• Ei tuloksia

Heutzutage hat fast jede Kommune in Deutschland ihren eigenen Weihnachtsmarkt. Im Jahr 2001 fanden 2 500 Weihnachtsmärkte in über 1 500 Kommunen mit mehr als

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10 000 Einwohnern statt. Große Städte haben sogar mehrere Märkte. Die Dauer der Märkte variiert zwischen einem Tag und vier Wochen. Ca. ein Drittel der Märkte dauert 3 Wochen oder länger, ein Drittel höchstens 3 Wochen, ein Drittel ein Wochenende und ca. sieben Prozent nur einen Tag. Die Zahl der Wochenenden ist jedoch wichtiger als die Zahl der eigentlichen Markttage. Deshalb werden einige Weihnachtsmärkte schon an dem Wochenende vor dem ersten Advent eröffnet. (IMOHA 2002, 2; Peters und Vetterlein 2003, 178.)

Früher wurden Märkte veranstaltet, um Schaustellern, Handwerkern und Händlern eine Einkommensmöglichkeit zu bieten. Außerdem, waren sie für die Bevölkerung eine Möglichkeit Lebensmittel und Geschenke für das Weihnachtsfest zu kaufen. Heutzutage stehen aber die gesellschaftlichen und sozialen Funktionen im Vordergrund.

Weihnachtsmärkte sind in den letzten Jahren zu Treffpunkten geworden, wo man sich mit Freunden treffen kann. Laut IMOHA (2002, 3) kommen 84 % der Besucher in Begleitung zum Weihnachtsmarkt. An Wochentagen kommen viele Berufstätige in der Mittagspause mit Kollegen zum Weihnachtsmarkt. Auf Weihnachtsmärkten möchte man Spaß haben und die Zeit in guter Gesellschaft genießen. Typische Motive für einen Weihnachtsmarktbesuch sind Essen/Trinken, Geschenkekauf, Kulturveranstaltungen, weihnachtliche Stimmung genießen, Spaß/ Vergnügen. Ein erfolgreicher Weihnachtsmarkt besteht aus Imbiss- und Getränkeständen, Verkaufsständen, Vergnügungsgeschäften und aus einem vielseitigen Kulturprogramm. (IMOHA 2002, 3.)

Unter den Weihnachtsmarktbesuchern sind Angestellte die am stärksten vertretene Berufsgruppe. Ca. 33 % gehören zu dieser Gruppe, während ca. 30 % der Besucher Schüler, Studenten oder Auszubildende sind. Rentner sind die drittgrößte Gruppe mit 11

%. Fast die Hälfte der Weihnachtsmarktbesucher ist entweder ortsansässig oder kommt aus der näheren Umgebung. Laut IMOHA (2002, 6) sind 48,6 % der Besucher Tages- oder Kurzausflügler. Das hängt aber davon ab, wie groß und bekannt der Markt ist.

Große und bekannte Märkte, wie der Nürnberger Christkindlmarkt, locken auch viele Besucher aus weiter entfernten Orten und sogar aus dem Ausland an. Insgesamt kommen aber nur 2 % der Weihnachtsmarktbesucher aus dem Ausland. (IMOHA 2002, 3 & 6.)

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Weihnachtsmärkte beschäftigen auch viele Menschen. Auf großen Weihnachtsmärkten, die mindestens zwei Wochen dauern, arbeiten durchschnittlich 1,8 zusätzliche Mitarbeiter (Aushilfskräfte, Teilzeit-, und Vollzeitpersonal) pro Händler/Schausteller.

Die größeren Weihnachtsmärkte beschäftigen zeitweise insgesamt 130 000 Menschen.

Es wird geschätzt, dass jeder Händler bzw. Schausteller auf den kleineren Märkten im Durchschnitt 1,5 Mitarbeiter beschäftigt und an 4 Weihnachtsmärkten teilnimmt. Sie beschäftigen somit etwa 57 500 Menschen. Insgesamt finden knapp 188.000 Personen eine Verdienstmöglichkeit durch den Weihnachtsmarkthandel. (IMOHA 2002, 4.)

Neben den Händlern und Schaustellern profitieren auch andere Branchen von Weihnachtsmärkten, vor allem Einzelhandel, Gastronomie, Hotellerie, Verkehrsbetriebe und Dienstleistungsbetriebe. Durch sogenannte Multiplikatoreffekte (Herstellung und Lieferung von Waren, Reinigung usw.) werden die Auswirkungen noch viel größer. Die tatsächliche ökonomische Bedeutung ist jedoch schwer zu messen. Außerdem tragen Weihnachtsmärkte zur Erhöhung der Lebensqualität der Bevölkerung bei und haben einen positiven Einfluss auf die Innenstadtattraktivität (IMOHA 2002, 5-6.)

Weihnachtsmärkte im deutschsprachigen Raum sind mittlerweile so beliebt geworden, dass man angefangen hat, sie ins Ausland zu exportieren. Besonders interessiert an den deutschen Weihnachtsmärkten sind Amerikaner. In Chicago findet schon seit 1996 ein nach Nürnberger Design gestalteter Weihnachtsmarkt statt. Wie auch in Deutschland, wird auch dort der Weihnachtsmarkt mit dem Anschnitt eines Weihnachtsstollens eröffnet. Der Chicagoer Weihnachtsmarkt wird jedes Jahr von ca. 1 Millionen Menschen besucht. Chicago ist nur ein Beispiel, denn auch viele andere Weltstädte möchten ihren eigenen Weihnachtsmarkt nach deutscher Art organisieren. In Deutschland hat man trotzdem keine Angst davor, dass ausländische Besucher von den deutschen Weihnachtsmärkten verschwinden. Ganz im Gegenteil, die Veranstalter sehen dies als eine Möglichkeit der Werbung. (Peters & Vetterlein 2003, 180.)

18 2.5 Jenaer Weihnachtsmarkt

Der Jenaer Weihnachtsmarkt ist urkundlich der älteste Weihnachtsmarkt in Thüringen.

Der erste Jenaer Weihnachtsmarkt fand schon im Jahre 1803 statt. Jedes Jahr bieten rund 110 Händler ihre Waren auf dem historischen Marktplatz wie auch auf dem Eichplatz an. Als Besonderheiten des Jenaer Weihnachtsmarktes werden die größte Weihnachtspyramide (Höhe 15 m) Thüringens und die Stände mit traditionellem Kunsthandwerk wie erzgebirgischen Schnitzereien, mundgeblasenem Weihnachtsbaumschmuck und handgezogenen Kerzen genannt. (Internet 2.) Der älteste Weihnachtsmarkt Thüringens wird traditionell mit dem Anschnitt des vier Meter langen Riesenstollens eröffnet. Die Eröffnung findet immer am Freitag vor dem ersten Advent statt und der letzte mögliche Verkaufstag ist der 23. Dezember. Der Markt ist täglich von 10 Uhr bis 21 Uhr geöffnet, jedoch dürfen die Verkaufsstände nur bis 20 Uhr geöffnet sein. (Internet 2.)

Im Jahre 2011 bestand der Jenaer Weihnachtsmarkt aus 100 Ständen. 23 waren Glühwein/Imbisstände, 11 Stände boten Süß- oder Backwaren an, 56 Stände Geschenkideen oder Weihnachtsdekorationen und außerdem gab es 9 Vergnügungsgeschäfte und die Weihnachtstombola des Lions Club Jena. An den Imbissständen wurde z. B Crepés und Grillspezialitäten angeboten, an den Süßwarenständen z.B. Lebkuchen, Stollen und Honig. Lichterbögen, Keramik und erzgebirgische Holzkunstartikel dagegen sind Beispiele für Weihnachtsdekorationen.

Beispiele für Vergnügungsgeschäfte sind Ponyreiten und die nostalgische Eisenbahn, die auf dem Eichplatz zu finden waren. 2009 und 2010 gab es dort auch eine Eisbahn zum Schlittschuhlaufen, die aber aus Kostengründen abgesagt werden musste. (Jenaer Weihnachtsmarkt 2011- Programmheft; Internet 3. )

Zur Attraktivität des Weihnachtsmarktes trägt auch das kulturelle Rahmenprogramm bei. In Jena hat man in den letzten Jahren versucht neue Publikumskreise zu erschließen, indem man das Rahmenprogramm bereichert hat und neue Aktivitäten entwickelt hat. Das Rahmenprogramm begrenzt sich hauptsächlich auf Wochenenden.

Der bekannteste Teil des Programmes ist jedoch das tägliche Turmblasen des

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traditionsreichen Blasmusikvereins Carl Zeiss Jena e.V. An Wochenenden gibt es ein einstündiges Wechselspiel zwischen dem Blasmusikverein Carl Zeiss Jena und Blechbläserensemble Roth. Weitere Beispiele für das kulturelle Rahmenprogramm sind Aufführungen von Frauenchor Stadtroda und Kosaken Chor, Figurentheater, zweisprachige Erzählstunde und verschiedene Tanzaufführungen, wie Ballett. (Jenaer Weihnachtsmarkt 2011 – Programmheft.)

Weitere Beispiele des Rahmenprogramms sind die kostenlosen Kutschfahrten an den Adventssonntagen und die Wichtelstube, wo man selbst Weihnachtsgeschenke- oder Schmuck basteln kann. Seit 2011 bereichert den traditionellen Weihnachtsmarkt der Mittelalterliche Markt, der zwischen dem Johannistor und Pulverturm stattfindet. Dort bieten ca. 20 Händler ihre Waren und Dienstleistungen im Mittelalterstil an. Für die mittelalterliche Stimmung sorgen Lagerfeuer, Kerzenschein, Ritterkämpfe und Märchenstunden sowie verschiedene Konzerte. Der Mitteralterliche Markt wird in dieser Untersuchung nicht berücksichtigt. (Internet 2; Jenaer Weihnachtsmakrt 2011 -Programmheft.)

3 Erlebnis

3.1 Zum Begriff

Auf den Begriff Erlebnis stößt man heutzutage sehr oft. Er ist zu einem Modewort geworden, denn er wird häufig im Marketing verwendet. Ein Eishockeyspiel, eine Reise nach Lappland, ein Abend in einem Restaurant sind nur einige Beispiele dafür, was alles als Erlebnis verkauft wird. Die Verwendung des Begriffs hat in den letzten Jahren so inflationär zugenommen, dass er an Bedeutung verloren hat (Lüthje 2001, 14).

Menschen wollen ständig etwas Neues erleben und streben nach Erlebnissen, die ihnen Lebensinhalt bringen. Erlebnisse haben eine besondere Stellung in der heutigen Gesellschaft erreicht, dass man schon von einer Erlebnisgesellschaft sprechen kann.

Erlebnisse existieren schon seit immer und waren bereits in den 1950er Jahren ein beliebtes Thema unter Psychologen, Soziologen und Konsumforschern, aber trotzdem ist die Definierung des Begriffs nicht einfach. Erlebniswirtschaft ist auch schon damals

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entstanden, obwohl man erst in den letzten 20 Jahren mehr Aufmerksamkeit darauf gerichtet hat. (Pine & Gilmore 1999, 3.)

Ein Erlebnis ist etwas, was man sich wünscht, was man aber nicht im Alltag findet. Ein Erlebnis ist ein bedeutendes, positives und unvergessliches Ereignis. Erlebnisse sind immer subjektiv und persönlich. Zwei Personen können nie ein identisches Erlebnis haben, denn der persönliche Hintergrund beeinflusst das Erlebnis immer. Oft bekommt man das Gefühl, das man sich selbst übertrifft. In einem idealen Fall kann ein Erlebnis zur persönlichen Entwicklung oder Veränderung führen. Erlebnisse erwecken Gefühle, sowohl sofort nach dem Ereignis als auch noch später. (Aho 2001, 36; Tarssanen &

Kylänen 2007, 11; Pine & Gilmore 1999, 12.) Der Bedeutungsinhalt des Begriffs Erlebnis hat sich im Laufe der Jahre verändert. Saarinen (2002, 5) behauptet, dass Erlebnisse vor allem psychologischer geworden sind. Früher hat man sie oft mit Leben und Lebensinhalt verbunden und sie waren narrativ bzw. erzählerisch. Heutzutage sind sie mehr mit dem Augenblick und mit der Situation verbunden und bringen den Menschen Abwechslung. Außerdem sind sie ein Mittel, durch das man individuelle und gemeinschaftliche Ziele erreichen kann. (Saarinen 2002, 5.)

In der Alltagssprache wird der Begriff Erlebnis in sehr unterschiedlichen Kontexten benutzt. Er wird oft verwendet, wenn man über all die Erfahrungen spricht, die der Mensch erlebt hat. In der Soziologie verbindet man Erlebnisse vor allem mit Subjektivität und bezeichnet sie als psychische Funktion. Weiterhin bieten Erlebnisse dem Menschen eine Möglichkeit, sich zu entwickeln. Aus der wirtschaftlichen Perspektive dagegen ist die Entstehung der Erlebnisse immer mit konkreten Produkten oder Dienstleistungen verbunden. Die Produkte bzw. Dienstleistungen sind für den Menschen eine Anregung Erlebnisse zu suchen. In der Wirtschaft sieht man Erlebnisse als die nächste Ebene des Konsumentenverhaltens nach Produkten und Dienstleistungen. Erlebnisse unterscheiden sich von Dienstleistungen vor allem wegen der Beteiligung des Kunden und wegen der Interaktion. (Gupta & Vajic 2000, 36-38.)

Als Erlebnisse werden sowohl einzelne Produkte als auch breite Dienstleistungseinheiten verkauft. Im Vergleich zu Produkten und Dienstleistungen,

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sind Erlebnisse beeindruckend, situationsgebunden und hinterlassen Spuren in den Menschen. (Pine & Gilmore 1999, 11-12; Saarinen 2002, 5,12.) Die Erlebniswirtschaft ist eine Folge davon, dass Wirtschaft und Konsum immer immaterieller und serviceorientierter werden. Konsum ist wohl die wichtigste Quelle für Erlebnisse. Die Konsumenten von heute wollen mehr als nur gute Produkte oder guten Service und können das auch fordern. Als Pionier in dieser Branche gelten die Touristik und vor allem Wellnessdienstleistungen. (Pine & Gilmore 1999, 163; Tarssanen & Kylänen 2007, 108.)

Im Laufe der Zeit sind mehrere wissenschaftliche Erlebnisschulen entstanden, die Erlebnisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten, die aber einander ergänzen.

In der mitteleuropäischen Schule stehen das Individuum und die mentale Ebene im Vordergrund. Wichtig ist, wie das Individuum die Entstehung des Erlebnisses erlebt. In der amerikanischen Schule dagegen ist der wirtschaftliche Aspekt wichtig. Erlebnisse werden als Produkte gesehen, die den Unternehmen Gewinn bringen können. Die dritte Schule bzw. die sogenannte nordische Schule dagegen ist eine Mischung von der mitteleuropäischen und der amerikanischen Schule. Da betrachtet man Erlebnisse also sowohl aus dem Blickwinkel der Unternehmen als auch aus dem Blickwinkel eines Individuums. Außerdem ist wichtig, wie man den Kunden möglichst günstige Bedingungen für Erlebnisse bieten kann. (Tarssanen & Kylänen 2007, 7-8.)

3.2 Eigenschaften von Erlebnissen

Obwohl die Definition des Begriffs Erlebnis nicht eindeutig ist, gibt es bestimmte Eigenschaften, die oft mit Erlebnis verbunden werden und in verschiedenen Definitionen auftauchen. Laut Saarinen (2002,5) ist ein Erlebnis mit den Sinnen wahrnehmbar, emotional, positiv, authentisch, vielfältig und dauert meistens nur kurz.

Meistens spricht man von positiven Ereignissen als Erlebnisse. Erlebnisse sind etwas, was den Menschen tief und stark berührt. Ein Erlebnis fühlt sich gut an und bringt Vergnügen. Typisch für Erlebnisse ist auch, dass sie oft kurzer Dauer sind. Wenn sie länger dauern, spricht man schon von Erfahrungen. (Perttula 2002, 36; Komppula 2002, 56.)

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Da Erlebnisse immer durch Sinneswahrnehmungen entstehen, beeinflussen das Erlebnis alle die Elemente, die in dem Moment anwesend sind, egal ob Menschen oder Natur.

Aho (2001, 36-37) hat die Motivationselemente eines Erlebnisses in drei Klassen eingeteilt. Auf die Entstehung eines Erlebnisses haben Einfluss sowohl physische, soziale als auch mentale Elemente.

S = soziale Elemente

Mit physischen Elementen wird die physische Umgebung gemeint. Dazu gehören z. B.

die umgebende Natur und Gebäude. Die physischen Elemente können sowohl natürlich oder künstlich sein. Außerdem können verschiedene Aktivitäten, z. B. Laufen oder Essen, physische Elemente sein. Mit den sozialen Elementen eines Erlebnisses werden soziale Netze und Kontakte gemeint. Das können bereits existierende Kontakte sein oder Kontakte, die man erst bei dem Erlebnisprozess knüpft. Die dritte Art von Erlebniselementen sind die mentalen Elemente. Darunter versteht man verschiedene Zeichen, Bedeutungen, kulturelle Verbindungen und persönliche Empfindungen. Sie sind immer abstrakt und psychisch. (Aho 2001, 36-37.)

Da Erlebnisse durch innerliche und äußerliche Beobachtung entstehen, spielen die Sinne bei der Entstehung eine große Rolle. Erlebnisse werden oft als multisensorische E - Erlebnis

S – soziale Elemente M – mentale Elemente P – physische Elemente

Abbildung 1: Motivationselemente eines Erlebnisses. (Quelle: Aho 2001, 37.)

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Ereignisse beschrieben. (Mehr zur Multisensorizität auf der Seite 30.) Sie können nur auch durch z. B. visuelle Wahrnehmungen entstehen, doch meistens unterstützen die verschiedenen Sinneswahrnehmungen einander. Es wird auch behauptet, dass je mehr die Sinne aktiviert werden, desto holistischer wird das Erlebnis. (Aho 2001, 34.)

Erlebnisse werden also oft als holistische Ereignisse beschrieben. Erlebnisse berühren den Menschen sowohl physisch als auch psychisch. (Pine & Gilmore 1999, 12.) Außerdem werden Erlebnisse auch immer mit Gefühlen verknüpft. Man spürt immer etwas während eines Erlebnisses und ohne Gefühle kann es keine Erlebnisse geben.

Erlebnisse sind „Abenteuer der Gefühle“ sind. Sie bieten dem Menschen Abwechslung in dem Alltag, obwohl sie nur einige Minuten dauern. Erlebnisse sind etwas, was man sich wünscht und sucht, was man aber normalerweise im Alltagsleben nicht findet.

Trotzdem müssen Erlebnisse nichts Hervorragendes oder Außergewöhnliches sein.

Neue Menschen kennenlernen, ein gutes Essen, das Gefühl von Zusammengehörigkeit oder eine schöne Landschaft vor Augen, sind alle Beispiele für ein Erlebnis. (Perttula 2002, 46-47.)

Heutzutage wird immer öfter betont, dass Erlebnisse situationsgebunden sind und in einem Augenblick stattfinden. Die Situationsgebundenheit zusammen mit der Subjektivität machen Erlebnisse einmalig. Erlebnisse sind kurze psychische Erfahrungen, die an einem bestimmten Platz oder in einer bestimmten Situation entstehen. Obwohl Erlebnisse meistens von kurzer Dauer sind, bedeutet das aber nicht, dass sie keine Spuren in den Menschen hinterlassen würden, ganz im Gegenteil. Es ist sogar typisch für Erlebnisse, dass sie mentale Nachwirkungen auf den Menschen haben.

Sie können für immer im Gedächtnis bleiben und auch nach Jahrzehnten dem Menschen Freude bringen. (Aho 2001, 36; Perttula 2002, 46-47.)

Erlebnisse können aber auch als größere Erlebniseinheiten gesehen werden, die aus mehreren einzelnen Erlebnissen bestehen. Aho (2001, 42-43) behauptet, dass Erlebnisse als lange dauernde Prozesse betrachtet werden können, wenn man bedenkt, dass dazu auch all das gehört, was man vorher erlebt hat und was man erst danach

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erlebt. In dem Fall sind Erlebnisse nicht mit der Zeit oder mit der Situation verbunden, sondern werden mit all dem verknüpft, was man vorher erlebt hat.

Individualität ist eine der wichtigsten Eigenschaften eines Erlebnisses. Erlebnisse werden immer wieder als individuell und subjektiv beschrieben. Keiner kann dasselbe erleben, was ein anderer erlebt, denn keiner kann wissen, was der Mensch innerlich spürt und wie er alles sieht. Zwei Erlebnisse können nie gleich sein, obwohl sie aus gemeinsamen Elementen entstehen können. Erlebnisse sind so persönlich, dass sie nicht kommuniziert oder vermittelt werden können. Sie sind daher auch abstrakt. (Komppula

& Boxberg 2005, 28: Pine & Gilmore 1999, 12.) Individuell ist auch das, was für Ereignisse ein Mensch als Erlebnisse sieht. Etwas, was für den einen erlebnishaft und beeindruckend ist, kann für den anderen ganz alltäglich sein. Der persönliche Hintergrund des Menschen hat also immer einen Einfluss auf die Erlebnisse. (Aho 2001, 38.)

Typisch für Erlebnisse ist auch, dass sehr unterschiedliche Erfahrungen Erlebnisse sein können. Es können sowohl spannende und außergewöhnliche als auch ganz alltägliche Ereignisse sein. Ein Lächeln zum richtigen Zeitpunkt kann genauso erlebnishaft sein wie eine Reise in die Karibik. Es hängt immer von der Situation ab. Weitere Beispiele für alltägliche Erlebnisse sind ein Besuch im Fitnessstudio oder ein Treffen mit Freunden in einem Café. Auch ein Geschmack oder ein Duft kann ein Erlebnis sein, aber meistens handelt es sich dabei nur um einen Teil des Erlebnisses. (Kostiainen 2002, 17-18.) Außergewöhnliche Erlebnisse dagegen können zur persönlichen Veränderung führen und erwecken besonders starke Gefühle. Für die außergewöhnlichen Erlebnisse ist typisch, dass sie spontan entstehen und den Menschen überraschen. (Mossberg 2003, 23.)

Obwohl in vielen Definitionen gerade die Individualität betont wird, ist auch Kollektivität mit Erlebnissen eng verbunden. Laut Aho (2001, 38) kann ein Erlebnis entweder ein individuelles oder ein kollektives Phänomen sein. Erlebnisse entstehen oft in kollektiven und sozialen Veranstaltungen. Das Erlebnis an sich kann individuell sein, auch wenn es in kollektiven Rahmen stattfindet, wie auf Konzerten oder Märkten. Die

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Kollektivität ist besonders wichtig, wenn Erlebnisse aus der wirtschaftlichen Perspektive betrachtet werden. Wirtschaftler sehen Erlebnisse als soziales Phänomen, das gerade wegen der zwischenmenschlichen Interaktion so einzigartig ist. Das Gefühl von Zusammengehörigkeit, das durch die Anwesenheit von anderen Menschen entsteht, ist ein untrennbarer Teil von Erlebnissen und gerade das macht Erlebnisse jedes Mal unvergesslich und einmalig. (Gupta & Vajic 2000, 39-40.)

Dasselbe Ereignis kann für die einen ein individuelles und für die anderen ein kollektives Erlebnis sein. Ein Konzertbesuch kann beides sein. Auf der einen Seite ist das Konzert eine öffentliche Veranstaltung, in der die Präsenz anderer Menschen eine große Rolle spielt und einen Einfluss auf die Stimmung hat. Die Kollektivität ist dadurch immer ein Teil des Erlebnisses. Auf der anderen Seite kann es auch individuell sein, wenn man alleine hingeht und die Stimmung alleine genießen möchte ohne mit anderen Menschen in Kontakt kommen zu wollen. Doch auch hierbei muss man bemerken, dass die anderen Besucher immer automatisch ein Teil des Erlebnisses sind.

Die Kollektivität gehört dazu, auch wenn man das Erlebnis bewusst mit niemandem teilt. Zum Schluss ist das Erlebnis jedoch immer persönlich und einzigartig. Ein Ereignis kann nur beim ersten Mal sehr besonders sein, beim zweiten Mal ist es nicht mehr so speziell (Pine & Gilmore 1999, 165).

Aho (2001, 38) unterscheidet auch zwischen introvertierten und extrovertierten Erlebnissen. Wenn ein Erlebnis introvertiert ist, wird es nur innerlich für sich erlebt und nicht mit anderen Menschen geteilt. Extrovertierte Erlebnisse sind das Gegenteil: sie werden kollektiv erlebt und mit anderen geteilt. Wenn man Erlebnisse mit anderen Menschen teilt und vergleicht, müssen die persönlichen Betonungen immer berücksichtigt werden. Es kann sein, dass die Menschen ihre Erlebnisse übertreiben, etwas hinzufügen oder nicht alles erzählen. (Aho 2001, 38.) Gerade diese Subjektivität ist jedoch typisch für Erlebnisse. Es gibt keine richtigen oder falschen Erlebnisse.

Erlebnisse können nie in Frage gestellt werden und deshalb sollten die persönlichen Betonungen im Prinzip erlaubt sein.

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Erlebnisse kann man im Prinzip überall und zu jeder Zeit haben, doch entstehen sie häufig in der Freizeit: abends, an freien Tagen oder im Urlaub. Der Grund dafür könnte sein, dass man in der Freizeit entspannt ist und dadurch auch empfänglicher für neue Reize ist. In der Freizeit sucht man oft Kontrast zum Alltag und möchte nur das machen, was einem Spaß macht und was man genießt. Es ist auch möglich, dass man sich selbst verwirklichen möchte. (Ryan 2002, 30-31.) In der Touristik hat man das schon längst eingesehen, denn dort hat man Erlebnisse schon lange im Marketing benutzt.

Konsumforscher beschreiben Erlebnisse als persönliche, psychische und kognitive Prozesse, die in der Interaktion zwischen dem Konsumenten, dem Produkt und dem Service stattfinden. Die Teilnahme des Konsumenten ist bei der Entstehung besonders wichtig. (Gupta & Vajic 2000, 38.) Produkte und Serviceleistungen, die als Erlebnisse verkauft werden, müssen die Sinne des Konsumenten aktivieren. Da Erlebnisse aber subjektiv sind, können Unternehmen ihren Kunden keine garantierten Erlebnisse anbieten. Sie können nur günstige Bedingungen anbieten. (Markkanen 2008, 48;

Tarssanen 2009, 9-11.) Erlebnisse sind komplexe Einheiten, für ein holistisches Erlebnis müssen in dem Moment sowohl die Sinne und Emotionen als auch die

Tarssanen 2009, 9-11.) Erlebnisse sind komplexe Einheiten, für ein holistisches Erlebnis müssen in dem Moment sowohl die Sinne und Emotionen als auch die