• Ei tuloksia

Uber den Charakter des ostlappischen S tu fen w ech selsy stem s .1

und 3. Silbe in ursprünglich 3silbigen Phonem en

Noch nicht besprochen sind die Fälle, in denen die zweite Silbe ursprünglich geschlossen ist.

Im absoluten A uslaut kommen erstens die Spiranten s und š vor, also die der starken Stufe eigentüm liche Ver­

tr e tu n g 1. Z .B . Ip l NSg. pähns ’h eiss’, ńunòš 'Spitze (z .B . 1 Im skoltlappischen Dialekt von Nejden findet man nach L a g e r ­ c r a n t z mehrere spezielle Züge, u. a. z als Vertreter des ursprünglich auslautenden s, z. B. NSg. kieĄèz 'Lügner' (auch die Vertretung m it s ist nicht ganz unbekannt, z. B. Ke-Ęu>ŋes 'grösser, jäher Wasser­

fall’). Diese Eigentümlichkeit erklärt sich daraus, dass der in Rede stehende Dialekt eine entartete Mischsprache darstellt, was auch der Aufzeichner hervorhebt, s. Lappischer Wortschatz 1205. Eine ent­

gegengesetzte Ausnahme, s anstelle des z der anderen Dialekte, begeg­

net z. B. in solchen ihrem ganzen Bau nach unostlappischen plura- lischen Nominativen wie cuüHkkạsaK von eüC yyàz 'Hasenspur, Hasen­

w eg’ (in diesen tritt neben s auch z auf, z. B. NP1. k ĭ ễ - l l ĩ i i ạ ĸ von kieĄ èļ s. o.).

Über den Charakter des ostlappischen Stufenwechselsystems. 159

eines Zuges, eines Bergrückens)’, Sk. NSg. vēnvs ’B o o t’, ńònặ'š 'Spitze der Benntierkarawane’. Ursprünglich aus­

lautend dürfte von den Verschlusslauten im Urlappischen nur *k vorgekommen sein, dessen lautgesetzliche Vertretung im A uslaut der 2. Silbe Schwund gewesen zu sein scheint, z. B . lp l NSg. miesta ’Strauch’, (ẳŪDạ ’K ehle’, Sk. mỉęst&, tẳõDD& id. Wenn man *k in dieser Silbenstellung findet, z. B. 2. Sg.- Prs. lp l mōnạh, Sk. menv’k 'gehen’, NP1. I ķieôạh

’H and’, ist es wahrscheinlich als analogisch zu betrachten.

Vgl. Äimä, JSFO u. X X X jhS. 77, E a v ila , JSFO u. XLV„ S. 8.

Analogie der obliquen Kasus stellt das Eindringen des Ver­

treters von *y in solchen singularischen N om inativen dar wie lp l pSnuù', K id. pienney ’H und’ ( = lpN bænâ id.).

Bei den Konsonantenverbindungen zwischen der zweiten und dritten Silbe findet man gewisse auf einen alten Stufen­

wechsel hindeutende Zeichen. Das Ostlappische scheint also auch in diesem Punkt nicht zu der Stufenwechseltheorie zu stim m en, nach der in dieser Stellung, unabhängig von den Verhältnissen der dritten Silbe, die starke Stufe aufgetreten wäre. Von welcher Art der Wechsel im Urostlappischen gewesen ist, lässt sich m ittelbar nur m it H ilfe gewisser para- digmatischer W echselverhältnisse erschliessen, bei denen in der starker Stufe der bewahrte K onsonant oder die bewahrte K onsonantenverbindung, in der schwachen Stufe Schwund anzutreffen ist. Es handelt sich um die Vertretung

•der ursprünglichen Verbindung *-úỏí-\ hier ist der W echsel

*-ńóỉ- : *-ńđẳ- anzunehmen, das letztere ist in der schwachen Stufe aufgetreten. Das stim m hafte -đẳ- ist zu j geworden (die Möglichkeit dieser Entwicklung wird dadurch erwiesen, dass im Inari- und Skoltlappischen ein gleichartiger L aut­

wandel auch nach hauptbetonter Silbe stattgefunden hat, z. B. 1. Sg. Prs. I pẫịjpm , Sk. p ẫ ịjvm von I pẵ(ïẳiò, Sk.

pặ'JtìíeD ’schiessen’ ~ lpN bāĵam von bačòet id.). Die E ntw icklung war also: *-ńđề- >• * -ńj- > *j, das dann wie oft auch ursprüngliches j zwischen der 2. und 3. Silbe geschwunden ist. Nach der übereinstimmenden Vertretung aller ostlappischen Dialekte» h a t d e r W e c h s e l z w i ­ s c h e n d e r s t a r k e n u n d d e r s c h w a c h e n

S t u f e n i c h t v o n d e r S i l b e n z a h l d e s P h o ­ n e m s a b g e h ä n g t , wie in den vorher besprochenen Fällen, in denen auf der Grenze der 2. und 3. Silbe ein ursprünglicher Einzel konsonant gestanden hat, s o n d e r n n u r v o n d e r O f f e n h e i t o d e r G e s c h l o s s e n h e i t d e r 3. S i l b e . V o r o f f e n e r S i l b e e r s c h e i n t d i e s t a r k e , v o r g e s c h l o s s e n e r d i e s c h w a c h e S t u f e . Beispiele:

S c h w a c h e S t u f e . Urspr. 3silbige Phoneme: I GASg.

aỉōã, NP1. aỉāãh, Sk. GASg., N P l. àłyậ', T GASg. ạjıāa' 'kleiner Junge; Junges (eines Tieres)’; neg. P ot. I (i ị ') kū li Sk {iị) lcūỉe von I kũĩlạô, Sk. k ū ỉ ỉ Ű D ’hören’.

Urspr. ểsilbige Phoneme: LokSg. I aỉẽāst, Sk. àłyậ'st s. o., K ld. àekvệt 'altes W eib, M ütterchen’.

Urspr. Ssilbige Phoneme: LokSg. + 3. Sg. P x . I aỉāāŝtis, Ko. ậỉyûşţes s. o., T ặekaļes (-ţ- < -ẹţ-) ’W eib’.

S t a r k e S t u f e . Urspr. 3silbige Phoneme: N Sg. I aĩẽãóỉ, Sk. à lyậ 'í (I -ĎÍ, Sk. - ĩ < -ńỏí-) s. o., K id. āaktÅ dİằ s.o .

Urspr. ểsilbige Phoneme: I KSg. + 3. Sg. P x . alGÒųbíis, Sk. àlyßệes, T KSg. + 1. Sg. P x . алвапет {-ņ- < -úďỉ- x) s. o.;

1. PL P ot. I mo'na(bie'p', Sk. m hrze'y) von I m ō ň n ạ ô , Sk.

m sn nvD 'gehen’.

1 Der in wortinlautender Stellung auf der Grenze der 2. und 3. Silbe eingetretene kolalappische Wandel - ń ó í- > -ŗı-bzw.-ń- beruht auf Son­

derentwicklung dieser Dialekte. Der Schwund des -ĎÍ- aus der Verbin­

dung -ÚĎĨ- ist also keine uralte Stufenwechselerscheinung, wie Wiklund und Äimä vermutet haben. Beide fassen das auf die starke Stufe zurückgehende -ń- (-П-) als Vertreter der schwachen Stufe auf; für Wiklund war dieser »Wechsel» -ń dỉắ- : - : 0 in den kolalappischen Deminutiven, dessen Wurzeln er im Tawgy-Samojedischen erblickte, eines der wichtigsten Argumente für den dreistufigen Stufenwechsel.

-ńĎÍ- > -7Í- (-И-) ist nur eine Einzelheit in der recht umfassenden Schwunderscheinung, für welche Schwund der letzten Komponente gewisser Konsonantenverbindungen zwischen Vokalen eigentümlich ist. Solche Parallelfälle sind u. a. die Wandlungen -st- > -s- (-z-) und -nt- (-UD-) > -n-, von denen als Beispiele angeführt seien: (Genetz) T juịleze- ’ein wenig, ein Mal trinken’ ( = N ju le s tit) , Kid. tuergse- ’zittern’

( = lpN doargestit); T sielane-, Kid. suijlne- ’stehlen’ ( = lpN su o la d it, wo -d- < -nD-). Es verdient erwähnt zu werden, dass Schwund der letzten Komponente im Terlappischen auch dann nicht in ursprünglich

Über den Charakter des ostlappischen Stufenwechselsystems. 161

D a bei den ursprünglichen Einzelkonsonanten auf der Grenze der 2. und 3. Silbe ein von der Offenheit oder Geschlos­

senheit der nachfolgenden Silbe abhängiger W echsel nur dann auftrat, wenn die zw eite einen bedeutenden Nebenton gehabt haben muss, liegt der Gedanke nahe, dass vielleicht auch in diesem Fall gerade der Nebenton der zw eiten Silbe die Voraus­

setzung zu dem Stufenwechsel gebildet hat. Diesmal ist die zweite Silbe ursprünglich geschlossen. Verhält es sich m ithin so, dass die geschlossene Silbe, von der Silbenzahl des Pho- mens unabhängig, einen festen Nebenakzent gehabt hat?

W ahrscheinlich. Zu diesem Ergebnis kommt man gezwun- genermassen, wenn man die Q uantitätsverhältnisse der K o n ­ t r a k t i o n s v o k a l e im Inarilappischen betrachtet. In Fällen, wo die Kontraktion durch Schwund eines ursprüng­

lichen Einzelkonsonanten zwischen der 2. und 3. Silbe herge­

rührt hat, erscheint in ursprünglich drei- und fünfsilbigen Phonem en ein langer, aber in ursprünglich viersilbigen ein kurzer K ontraktionsvokal. Z. B.

Urspr. 3silbige Phoneme: NSg. pọărrē, NP1. pçărrẽh 'Floss' ( = Sk. N Sg., NP1. pộặịŢëı;); urspr. ösilbiges Phonem: LokSg.

+ 3. Sg. P x. pộărrẽstis.

Urspr. Isilbige Phoneme: LokSg. pọărresl, Ess. pỏărren.

W enn dagegen Kontraktion bei Schwund einer K onsonan­

tenverbindung (d. h. -ńóỉ-) stattgefunden hat, ist der K on­

traktionsvokal, unabhängig von der Silbenzahl, immer lang.

Z. B . NP1. aĩāāh (urspr. Ssilbig), LokSg. aĩāāst (urspr. ểsilbig), LokSg. -1- 3. Sg. P x . aĩōāằtis (urspr. 5silbig) von aỉõāDỈ s. o.

D iese D oppelheit bei der Q uantität der beiden K ontrak­

tionsvokalgruppen kann nur durch die Annahme erklärt wer­

den, dass, wenn von zwei der Kontraktion anheim gefallenen 3silbigen Phonemen eingetreten ist, wenn sich der Vokal der 3. Silbe erhalten hat (z. B. 3. Sg. Prs. juileasla, sielanta s. o.), sondern nur in ursprünglich 4- und mehrsilbigen. Die Erscheinung scheint also doch mit alten Akzentwechseln zusammenzuhängen, und an ihrem Teil beweist sie, dass der Druck der Endsilben von 3silbigen Phonemen auch im Kolalappischen ein anderer als in mehrsilbigen gewesen ist, ein Unterschied, der auch heute für die Akzentverhältnisse des Inarilappischen charakteristisch ist.

Vokalen der erste vor der Kontraktion einen N ebenton hatte, dann ein solcher sozusagen anfangsbetonter K ontraktions­

vokal lang ist; wenn aber der Nebenton auf dem Vokal der letzteren Silbe gelegen hat, hat sich der endbetonte K ontrak­

tionsvokal zu einem kurzen Vokal entw ickelt. Gemäss dem W echsel Verhältnis pa:k k 'n .zeh : p a : k k ’4s v s t traten also in dem Paradigma des Typus p ộ ă r r ẽ in einer früheren Spracli- form etwa folgende Intensitätsw echsel auf: N PI. *p o a :re.vek : LokSg. p o a :re v e ‘St(e) ( ~ -e v v s t(e )), während in dem Typus aĨĞāM die zweite Silbe im ganzen Paradigma zum m indesten einen gewissen Nebenakzent gehabt zu haben scheint.

H eute dürfte wohl schon allgemein die Auffassung ange­

nommen sein, dass im Urlappischen lange Kontraktions vokale vorgekommen sind, die die nichtkontrahierten sog. etym olo­

gisch langen Vokale in bezug auf die Q uantität übertrafen.

Das Inarilappische dürfte von den jetzigen D ialekten der einzige sein, in dem sich dieser Unterschied deutlich erhal­

ten hat. Indessen ist auch m. E. die Möglichkeit offen zu hal­

ten, dass der streng regelmässige W echsel zwischen langem und kurzem Kontraktionsvokal im Inarilappischen schon aus der Ursprache ererbt sein kann. Und wenn es sich wirklich so verhält, bedeutet das m ittelbar, dass das ganze ostlappische Akzeutuationssystem in uralte Zeit zurückgeht, wobei natür­

lich seine B edeutung auch vom Gesichtspunkt einer weiter gespannten vergleichenden Untersuchung sich wesentlich erhöht.

Im Hinblick auf den ostlappischen Wechsel -ń ỏ í- : -ńđế- ( > 0) darf man wohl ex analogia schliessen, dass zwischen der 2. und 3. Silbe bei den Vertretern der ursprünglichen E in ­ zelverschlusslaute nach stim m haften K onsonanten auch ein ähnlicher von der Offenheit oder Geschlossenheit der 3. Silbe abhängiger W echsel wie bei den postkonsonantischen Affrika- ten der kurzen Keihe vorgekommen ist. In der starken Stufe hat ohne Zweifel ein M ediaverschlusslaut gestanden, aber über die Vertretung der schwachen Stufe lässt sich nichts Sicheres aussagen, weil sich von diesem angenommenen W echsel in keinem D ialekt Spuren erhalten zu haben scheinen. In der schwachen Stufe hat entweder ein Spirant oder ein stim m haf­

Über den Charakter des ostlappischen Stufenwechselsystems. 163

ter Verschlusslaut gestanden; das letztere erscheint jedoch wahrscheinlicher. Vermutlich hat also ein solcher W echsel wie z. B. -ĨG -: -lg-, -ĩid- : -nd-, - ŋ e - : -ŋg-, -td- : -rd - existiert;

ein dam it gleichzustellender W echsel ist, wie ich vermute, im Urostlappischen auch bei den K onsonantenverbindungen zwischen der 1. und 2‘. Silbe vorgekom men (s. S. 145, Fussn.).

Q uantitativ hat sich der zwischen der 2. und 3. Silbe auf­

getretene W echsel von dem nach der hauptbetonten Silbe dadurch unterschieden, dass die beiden K om ponenten der K onsonentenverbindung sowohl in der starken als der schwa­

chen Stufe kurz waren (s.oben S. 143).

Was die ursprünglichen Geminaten zwischen der 2. und 3.

Silbe anlangt, dürfte urspr. *-kk-, *-tt- (*-pp-) im U rostlap­

pischen durch qualitativ und q uantitativ nichtwechselndes

*-k-, *-t- (*-į>-) vertreten gewesen sein (vgl. oben S. 143). Auf dieses Verhalten weist am deutlichsten die Vertretung des gem ilderten k im Inarilappischen hin. Hier beobachtet man sowohl vor ursprünglich offener als vor ursprünglich geschlos­

sener Silbe h, z. B. NSg. ķẵằķih : NP1. ķẵằķiheh 'durch Beissen kastriertes B enntier’ ( = lpN gaskek, Sk. ķậẹUi'ķ), (Ãinıä) NSg. jĩẫlảhạš 'klarer, heiterer H im m el’ ( = lpN jælâkâs). h ist auch gerade zwischen der 1. und 2. Silbe der Vertreter des ursprünglichen *ĥ (*k >» *h' > * / > h), z. B. NSg. jühn 'Fluss' ( = lpN jokkä, Sk. jo’kk4), GASg. lohe von lokk'e 'Deckel' ( = lpN lokke von loklke, Sk. łō>lćìļE von Іо'ЩЕ). Das auf halblanges k zurückgehende h des Inarilappischen erscheint also in der starken Stufe der x- und in der schwachen Stufe der xx-B eih e. D ie Id en tität des Vertreters der schwachen Stufe des gem inierten und der starken Stufe des E inzelkonso­

nanten auf der Grenze der ersten und zw eiten Silbe gilt nicht nur für das Urostlappische, sondern allem Anschein nach auch für das Urlappische, wie mehrere Forscher angenommen haben, zuletzt C'O llindkr (s. Lautlehre des waldlappischen dialoktes von Gällivare 1(57; hier wird allerdings eine urlap­

pische æ-Stuíe angesetzt). Eine solche Entsprechung ist zw i­

schen der 2. und 3. Silbe nicht zu finden. Wäre die schwache Stufe der Geminata auf dieselbe W eise wie die starke Stufe eines ursprünglichen Einzelkonsonanten vertreten, so stände

iıı der schwachen Stufe der in Betracht kommenden geminier- ten Verschlusslaute * - k k - , * - t t - ( * - p p - ) natürlich g , d ( b ) . Mag die Sache so zu erklären sein, dass die H alblänge des Vertre­

ters der schwachen Stufe in der xx-B eih e aus der finnisch­

lappischen Urzeit ererbt ist, während der halblange K onso­

nant auf der Grenze der 1. und 2. Silbe in der starken Stufe der x-B eih e erst das Ergebnis urlappischer E ntw icklung ist?

Im Finnischen ist ja der ursprüngliche Einzelkonsonant auch vor offener Silbe kurz. N ach der zw eiten Silbe wäre die sekun­

däre Längung des Einzelkonsonanten verhindert worden und die Grenze zwischen der x- und der xx-B eih e deutlich geblie­

ben. Die Kürzung der Geminata der starken Stufe zu einem halblangen Einzelkonsonanten zwischen der 2. und 3. Silbe ist eine Erscheinung, deren sichere chronologische Festlegung in diesem Augenblick nicht möglich erscheint. Vom Stand­

punkt des Lappischen aus steht eine derartige Vertretung an sich in vollem E inklang m it dem in dieser Silbenstellung herr­

schenden Verhalten, dass auch die Quantität der ursprüng­

lichen Einzelkonsonanten und K onsonantenverbindungen, unabhängig von der Offenheit oder Geschlossenheit der nach­

folgenden Silbe, die gleiche wie die Q uantität der schwachen Stufe der entsprechenden Laute bzw. Lautverbindungen nach hauptbetonter Silbe ist (s. oben S. 142). Ferner hebe ich her­

vor, dass das ausserhalb der Q uantitäts- und Qualitätswechsel stehende h , Ì ( p ) als Vertreter einer ursprünglichen Geminata, wie Collinder m. E. richtig angenommen hat, auch zwischen der 1. und 2. Silbe nach stim m haften K onsonanten angetrof­

fen ist. Collinder setzt solche urlappische W echsel Verhältnisse w ie ĩĥ : ỉìi usw. voraus, s. a. a. O.

Oben sind in den H auptzügen solche Stufenw echselver­

hältnisse des K onsonantism us zwischen der 2. und 3. Silbe betrachtet worden, die, wie man annehmen darf, die Natur des der ganzen ostlappischen Dialektgruppe eigentüm lichen Stufenw echselsystem s widerspiegeln. Ausserdem zeigt das Inarilappische eine Art W echsel, der im Bereich der östliche­

ren D ialekte kein Gegenstück hat und der offenbar nur der Sonderentwicklung dieses D ialektes angehört. D a die E rschei­

nung im Inarilappischen über ein recht ausgedehntes Gebiet

Über den Charakter des ostlappischen Stufenwechselsystems. 165

verbreitet und in bezug auf seine Vorbedingungen recht d eu t­

lich ausgeprägt ist, seien ihre Prinzipien hier kurz dargelegt.

Auch dieser W echsel steht in einem engen Abhängigkeitsver­

hältnis zu den zwischen den verschiedenen Phonem typen herr­

schenden Akzentunterschieden. Es ist für ihn charakteristisch, dass in ursprünglich 3silbigen Phonem en der K onsonantismus vor schwachbetonter 3. Silbe nach seiner Qualität und Quan­

tität. unverändert erhalten, aber in ursprünglich viersilbigen und betreffs des Stam m es viersilbigen Phonem en vor stark nebenbetonter 3. Silbe und gerade infolge dieses starken Nebentons (Gravior) gewissen Veränderungen ausgesetzt gewesen ist. Diese Veränderungen sind die folgenden:

D ie Medien g, d, n , auch die sekundär entw ickelten, sind zu den stim m haften Verschlusslauten g, d, h geworden. Z. B.

1. Sg. Prs. tammÜDnm : liıf. tam àdiå ’leimen; 1. Sg. Prs.

2)iUi)rcDnin: liıf. pm ərcdii) 'verbessern’ (in dem letzteren Wort n, d <C -UD-); 3. Sg. Im pf, kuoỉtsnçiị' : Inf. kŭötts^giô 'verfaulen' (g, g < -//G-); NSg. рш эгівек 'besser': Adv. ршЗгеЬеІіЛ 'besser' (

«,

b

< -»i n-).

Die die ursprünglichen Geminaten vertretenden stimm losen Verschlusslaute k, t, p und das zu der langen Affrikatenreihe gehörende të sind zu Geminaten geworden. Z. B. NPJ.

p oW a k 'eh : LokSg. p o ť à ķ lť is t 'Kartoffel' « f i . potaatti); 1. Sg.

Prs. v á r ū ť ạ v ı: Inf. rả -ru d ť ifi 'warnen'; NP1. s ir d p 'e h : LokSg.

s ir ä p p 'is t 'Sirup' ( < fi. siirappi); NP1. vuoraďềeh: LokSg.

v ŭ ö rn ttẳ isl 'Krähe'.

ln allen Konsonantenverbindungen ist die erste K om po­

nente zum halblangen Laut gedehnt worden. Z. B. 1. Sg. Prs.

pūGGạrDam : Inf. pu'GạÌDİÖ 'ein Loch bohren’; NP1. m ō rg sķ eh : LokSg. m o 'r a sk ist ’m it Birken bestandener Abhang auf einem Fjelď ; NP1. p ā ïậ iš m e h : LokSg. p a 'r q is m is t ’H aarzopf’.

Um aber zu den W echselverhältnissen zurückzukehren, deren Ursprung m it einer gewissen Sicherheit in die urostlap- pische Sprachform verlegt werden zu können scheint, können wir auf Grund der auf die heutige Sprache vererbten W echsel­

fälle die Voraussetzungen zum Vorkommen des zwischen der 2. und 3. (bzw. der 4. und 5.) Silbe auftretenden

Stufen-Wechsels, der also ausschliesslich ein qualitativer gewesen ist, kurz folgenderm assen bestimmen:

D ie s t a r k e S t u f e ist aufgetreten:

1) Nach ursprünglich offener zweiter S ille:

a) wenn die zw eite Silbe nebenbetont und die dritte ur­

sprünglich offen war;

b) bei U nbetontheit der zw eiten Silbe immer, unabhängig von der Offenheit oder Geschlossenheit der dritten Silbe.

2) Nach ursprünglich geschlossener (und als solcher m it festem Nebenakzent versehener) zweiter Silbe, wenn die dritte Silbe von H aus aus offen war.

Die s c h w a c h e S t u f e ist aufgetreten:

1) Nach ursprünglich offener zweiter Silbe, wenn die zweite Silbe nebenbetont und die dritte ursprünglich geschlos­

sen war.

2) Nach ursprünglich geschlossener (und als solcher einen festen N ebenton tragender) zweiter Silbe, wenn die dritte Silbe von Haus aus geschlossen war.

D ie Verhältnisse sind also wesentlich verwickelter als die Prinzipien der Setäläschen Stufenwechseltheorie.

Vergleicht man diesen urostlappischen Stufenwechsel auf der Grenze der zw eiten und dritten Silbe m it der auf finnischer Seite auftretenden, so findet man zwischen den beiden S y ste­

men sowohl Unterschiede als auch Übereinstim m ungen. Sehr verschieden ist die Vertretung des ursprünglichen Einzel- konsonanten. Der von den Verhältnissen der dritten Silbe im Finnischen unabhängigen schwachen Stufe entspricht im Lap­

pischen ein von mehreren Bedingungen abhängiger W echsel der starken und schwachen Stufe, bei dem die Fälle der schw a­

chen Stufe weniger zahlreich als die der starken sind. Die alten Verhältnisse haben sich allerdings infolge von Verall­

gem einerungen oft zugunsten bald der starken, bald der schwachen Stufe getrübt. D ie ursprünglichen Geminaten unterliegen im Finnischen dem Stufenwechsel, während im Lappischen die in dieser Stellung begegnende nichtwechselnde kurze Q uantitätsstufe zu einer Ausgleichung des Wechsels geführt hat, wobei die Vertretung zur Herrschaft gelangt ist, die ursprünglich der schwachen Stufe zugeschrieben werden

Über den Charakter des ostlappischen Stufenwechselsystems. 167

muss. Aber die Voraussetzungen des Stufenwechsels der K on­

sonantenverbindungen sind in beiden Sprachen von gleicher Art; solche Stufenwechselverhältnisse des Finnischen wie isäntä: isännät; isäntänä: isännällc oder kumartaa: kumarran;

kumartavat: kumarramme, die nach der Stufenwechseltheorie allerdings sekundär sind, entsprechen prinzipiell vollkommen dem bei der ostlappischen Verbindung -ńóí- auf tretenden Stufenw echsel.

Es ist ungewiss, in welchem Grade die Bestim m ung der Prinzipien des alten ostlappischen Wechsels bei einer Ü ber­

prüfung der Stufenwechseltheorie, die man als wünschenswert bezeichnet hat, von N utzen sein kann, aber sicher lohnt es sich, dabei auch dieses System in Betracht zu ziehen. Vom Standpunkt des Lappischen selbst aus ist eine der zentralsten Fragen, die der Untersucher der Akzentlehre dieser Sprache zu erörtern hat, meiner Ansicht gerade diese: in welcher B ezie­

hung steht das am klarsten im Inarilappischen erhaltene Akzentuations- und Stufenwechselsystem des Urostlappischen zu den entsprechenden Erscheinungen im Urlappischen!

Eh k k i It k o n f.n.