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eingehen und die Vorstellungen einiger der wichtigsten und berühmtesten Soziologen, wie zum Beispiel Ferdinand Tönnies und Emilé Durkheim, über die Gemeinschaft darstellen.

Die Idee der Gemeinschaft war während des 19. Jahrhunderts sehr positiv, und der Verlust der Gemeinschaften war etwas, wovor man Angst hatte. Obwohl viele Intellektuelle die Gemeinschaft verschieden interpretierten, waren alle diese Interpretationen doch weitgehend positiv. Die Industrialisierung, die während des 18.

Jahrhunderts begann, führte zur Herausbildung einer modernen Gesellschaft, und diese Modernisierung wurde oft negativ gesehen. In der Industrialisierung wird oft der erste Individualisierungsprozess der Gesellschaft gesehen. Die Vergangenheit und die traditionale Gemeinschaft wurden gelobt und die moderne Gesellschaft (oder Industriegesellschaft) dagegen oft heftig kritisiert. Die Unpersönlichkeit und Anonymität der industrialisierten Gesellschaften wurden angegriffen und die persönlichen und engen Beziehungen der traditionellen Gemeinschaften dagegen hervorgehoben. Es handelte sich also um eine Nebeneinanderstellung von einer warmen, guten und nahen Gemeinschaft und einer modernen Gemeinschaft, die oft als kalt, böse und fremd angesehen wurde. Diese Konfrontation kommt auch in der heutigen Diskussion über die Gemeinschaft vor. Sir Henry Maine ist der Meinung, dass die frühere Gemeinschaft patriarchalisch war, da der älteste Mann die absolute Machtposition über die ganze Familie hatte. In der modernen Welt dagegen ist die Grundeinheit nicht mehr die Großfamilie, sondern vielmehr das Individuum. Der Staat hat die Macht, nicht mehr die Familie. Und die Natur der Verhältnisse zwischen den Menschen basiert nicht mehr auf dem Status wie in der traditionalen Gemeinschaft sondern eher auf den individuellen Verträgen. Maine spricht also von der Entwicklung von der Statusgesellschaft zur Vertragsgesellschaft. (Vgl. Bell &

Newby 1971, 21ff.)

Ferdinand Tönnies, den man als Gründer der deutschen Soziologie ansieht, hat die Diskussion über die Theorie der Gemeinschaft begonnen. Tönnies hat in seinem berühmten Werk Gemeinschaft und Gesellschaft, das im Jahre 1887 erschien, diese beiden Begriffe definiert. Laut Tönnies ist die Entwicklung der traditionalen zur

modernen Gesellschaft mit der Entwicklung der Gemeinschaft zur Gesellschaft verbunden. Laut Tönnies (1979, 4) ist Gemeinschaft die ursprüngliche, echte und dauernde Form des Zusammenlebens, während Gesellschaft nur etwas Vorübergehendes und Scheinbares ist. Gemeinschaft soll als ein lebendiger, realer Organismus, Gesellschaft dagegen als ein mechanisches Artefakt verstanden werden (Tönnies 1979, 3-4, Eräsaari 1993, 15). Tönnies unterscheidet zwischen drei Arten des Zusammenlebens in einer Gemeinschaft: die Gemeinschaft des Blutes (Verwandtschaft), die Gemeinschaft des Ortes (Nachbarschaft) und die Gemeinschaft des Geistes (Freundschaft). (Tönnies, 1979, 12.) Die engste Form und das Ideal einer Gemeinschaft ist nach Tönnies (1979, 7-8) die Familie. Die Mitglieder einer Gemeinschaft haben ähnliche Gefühle, Wünsche, Attitüden und Glauben und die Verbundenheit zwischen den Individuen ist natürlich, wie in der von Tönnies idealisierten Familie. Die Menschen in einer Gemeinschaft leben mit- und füreinander. (Tönnies 1979, 12, 13; Eräsaari 1993, 29.) In einer Gemeinschaft herrscht zwischen den Menschen volles Einverständnis darüber, welchen Platz jeder in der Gesellschaft hat. Also basiert die Gesellschaft auf dem Status und nicht auf dem Vertrag. Die Mitglieder einer Gemeinschaft bleiben normalerweise an ihrem Geburtsort und der Aufstieg in der sozialen Hierarchie ist auch ganz selten. Die moralischen Wächter der Gemeinschaft sind die Familie und die Kirche. Solidarische Verhältnisse sind auch charakterisierend für die Gemeinschaft, und Solidarität ist auch ein wichtiges Kennzeichen der heutigen Gemeinschaften. (Bell & Newby 1971, 23-24.)

Gesellschaft ist laut Tönnies (1979, 34) die zweite Form des Zusammenlebens. Auch hier geht es, wie in einer Gemeinschaft, um einen Kreis von Menschen, die friedlich nebeneinander leben und wohnen, aber der Unterschied ist, dass sie nicht miteinander, sondern getrennt leben. Die Verhältnisse zwischen den Menschen in einer Gesellschaft sind unpersönlich und vertragsmäßig. In einer Gesellschaft ist jeder für sich alleine und keiner wird ohne Gegenleistung etwas für den anderen tun. In einer Gemeinschaft wird für ein gemeinsames Ziel gearbeitet, aber in einer Gesellschaft denkt jedes Individuum nur an seinen eigenen Profit, die Zusammenarbeit basiert auf Verträgen und Tausch von Waren, alle agieren als selbstständige Mächte für ihren eigenen Zweck. So sind die Motive der Zusammenarbeit egoistisch. (Bell & Newby 1971, 25, Tönnies 1979; Eräsaari 1993, 29.) Diese Dichotomie von Tönnies zwischen

Gemeinschaft und Gesellschaft wird laut dem amerikanischen Soziologen Robert Nisbet (Bell & Newby 1971, 25) als die Grundidee der soziologischen Tradition angesehen.

Laut Durkheim unterscheidet sich die moderne Gesellschaft von der traditionalen Gemeinschaft durch die Arbeitsteilung (Durkheim 1933). Durkheim nennt zwei Gesellschaftsstrukturen, die sich durch verschiedene Formen der Solidarität unterscheiden. Diese zwei Formen sind mechanische Solidarität und organische Solidarität (Müller 2006, 158-159; Durkheim 1933). Die mechanische Solidarität kennzeichnet vor allem die archaischen Gesellschaften, die eng verbunden waren und wo Kollektivität und gemeinsame Anschauungen wichtig waren. Diese Solidarität, oder das Kollektivbewusstsein, wird umso mächtiger, je einfacher die soziale Struktur und je geringer die Individualität in einer Gesellschaft ist. Die moderne Gesellschaft wird laut Durkheim (1933, 131) durch organische Solidarität gekennzeichnet. Diese Form der Solidarität wird durch die Arbeitsteilung der Gesellschaft produziert und die Menschen sind mehr und mehr abhängig von der Gesellschaft und voneinander.

Gleichzeitig ist aber auch die Arbeit persönlicher und spezieller. Durkheim spricht nicht vom Zerfall der Gemeinschaft, sondern er spricht von der Veränderung der sozialen Verhältnisse und vom Übergang der mechanischen Solidarität in die organische Solidarität. Im Gegensatz zu Tönnies, der Gemeinschaft als Organisches gesehen hat, ist sie für Durkheim etwas Mechanisches. Die theoretischen Schemata von Tönnies und Durkheim sind durch unterschiedliche Einstellungen zu Vergangenheit und Zukunft beeinflusst worden: Tönnies’ Einstellung zur Vergangenheit war optimistisch und die zur Zukunft pessimistisch, Durkheim dagegen sah die Situation genau umgekehrt. (Eräsaari 1993, 15, 18.) Durkheim (Müller 2006, 158; Durkheim 1933) bezeichnet die mechanische Solidarität als Solidarität, die auf Ähnlichkeiten, zum Beispiel auf ähnlichen Gefühlen, basiert.

Auf die Theorie der Gemeinschaft und Gesellschaft von Ferdinand Tönnies gehen auch heutige Gemeinschaftsdefinitionen noch zurück. Die Theorie von Tönnies sowie die Theorie solcher wichtigen Soziologen wie Emilé Durkheim bilden die Grundlagen für die heutige Diskussion über die Gemeinschaft. Besonders heute, wo sich die Gesellschaft schnell verändert und die neuen Gemeinschaftsformen immer wichtiger werden, ist es wichtig zu wissen, wo die Definition der Gemeinschaft ihre Wurzeln

hat und warum die Gemeinschaft immer wieder als etwas Positives gesehen wird und warum Menschen sich nach einer Gemeinschaft sehnen.

3.2 Kommunitarismus – Reaktion gegen die