• Ei tuloksia

6.1 Zur Stellung des Negationsverbs ei

6.1.1 Ei (nicht) als Satz- und Sondernegation

(118) Voin minä sinne mennä mutta puhu minä en. (Hakulinen et al. 2010: 1305) (ˏIch kann dorthin gehen, aber sprechen tue ich nicht.´ Wörtlich: ˏKann ich dorthin gehen aber spreche ich nicht-1Sg.´)

In (116) wird die Stellung des infiniten Verbs am Satzanfang vor dem Negationsverb und in (117) am Satzende vor dem Hilfsverb dargestellt. In (118) ist die Stellung des Negationsverbs hinter dem in der negativen Form stehenden Hauptverb fragwürdig.

Das Negationsverb ei kann sich mit einer Konjunktion verbinden, um einen Nebensatz einzuleiten (Vilkuna 2015: 480–481). Das Negationsverb wird auch in diesen Kombinationen in Personen konjugiert, vgl. folgende Beispiele:

(119) Hän väitti, että hän ei huomannut minua. (ˏSie hat behauptet, dass sie mich nicht bemerkt hat.´ Wörtlich: ˏSie behauptete, dass sie nicht.3Sg. bemerkte mich.´)

(120) Hän väitti, ettei hän huomannut minua. (ˏSie hat behauptet, dass sie mich nicht bemerkt hat.´ Wörtlich: ˏSie behauptete, dass-nicht.3Sg. sie bemerkte mich.´)

In (120) hat eine Verschmelzung der Konjunktion että (dass) und des Negationsverbs ei stattgefunden (että ei > ettei). In (119) hat keine Verschmelzung stattgefunden und das Negationsverb steht an der gewöhnlichen Stelle, und zwar an der Stelle des finiten Verbs.

6.1.1 Ei (nicht) als Satz- und Sondernegation

Die Negation im Finnischen negiert nicht unbedingt den ganzen Satz. Der negierte Teil des Satzes ist oft das Rhema, das neue Information enthält und normalerweise im hinteren Teil des Satzes auftritt (Hakulinen &

Karlsson 1988: 267–268; Hakulinen et al. 2010: 1308, 1536), vgl. folgende Beispiele, in denen der negierte Teil des Satzes dargestellt wird:

(121) Hän ei ostanut autoa. (ˏEr hat kein Auto gekauft.´ Wörtlich: ˏEr nicht.3Sg. kaufte ein Auto.´) (122) Liisa ei työskennellyt ahkerasti. (ˏLisa hat nicht fleißig gearbeitet.´ Wörtlich: ˏLisa nicht.3Sg.

arbeitete fleißig.´)

In (121) wird negiert, dass er das Auto gekauft hat, während in (122) negiert wird, dass Liisa fleißig gearbeitet hat, nicht, dass sie gearbeitet hat.

Das Thema10 des Satzes kann inner- oder außerhalb des Skopus der Negation stehen (Hakulinen & Karlsson 1988: 267). Oft zeigt die morphologische Form des Themas, ob es im Skopus der Negation steht oder nicht.

10 Das Thema ist etwas, worüber im Satz gesprochen wird. Es geht um ein Satzglied, oft eine Nominalphrase, die meistens am Anfang des Satzes auftritt (Hakulinen et al 2010: 1307–1308).

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In negierten Sätzen müssen verschiedene Satzglieder anders dekliniert werden als in positiven Sätzen (ebd.), vgl. folgende Sätze:

(123) Tätä lehteä ei ole vielä luettu. (ˏDiese Zeitung wurde noch nicht gelesen.´ Wörtlich: ˏDiese Zeitung nicht.3Sg. ist noch gelesen.´)

(124) Tämä lehti on jo luettu. (ˏDiese Zeitung wurde schon gelesen.´)

Das Objekt ist im negativen Satz (123) anders als im positiven Satz (124) dekliniert, wobei das Objekt im Skopus der Negation in (123) steht.

Auch die negativen Endungen -kaan, -kään, die mit verschiedenen Satzgliedern verbunden werden können, zeigen den Skopus an (Hakulinen et al. 2010: 1536), vgl. z.B.: Hänkään ei tullut kouluun. (ˏAuch sie kam nicht zur Schule.´ Wörtlich: ˏSie-auch nicht.3Sg. kam zur Schule.´). Lindgren (1974: 115) weist darauf hin, dass die Endungen -kaan, -kään die Verneinung sehr stark anzeigen. Es wird also klar, dass genau die Wörter mit den Endungen verneint werden, welche Positionen sie auch immer im Satz einnehmen. Die negierenden quantifizierenden Adverbialien und Pronomen als Thema gehören auch zum Skopus der Negation (Hakulinen

& Karlsson 1988: 267), vgl. z.B.: Mitään en sanonut. (ˏNichts habe ich gesagt.´ Wörtlich: ˏNichts nicht-1Sg.

sagte.´).

Oft gehören freie Adverbialangaben zum Skopus der Negation. Enthält ein Satz mehrere adverbiale Bestimmungen, von denen nur eine stärker negiert werden soll, wird diese adverbiale Bestimmung ans Ende des Satzes platziert (Hakulinen & Karlsson 1988: 268), vgl. folgende Beispiele:

(125) Hän ei matkusta laivalla Saksaan (, vaan Ruotsiin). (ˏEr reist mit dem Schiff nicht nach Deutschland (, sondern nach Schweden).´ Wörtlich: ˏEr nicht.3Sg. reist mit dem Schiff nach Deutschland (, sondern nach Schweden).´)

(126) Hän ei matkusta Saksaan laivalla (, vaan junalla). (ˏEr reist nach Deutschland nicht mit dem Schiff (, sondern mit dem Zug).´ Wörtlich: ˏEr nicht.3Sg. reist nach Deutschland mit dem Schiff (, sondern mit dem Zug).´)

In (125) wird negiert, dass er nach Deutschland reist, während in (126) negiert wird, dass er mit dem Schiff reist.

In Satzverbindungen kann der Skopus der Negation gleichzeitig im Haupt- und Nebensatz sein (Hakulinen et al. 2010: 1539). Sowohl im Haupt- als auch im Nebensatz steht dann eine Negation: Hän ei halunnut, että kukaan saisi tietää yhtään mitään. (ˏEr wollte nicht, dass jemand etwas erfahren dürfte.´ Wörtlich: ˏEr nicht.3Sg. wollte, dass niemand/keiner dürfte wissen gar nichts.´).

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Lindgren (1974: 125) weist darauf hin, dass das Negationsverb ei vorwiegend als eine Satznegation bezeichnet wird. Die sehr freie Wortstellung bietet allerdings die Möglichkeit an, eine Sondernegation zu erreichen. Die „WortwahlΎ und die „BetonungΎ dienen dazu, die Sondernegation markieren zu können (ebd.).

Innerhalb des Skopus der Negation wird der Teil, der einen Kontrasϊ ϼ͎΍΀ϊ΅ ͎͊μ „FέΜϥπΎ ͎͊μ ͵͎΀̲ϊ΍έΦ ΀͎Φ̲ΦΦϊ (Hakulinen et al. 2010: 1537). Der fokussierte Teil kann mit vaan (sondern) kontrastiert werden (ebd.), vgl.

folgende Beispiele:

(127) Sisko ei syönyt omenaa. [vaan veli.] (Hakulinen et al. 2010: 1537) (ˏNicht die Schwester hat den Apfel gegessen. [sondern der Bruder.]´ Wörtlich: ˏDie Schwester nicht.3Sg. aß den Apfel.

[sondern der Bruder.]´)

(128) Omenaa ei syönyt sisko. (ebd.) (ˏDen Apfel hat nicht die Schwester gegessen.´ Wörtlich:

ˏDen Apfel nicht.3Sg. aß die Schwester.´)

In (127) kann wegen der gewöhnlichen oder unmarkierten Wortstellung (Subjekt + Verb + Objekt = S-V-O) der fokussierte Teil Sisko nicht ohne die Kontrastierung vaan veli erkannt werden. In (128) ist die Wortstellung (O-V-S) markiert. Oft wird das Subjekt als das fokussierte Satzglied verstanden, wenn es als Rhema im Satz auftritt (128) (vgl. Hakulinen et al. 2010: 1310–1313, 1537). Vilkuna (2015: 474) weist darauf hin, dass fokussierte Satzteile oft ans Ende des Satzes verschoben werden.

In einem Satz mit dem Subjekt nach dem Negationsverb am Anfang des Satzes wird das Subjekt oft als fokussiert interpretiert: Ei sisko omenaa syönyt. (Hakulinen et al. 2010: 1537) (ˏNicht die Schwester hat den Apfel gegessen.´ Wörtlich: ˏNicht.3Sg. die Schwester den Apfel aß.´). Vilkuna (2015: 474) weist aber darauf hin, dass eigentlich alles, was einer vorangestellten Negation folgt, fokussiert sein kann. Vilkuna (2015: 474) stellt Beispielsätze dar, um den Fokus der Negation zu zeigen:

(129) En MINÄ niitä tarvitse. (ˏNicht ICH brauche sie.´ Wörtlich: ˏNicht-1Sg. ICH sie brauche.´) (130) En minä NIITÄ tarvitse. (ˏIch brauche nicht SIE.´ Wörtlich: ˏNicht-1Sg. ich SIE brauche.´) (131) En minä niitä TARVITSE. (ˏNicht BRAUCHE ich sie.´ Wörtlich: ˏNicht-1Sg. ich sie BRAUCHE.´) In (129) wird das Subjekt fokussiert, während in (130) das Objekt und in (131) das Verb fokussiert werden.

Laut Hakulinen und Karlsson (1988: 268) kann der Fokus auch durch eine Verschiebung des fokussierten Satzglieds an den Anfang des Satzes angezeigt werden, vgl. folgendes Beispiel:

(132) Sopimusta kustantaja ei allekirjoittanut. (Hakulinen & Karlsson 1988: 268) (ˏDen Vertrag hat der Verleger nicht unterschrieben.´ Wörtlich: ˏDen Vertrag der Verleger nicht.3Sg.

unterschrieb.´)

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In (132) ist also das Objekt fokussiert. Falls das Negationsverb an der gewöhnlichen Stelle im Satz steht, kann das Satzglied am Satzanfang nur dann als fokussiert verstanden werden, wenn ein Verb auf dem letzten Platz des Satzes auftritt (Hakulinen et al. 2010: 1326). In (132) tritt das Hauptverb allekirjoittanut am Ende des Satzes auf, weswegen das Objekt Sopimusta als fokussiert interpretiert werden kann.