• Ei tuloksia

2 Datennetzwerke im Dienst des Lernens

3.2 Fremdsprachendidaktische Faktoren

3.2.2 Übung und Rückmeldung

Ihanainen (2002, 161–163) gliedert die pädagogische netzwerkbasierte Kommunikation in vier Untertypen: die vortragende, erledigende, interaktive und kreative Kommunikation. Hat der Leh-rer die zentrale Position in der Kommunikation, handelt es sich um vortragende Kommunikation.

Nimmt die kommunikative Rolle der Lernenden zu, findet ein Übergang zur erledigenden Kom-munikation statt. Wenn der Lehrer sich die Rolle eines gleichwertigen Teilnehmers aneignet, geht es um interaktive Kommunikation. Und versucht man schließlich mittels der interaktiven Kommunikation eine Lösung für ein Problem zu finden oder etwas Neues zu entwickeln, handelt es sich um kreative Kommunikation.

Die erledigende Kommunikation kommt in Situationen vor, in denen über das Netzwerk Auf-gaben bzw. Übungen bearbeitet werden. Sie ist nicht sehr interaktiv: die Lernenden reagieren auf Anweisungen, die von einem anderen festgelegt wurden, und die Ergebnisse der Kommunikation werden durch den Lehrer bewertet. Um erfolgreich zu sein, müssen die Lerner neben Lern-inhalten auch die Anwendung des Netzwerks beherrschen. (Vgl. Ihanainen 2002, 162.) Diese Art der Kommunikation ist im netzwerkbasierten Fremdsprachenunterricht besonders anwendbar.

Rösler & Tschirner (2002, 146) konstatieren, die fremdsprachendidaktische Diskussion zwischen den Anhängern der bewussten Sprachlernanstrengungen einerseits und der unbewussten Erwerbsprozesse andererseits hätte gezeigt, dass beim Aufbau von fremdsprachlicher Hand-lungskompetenz beide Arten von Lern- bzw. Erwerbserfahrungen gemacht werden müssen.

Funktionale fremdsprachliche Fähigkeiten seien eine Art von Expertenwissen, die langfristig angelegte und gut strukturierte Übungsphasen und Übungssequenzen verlangen würden, wie auch eine gute Betreuung durch den Lehrer.

In Anlehnung an die Einsicht von Rösler & Tschirner ist eine aufgabenorientierte Lehrmethode im netzwerkbasierten Fremdsprachenunterricht berechtigt. Nach Ihanainen (2002, 174) wird im aufgabenorientierten netzwerkbasierten Unterricht auf Grund von vorgeplanten Lernaufgaben gearbeitet, was wiederum entweder die Erledigung von Aufgaben oder aber einen offenen Pro-zess bedeuten kann. Im Folgenden werden die oben im Kapitel 3.2.1 dargestellten Lernangebote bzw. Didaktisierungsvorschläge nochmals besprochen, um zu sehen, welche Arten von Auf-gaben bzw. Übungssequenzen in ihnen vorkommen, und wie die Rückmeldung und Betreuung durch den Lehrer stattfindet oder stattfinden soll.

Tabelle 7: Übungen zu einem Zeitungsartikel in Landeskunde online des Goethe-Institutes

Anweisungstext Beschreibung der

Übungstyp

Übung 1 Richtig oder falsch? Leseverstehen mit

Bewertung von Behauptungen

Übung 2 Welche Lösung ist richtig? Leseverstehen mit

Auswahl von zwei Alternativen Übung 3 Im Text gibt es eine Reihe von Zahlen. Ordnen Sie den Zahlen die

passenden Fakten aus dem Text zu Leseverstehen mit

Texterzeugung Übung 4 Im Text steht "all das ist ansteckend".

a) In welchem Zusammenhang gebraucht man den Begriff

"ansteckend sein"? (Sehen Sie im Wörterbuch nach.)

b) Erklären Sie, was hier damit gemeint ist und was hier ansteckend ist.

Leseverstehen mit Texterzeugung

Übung 5 In der Vorübung sollten Sie schon das Motto der Grundschule Irisweg für den Karnevalszug in diesem Jahr erklären. Das Motto heißt: "Ejal wie doll dä Euro jlänz, uns Wertanlage sinn de Pänz". Der Direktor der Schule, Martin Verführth, erklärt das noch näher.

a) Wie erklärt Herr Verführth das Motto?

b) Wie gefällt Ihnen dieses Motto?

Leseverstehen mit Texterzeugung

Übung 6 Berichten Sie nun mit eigenen Worten vom Schullzoch in Köln.

Berücksichtigen Sie dabei:

a) die Vorbereitungen für den Zug, b) den Ablauf des Zuges und c) die Äußerungen der Schüler.

Texterzeugung

Übung 7 Sie sind nun eine Schülerin oder ein Schüler der Grundschule Irisweg in Porz-Zündorf. Schreiben Sie einen Brief an Ihre Brieffreundin oder Ihren Brieffreund. Berichten Sie vom Schullzoch in Köln und Ihren ganz persönlichen Erfahrungen.

Texterzeugung

Übung 8 Wie gefällt Ihnen die Idee der "Schullzöch"? Erzählen Sie. Hätten Sie auch Lust, bei einem solchen Zug mitzumachen? Denken Sie sich ein Motto (auf Hochdeutsch!) und die dazu passende Dekoration für Ihren Karnevalswagen aus.

Texterzeugung

Übung 9 Es gibt in Köln noch viele andere Karnevalszüge. Neben dem großen Rosenmontagszug sowie den Schull- und Veedelszöch gibt es z.B.

noch den Geisterzug. Zur Geschichte dieses Zuges erfahren Sie hier mehr, wenn Sie die passenden Verben im Präteritum einsetzen.

Lückentest

Die Tabelle 7 listet die 9 Übungen auf, die zu dem Zeitungsartikel Schull- und Veedelszöch in Köln in Landeskunde online des Goethe-Institutes angeboten werden. Inhaltlich repräsentieren sie die Bereiche Leseverstehen, Texterzeugung und Grammatik.

Die Übungen werden im Internet zur Verfügung gestellt und bearbeitet. Sie beinhalten einige äußere Merkmale der von Ihanainen erläuterten erledigenden Kommunikation, die über das Datennetzwerk stattfindet. In Abb. 11 sind zwei Aufgaben dargestellt, die wie Webformulare aussehen, die aber in dem Sinne keine sind, als sie einem Lehrer bzw. Tutor nicht zugeschickt werden. Wenn man den Link Lösung anklickt, erhält man im neuen Fenster die richtigen Ant-worten, so dass man die eigene Leistung selbst auswerten kann. Hier werden also Aufgaben im Datennetzwerk erledigt, aber die Ergebnisse der Kommunikation werden nicht durch einen

Leh-rer bewertet, weil keine Kommunikation über das Datennetzwerk stattfindet. Um Rückmeldung über die Leistung des Lerners zu ermöglichen, müssten die erledigten Übungen ausgedruckt und dem Lehrer im Papierform eingereicht werden. Kurz gefasst, die Übungen des Dienstes Landes-kunde Online entsprechen einem traditionellen Übungsbuch, das die richtigen Antworten zu den Übungen am Schluss des Buches angibt. Landeskunde Online bietet strukturierte Übungsphasen und Übungssequenzen, aber die Betreuung der Lerner muss durch den Lehrer selbst außerhalb des Lernangebotes geplant und organisiert werden.

Abb. 11 Beispiele von Übungsmaterial in Landeskunde Online des Goethe-Institutes.

Die Internetanwendung im Kontaktunterricht nach dem Modell von Donath beinhaltet keine festgelegten, formalen Übungen. Es handelt sich um aufgabenorientierten netzwerkbasierten Unterricht, während dessen auf Grund von vorgeplanten Lernaufgaben in einem offenen Prozess gearbeitet wird. Der Prozess ist einerseits funktional und inhaltlich strukturiert: den Lernenden werden präzise Arbeitsanweisungen gegeben, sie bearbeiten ein bestimmtes Thema und sie wis-sen, was für eine Leistung von ihnen erwartet wird. Andererseits arbeiten die Lerner relativ selb-ständig mit offenen Lernzielen, indem auch unbewusste Erwerbsprozesse neben dem bewusstem Vokabellernen stattfinden können. Der Lehrer steht als Betreuer des Lernens dem Lernenden stets zur Verfügung. Je nach Ablauf der Unterrichtssituation wird man sich im Gebiet zwischen der erledigenden und der interaktiven Kommunikation bewegen, obwohl die Kommunikation an sich nicht über das Datennetzwerk läuft.

In das Lernsystem Das politische System Deutschlands sind viele Übungen eingebaut, die im Unterschied zu Landeskunde Online automatisch bewertet werden. Sie entsprechen einerseits den herkömmlichen Übungstypen von Lehrbüchern und Hörkassetten, andererseits stehen auch Übungen zur Verfügung, die mehr einem Computerspiel ähnlich sind. Inhaltlich decken die

Übungen das Leseverstehen, Hörverstehen und Vokabellernen ab; diese Einteilung ist auch in der Navigation sichtbar (s. oben, Abb. 10).

Abb. 12 Beispiele von Übungstypen im Lernsystem Das politische System Deutschlands.

Die Abb. 12 und Abb. 13 bringen die Systematik des Lernsystems zum Vorschein. Das Übungs-angebot ist klar überschaubar, und obwohl die Bedeutung von Symbolen als Hinweis auf die verschiedenen Übungstypen nicht unmittelbar eindeutig ist, lernt man die Symbole schnell rich-tig zu interpretieren.

Abb. 13 Weitere Beispiele von Übungstypen im Lernsystem Das politische System Deutschlands.

Die Hörübungen und Übungen zum Leseverständnis sind Webformulare, die die Leistung des Lernenden automatisch bewerten und auch Rückmeldung in Form eines einfachen Kommentars anbieten. Die Wortschatzübungen repräsentieren eine andere Art von Übungen, nämlich virtuelle Kartenspiele mit Wörtern. Die vom Lehrer bzw. Hersteller des Materials ausgewählten Wörter werden als interaktive Karten auf dem Bildschirm dargestellt, wie der Abb. 14 zu entnehmen ist.

Im Beispiel A sind nur die Rückseiten der Spielkarten zu sehen, und die Lerner werden be-auftragt, die Karten „umzudrehen“, um richtige Deutsch-Englische Wortpaare zu entdecken. Im Beispiel B werden auch Wortpaare gesucht, aber die Wörter sind die ganze Zeit sichtbar. In

bei-den Spielen kontrolliert das Programm die Richtigkeit der Leistung. Im Beispiel C werbei-den die Karten einzeln gezeigt, das deutsche Wort steht auf der einen Seite, und das englische auf der anderen. Die Lerner können die Karten umdrehen und dabei überprüfen, ob sie die Vokabeln richtig beherrschen oder nicht. Wenn sie ein einzelnes Wort gelernt haben, können sie die ent-sprechende Karte vom Kartenspiel entfernen. Zu den Kartenspielen wird auch eine zwei-sprachige Wortliste angeboten, wie das Beispiel D veranschaulicht.

A B

C D

Abb. 14 Wortschatzübungen im Lernsystem Das politische System Deutschlands.

Auch bei diesen Übungen geht es nicht um erledigende Kommunikation im dem von Ihanainen definierten Sinne. Die Merkmale der bewussten Sprachlernanstrengungen und des strukturierten Unterrichts sind hier vorhanden, die Betreuung der Lernenden ist jedoch der Automatik über-lassen. Die automatische Prüfung der Aufgaben scheint in der Tat ein Trend bei internetbasierten Lernaufgaben zu sein. Nach Braun (2000, 59) ist die programmgesteuerte online-Auswertung Standard in Lernangeboten geworden, bei denen die Ergebnisse der Aufgaben sich auf einfache

ja/nein Antworten, auf Auswahl unter vorgegebenen Möglichkeiten oder auf Eingabe von antizi-pierbarem Text beschränken.

Das Fehlen von Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den Lernenden und Lehrenden im ersten und dritten Beispiel dieses Kapitels ist an sich keine Überraschung. Die vorgestellten Lernmaterialien stehen jedem kostenlos durch das offene Internet zur Verfügung. Die Teil-nehmerzahl der eventuellen Kommunikation wäre in so einer Situation im Prinzip unbegrenzt, was das Anbieten der Betreuung direkt durch die jeweiligen Webseiten schwer oder sogar un-möglich macht. Kostenpflichtig wird aber auch Betreuung über das Internet angeboten, wie z.B.

bei Redaktion-D45 des Goethe-Institutes. Welche Arten von Lernmaterialien und Kommunika-tion in geschlossenen Intranets bzw. Lernumgebungen vorkommen, kann im Rahmen dieser Ar-beit nicht geklärt werden.

Technisch möglich, aber nicht problemlos ist eine Lösung, die z.B. in den Lernangeboten Deutsch üben im Internet46 und Web Activities47 benutzt wird. In diesen Materialien bestehen die Aufgaben aus Webformularen, die an eine vom Benutzer gegebene E-Mailaddresse geschickt werden:

[...] the website was designed so that the exercises could be sent to any e-mail address. That is, any instructor is welcome to use them, but must give his/her address to the students in order to receive the exercises. (Lyon 2003)

Nach der Erledigung der Aufgaben und Eingabe der eigenen Namen und E-Mailaddresse wie auch der E-Mailaddresse des betreuenden Lehrers wird das Formular an die gegebene Adresse des Lehrers geschickt, der die Aufgabe auswerten und dies dem Studenten als ein E-Mail-Nach-richt zurückschicken kann. Als die Funktionalität der Webformulare im Rahmen dieser Arbeit getestet wurde, wurden jedoch keine E-Mails zu den gegebenen „Lehreraddressen“ erhalten.

Dies ist eventuell auf Restriktionen zurückzuführen, die auf den Formularmailer bzw. den Web-server des Lernangebotes programmiert sind.

45 http://www.goethe.de/dll/kur/flk/flg/a01/de35214.htm

46 http://www.colby.edu/german/deutsch_ueben/

47 http://ml.hss.cmu.edu/FacPages/amgreen/projects/webex.html