• Ei tuloksia

Lerneinheit 6: Sprachenwechsel

8 Glossar

In diesem Glossar erklären wir zentrale Begriffe so, wie wir sie im Pluri◦Deutsch-Projekt verstehen. Etliche Begriffe im Bereich der Mehrsprachigkeit werden sowohl geschichtlich als auch unterschiedliche Ansätze / Disziplinen betreffend verschieden verstanden. Das Glossar bieten Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, eine Möglichkeit, schnell nachzuschlagen. Die Begriffe sind in Kapitel 2 ausführlicher erläutert und dort bibliographiert.

Codeswitching bezeichnet den Wechsel von einer Sprache A zu einer Sprache B nur für ein Wort oder eine Phrase; nach dem Codeswitching setzt man mit Sprache A fort. (↗ Sprachenwechsel)

Erstsprache oder L1 ist die Sprache, die eine Person in den ersten Lebensjahren er-wirbt. Wenn eine Person mit mehr als einer Sprache seit dem Babyalter auf-wächst, spricht man von simultanem Erstsprachenerwerb. Dann hat die Person zwei (oder drei) Erstsprachen. Nicht in jedem Fall ist die Erstsprache auch die Schulsprache, was im Rahmen der hier beschriebenen Kurse von Bedeutung ist.

Da die Erstsprache auch nicht in jedem Fall die Muttersprache ist, vermeiden wir in unserem Kontext den Begriff Muttersprache zugunsten des Begriffs Erst-sprache.

EuroComGerm ist ein Ansatz der ↗ Interkomprehensionsdidaktik für die germani-sche Sprachfamilie. (↗ Sieben Siebe)

Fach-mit-Sprache-Ansatz bezeichnet ein Studium, das auf die Expertise in einem Fach ausgerichtet ist und fachbezogene Fremdsprachenkurse enthält oder zusätz-lich anbietet, da sprachzusätz-liche Kompetenz nicht zentral ist, jedoch eine wichtige Hilfsfunktion beinhaltet. Die in diesem Studienkontext angebotenen Kurse müs-sen daher bestimmte Fachinhalte und spezifische Textsorten sowie Kommuni-kationssituation berücksichtigen. (↗ Sprache-mit-Fach-Ansatz)

Interkomprehension bezeichnet das Verstehen in einer Sprache, die man nicht er-worben oder nicht gelernt hat. Das Verstehen erfolgt aufgrund des interlingualen Transfers aus einer (oder mehreren) typologisch verwandten Sprache(n). Man unterscheidet zwischen interaktionaler und rezeptiver Interkomprehension. In-teraktionale Interkomprehension beschreibt eine Kommunikationssituation, in der Beteiligte sich verständigen können, auch wenn sie die Sprache, die der/die KommunikationspartnerIn verwendet, nicht beherrschen oder nicht gelernt ha-ben. Rezeptive Interkomprehension bezieht sich auf das Verstehen von Lese- oder Hörtexten in einer Sprache, die man nicht gelernt hat und nicht beherrscht.

Interkomprehensionsdidaktik zielt auf den Aufbau der Verstehenskompetenz in ei-ner Sprache, die man nicht beherrscht oder nicht gelernt hat. Die Verwendung des Vorwissens zum Erschließen der zielsprachlichen Inhalte bildet den Aus-gangspunkt für die interkomprehensiven Ansätze. (↗ EuroComGerm, ↗ Sieben Siebe)

Kann-Beschreibungen beschreiben im Kontext von Kompetenzorientierung typische zumeist handlungsorientierte Teillernziele für das Sprachenlernen; sie bilden die Basis für Bewertungskriterien. Im Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen werden sie auch (Beispiel-)Deskriptoren genannt, englisch Can do-statements sowie (illustrative) descriptors.

L1 ist die Bezeichnung für die Erstsprache (↗ Erstsprache)

L2 bezeichnet im Rahmen der Mehrsprachigkeitsdidaktik zweierlei: entweder die erste Fremdsprache, die eine Person lernt, oder alle Sprachen, die eine Person gelernt hat, bevor sie mit dem Erlernen der aktuellen Zielsprache begonnen hat. Außer-halb der Mehrsprachigkeitsdidaktik wird L2-Lernen oft allgemein für das Fremdsprachenlernen verwendet.

L3 bezeichnet im Rahmen der Mehrsprachigkeitsdidaktik zweierlei: Zum einen ver-steht man darunter eine ↗ Tertiärsprache. Mit dieser Bezeichnung wird auf die Besonderheiten beim Lernen einer Folgefremdsprache hingewiesen. Zum ande-ren wird mit L3 auch die Sprache gemeint, die man aktuell lernt und die man damit von allen zuvor gelernten Sprachen (↗ L2) abhebt.

Mediation ↗ Sprach(en)mittlung

Mehrsprachiges Bewusstsein umfasst ein Bewusstsein über Sprachen und ihre Ver-wendung sowie vergleichend bzw. zwischensprachlich über Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Sprachen. In plurilingualen Kursen lässt sich damit

↗ Transfer bzw. zwischensprachliche Interaktion thematisieren und fördern.

(Englisch multilingual awareness)

Mehrsprachigkeit wird in dieser Handreichung hauptsächlich als individuelle Mehr-sprachigkeit (↗ plurilingual) aufgefasst. Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, ab wie vielen Sprachen Mehrsprachigkeit vorliegt. Wir definieren eine Person als mehrsprachig, wenn sie Kompetenzen in drei oder mehr Sprachen auf verschiedenen Niveaus hat. In Bezug auf Finnland kann man von einem mehr-sprachigen Land sprechen. In diesem Fall ist die gesellschaftliche Mehrsprachig-keit gemeint. Diese kommt in Finnland dadurch zustande, dass es zwei Amts-sprachen gibt: Finnisch und Schwedisch; darüber hinaus genießt Englisch einen Status, wonach die Sprache nicht mehr als Fremd- sondern als Zweitsprache ge-sehen werden kann.

Mehrsprachigkeitsdidaktik vereint zahlreiche didaktische Ansätze, denen gemein-sam ist, das mehrsprachige Repertoire der Lernenden als Ressource und Poten-tial zu sehen und im Lehrprozess aktiv zu nutzen. Das Bild eines native speakers wird nicht mehr als Zielvorstellung beim Fremdsprachenlernen gesehen, son-dern es geht darum, dass eine Person mit all den sprachlichen Ressourcen, die ihr zur Verfügung stehen, eine kommunikative Situation meistert.

Metasprachliche Reflexion ist eine Methode des Bewusstmachens, um die

↗ Sprachenbewusstheit zu fördern, beispielsweise im Unterricht oder im Lern-portfolio, wenn die mehrsprachige Interaktion erläutert und evaluiert wird.

Plurilinguale Kompetenz beschreibt

a) die Fähigkeit, in drei oder mehr Sprachen zu kommunizieren, und beinhaltet integral mehrsprachige Aktivitäten ↗ Sprachenwechsel, ↗ Codeswitching,

↗ Sprachenmittlung und ↗ Transfer;

b) nach dem Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen umfasst

plurilinguale und plurikulturelle Kompetenz die Fähigkeit, das zusammen-hängende, uneinheitliche plurilinguale Repertoire flexibel einzusetzen.

Plurilingual verweist auf die individuelle Mehrsprachigkeit einer Person, die auf ver-schiedenen Niveaus Kompetenzen in drei oder mehr Sprachen hat; im didakti-schen Kontext, beispielsweise eines Sprachenkurses, Curriculums oder Kompe-tenzbegriffs, bezeichnet plurilingual diese Ausrichtung.

Plurilingualer Kurs ist ein doppelt mehrsprachig ausgerichteter Sprachkurs: Zum ei-nen werden die vorgelernten Sprachen (↗ Tertiärsprachendidaktik) für Produk-tion und RezepProduk-tion genutzt und zum anderen wird interaktiv die gelingende mehrsprachige Kommunikation mit zwei oder mehr Fremdsprachen mit dem Ziel ↗ plurilinguale Kompetenz trainiert.

Sieben Siebe stellen Transferbasen zwischen den Sprachen einer Sprachfamilie zur Verfügung. Diese Transferbasen unterstützen im Rahmen des ↗ EuroCom-Germ-Konzeptes das Verstehen der Texte in Sprachen, die man nicht beherrscht oder nicht gelernt hat. Die Sieben Siebe des EuroComGerm sind: Kognaten (In-ternationalismen und Germanismen), Lautentsprechungen, Graphien und Aus-sprachen, Wortbildung, Funktionswörter, Morphosyntax, Syntax. (↗ Interkom-prehensionsdidaktik)

Sprache-mit-Fach-Ansatz steht für ein Studium, das auf fremdsprachliche Kompe-tenz als den zentralen Teil der Expertise ausgerichtet ist. Dazu gehört bspw. das Studium der Germanistik, wo die Expertise in der deutschen Sprache, im Um-gang mit Texten und Kommunikationssituation unter Zuhilfenahme des Wissens über die kulturellen Hintergründe im Zentrum steht. Darüber hinaus, z.B. im Rahmen eines Nebenfach-Studiums, erwerben Studierende weiteres beruflich relevantes Wissen. Eine typische Konstellation ist das Studium der Germanistik und der Bildungswissenschaften. (↗ Fach-mit-Sprache-Ansatz)

Sprachenbewusstheit ist das ‚Sich-im-Klaren-Sein‘ über die Strukturen, die Verwen-dung (Gnutzmann 2017, 20) und über das Erlernen von Sprachen und als Bewusstmachen ein Grundprinzip der Tertiärsprachendidaktik. Dieser Erkennt-nisprozess, gefördert beispielsweise durch ↗ metasprachliche Reflexion, dient als Lernhilfe, indem u.a. an dem Wissen über und an die Lernerfahrungen mit vorgelernten Sprachen explizit angeknüpft wird.

(↗ mehrsprachiges Bewusstsein)

Sprachenwechsel bezeichnet den Wechsel von einer Sprache A zu einer Sprache B, wobei man mit der Sprache B fortsetzt. (↗ Codeswitching)

Sprach(en)mittlung (im GeR-Begleitband genannt Mediation) ist die zusammenfas-sende und ggf. erklärende Übertragung von Information in eine andere Sprache (Übertragung).

Tertiärsprache oder L3 ist eine Bezeichnung für Sprachen, die als 2., 3. oder 4. (usw.) Fremdsprache erworben oder gelernt werden. (↗ L3)

Tertiärsprachendidaktik berücksichtigt, dass Lernende, die die zweite Fremdspra-che oder weitere FremdspraFremdspra-chen erlernen, sowohl sprachliFremdspra-ches als auch fremd-sprachenlernstrategisches Wissen in den Unterricht mitbringen. Sie fördert eine aktive und zielgruppenorientierte Nutzung dieses Vorwissens für ein effizientes Erlernen der Zielsprache. Dazu gehören bewusstes Vergleichen der Ähnlichkei-ten und Unterschiede zwischen den Sprachen, rasche Entfaltung der Verstehens-kompetenz sowie Bewusstmachung der Lernprozesse zur Förderung des autono-men Lernens. Der Transfer und das Bekannte bilden den Ausgangspunkt für das Lernen.

Transfer bezeichnet Entlehnungen oder Übertragungen zwischen Sprachen bei Re-zeption und Produktion; es ist ein zentrales Konzept in der Mehrsprachigkeits-didaktik und in der Mehrsprachigkeitsforschung (Fachbegriff: zwischensprach-liche Interaktion / cross linguistic interaction). Transfer als psycholinguistischer Prozess ist nicht beobachtbar, kann aber durch Sprachenvergleich thematisiert, bewusst gemacht und gefördert werden.