenigstens einige Spuren des Duals beim Substantiv

finden Hessen, da er in den anderen Fällen so gewöhnlich ist, aber man hat nicht die geringste Spur angetroffen.

Der Stand im Lappischen entspricht nach allem, was oben ausgeführt worden ist, in der Tat geradezu der Erwartung.

Wenn es keinen natürlichen Dual gegeben hat, wie hätte dann der Dual auch in den anderen Fällen bei den Substantiven auftreten können? Jedenfalls hat kein Bedürfnis danach be­

stehen können, da das Zahlwort zwei so alt ist, dass es viel näher gelegen hat, zu sagen kit %uị ’zwei Männer’ als yjiiŋon, worin dieselbe Sache durch ein besonderes formales Elem ent ausgedrückt ist. Dagegen kann das Auftreten des Duals bei den Verben recht wohl notwendig gewesen sein, obwohl er bei den Substantiven nicht vorhanden gewesen ist. Erstens hat es in der 1. und 2. Person schon früh besondere Personal­

endungen für den D ual gegeben, da sie für den Singular und auch für den Plural existierten, ebenso verhielt es sich bei den Possessivsuffixen. Das Auftreten des Duals in der 1. und 2. Person konnte ihn auch in der dritten Person notwendig machen, da oft der sog. anaphorische Gebrauch in Betracht gekomm en ist. Insbesondere ist zu bemerken, dass das Per­

sonalpronomen nur in dem Fall ausgedrückt wird, dass Ge­

wicht auf ihm liegt. Daraus erklärt sich die B untheit, die in der Lautgestalt der Personalpronomina, besonders auch im Dual, festzustellen ist. Im Lappischen erscheint in den Per­

sonalpronomina des Duals ein recht spätes dem inutivisches ог-Elėm ent, und im Kamassischen sind die Personalprono­

mina des Duals mit H ilfe des W ories für ’zw ei’ gebildet. Die Angabe des Duals am Prädikat auch in der 3. Person ist offen­

bar ein Bedürfnis gewesen.

Sehen wir uns Texte aus den obugrischen Sprachen an, so können wir keineswegs leugnen, dass, obgleich da der Dual auch bei Substantiven begegnet, der Dualgebrauch trotzdem in hohem Grade von ähnlicher Art wie im Lappischen ist.

Der Dual kommt hauptsächlich beim Prädikat, bei den Pro­

nomina und Possessivsuffixen vor. Im folgenden werden zur B eleuchtung des Sachverhalts einige Proben aus ostjakischen Texten gegeben.

(Steiuitz Ostjakische Volksdichtung I, 253) len jöto

huflos-Über die Verwendung der Numeruszeichen in den ural. Sprachen. 55

ŋən . Iuwəŋ tūrarn %uwa mạntaŋyn, w āìpn tnrəm wāna mạn- taŋən . śitə mạntan kāša ij wõša jo%ətsaŋən. āểetna kitəmtak wut nıạrìsaŋən. wut joxstsaŋən, lcẽw sempə tâpəl ūĸ oməstə yāía Igŋ'saŋən. wuśa wčrsət. sorərj pạsan mâyərj pạsan om'sаttəsijŋən.

’Sie regten sich (und fuhren) weiter. Eine lange Zeit fahren sie lange, eine kurze Zeit fahren sie kurz. Während sie so fuhren, gelangten sie zu einer Stadt. Er und der Vater gingen beide das Ufer hinauf. Sie kamen hinauf, gingen in das von den sieben steinäugigen Helden bewohnte Haus hinein. Sie begrüssten sich (alle). Die beiden wurden an einen Tisch mit Bier (?), an einen Tisch m it Met g esetzt.’

In diesem Beispiel steht nur das Prädikat im Dual. Am Anfang findet sich nur einmal das Pronomen der 3. Person Dual, aber danach ist es nicht mehr gesetzt.

(ib. S. 80) o%sar im i šowər im i ulləŋn. imoL(ti) Ịạtla jis, rep würti pitsəŋən. kirnet ţ ļ l ị гёрэпа %utəməli jo^ətsər/n. 'Füchsin und Häsin leben. Ein Tag brach an, sie begannen einen A b­

hang (zum Schlittenfahren) herzurichten. Am anderen Tage gingen sie zu ihrem Abhang, um Schlitten zu fahren.’

(ib. S. 81) šõwŗ im i ńāwremrpn ạŋkcm ểi lâwləssəŋn, ểi lāw- h ssə)/nisa ạntum. o ļsa r im i p u h p wusa noỊ ỊŪỊSƏŋņ, iỉli puləp wus xuwat wāthrıŗĮ. 'Die beiden Kinder der Häsin war­

teten so auf ihre Mutter, warteten so — sie (kommt) gar nicht.

Sie krochen zum Schornstein (des Hauses) der Füchsin h in ­ auf, sehen durch den Schornstein hinunter.’

Von besonderem Interesse ist es in diesem Zusammenhang, festzustellen, dass Ca s t b é n in seiner Ostjakischen Sprach­

lehre § 58 behauptet, im Irtyschdialekt komme bei den Sub­

stantiven kein Dual vor, der nur von den Verben und Per­

sonalpronomina gebraucht werde. In der gram matischen D ar­

stellu ng von P a t k a n o w - F t t c h s , s. K Sz. 7 127 ff., wird jedoch geltend gem acht, dass dies nicht ohne weiteres zutreffe:

»Castréns Auffassung ist jedoch unrichtig. Übrigens ist — v iel­

leicht infolge des Verrussens des Volkes — eine allmähliche Beschränkung des Gebrauches des Duals beim ostjakischen Nomen kaum zu verkennen. In der irtysch-ostjakischen A ll­

tagssprache wird der Dual, wie es scheint, gewöhnlich durch kät (zwei) m it folgendem Singular dos Nomens ersetzt. In der

Poesie hingegen ist er in allen Gegenden des Tobolskischen Kreises sehr gebräuchlich, obgleich auch hier manchmal der Singular m it vorhergehendem kut vorkommt.» Selbst wenn die Behauptung, dass das Verschwinden des Duals bei den N o­

mina russischem Einfluss zuzuschreiben sei, was nicht recht wahrscheinlich anm utet, richtig wäre, verleihen diese Fälle des Ostjakischen doch dem oben Gesagten eine Stütze. W enn der russische Einfluss den Dual nicht bei den Verben, wohl aber bei den Nom ina zu verdrängen vermocht hat, wäre das ja jedenfalls ein deutlicher Beweis dafür, dass die Verwen­

dung des Duals bei den Verben viel gewöhnlicher und da aus­

serordentlich tief eingewurzelt war. In dieser H insicht ist es von besonderem Interesse, sich zu vergegenwärtigen, was die indogermanischen Sprachen lehren. Im Russischen z. B. hat der Dual in den Verben nach seinem Verschwinden keine Spur hinterlassen, aber von dem Dual der Nom ina sind zahlreiche B este zu finden, z. B. очи, глаза usw.

Nachdem sich das Dualsuffix ursprünglich an das Verb angeschlossen hat, ist es dann von da als Kongruenzerschei­

nung auf das Subjekt übergegangen, z. B. %щŋэп olləŋən 'zwei Männer leben’. In dem Fall imeŋən ikeŋən olləŋən 'eine Alte und ein Alter leben’ hat die Kongruenz das Dualsuffix auf alle drei Glieder übertragen, obgleich es den ursprünglichen Verhältnissen gemäss nur einmal h ätte auftreten sollen. In diesem Fall hätte sich das D ualsuffix, wie wir festgestellt haben, nicht nur an das eine Subjektglied anfügen können, weil dabei das Koordinationsverhältnis der Subjektglieder ohne Ausdruck geblieben wäre. Es ist wenigstens ein Beispiel angeführt worden, in dem das Dualsuffix doch nur an das zweite Subjektglied angetreten ist, und dieses Beispiel lautet folgendermassen: (Pápay N yK 36 391) aị mandu-lausŋən sidi mandən euəlt lon'dət akməsmel ’W ie der kleine Mandu und der Tunguse so gehen, sam m elten sich die G änse’. Bemerkenswert ist, dass das erste Subjektglied m it einem A djektivattribut versehen ist. Gewiss hat dieser Um stand m it auf die Sache eingewirkt, s. J . P á p a y bei Boxida JS F O u . 47,2, 29.

Die Theorie, die oben über die ursprüngliche Verwendung des Dualsuffixes dargelegt worden ist, stim m t auch gut zu

Über die Verwendung der Numeruszeichen in den ural. Sprachen. 5/

den samojedischen Sprachen, zum mindesten soweit die über diese Sprache vorliegenden Quellen zeigen. Im grossen und ganzen können wir feststellen, dass der Dual in den sam oje­

dischen Sprachen hauptsächlich auf dieselbe W eise wie in den obugrischen gebraucht wird. Der Typus іт еŋэп гкеŋэп ist allem Anschein nach ziemlich selten. In den Texten von Üastrén und Budenz habe ich kein Beispiel gefunden. Gewöhn­

lich werden die koordinierten Nom ina als solche aneinander­

gereiht, manchmal wird der K om itativ zu H ilfe genommen.

Im folgenden einige Beispiele solcher Vertretung:

(Castrén-Lehtisalo S. 5) n jā v i häeuhana w äsako pu h u tse’ah 'auf der anderen Seite ein Alter, eine A lte’;

(S. 73) äem da u dam da m adasi uanoỉlāda ’seine Füsse, Hände abschneidend schreckte er ihn zu gehen’;

(ib. S. 116) hāledo sabic ŋōka, jih en a, sā u tasabie öka’Fische gibt es sehr viele, Störe, Nelm a sehr v iele’;

(ib. S. 121) tjü ru m da jin jem d a ob udahanda n jam äda ’seine Treibstange und seinen Eiem en nahm er in seine eine H and’;

(ib. S. 133) m eäkanda taew uih nießenda nisenda ’ln sein Zelt kam er zu seiner Mutter, seinem Vater’;

(ib. S. 152) m eakana wäsakoh puhulseäh ’lm Zelt (ist) ein alter Mann, eine alte Frau’;

(ib. S. 207) p u d a m ah: »njeßeau niseau, am gari gadkajeM

’ Er sagte: »Meine Mutter, mein Vater, was geschah euch Böses?»’;

(ib. S. 328) äsend äwend m i kuassut'Deinen Vater und deine Mutter wir tö teten ’.

In den folgenden Fällen hat das eine Glied ein am ehesten die Funktion des K om itativs erfüllendes Suffix erhalten:

(ib. S. 325) m ā tti šierle näl debisķi kondáye to nun m idän d 'ins Haus tretend die Frau und der Mann schlafen gingen bis ans Ende jener W elt’ (man beachte, dass das Prädikat im Dual steht, wie regelmässig in den finnisch-ugrischen Spra­

chen in solchen Fällen oder aber im Plural, wenn kein Dual vorhanden ist);

(ib. S. 342) ira im a n o p ti 'ein Alter m it seiner A lten ’.

Interessant ist das folgende Beispiel, welches zeigt, dass die koordinierten Glieder zu einer Art K ompositum ver­

schmolzen sind: (ib. 333) ära p a ja ỉa m i su n n jōdádet ’Greise

und Alte uns begleiten’. Das Pluralzeichen -la ist nur an das zweite Glied angetreten.

Aus dem Russischen stam m t die kopulative Konjunktion im folgenden Beispiel:

(Budenz Xy K 22 90) tuońe da haro järnan m anam aj ’der Fuchs und der Kranich fielen in die Grube’.

Das Samojedische steht darin, dass zwei Nomina auch in der Grundform miteinander koordiniert werden können, sicher auf einem ursprünglicheren Standpunkt als die obugrischen Sprachen, in denen das selten, obwohl nicht ganz unbekannt ist, vgl. z. B. wog. (Munkácsi I, 166) ẽkw' ạńễux ’ein Alter und eine A lte’.

Beim Dùrchlesen von Castréns samojedischen Texten fällt sofort auf, dass der Gebrauch des Duals bei den N om ina ver­

hältnismässig selten ist. Beispiele wie (a. a. O. S. 186) atsekęlıę, u li m ū n sid ỉ 'Zwei Knaben, seid ganz s till’, (ib. S. 188) atsekęhe niebem ’die Mutter der K naben’, (ib. S. 252) tju k ī atsekęhe tīn sien dam die hāngaha 'diese. Knaben um einen Lasso für sich b itten ’, finden sich spärlich. Regelmässig erscheint statt des Duals das Zahlwort zwei m it dem Singular, nur das Prädikat, steht im Dual. Dieses Verhalten ist keineswegs von der Spe­

zies abhängig; mag es sich um Unbekannte und früher nicht Erwähnte oder um schon früher Genannte handeln, so wird die Ausdrucksweise in gleicher Weise angewandt, wie die fol­

genden Beispiele zeigen:

(Castrén-Lehtisalo s. 8) tjā u n a tīr i tjān a sidc atsekĩ selkku- darm an ödih 'Oben hinter den Wolken zwei Knaben hört man fröhlich plaudern’;

(ib. S. 9) sid ẻ atsekị ārklcajū indeh su ju n gōra n jām da ’Von den beiden Knaben ist des älteren Bogen aus Horn m änn­

lichen Renntierkalbes’;

(ib. S. 43) seabu n jid s i d e h ā s a u a neäkalngädi sivu n aej jẽsenı, s i d e h ä e u h a n d a u en a jo lä d i’ch, siu jede n ik a lp id i, s i d e j u o n g a t a sīsiu ãm ồiö 'Aus dem unreinen L astschlit­

ten zogen zwei Männer das zischende Eisen, nach beiden Sei­

ten ziehen sie ihn, sieben Tage reissen sie ihn, aus beiden Mundwinkeln kam Schaum ’;

(ib. S. 46) side n jā ru i äedangäjuda 'zwei Doppelpfeile er schoss’;

I ber die Verwendung der Numeruszeichen in den ural. Sprachen. 59

(ib. S. 95) atsekim side m artshāda n ja m ä d a D e n Knaben an beiden Schultern packte er’;

(ib. S. 172) side ŋatsekî au ar ökauna taeuvvangaha D ie zwei Knaben viel Essen brachten’;

(ib. S. 178) sideä sjuddubeäh hajeaha D ie zwei Kiesen gin­

gen ’;

(ib. S. 235) nien deäh side jändoh side höran laptseied D ie Kenntiere des W eibes, zwei dünnhaarige Spitzhunde, gegen die zwei Renntierstiere gingen an ’;

(ib. S. 243) äedlōlĩd, sauvvam bouna sidem n ievı äedüdoh 'Sie begannen zu schicken, im Guten (die) zwei Frauen schickten sie’;

(ib. S. 260) n isendie side häevuuna 'auf beiden Seiten seines Vaters’;

(ib. S. 277) side pu hutseada p u d i m ām anõdťeh ’seine zwei Frauen hörte man sagen’;

(ib. S. 306) šede m ādur tömbảge ’Zwei H elden kam en’;

(ib. S. 306) šede m ādur andese tādaret ’zwei Helden führen sie im B o o t’;

(ib. S. 307) šede näl-gom utound oranned D i e beiden Weiber nahmen sie bei der H and ’;

(ib. S. 314) warge š i d ī d kurle töuaye, šed utoun orallebele enne nägeáge, enne ăsa sa p w aẽáye D ie zwei ältesten Söhne kamen gelaufen, an beiden Händen mich ergreifend, nach oben hin ziehen, mich nicht nach oben zogen’;

(ib. S. 332) pāraỉle kuannāt šede kuaeund, m al tārnād'Gehet zurück in die zwei Städte, teilt euch zur H ä lfte’.

Von den obigen Beispielen stamm en die mit side aus dem Juraksamojedischen, die übrigen aus dem Ostjaksamojedi- schen. So ist also in diesen verschiedenen Dialekten diesbe­

züglich eine bedeutende Übereinstim mung zu konstatieren.

Es gibt auch gewisse Beispiele dafür, dass ein Wort im Dual auftritt und nichtsdestoweniger das Wort ’zwei’ als Attribut steht, z. B.

(ib. S. 340) š it ir ả y w uerkem pảy ’Zwei Greise leb en ’;

(ib. S. 341) š it ku m óy ivuerkem enday ’Zwei Menschen leben’.

Ganz ebenso wie im Ostjakischen und W ogulischen kommt das D ualsuffix auch im Samojcdischen vorzugsweise beim

Verbum vor. Das Pronomen der 3. Person wird selten g e­

setzt, so dass das Dualsuffix dann am Verbum allein angeben muss, dass, zwei Subjekte vorhanden sind. Zu den obigen B ei­

spielen seien zur Verdeutlichung zwei weitere hinzugefügt, das eine aus dem Jurak- und das andere aus dem Ostjaksamo- jedischen.

(ib. S. 172) side atsekīh n ießedi dan ju w a, teädi jān gu h ■ ja u n gaeuhana jilien gah a, neäkollangaha, halleda ŋōka, sidebōringae neäkollangaha ■ tin jid ỉ u li ŋōka, tin jid i p a n d ā s e tid ï, tarem j i l i ­ engaha 'Zwei Knaben sind es, ihre Mutter ist vorhanden, sie haben keine Kenntiere. An der Meeresküste sie leben, ziehen das Schleppnetz, Fische sind viele, zu Zweien ziehen sie das Schleppnetz. Sie haben Vorratskammern sehr viele, sie füllen ihre Vorratskammern, so leben sie’;

(ib. S. 340) šit ir á y w uerkem páy, m aëógan m in erp á y, korale sū rišp á y , n ím de tjangečem páy, lokaỉj tjakkoštevıpág, kinįịesc kuelešpág, nirnde ile m p á y . ’Zwei Greise leben, im Walde jagen sie, fahrend fangen sie Tiere, dort fangen sic Tiere, dort fan ­ gen sie H asen m it H asenfallen, Füchse fangen sie m it F uchs­

fallen, m it Stromwehren fangen sie Fische, so leben sie b eide’.

Sehr interessant ist, was Castrén aus dem Kamassischen anführt. Die Substantive kennen in dieser entlegensten sam o­

jedischen Sprache den Dual überhaupt nicht, er kom m t nur bei den Pronomina, den Possessivsuffixen und vor allem den Verben vor. Also genau wie im Lappischen. Castrén m eint seinerseits, die Erscheinung beruhe auf tatarischem Einfluss, so dass es sich um ein partielles Verschwinden des Duals han­

deln würde. Das kann natürlich der Fall sein, aber es ist kei­

neswegs sicher, wenn man beachtet, was wir von den anderen samojedischen Sprachen wissen. W ie es sich aber auch ver­

halten mag, so ergibt sich jedenfalls, dass der Gebrauch des Duals m it den Verben tiefer als mit den Substantiven ver­

wurzelt ist, da er fremden Einfluss dort recht gut abzuwehren vermocht hat.

Das Ergebnis, zu dem wir oben über die ursprüngliche Ver­

wendung des Dualsuffixes gekomm en sind, wird auch durch die Erscheinungen bestätigt, die im Gebrauch der P lu ral­

zeichen hervortreten und denen wir uns im folgenden zuw en­

den.

Über die Verwendung der Numeruszeichen in den ural. Sprachen. 61

Mit dem Plural der uralischen Sprachen zu sa m m en ­ hängende Problem e.

Der Plural der finnisch-ugrischen und samojedischen Spra­

chen bietet weder vom morphologischen noch vom syn tak ti­

schen Gesichtspunkt aus ein einheitliches Bild. Fremder E in ­ fluss hat in mehreren Sprachen merkbar zur Veränderung der ursprünglichen Verhältnisse beigetragen. Und dazu kommt noch — was speziell die Aufhellung dieser ursprünglichen Ver­

hältnisse erschwert — der stets und überall feststellbare E nt­

wicklungsprozess, der seltsamerweise auf ganz verschiedenen Seiten zu ganz denselben R esultaten führen kann, ohne dass es möglich ist, auch nur die geringste W echselwirkung anzu­

nehmen. Einer von den äussersten Gründen dieser E ntw ick­

lungsähnlichkeit beruht natürlich in der Ähnlichkeit der Struktur der menschlichen Psyche.

Insbesondere tritt der fremde Einfluss im Gebrauch des Plurals der ostseefinnischen Sprachen hervor. Obwohl die Regel ist, dass z. B. nach dem Zahl wort der Singular folgt, z. B. kolme miestä ’drei Männer’, kymmenen hevosta 'zehn Pferde’, und obwohl Ausdrücke wie siellä nli miestä kuin hei- nää ’da gab es Männer wie H eu ’, olla m arjassa ’in den Beeren sein’, olla kalassa 'fischen’ ziemlich zahlreich Vorkommen, ist es doch schwer, einen wesentlichen Unterschied im Plural­

gebrauch der indogermanischen und der ostseefinnischen Sprachen aufzuzeigen. Die Übereinstim m ung erstreckt sich oft von Singularia und Pluralia tantum -Pällen bis in viele sti­

listische Feinheiten hinein. Von Interesse ist es hinsichtlich des Pluralgebrauchs, das Finnische mit dem Ungarischen zu vergleichen, denn das Ergebnis kann nur das sein, dass das Finnische in dieser Beziehung den germanischen Sprachen viel näher steht als dieser Verwandten, die auf syntaktischem Gebiet viel Altes geerbt zu haben scheint.

In seiner ausführlichen und zahlreiche bemerkenswerte Beobachtungen enthaltenden Besprechung von J. Sz i n n y e i s

Ungarischer Sprachlehre hat E . Le w y K Sz. 1 7, S . 2 1 7 , besonders die Numerusverhältnisse des Ungarischen erörtert.

Zum Ausgangspunkt hat er die F eststellung Szinnyeis

genom-men, dass das Substantiv im Ungarischen nach einem Zahl­

wort im Singular steht. Hierzu bemerkt er: »Wie kann nach einem Zahlwort, das die Mehrheit ausdrückt, ein Homen in der Einzahl stehen?! Das Vomen steht auch gar nicht in der Einzahl, sondern in der Stammform, die freilich oft die E in ­ zahl bezeichnet; in einer Form meine ich, die erst durch das hinzutretende Zahlwort den bestim m ten Zahlinhalt erhält.»

Zum m indesten geschichtlich-genetisch beurteilt, ist diese Bemerkung Lewys richtig, etwas anderes aber ist es, wie die Erscheinungen in der deskriptiven Grammatik darzustellen sind. W enigstens vom Standpunkt des Finnischen wäre es inüssig, dabei zu erklären, dass z. B. in dem Fall hym m enen hevosta hevosta nicht die Einzahl, sondern die Stammform wäre. Im Ungarischen ist die Verwendung der Stammform jedoch auch in solchen Fällen recht häufig, die vom Standpunkt des Finnischen — von den grossen Kultursprachen Europas zu schweigen — befremdend anmuten. Im folgenden einige illustrative Beispiele aus Lewys Belegmaterial:

mindern k is kapuban virág n y ỉlik ’in jedem kleinen Tor öffnen sich B lum en’,

eladta m inden m arh ájảt, ku tyát vásárolt helyette ’er ver­

kaufte all sein Rindvieh, kaufte Hunde an statt dessen’, elkezdték a ku tyákat egym ảsra ảrvereỉni, úgy hogy u toljảra szả z aranyon felül kelt darabja a ku tyán ak ’sie begannen in Betreff der Hunde sich zu steigern, sodass zuletzt das Stück über Hundert D ukaten stieg ’.

Der letzte dieser Sätze ist ausserordentlich interessant, denn darin erscheint von ku tya ’H und’ sowohl die Plural- als die Singularform. In dem m it dem k des Plurals versehe­

nen A kkusativ k u tyákat haben wir deutlich den individuali- sierend-mehrheitlichen Gebrauch vor uns, während es sich in darabja a ku tyán ak ’ein Stück der H unde’ (eigtl. des H un­

des) um deutlichen kollektiven Gebrauch der Stammform handelt.

Es kann natürlich keinem Zweifel unterliegen, dass das U n ­ garische in allen derartigen Fällen, die übrigens sehr zahl­

reich zu finden sind, den alten, ursprünglichen Standpunkt vertritt. Die Sprachen, die während der letzten Jahrhunderte

Über die Verwendung der Numeruszeichen in den ural. Sprachen. 6.1

merkbarer auf das Ungarische eingewirkt haben, die sla- vischen und die germanischen, sind in keiner W eise dazu angetan gewesen, einer solchen Verwendung des Singulars als absoluter Numerus eine Stütze zu verleihen, geschweige sie in das Ungarische einzupflanzen. Dagegen kann gewiss türkischer Einfluss in Frage kommen, da er seinerzeit im Ungarischen recht intensiv gewesen ist.

Um einen geeigneten Hintergrund für den hier zu behan­

delnden Fragenkomplex zu gewinnen, ist es denn auch ange­

bracht, zuerst m it einigen Worten das Num erussystem der Türksprachen und vor allem damit zusammenhängende prin­

zipielle Dinge zu berühren.

Die in allen Türksprachen m it Ausnahme des Tschuwaschi­

schen auftretende Pluralendung -lar, -lär ist, wie m it'ziem ­ lich grösser W ahrscheinlichkeit geschlossen werden konnte, von Haus aus ein K ollektivsuffix.1 Der Plural der Türk­

sprachen lässt sich daher am nächsten m it dem neutrischen Plural der indogermanischen Sprachen vergleichen, dessen Form mit dem N om inativ des femininen Singulars identisch ist und bei dem im Arischem und Griechischen das Prädikat im Singular steht, was alles auf die ursprüngliche kollektive Natur der Bildung hinweist. B echt wichtig ist es, zu kon­

statieren, dass das genannte türkische Pluralsuffix in den Orchoninschriften an den Verben überhaupt nicht vorkommt und dass es auch an den Substantiven äusserst selten ist. Es fehlt auch ausserordentlich oft in Fällen, in denen sich die Bedeutung klar als mehrheitlich erweist. Die Endung -lar, -liir begegnet eigentlich nur an häg ’F ü rst’ und gewissen Ver­

w andtschaftsnam en. Auch in diesen Fällen handelt es sich nicht um einen reinen Plural, sondern z. B. die Bedeutung von bäglär ist am ehesten 'Adel, B itterstan d ’. Die in Bede stehende Endung war im Alttürkischen nicht das einzige K ollektivsuffix. Auch andere derartige Suffixe konnten in

1 Von der einschlagenden Literatur seien erwähnt: K . Gr ö n b e c h

Der türkische Sprachbau I, W. Ko t w i c z Les pronoms dans les langues altaïques, T. Ko w a l s k i Zur semantischen Funktion des Pluralsuffixes -lar, -lär in den Türksprachen, M. Rä s a n e n Aus der türkischen For­

menlehre, .ISFOu. 50, 7.