• Ei tuloksia

Herrmanns Enkel, der Kampf für Kaiser, Glaube und bürgerliche Ordnung

DEN JAHREN 1796-97

VOM 18. FRUCTIDOR, DER KONGRESS VON RASTATT UND DIE REVOLUTIONEN IN ITALIEN UND IN DER

2. Herrmanns Enkel, der Kampf für Kaiser, Glaube und bürgerliche Ordnung

Es w.ur,de ·sc:hon naiolrgewiesen, daß der Vorifrieden vion Leoben für kurze Zeit das Erscheinen v<0n kriegerischen Schri.ften iin Österreiclh unterbunden hatte. Die Regierung hörte auf Schrif-tsteller finanziell zu unterstützen, und u.a. Glave-Kolbie1ski imußte mit ,seiner schriftsteller­

ischen Arbeit pausieren. Viele der kaiserlichen Unteritanen, die sich fril!her besonders ,schanf gegen einen Frieden ausgesprochen hatten, lobten jetzt die Segnungen des Friedens von Campo Formio und sein Zustan­

dekommen als weisen E}ntschluß der Staatsmänner.

In Wirklichkeit verstand man von Anfang an in Österreich den Frieden von Campo Formio als zeifüoh begrenzt, und die allgemeine Meinung des Landes hatte noch nicht eine dem Frieden zustilmmelllde Haltung einge­

nommen, als erineut eine Wende zu e11kennen war. Bi.s auf einige offi­

zielle den Frieden gutheißende Schriften ,er.schienen unzählige Österreich-1 Wahl (Österreich-1967) S. 93-Österreich-108.

i:sche Art1kel zur Zeit des Friedens von Campo Formio und danach in und außerhalb Österreichs, die weiterhin ibesonderis kri,e:gerische Töne anstimmten. Der »Neue Teutsche Mer,kur», der in .großer Zaihl österreich­

ische Arti!kel veröfüentlkhte, ,brachte zur Zeit des F,riedens besonders viele ikriegeriJSche Texte von Österreichern ,heraus: J1oseph ivon Sonnen­

fe1s, Joseph von Hammer-Puul§sta1ll .unJd der Prag,er Professor A. G. Meiss­

ner hoben den Kampfeswillen der Ha:bsbur.ger Untertanen uind ihren unzerstör,baren Glauben an den Kaiser und ,seinen Heildenhruder herv,or.2 In gleicher Weise veröffentlichte die »NatiOlllal-Zeitung» von R. Z. Bec­

ker in Erwartung des F,riedens fortgesetzt öster.reicföi:sche Kriegsgedichte und andere Schriften.3 Auch »EUJdäimonia», die bis 2JU ihrer letzten Num­

mer ,sel!bst ,gegen den Frieden eingestellt war, enthiielt diortgesetzt kriege­

rische Beiträge aus Österreich.4 Auch in den 1von J. E. von Sartori herausgegebenen Nürniberger Zeirtsohrift, »Der deutsche Redakteur», erscheinen während des gan2;en Jahres 1798 1kriegerische Artikel aus Österreicih. :Owetma!l wurden Ge!dtchte von Hascihka albgedr,wckt. Sofort zu Beginn des Jahres erschien seine Ode auf den F·rieden von Campo Formio. Sie vertrat den oflfiziellen Frieden;sstanJdpunJkt. Ein guter Kaiser, der heldenhaft wie Ariminius gegen die wie tobende Tiger kämp­

fenden Franso1sen Krieg geführt habe, hätte zum Glüdk seiner Untertanen den Frieden .geschlossen. In diesem Zusammenhang bedaiuerte Hascihka Belgien, dais Beute der F,rarrzosen .geblieben 1sei.5 Ein wentg ,später ver­

öflfentliohte Sartori eine Schilderung ,eines »Jahresfestes des PatrioUsmus»

in Österreidh, in der auch HaJSohikais Gedic'M »Vaterlands-Lied» angeführt wird. In diesem Gedicht wirid v;om F1rieden nicht viel gehalten. Fortge­

setzt wird d.n ihan der Heldenmut der N achikommen der Cherusker ange­

führt, und die kriegerische Etnstellung wird in ,der Äußerung deutlich, daß man im Notfall iber,eit 1sei, wieder zu den Waffen .grerfen, um für Kaiser und Kirche 2;u käimpfen: »Wir opfern imit Freuden den letzten Hauch/

für Oesterreichs Kirche, Verfassung und Brauch.»6 Auch die Gedanken Johannes von Müllers u:nd seine Kampfesaufrufe an die Schweizer Lands­

leute verö:fifentlichte Sairto,ri in der sonst verihältnismäßig neutralen Zeit­

schrift.7 St1mmen gegen den F,rieden in der tagespolitisohen Diskussion lassen sich auch in der Zeit zwischen dem F1rieden von Campo F,ornnio und dem Beginn des zweiten K1oalitionskrieges in der

nicht-tages-2 NTM 1797 I S. 161-16nicht-tages-2, II S. nicht-tages-271, III S. 115-134, 1798 III S. 335-336.

3 N-Z 1797 Nr. 15 S. 339-341.

4 Eudämonia IV: 5 1797 S. 458-459.

5 Deutsche Redakteur 1798, S. 14-16.

6 Ibid. S. 356-357.

7 Ibid. S. 151.

pdlttischen Läeratur finden,8 Verntänd'licherweiise bezog :man während des ZwioherrJirieden;s sowohl in Österrei!ch als aiuch in den anderen Teilen des Reiches Stellung gegen die Aktionen Frankreichs. Eine besonders heftige Reaktion riefen die mitten iim F1rieden von den Fran­

zosen vorgenommenen Besetzungen von Mainz und Ehrenbreitstein her­

vor, und in vielen Schriften verurteilte man das Vorgehen der Fran­

zosen als einen Verstoß .gegen das Völker•rnc!ht. ObwoM in diesen Artikeln selten direkt entsprechende Gegenaktionen gefordert wurden, so betonte man jedoch die Notwendi,gkeit von Patriiotiismus, Vaterlandsliebe und Einigkeit, und daß man die Wiederholun,g eines entsprechenden Falles durch gemeinsame und angemessene Akhonen verhin1dern wer'de. Man beklagte nach den bedauernswerten Zustand der Reichstruppen und forderte seine Verbesserung. So gesehen unterstützten auch diese Schrif�

ten deutlich die in Österreich beginnende Kriegsp1.1opaganda.fr

Während der Rastatter Kong1.1eß tagte, e1.1schienen fortgesetzt Schrif­

ten, die davor warnen wollten, daß man F-rankreich zu große Zuge­

ständnisse ma-0he. Die einzelnen Ve1.1fasser legten ,dabei auf verschiedene Einzelheiten Gewicht. Besonders aktiv waren die Vertreter der kleinen Stände, die 1sich immer bedroht •gefühlt hatten. Sie werden ,im folgenden Kapitel gesondert behandelt werden. A!ber auch viele andere äußerten sich aktiv, und fortgesetzt wurden die Meinung vorgetragen, daß ein neuer Krieg eine bessere Alternati!ve sei als die ZUJstirm:rnurng zu den immer größer werdenden Fo11derungen der Fran2Josen. Schriften dieser Art erschienen sehr ·oft ainonym und ohne Angabe der D.ruckortes, so daß es oft unmöglich ist festzustellen, aus welchen Teilen des Reiches sie stammen. Offensichtlicih ist jedoch, daß sie iin allen Gebieten des Reiches teils als Bropaganda der Höfe und Regierungen und teils als •spontane Meiinung,säußerungen erschienen.

Gemäßigte, wenn auch deurtschnationa:le Ansichten, t1.1ug eine umfang­

reiche Schrift, »Briefe eines A!bgeo1.1dneten bey dem Congresse zu Ras­

tadt», von 1798 vor, deren Verfasser will'!kli:ch einer der vielen Teilneh­

mer des Kongresses gewesen sein kann. Die Schrift, eine Briefsammlung, beginnt mit den optimistischsten Briefen, die ,für den F,rieden von Campo Formio danikten und die Hofifn111ng auf eiine Friedensordnung auf der Grundlage der Integrität zum Ausdruck brachten. Aber schon der s v. Eiberg, Karl, Tyrols Vertheidigung ... 1798, besonders S. 99-100; Neue Kronik der Kais. Kön. V. Oesten-. Stadt Konstanz ... 1798, z.B. S. 72-73 und 78 -79.

9 z.B. Die Occupation der Stadt und Festung Mainz ... 1798 S. iii und 5; v.

Faber (Der Befehlshaber von Ehrenbreitsstein), Documentirte Beleuchtung 1798 S. 3-4, 13, 109-113; Bemerkungen über das Schwäbische Kreiskorps ..

1797.

Staatsstreich vom Fructidor habe die Teilnehmer des Kongresses sohlimmes erwarten lassen, und die AkHonen Frankreichs während des K,ongresses habe wachsende BesorgniJS herv,orge11ufen. Dte Besetzung Mainz wurde ve11urteilt und den französ�schen For.de11uIJ1gen nach Aufgaibe der übrigen Grenzbefestigungen durch Deutschland wurde widersproc­

hen. Ern auf Januar 1798 datierter Brief ist rsohon ibeinahe kriegerisch.

Er stel,lt fest, daß sich der Rastatter Kiongreß als Leitspruch gewählt habe: »Der Mächtige !kann und dal'f alles gegen Schwächere», und gibt der Hoflfnung Ausdruck, daß die Deutsohen auoh 1militär1sch Widerstand lei,sten würden. Der letzte Brief, datiert auf März, ist isehr pessimisti,ch und sta,J"k fran:krei:chfe�ndlich.10 Eine im glekhen Jahr el'.'schi,enene Sohrift drückt die Überzeugung aus, daß ein Krieg besser sei. Sie warnt besonders davoT, den Franzosen das rechte Rheinufer als Stützpunkt zu überlassen, weil sonst das ganze Reich den französischen Heeren offen­

stünde und das zu seiner Vernichtung ,führen 'WÜI"de. Die Schrift schließt schon mit einer ,offenen Auf:fovderung an die deutschen Fürsten, ihre Kräfte zu verei1nigen, um F1ran!kreich zur Aiu:figa·be seiner Forderungen zu zwingen. Wenn das nicht möglich sein :sollte, imüsse man Krieg fuhren und wiederum die »deutsche Tapferkeit» unter Beweis stel:len.

Deutschland würde diesen Krieg sicher gewinnen, ,u,nd danach .könne man den Frieden schließen, den alle woHten. Um dieses Ziel zu erreichen, müßten besonders Österreich und Preußen i,hire Kräfte vereinigen.11 Einen Zusammenschluß gegen Frankreich fo11derte auch eine verbit­

tert klingende Sdhrift, »Die Neurepublik Alles und das teutsche Reich Nichts», vom füimmer 1798, in der die möglichen Ergebnisse der Raistatter Verhandlungen gegeneinander abgewogen wurden. Die Schrift enthält einen schar.fen Angriff auf die Schwädhe Deutschlands: rvon der Teuto­

nennatur sei nichts mehr übriggeblieben, weshalb F•ran1kreich imachen könne, was ,es woHe. Wegen der ,po.litischen Schwäche Deutschlands 1Sei das Ergebnis der Rastatter Verhandlung auch kurz gesagt: Die Neuf.ran­

kenrepublik Alles unid das teutsche Reich N,i,ohts. Der Verfasser hieß dies jedoch nicht gut, sondern wollte nur ohne Einschränkung an de,r Reichsverfa.9sung festhalten. BeS:onders müsse man die Zurverfü­

gungstellung von Stüt2lpunkten am rechten Rhe�nufer ·vel'lhindern. Den Frieden v,on Campo Formio akzeptierte die Schrift jedoch: den habe Kaiser Franz ,geschlossen, der »Vater und Retter des teuts-chen Reichs», und der Vertrag würde »die möglichste Aufrechterhaltung der Konsti­

tution» in Ehren halten. Jetzt iseien die f,ranzösischen Fol'derung in einer

10 Briefe eines Abgeordneten ... 1798, S. 1-2, 25-27, 48, 69, 73-76, 98-99.

11 Die von - - Forderungen ... 1798 S. 9-12, 86-95.

Weise gestiegen, daß die Zustiimmuingspoli!tilk nicht mehr helfen würde, sondern nur noch die Zusammenarbeit der deutschen Staaten 1I1ötig sei, besonderis zwischen Preußen UJnd Österreich, um diese abzuwehren. Der Verfasser ver,wies auch auf die Leiüdeen F,rankreiohs und der Republik, F1reiiheit und Gleich:heit, die auch ,einen Frieden l\lil!d niciht Besetzungen v,oraussetzen würden. Der au:fikläreris•dhe Verfasser äußert auch, daß er den K·rieg a,blehne, weil er für die Bildung, die Wi:ssenschaften, die Literatur Uil!d die K;unst Schaden bri.irrgen würde. ZUJm Schluß rich­

tet ,der Verfasser wara.ende Worte a:n die Franzosen: wenn F,ranikTeich keinen Frieden schließen sollte, »rüttelt Herrmanns .Asche, und den schlummernden Gemeingeist der al1ten Germanen mit Gewalt auf». Frank­

reich sei keineswegs unschlagbar: »Siegreilc'he Gallier! sya.digt nicht auf die Sirenen-Scihmei,oheleien des Glüc'kis, ,s,ie straft of.t undankbar ih!re Anbeter diese wandelbare K,okette».12

Neben diesen Zl\lm Kfi.eg aufrud'enden ,S·chriften erschien eine g,roße Zahl, die grundsätzlich einem Friedensschluß zustimmte, aber Forde­

rungen :stellte, die unter diesen Umständen keinerlei Aussicht hatten, akzeptiert zu ,werden.13

Der Beginn des zweiten Koaliti.ions,krieges ließ dann diese Propaganda ganz o:ßfen a,u:fitreten, und die anfänglich ,bedeutenden Erfolge der Deut­

schen führten zu einer Ausdehnunig der Di,skussion auch auf einen großen Teil der spontanen Literatur. Der Zeitabschnitt zwi,sdhen de1m Beginn des Krieges und den ersten g110ßen E11f.olgen ,(Ende 1799) bedeutete für die allgemeine Meinunig i,n Deutschland, daß die Zusümmung für einen Krieg ihren Höhepunkt erreichte. Viele kriegeri.isdhe Schriften schlossen sich schon an das tragische Ende des Rastatter K10ngTe:sses mit den Gesandten.morden an. Die Österreicher -und ihre Helfer verfaßten eine g,roße Zahl von F.lu&scihriften, um die Unschu1d Öster,reichs nachzuwei­

sen und um zu zeiten, daß das Direktorium i,n Frankreich se1bst hinter der Tat mit der AbsioM gestanden habe, einen rba•ldigen Frieden zu ver;hindern. Damit hatte man auch die Gelegenheit, zum Haß gegen die ver,brecherischen Machthaber in F,ranikreich anzustacheln und zu ver­

sichern, daß ,sie noch vernichtend ,gescihlagen werden würden.14 Das

12 Die Neufrankenrepublik Alles ... 1798 S. 1-3, 27-30. Andere kriegerische an den Kongress gezeigte Schriften z.B. Merkwürdiges Sendschreiben an den Kar­

dinal Ezbischoff Migazzi . . . 1798 :, Briefe aus Italien . . . 1798; Die von den französischen Gesellschaft - - gemachten Forderungen ... 1798.

13 Ueber Teutschlands Frieden mit Frankreich ... 1798; Antwortschreiben des Herzogs von . . . 1798; Die Abtretung des linken Rheinufers . . . 1798.

14 Betrachtungen über die Darstellung und die Wirkung . . . 1799; Bemer­

kungen über das Schicksal ... 1799; Kurze Bemerkungen über den authentischen

Ereigcrüs wurde natürlich ,auch in ander,er Weise kommentiert. So wurde im Gegenteil gegen die Österreicher gehetzt und dazu aufgerufen, die ver<brecheriscföen Tyrannen von Wien zu vernichten.15 Daneben wurde das Vorikommnis auch •neutral besprochen.16

Die Österreicher waren jetzt bei den kriegerischen Schriften führend.

Diejenigen, die ,schon früher in dieser Wei:se ,gesdhrieben hatten, setzten jetzt i!hre Täügkeit fort. Der alte Fede:r<kr1eger Glave-KoJibielski veröffentlichte eine kleine Broschüre, in der er nach:zmweisen versuchte, daß Frankreich und sein ver.messener Botschafter Bernadotte die Schuld a:m erneuten Ausbruch des Krieges hätten. Füristentreue, wahrhaftige F.riedensberieitschaJf,t des Kaisern zum Besten der Untertanen und die sieges1bewiußten österreichi,s·chen Truppen waren von Glave häufig veriwen:dete Wend:ungen.17 DazukaJmen auch viele neue Stimmen. Der Pfarrer J,o:seph Wührer veröffentlichte i•n einer Flugschrift seine im Mai 1799 gehaltene Predigt. Den gerade ausgebrochenen Krieg verglich er mit den Kriegen Davids und Israe1s ,gegen ihre Feinde. Ebenso wie zu Davids Zeit werde Gott jetzt Österreich zu Hi!Me kommen, und das würde zur Niederlage des Feindes ,führen. Die Untertane111 müßten jetzt, da der Krieg ausgebrochen sei, noch deuthoher ihrem Fürnoon dem Vater­

land und der Religion 1hre unverbrüchli!che Treue erweisen, damit der Feind gescihlagen werden könne, der »keinen Gott, keine Religion, 'keine 'Dreu gegen Fürsten, kein Gesetz und Rechtschaffenheit kennet». Die österireichischen He1densoldaten stünden unerschütterlich unter der Füh­

rung des kaiserlichen Bruders dem Feind gegenüber. Der Herr habe Österireich zum Sieg verholfen, und dem Herrn müsse man für diesen Sieg da111ken. Schon der heidnische Mar•c Aurelius habe der GottJheit für den Sieg über die Markomannen ,gedankt. Die österreichischen Christen hätten noch viel mehr Grund zu da:nken.18 Noch kriegerischer ist die F-lugschirift »Syirach der Enkel» von Joseph Maria Weissegger. Er stammte aus der Steiermark und lehrte an der Universität Freiburg/Br.

a1s P.rofess·or ,für Geschichte. So wie das P,seudonym von Kolbielstki übernommen ist, wird auch in dessem Stil von Weissegger einem Frie­

densschluß widersprochen u111d die ,dazu neigenden Deutschen angegriffen .

. . . 1799; Gentz, Friderich, Ueber die Ermordung ... 1799; Nähere Nachricht über das traurige endliche Schicksal . . . 1799.

15 Ermordung der bevollmächtigen Minister . . . VII.

16 Das allgemein ausserordentliche Kaiserliche . . . 1799; Gemeinschaftliche Erklärung ... 1799. Über die Diskussion in Preussen vgl. Tschirch I (1933) S. 385 -415.

17 Getreue Darstellung des Aufenthalts ... 1798.

18 Wührer, Joseph, Rede am feyerlichen ... 1799.

Die französischen Siege würden UJnnötigerwe�se zu sehr bewundert: sie seien das Ergebnis des Mutes eines Wahnsirn,nigen, der Begeisiterung eines Bet-run·kenen und nur dank der Anstrengungen von Verz.weifelten er:runrgen. In Frankreich habe es keine Demnkratie gegeben, sondern nur eine »wa:hre Oligarchie» beherrncht v,nn »fünf Plebejen und Ränke­

machen>. Wei,ssegger wandte sich auch gegen dais Schlagwort der Fran­

:wsen »Friede den Hütten», das sich a1s vol1kommen unzutreffend erwiesen haben. Besonden; Weii:;:;;eger richtete steh an die Bewohner de:;

»dritten Deutschland», die er aufforderte, sich Österreich im neu ausge­

brochenen Krieg anzuschließen:

»Jetzt, tapfere Deutsche, ist der Zeitpunkt, wo ihr euch groß und mächtig zeigen, wo ihr mit eben jenem Maaße den Franzosen ausmessen könnet, mit dem sie euch eingemessen haben. -Rasches, thä:t1ges Wirken Jst das M1ttel, 1wnd,urch ihr euren Feinden zuvorikommen, sie in ihrem eigenen Lande erschüttern rund zu einem ehren\"oUen und dJauerhiaflten Frlieden, den ihr bisher !immer gewünscht, aber v.on den stolz,en Maohthaibern der Republik nicht erlangen ikonntet, zwingen künnet».19

Weisseggers Vorgehen war für die österreichische Propaganda typisch.

Um die Deutschen :;,u,m Kampf zu er,muntern, aippellierte man einerseits an Rachegefühle und erinnerte anderer,seits daran, daß mit einem raschen Schlag auch ein bleibender Frieden möglich würde, dessen Notwen­

digkeit man nicht zu bestreiten versuchte. Auch Weissegger hob die militärische Stärke Östeneichs hervor und 1schätzte die Möglichkeiten der Franzosen, einen Sieg zu erringen, gering ein. Die Broschüre endet mit einem Hochruf auf den Kaiser und auf das Vaterlanid der Deutschen und mit e�ner für die französische Seite bestimmten F,eststellung: »Sie wollten Krieg, und sollen ihn ha·ben».20

Von den österreichischen Flugschriften des Jahres 1799 erschienen besonrders viele anonym. Die in Wien gedruckten »Merkwürdigkeiten des achtzehnten Jahrhunderts» ,rühmten die österreichischen Erfol,ge in dem zuendegehenden Jahrhundert und verisicherten, das Reich stehe

»blühend, aufrecht und hochgerüstet da, um andern Völkern Religion, Ruhe, Eigenthu:m und Siohellheit diese sanften Bande der menschHchen Gese11schaft wieder zu geben».21 »Österreich tm Jahr,e 1799» lobte den Kampfgeist des Vol'kes, den es gezeigt habe, nachdem der Kaiser erneut beschlossen habe, Krieg gegen die Tyrannen Frankreichs zu führen.

19 Syrach der Enkel; oder: Ein Wort der Wahrheit ... 1799 S. 45.

20 Ibid. S. 80.

21 Merkwürdigkeiten des achtzehnten Jahrhunderts ... 1799.

Während die anderen in Apathie gelegen hätten, habe Österreich seine Haltung bewahrt. Die :französische Bolfük verurteilte man -vo11kommen.

föe habe alle Vert,räge gebrochen, u.a. den F1riE�den v,on Gampo Fornnio, U!nd überhaupt nioht ve:risucht, bei den Rastatter Verha1ndlungen zu posi­

tiven Ergebn1sen zu :kommen. Die Direktoren ,wur;den a•ls »rlie fünf Blutmenschen iin Paris» betitelt und als »raubgierige und mordsüchtige Pentarchen», die die Fdedenschoffnungen der Völker dazu verwenden würden, den Machtbereich ihres eiigenen Landes zu erweitern. Noch nicht einmal der Rhein als Grenze habe Franikreioh genügt. Desha1lb begrüße man jetzt seine Niederlagen überall mit Jubel: es sei in Abukir geschlag,en worden, und die Türkei habe i!hm den Krieg erklärt. Die Russen und Österreicher würden helden:haift unter der glänzenden Füh­

rung von Suworow und des Erzherzog Karl kämpfen, und überall in Österreich und in der Schweiz sei es zu antirevo1utionären V,olkserhe­

bungen gekommen. Ein Sieg Österreichs und seiner V e,r;bündeten sei sicher.22 - Die Frage der .r,ussischen Beteiligung am Krieg war für die österreichische Kriegspropaganda ein Problem: obgleich z.B. die oben angeführte Flugschrift und viele andere eine zustimmende Haltung einnahmen, 23 wurde die entgegengesetz,te Meinung vertreten, die die Teilna:h!me des östliohen Barbarengiganten an den Kämpfen in Mittel­

europa ungern .sah. U,a. ,er;kilärte WeiJssegger die A:nkunft der Rus,sen rm Herzen Europas als Unsicherheitsfaktor ua:1d versicherte, :nicht der Kai­

ser, sondern -das Direktorium selbst haibe das veranlaßt.24

Die scharfe Kritik am Direktorium wurde fortgesetzt, von der Schrif­

ten »Geist der herrschenden Franzosen», die betonte, daß an Frankreichs Spitze nur Königsmörder stünden. Jetzt würde diesen jedoch die Vernich­

tung drohen, denn » bald werde zum Trost aller friedlichen Fürsten und Völker die Stunde schlagen, wo es heissen wird: Tod und Verderben ohne alles Geschwätz über die Königsmörder und Tyrannen zu Paris».25

Gedanken dergleichen Art wurden auch in Gedichtsform vorgetragen, und Kriegslieder druckte man in Österreich, überall in Deutschland und in der Schweiz sowohl auf einzelnen Blättern als auch als Sammlungen in großer Zahl. In dieser Kriegslyrik nahm die Frankreichfeindlichkeit und die Kriegsbegeisterung zum Teil groteske Formen an. Man forderte Rache an den Franzosen und mit Gottes Hilfe werde man die »Satanslbrurt»

schlagen und das »Schurikenblut» vergießen. Man ve:rispottete jetzt das 22 Oesterreich im Jahre 1799, 1799, S. 3-6, 11-16, 23-24, 89.

23 z.B. Botschaft des französischen Direktorium ... 1799 S. 26. Das Mißtrauen geg.en Rußland war groß •auch bei den Regi-erung,en. Wahl (1967) S. 106-107.

24 Syrach der Enkel . . . 1799 S. 50.

25 Geist der herrschenden Franzosen ... 1799.

Bedrängnis der Franzosen, da sie sowohl von Prinz Karl als auch vom

»groben Bauersmann» geschlagen würden. Alis mögliches Kriegsziel für Österreich betrachtete man ·s.oga,r die Besetzung von ganz F,rankreich, wenn man sang:

»So gebe der Himmel, es werde gewiß, / Dieß Jahre zu sehen das schöne Paris; / Man pflanzet auch gänglich den Friedenschuß ein / Daß Prinz Karl der König in Frankreich soll seyn.»26

Texte von Österreichern enthielt auch die im Juni 1799 gedruckte Schrift »Eine Salll1mlung von deutschen Biedersinn zur Stärkung der Schwachen». Die Schuld für den Ausbruch des Krieges t,rage 'Vollkom­

men das Frankreich der »Vollikstyrannen», unid die ÖsterreicheT würden unersohütterlrch in den Kjrieg ziehen:

»Noch sind wir Oesterreioher; :noch / Belastet uns kein fremdes J,och, / noch unernchüttert, unge,schwächt / Steht G[aub' und Sitte, Macht u:n:d Recht, / Noch herrs•chet Vater Fmnz / in Habsburgs angestammten Glanz»27

Unter der Führung des Kaisers und seines He1denbruders stünden die

Unter der Führung des Kaisers und seines He1denbruders stünden die